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Die Grenzboten. Jg. 34, 1875, I. Semester. I. Band.

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Weil ich b! ledig gewest,
Ist in-r'sah am liebsten gewest,
GLtt zur'sah mei Lebenlang
Nimmer sus wuLl.

Und etwas derb äußert sich ein anderer:


Lustig sei" mir Bauerschknabm,
Weil in'r kalte Weiber haben.
Wenn in'r aber Weiber kriegen,
Muss M'r bei der Wiegen lieg'n,
Muss in'r singe: Hei, popei,
Dummer Wergel, festus doch er"!

Die Jugendlust aber ist immer wieder das Hauptthema des Liedes.
Eine lustige Gesellschaft singt:


Mir sei" lust'ge Leut,
Mir sei" vuller Faxen;
Mir lassen uns Schnurbü,re steh",
-- wenn se uns wachsen!

oder sie kommt zu dem übermüthig-naiven Selbstbekenntniß:


Urner Herrgott im Himmel
Muß selb r lach'n,
Was mir Leut' af der Welt
F'r dumme Sachen mach'n.

Oft genug wendet sich die übermüthige Lust zum Spott auf ganze
Stände, auf benachbarte Dörfer, auf einzelne Personen. Die Mädchen singen
neckend den Burschen zu:


Und ä x und ä 2
Und die Burschen sei" nett,
Und ä 2 und ä x,
Ott-r taugen thunne se nix.

Ein anderes Lied verspottet die Stadtmägde, die auf dem Dorfe gerne
die vornehmen spielen:


Musikanten, spielt auf,
Jtze kumme die Stadtmä,
Sie möchten gern tanzen,
Krigt käme kam Ruh" MeigenZ.

Oder einzelne Dörfer werden aufgezogen, wie in den folgenden beiden


[Beginn Spaltensatz]
Die Schneckengrüner Mädle
Die thunne suo stolz,
Die dann nßr Pantoffeln
Und die sei" our Holz.
[Spaltenumbruch]
Die Theumischen Mndle
Hamm lange Näs'n,
Do ka" der alt- Wächter
An Tusch drauf blasn.

oder:

[Ende Spaltensatz]

Was also dem Volke nahe liegt, was es vor allem zu lebhafterer Em-


Weil ich b! ledig gewest,
Ist in-r'sah am liebsten gewest,
GLtt zur'sah mei Lebenlang
Nimmer sus wuLl.

Und etwas derb äußert sich ein anderer:


Lustig sei" mir Bauerschknabm,
Weil in'r kalte Weiber haben.
Wenn in'r aber Weiber kriegen,
Muss M'r bei der Wiegen lieg'n,
Muss in'r singe: Hei, popei,
Dummer Wergel, festus doch er"!

Die Jugendlust aber ist immer wieder das Hauptthema des Liedes.
Eine lustige Gesellschaft singt:


Mir sei" lust'ge Leut,
Mir sei" vuller Faxen;
Mir lassen uns Schnurbü,re steh",
— wenn se uns wachsen!

oder sie kommt zu dem übermüthig-naiven Selbstbekenntniß:


Urner Herrgott im Himmel
Muß selb r lach'n,
Was mir Leut' af der Welt
F'r dumme Sachen mach'n.

Oft genug wendet sich die übermüthige Lust zum Spott auf ganze
Stände, auf benachbarte Dörfer, auf einzelne Personen. Die Mädchen singen
neckend den Burschen zu:


Und ä x und ä 2
Und die Burschen sei" nett,
Und ä 2 und ä x,
Ott-r taugen thunne se nix.

Ein anderes Lied verspottet die Stadtmägde, die auf dem Dorfe gerne
die vornehmen spielen:


Musikanten, spielt auf,
Jtze kumme die Stadtmä,
Sie möchten gern tanzen,
Krigt käme kam Ruh" MeigenZ.

Oder einzelne Dörfer werden aufgezogen, wie in den folgenden beiden


[Beginn Spaltensatz]
Die Schneckengrüner Mädle
Die thunne suo stolz,
Die dann nßr Pantoffeln
Und die sei" our Holz.
[Spaltenumbruch]
Die Theumischen Mndle
Hamm lange Näs'n,
Do ka" der alt- Wächter
An Tusch drauf blasn.

oder:

[Ende Spaltensatz]

Was also dem Volke nahe liegt, was es vor allem zu lebhafterer Em-


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[0074] Weil ich b! ledig gewest, Ist in-r'sah am liebsten gewest, GLtt zur'sah mei Lebenlang Nimmer sus wuLl. Und etwas derb äußert sich ein anderer: Lustig sei" mir Bauerschknabm, Weil in'r kalte Weiber haben. Wenn in'r aber Weiber kriegen, Muss M'r bei der Wiegen lieg'n, Muss in'r singe: Hei, popei, Dummer Wergel, festus doch er"! Die Jugendlust aber ist immer wieder das Hauptthema des Liedes. Eine lustige Gesellschaft singt: Mir sei" lust'ge Leut, Mir sei" vuller Faxen; Mir lassen uns Schnurbü,re steh", — wenn se uns wachsen! oder sie kommt zu dem übermüthig-naiven Selbstbekenntniß: Urner Herrgott im Himmel Muß selb r lach'n, Was mir Leut' af der Welt F'r dumme Sachen mach'n. Oft genug wendet sich die übermüthige Lust zum Spott auf ganze Stände, auf benachbarte Dörfer, auf einzelne Personen. Die Mädchen singen neckend den Burschen zu: Und ä x und ä 2 Und die Burschen sei" nett, Und ä 2 und ä x, Ott-r taugen thunne se nix. Ein anderes Lied verspottet die Stadtmägde, die auf dem Dorfe gerne die vornehmen spielen: Musikanten, spielt auf, Jtze kumme die Stadtmä, Sie möchten gern tanzen, Krigt käme kam Ruh" MeigenZ. Oder einzelne Dörfer werden aufgezogen, wie in den folgenden beiden Die Schneckengrüner Mädle Die thunne suo stolz, Die dann nßr Pantoffeln Und die sei" our Holz. Die Theumischen Mndle Hamm lange Näs'n, Do ka" der alt- Wächter An Tusch drauf blasn. oder: Was also dem Volke nahe liegt, was es vor allem zu lebhafterer Em-

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 34, 1875, I. Semester. I. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341821_134957/74>, abgerufen am 10.06.2024.