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Die Grenzboten. Jg. 33, 1874, II. Semester, I. Band.

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Kindlichsten Dank abstatte, so darf ich mir auch wohl Ihrer weitern Theil¬
nahme schmeicheln und vermelden, daß die ausgefertigten Privilegien, theils
ohne mein Zuthun, theils auf eingereichte Bittschreiben bey mir einlangen.

Es bleibt mir nur noch die Frage, wie es mit den freyen Städten zu
halten sey? Ob durch den Herrn Gesandten derselben ohne weitere An¬
regung etwa die Ausfertigung der Privilegien zu bewirken wäre? oder ob
man an jede derselben ein Vorstellungsschreiben einzureichen hätte. Im letzteren
Falle würde mir Curtoisie und Addresse von Ew. Hochwohlgeboren erbitten
um die Schreiben alsbald zu besorgen.

Der ich mit den lebhaftesten Empfehlungen für das geneigte Andenken
Ihres Herrn Vaters zum besten dankend die Ehre habe mich zu unterzeichnen


Ew. Hochwohlgeboren
> ganz gehorsamster Diener
I. W. v. Goethe.

Weimar d. 17. Oct. 1826.


8.

Ew. Excellenz

verzeihen genetgtest eine verspätete schuldige Antwort, welche durch die uns
betroffene traurig wichtige Nachricht wohl noch ferner aufgehalren werden
könnte; doch zaudere ich nicht weiter und erlaube mir folgendes:

Die am siebenten November mir über die Massen erzeigten Freundlich¬
keiten haben mich so zum Schuldner gemacht, daß dieser ganze Monat nicht
hinreichte, sie nur einigermaßen dankbar zu erwiedern. Nehmen daher
Ew. Excellenz zuvörderst die Versicherung, daß Ihr neulicher Besuch von mir
sehr freudig anerkannt worden und die persönliche Versicherung einer fort¬
dauernden Theilnahme mir höchst schätzenswerth bleibe.

Die sämmtlichen freyen Städte haben sich nun auch förmlich eingefunden.
Den verehrlichen Abgeordneten bitte daher gelegentlich meine dankbaren Ge¬
sinnungen auszuspn'chen.

Wären sodann die Anhaltischen und Schwarzburgischen Häuser sowie
Hessen-Homburg hinzuzufügen, so würde vor Ablauf eines vollen Jahres diese
Angelegenheit wohl geendigt seyn. Immer ein kurzer Termin für den Kreis,
in welcher sie betrieben wurde.

Das Königlich Bayrische Ministerium hatte noch unter der vorigen Re¬
gierung mancherley Bedenken durch Herrn Graf v. Luxburg an mich gelangen
lassen, worauf ich denn in einem umständlichen Promemoria die Lage der
Sache nach Möglichkeit ins Klare gestellt und auf denselben Weg dorthin
befördert habe. Die eingetretene Regierungs-Veränderung hat wohl eine ab-
schließliche Resolution und Ausfertigung gehindert. Bis jetzt trug ich Be¬
denken den neuen Regenten deshalb abermals anzugehen, vielleicht giebt es
Gelegenheit bei dortiger Gesandtschaft, eine geziemende Erinnerung einzulegen.


Kindlichsten Dank abstatte, so darf ich mir auch wohl Ihrer weitern Theil¬
nahme schmeicheln und vermelden, daß die ausgefertigten Privilegien, theils
ohne mein Zuthun, theils auf eingereichte Bittschreiben bey mir einlangen.

Es bleibt mir nur noch die Frage, wie es mit den freyen Städten zu
halten sey? Ob durch den Herrn Gesandten derselben ohne weitere An¬
regung etwa die Ausfertigung der Privilegien zu bewirken wäre? oder ob
man an jede derselben ein Vorstellungsschreiben einzureichen hätte. Im letzteren
Falle würde mir Curtoisie und Addresse von Ew. Hochwohlgeboren erbitten
um die Schreiben alsbald zu besorgen.

Der ich mit den lebhaftesten Empfehlungen für das geneigte Andenken
Ihres Herrn Vaters zum besten dankend die Ehre habe mich zu unterzeichnen


Ew. Hochwohlgeboren
> ganz gehorsamster Diener
I. W. v. Goethe.

Weimar d. 17. Oct. 1826.


8.

Ew. Excellenz

verzeihen genetgtest eine verspätete schuldige Antwort, welche durch die uns
betroffene traurig wichtige Nachricht wohl noch ferner aufgehalren werden
könnte; doch zaudere ich nicht weiter und erlaube mir folgendes:

Die am siebenten November mir über die Massen erzeigten Freundlich¬
keiten haben mich so zum Schuldner gemacht, daß dieser ganze Monat nicht
hinreichte, sie nur einigermaßen dankbar zu erwiedern. Nehmen daher
Ew. Excellenz zuvörderst die Versicherung, daß Ihr neulicher Besuch von mir
sehr freudig anerkannt worden und die persönliche Versicherung einer fort¬
dauernden Theilnahme mir höchst schätzenswerth bleibe.

Die sämmtlichen freyen Städte haben sich nun auch förmlich eingefunden.
Den verehrlichen Abgeordneten bitte daher gelegentlich meine dankbaren Ge¬
sinnungen auszuspn'chen.

Wären sodann die Anhaltischen und Schwarzburgischen Häuser sowie
Hessen-Homburg hinzuzufügen, so würde vor Ablauf eines vollen Jahres diese
Angelegenheit wohl geendigt seyn. Immer ein kurzer Termin für den Kreis,
in welcher sie betrieben wurde.

Das Königlich Bayrische Ministerium hatte noch unter der vorigen Re¬
gierung mancherley Bedenken durch Herrn Graf v. Luxburg an mich gelangen
lassen, worauf ich denn in einem umständlichen Promemoria die Lage der
Sache nach Möglichkeit ins Klare gestellt und auf denselben Weg dorthin
befördert habe. Die eingetretene Regierungs-Veränderung hat wohl eine ab-
schließliche Resolution und Ausfertigung gehindert. Bis jetzt trug ich Be¬
denken den neuen Regenten deshalb abermals anzugehen, vielleicht giebt es
Gelegenheit bei dortiger Gesandtschaft, eine geziemende Erinnerung einzulegen.


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[0277] Kindlichsten Dank abstatte, so darf ich mir auch wohl Ihrer weitern Theil¬ nahme schmeicheln und vermelden, daß die ausgefertigten Privilegien, theils ohne mein Zuthun, theils auf eingereichte Bittschreiben bey mir einlangen. Es bleibt mir nur noch die Frage, wie es mit den freyen Städten zu halten sey? Ob durch den Herrn Gesandten derselben ohne weitere An¬ regung etwa die Ausfertigung der Privilegien zu bewirken wäre? oder ob man an jede derselben ein Vorstellungsschreiben einzureichen hätte. Im letzteren Falle würde mir Curtoisie und Addresse von Ew. Hochwohlgeboren erbitten um die Schreiben alsbald zu besorgen. Der ich mit den lebhaftesten Empfehlungen für das geneigte Andenken Ihres Herrn Vaters zum besten dankend die Ehre habe mich zu unterzeichnen Ew. Hochwohlgeboren > ganz gehorsamster Diener I. W. v. Goethe. Weimar d. 17. Oct. 1826. 8. Ew. Excellenz verzeihen genetgtest eine verspätete schuldige Antwort, welche durch die uns betroffene traurig wichtige Nachricht wohl noch ferner aufgehalren werden könnte; doch zaudere ich nicht weiter und erlaube mir folgendes: Die am siebenten November mir über die Massen erzeigten Freundlich¬ keiten haben mich so zum Schuldner gemacht, daß dieser ganze Monat nicht hinreichte, sie nur einigermaßen dankbar zu erwiedern. Nehmen daher Ew. Excellenz zuvörderst die Versicherung, daß Ihr neulicher Besuch von mir sehr freudig anerkannt worden und die persönliche Versicherung einer fort¬ dauernden Theilnahme mir höchst schätzenswerth bleibe. Die sämmtlichen freyen Städte haben sich nun auch förmlich eingefunden. Den verehrlichen Abgeordneten bitte daher gelegentlich meine dankbaren Ge¬ sinnungen auszuspn'chen. Wären sodann die Anhaltischen und Schwarzburgischen Häuser sowie Hessen-Homburg hinzuzufügen, so würde vor Ablauf eines vollen Jahres diese Angelegenheit wohl geendigt seyn. Immer ein kurzer Termin für den Kreis, in welcher sie betrieben wurde. Das Königlich Bayrische Ministerium hatte noch unter der vorigen Re¬ gierung mancherley Bedenken durch Herrn Graf v. Luxburg an mich gelangen lassen, worauf ich denn in einem umständlichen Promemoria die Lage der Sache nach Möglichkeit ins Klare gestellt und auf denselben Weg dorthin befördert habe. Die eingetretene Regierungs-Veränderung hat wohl eine ab- schließliche Resolution und Ausfertigung gehindert. Bis jetzt trug ich Be¬ denken den neuen Regenten deshalb abermals anzugehen, vielleicht giebt es Gelegenheit bei dortiger Gesandtschaft, eine geziemende Erinnerung einzulegen.

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 33, 1874, II. Semester, I. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341819_359152/277>, abgerufen am 26.05.2024.