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Die Grenzboten. Jg. 32, 1873, I. Semester. I. Band.

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zog eine Convention wegen Uebertritts seiner Armee. In der Nacht zum 2.
war die Nachricht davon über Berlin bereits in das Hauptquartier Man-
teuffels gelangt. Zugleich ging die Meldung ein, daß General Hann nach
leichtem Gefecht Dijon besetzt habe und das Garibaldische Corps größtenteils
auf der Eisenbahn nach Sedan abgefahren sei. (Der Occupirung von Dijon
ist ein besonderes Kapitel gewidmet.) -- So war denn die Aufgabe der Süd¬
armee glänzend gelöst. Dem Uebertritte der französischen Armee auf neutrales
Gebiet -- ein weit erwünschteres Resultat als eine abermalige Capitulation
folgte die vollständige Besetzung des Jura-Departements und der Code d'or.
die Aufstellung der Südarmee mit Front gegen Lyon, die Uebergabe von Bel-
fort und die Ausdehnung des Waffenstillstandes auf die Südostregion. Dieser
führte indessen keineswegs Unthätigkeit herbei. -- Alle Borkehrungen um in
Stärke von 3 preußischen Armee-Corps die Offensive in der Richtung auf
Lyon und den französischen Südwesten ergreifen zu können und zugleich die
Belagerung von Langres zu eröffnen, waren getroffen, als der Abschluß der
Friedenspräliminarien dem Kriege ein Ende setzte.

Die Schrift des Grafen von Wartensleben über die Operationen der
Südarmee zeichnet sich durch ganz dieselben hohen Borzüge aus wie die über
die I. Armee. Beigegeben sind ihr die Ordre de Bataille der Südarmee bei
Beginn der Operationen, eine Stärkeangabe vom 21. Januar, eine Angabe
ihrer Verluste, ferner die Ordre de Bataille der ^renes Ah und die der
Vogesen-Armee, endlich an Karten ein Uebersichtsblatt und eine Detailkarte
ohne Terrain in 1:320,000.

Unsere Besprechung wird gezeigt haben, in wie weit schon heute eine
ausreichende und wahrhaft belehrende deutsche Literatur über den Krieg
1870/71 vorhanden ist. Die vorstehend aufgeführten Werke erscheinen uns als
die bis jetzt überhaupt maßgebenden. Den Arbeiten der Herren v. Schelk
und Graf v. Wartensleben über die I. und die Südarmee dürften sich binnen
Kurzem ähnliche Werke über die II. und III. Armee anreihen, auf welche wir
nach ihrem Erscheinen zurückzukommen gedenken. Die Absicht dieser auszüg¬
lichen Besprechungen ist die, den Lesern der "Grenzboten" an der Hand der
vorzüglichsten Schriftsteller eine ganz kurze Gesamtübersicht des Kriegsver¬
laufs zu geben und sie durch die genauesten Hinweise in den Stand zu setzen,
über jede Episode der glorreichen Feldzüge, welcher sie näher zu treten wünschen
sofort an der besten Quelle schöpfen zu können.




zog eine Convention wegen Uebertritts seiner Armee. In der Nacht zum 2.
war die Nachricht davon über Berlin bereits in das Hauptquartier Man-
teuffels gelangt. Zugleich ging die Meldung ein, daß General Hann nach
leichtem Gefecht Dijon besetzt habe und das Garibaldische Corps größtenteils
auf der Eisenbahn nach Sedan abgefahren sei. (Der Occupirung von Dijon
ist ein besonderes Kapitel gewidmet.) — So war denn die Aufgabe der Süd¬
armee glänzend gelöst. Dem Uebertritte der französischen Armee auf neutrales
Gebiet — ein weit erwünschteres Resultat als eine abermalige Capitulation
folgte die vollständige Besetzung des Jura-Departements und der Code d'or.
die Aufstellung der Südarmee mit Front gegen Lyon, die Uebergabe von Bel-
fort und die Ausdehnung des Waffenstillstandes auf die Südostregion. Dieser
führte indessen keineswegs Unthätigkeit herbei. — Alle Borkehrungen um in
Stärke von 3 preußischen Armee-Corps die Offensive in der Richtung auf
Lyon und den französischen Südwesten ergreifen zu können und zugleich die
Belagerung von Langres zu eröffnen, waren getroffen, als der Abschluß der
Friedenspräliminarien dem Kriege ein Ende setzte.

Die Schrift des Grafen von Wartensleben über die Operationen der
Südarmee zeichnet sich durch ganz dieselben hohen Borzüge aus wie die über
die I. Armee. Beigegeben sind ihr die Ordre de Bataille der Südarmee bei
Beginn der Operationen, eine Stärkeangabe vom 21. Januar, eine Angabe
ihrer Verluste, ferner die Ordre de Bataille der ^renes Ah und die der
Vogesen-Armee, endlich an Karten ein Uebersichtsblatt und eine Detailkarte
ohne Terrain in 1:320,000.

Unsere Besprechung wird gezeigt haben, in wie weit schon heute eine
ausreichende und wahrhaft belehrende deutsche Literatur über den Krieg
1870/71 vorhanden ist. Die vorstehend aufgeführten Werke erscheinen uns als
die bis jetzt überhaupt maßgebenden. Den Arbeiten der Herren v. Schelk
und Graf v. Wartensleben über die I. und die Südarmee dürften sich binnen
Kurzem ähnliche Werke über die II. und III. Armee anreihen, auf welche wir
nach ihrem Erscheinen zurückzukommen gedenken. Die Absicht dieser auszüg¬
lichen Besprechungen ist die, den Lesern der „Grenzboten" an der Hand der
vorzüglichsten Schriftsteller eine ganz kurze Gesamtübersicht des Kriegsver¬
laufs zu geben und sie durch die genauesten Hinweise in den Stand zu setzen,
über jede Episode der glorreichen Feldzüge, welcher sie näher zu treten wünschen
sofort an der besten Quelle schöpfen zu können.




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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 32, 1873, I. Semester. I. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341817_128991/149>, abgerufen am 23.05.2024.