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Die Grenzboten. Jg. 34, 1875, I. Semester. II. Band.

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als auch die Pferdeeisenbahnen in dem Spezialpläne von London dargestellt
werden, wie solches von anderer Seite schon wiederholt mit sichtlichem Erfolge
in Plänen der englischen Hauptstadt geschehen ist. Eine derartige Darstellung
erleichtert die Orientirung ganz bedeutend und wirkt besonders dann sehr vor¬
theilhaft, wenn man in der Orientirung in dem Labyrinth der Straßen und
Gassen schon etwas vorgeschritten ist und in Folge dessen auch gerade dann
eine Orientirungskarte am meisten mit Vortheil verwerthen kann.

Trotz einer sehr bedeutenden Vermehrung des Inhaltes dieser 5. Auflage
gegen die 4. ist doch das Buch zu seinem und der Reisenden Vortheil nicht
umfangreicher geworden und ist das theils durch gutangebrachte Kürzungen,
vor allen Dingen aber dadurch geschehen, daß bei der Beschreibung der Sehens¬
würdigkeiten das Unwesentlichere enger gedruckt und daher auch bei flüchtigem
Besuch leichter zu überschlagen ist.

Unter den genannten Kürzungen ist nur eine, die wir bedauern müssen,
nämlich das Weglassen des früher in der Zeiteintheilung gegebenen Dispo-
fitionsplanes. Wenn derselbe wohl auch niemals von Fremden stritte durch¬
geführt worden ist, und das war ja auch niemals sein Zweck, so hat er doch
sicherlich dazu gedient, dem Reisenden stets sofort die noch nicht besichtigten
Sehenswürdigkeiten finden zu lassen, während das leider jetzt nicht mehr so
leicht möglich ist. Allerdings ist dafür die jetzt beobachtete Reihenfolge der
Sehenswürdigkeiten, das Bekanntmachen mit den Straßen und deren Leben und
das Durchführen durch dieselben gegen früher viel systematischer geordnet, so
^ß man den oben gerügten Verlust wohl wird verschmerzen können, ein Ver¬
lust aber bleibt es darum doch immer.

Außer sehr schätzenswerthen neuen Karten und Plänen von Sehens¬
würdigkeiten und Sammlungen Londons selbst, unter denen besonders die
Pauls-Cathedrale, der Tower und die Nationalgallerie zu nennen sind, ist die
vorliegende 5. Auflage auch durch mehrere Ausflüge in die so schöne Umgebung
Londons bereichert. Bei dieser Gelegenheit können wir leider nicht umhin,
unser Bedauern darüber auszusprechen, daß die kleine sonst vorzügliche Eisen-
vahnkarte Londons, welche dem Buch beigegeben ist, diesen Ausflügen nicht
wehr Rechnung trägt und ihren Rayon nicht bis nach Greenwich. Richmond,
den Krystall-Palast hin erstreckt und dabei gleichzeitig nach Art jener großen,
aber wegen ihres Umfanges auf der Straße und im Eisenbahnwagen unbrauch¬
baren Karte eingerichtet ist, die man für 1 ä. an sämmtlichen Londoner
Villetcassen kaufen kann, und aus welcher auch ersichtlich ist, wo man um¬
steigen muß, Anschlusse erreicht oder dergl. in. Ueberhaupt hätte Baedeker
auf die Stadteisenbahnen etwas mehr Raum verwenden können, denn sie sind
für den Fremden doch von außerordentlicher Wichtigkeit und Annehmlichkeit;
vor allen Dingen hätten diejenigen Stationen derselben hervorgehoben werden


als auch die Pferdeeisenbahnen in dem Spezialpläne von London dargestellt
werden, wie solches von anderer Seite schon wiederholt mit sichtlichem Erfolge
in Plänen der englischen Hauptstadt geschehen ist. Eine derartige Darstellung
erleichtert die Orientirung ganz bedeutend und wirkt besonders dann sehr vor¬
theilhaft, wenn man in der Orientirung in dem Labyrinth der Straßen und
Gassen schon etwas vorgeschritten ist und in Folge dessen auch gerade dann
eine Orientirungskarte am meisten mit Vortheil verwerthen kann.

Trotz einer sehr bedeutenden Vermehrung des Inhaltes dieser 5. Auflage
gegen die 4. ist doch das Buch zu seinem und der Reisenden Vortheil nicht
umfangreicher geworden und ist das theils durch gutangebrachte Kürzungen,
vor allen Dingen aber dadurch geschehen, daß bei der Beschreibung der Sehens¬
würdigkeiten das Unwesentlichere enger gedruckt und daher auch bei flüchtigem
Besuch leichter zu überschlagen ist.

Unter den genannten Kürzungen ist nur eine, die wir bedauern müssen,
nämlich das Weglassen des früher in der Zeiteintheilung gegebenen Dispo-
fitionsplanes. Wenn derselbe wohl auch niemals von Fremden stritte durch¬
geführt worden ist, und das war ja auch niemals sein Zweck, so hat er doch
sicherlich dazu gedient, dem Reisenden stets sofort die noch nicht besichtigten
Sehenswürdigkeiten finden zu lassen, während das leider jetzt nicht mehr so
leicht möglich ist. Allerdings ist dafür die jetzt beobachtete Reihenfolge der
Sehenswürdigkeiten, das Bekanntmachen mit den Straßen und deren Leben und
das Durchführen durch dieselben gegen früher viel systematischer geordnet, so
^ß man den oben gerügten Verlust wohl wird verschmerzen können, ein Ver¬
lust aber bleibt es darum doch immer.

Außer sehr schätzenswerthen neuen Karten und Plänen von Sehens¬
würdigkeiten und Sammlungen Londons selbst, unter denen besonders die
Pauls-Cathedrale, der Tower und die Nationalgallerie zu nennen sind, ist die
vorliegende 5. Auflage auch durch mehrere Ausflüge in die so schöne Umgebung
Londons bereichert. Bei dieser Gelegenheit können wir leider nicht umhin,
unser Bedauern darüber auszusprechen, daß die kleine sonst vorzügliche Eisen-
vahnkarte Londons, welche dem Buch beigegeben ist, diesen Ausflügen nicht
wehr Rechnung trägt und ihren Rayon nicht bis nach Greenwich. Richmond,
den Krystall-Palast hin erstreckt und dabei gleichzeitig nach Art jener großen,
aber wegen ihres Umfanges auf der Straße und im Eisenbahnwagen unbrauch¬
baren Karte eingerichtet ist, die man für 1 ä. an sämmtlichen Londoner
Villetcassen kaufen kann, und aus welcher auch ersichtlich ist, wo man um¬
steigen muß, Anschlusse erreicht oder dergl. in. Ueberhaupt hätte Baedeker
auf die Stadteisenbahnen etwas mehr Raum verwenden können, denn sie sind
für den Fremden doch von außerordentlicher Wichtigkeit und Annehmlichkeit;
vor allen Dingen hätten diejenigen Stationen derselben hervorgehoben werden


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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 34, 1875, I. Semester. II. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341821_134976/363>, abgerufen am 19.05.2024.