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Die Grenzboten. Jg. 33, 1874, I. Semester. I. Band.

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malen Partei, jeder in seinem engern Vaterlande, in jenen Jahren den Kampf
gegen die particularistische Reaction unternommen, Bennigsen und Miquel
in Hannover, Volk in Baiern, Karl Braun in Nassau, Friedrich Oetker in
Kurhessen u. s. w. Selbst die Anwaltspraxis jener Jahre trug bei August
Metz einen starken politischen Beigeschmack. Er war der Vertheidiger beinahe
in allen politischen Processen der Provinz Starkenburg und in sehr vielen von
Oberhessen, namentlich auch in dem bekannten Hoch- und Landesverrathspro-
cesse gegen die Hanauer Turner. Auch diese Thätigkeit war fast ausnahms¬
los vom besten Erfolg gekrönt. --

Hatten nun schon die Verhandlungen der hessischen Kammern im Jahre
1853 über die Intriguen der damaligen hessischen Regierung bei Erneuerung
der Zollvereinsverträge Metz und seinen Gesinnungsgenossen die willkommene
Gelegenheit geboten, ihren Standpunkt in der deutschen Frage zu lebendigem
Ausdruck zu bringen, und, wie bekannt, durch die treffliche Handelspolitik
Preußens unterstützt, den hochfahrenden Plänen der Minister der deutschen
Mittelstaaten dabei eine entschiedene Niederlage zu bereiten: so war Metz auch
im Jahr 1869 beim Wiedererwachen des deutschen Nationalgeistes, einer
der ersten und verdienstvollsten Förderer und Begründer des deutschen Natio¬
nalvereins. --

Länger als das übrige Deutschland hat die gute Stadt Frankfurt a. M
und ihre Gaugenossenschaft die trennenden Schlagwörter der Frankfurter
Parlamentszeit sich als politische Richtschnur bewahrt. Die Dresdner Demo¬
kratie, die noch heute in dem Festhalten der alten Frankfurter Albernheiten
einen Act besonderer politischer Weisheit erblickt, kommt hier weiter nicht in
Betracht. Im Jahre 1859 namentlich waren noch längs der Mainlinie bis
tief in die Pfalz, nach Baden, Nassau, Baiern, Schwaben und Oberhessen
hinein ernstliche Schwierigkeiten zu überwinden, um einen einigermaßen nennens-
werthen Theil der Bevölkerung für die "Preußische Spitze" zu gewinnen, die
doch im Programm der neuen nationalen Einheitsbewegung unbedingt das
A und O bilden mußte. Um so größer ist das Verdienst von August Metz,
daß er von Anfang an in den vorbereitenden Versammlungen zum deutschen
Nationalverein die Formel fand und durchsetzte, welche auch im Süden dem
neuen politischen Verein zahlreichen Beitritt verhieß. Die in Frankfurt zu vertrau¬
licher Berathung versammelten Gaugenossen entsendeten Metz an der Spitze
ihrer Delegirten nach Eisenach. Hier ward die "Eisenacher Erklärung" mit
der sogenannten Metzischen Motivirung von fast allen Theilnehmern unter¬
schrieben, in Hessen-Darmstadt freudig aufgenommen, und dadurch der Weg
gebahnt zu den Conferenzen von Frankfurt a. M, wo am 16. September
1859 der Deutsche Nationalverein gegründet wurde.

Nun folgte, nach der Constituirung des Vereins, die bei weitem schole-


malen Partei, jeder in seinem engern Vaterlande, in jenen Jahren den Kampf
gegen die particularistische Reaction unternommen, Bennigsen und Miquel
in Hannover, Volk in Baiern, Karl Braun in Nassau, Friedrich Oetker in
Kurhessen u. s. w. Selbst die Anwaltspraxis jener Jahre trug bei August
Metz einen starken politischen Beigeschmack. Er war der Vertheidiger beinahe
in allen politischen Processen der Provinz Starkenburg und in sehr vielen von
Oberhessen, namentlich auch in dem bekannten Hoch- und Landesverrathspro-
cesse gegen die Hanauer Turner. Auch diese Thätigkeit war fast ausnahms¬
los vom besten Erfolg gekrönt. —

Hatten nun schon die Verhandlungen der hessischen Kammern im Jahre
1853 über die Intriguen der damaligen hessischen Regierung bei Erneuerung
der Zollvereinsverträge Metz und seinen Gesinnungsgenossen die willkommene
Gelegenheit geboten, ihren Standpunkt in der deutschen Frage zu lebendigem
Ausdruck zu bringen, und, wie bekannt, durch die treffliche Handelspolitik
Preußens unterstützt, den hochfahrenden Plänen der Minister der deutschen
Mittelstaaten dabei eine entschiedene Niederlage zu bereiten: so war Metz auch
im Jahr 1869 beim Wiedererwachen des deutschen Nationalgeistes, einer
der ersten und verdienstvollsten Förderer und Begründer des deutschen Natio¬
nalvereins. —

Länger als das übrige Deutschland hat die gute Stadt Frankfurt a. M
und ihre Gaugenossenschaft die trennenden Schlagwörter der Frankfurter
Parlamentszeit sich als politische Richtschnur bewahrt. Die Dresdner Demo¬
kratie, die noch heute in dem Festhalten der alten Frankfurter Albernheiten
einen Act besonderer politischer Weisheit erblickt, kommt hier weiter nicht in
Betracht. Im Jahre 1859 namentlich waren noch längs der Mainlinie bis
tief in die Pfalz, nach Baden, Nassau, Baiern, Schwaben und Oberhessen
hinein ernstliche Schwierigkeiten zu überwinden, um einen einigermaßen nennens-
werthen Theil der Bevölkerung für die „Preußische Spitze" zu gewinnen, die
doch im Programm der neuen nationalen Einheitsbewegung unbedingt das
A und O bilden mußte. Um so größer ist das Verdienst von August Metz,
daß er von Anfang an in den vorbereitenden Versammlungen zum deutschen
Nationalverein die Formel fand und durchsetzte, welche auch im Süden dem
neuen politischen Verein zahlreichen Beitritt verhieß. Die in Frankfurt zu vertrau¬
licher Berathung versammelten Gaugenossen entsendeten Metz an der Spitze
ihrer Delegirten nach Eisenach. Hier ward die „Eisenacher Erklärung" mit
der sogenannten Metzischen Motivirung von fast allen Theilnehmern unter¬
schrieben, in Hessen-Darmstadt freudig aufgenommen, und dadurch der Weg
gebahnt zu den Conferenzen von Frankfurt a. M, wo am 16. September
1859 der Deutsche Nationalverein gegründet wurde.

Nun folgte, nach der Constituirung des Vereins, die bei weitem schole-


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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 33, 1874, I. Semester. I. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341819_130643/392>, abgerufen am 17.06.2024.