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Die Grenzboten. Jg. 34, 1875, I. Semester. II. Band.

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hinter ein altes Bild und dabei fällt ihm eine Pergamentrolle mit folgendem
Inhalt in die Hand.

In uomms Lancia," vt iiuiiviZuao trinitatis ?ax et vel ^alia Vobis-
cum ownibug 8. L. I..

Wenn Moder mein Gebein frißt und du einst diese Schrift auffindest,
wer du dann auch sein mögest, denke mit Beten meiner armen Seelen, die
hier ein Bekenntniß ausschüttet, was nicht sein sollt der Gegenwart zu Nutz,
die es alsbald verdammen wird, das Best hinwegnehmen, und meiner spotten
möcht mit Schalksmienen, vielmehr soll solch mein Bekenntniß und Offenbar-
thum, so meines Gottes Will es ist. frommen denen, die weit nach uns sein
werden, sich allen Vorthel, Beispiel und Lehre nehmende, und daraus schau¬
ende, was Arges der Teufel und seine Cumpanen.........die Wege
schleichen.

2. Es hatten nämlich damit ich weit zurückgehe in die Geschicht und was
nachher zu wissen dient, die Herren Grafen von Weichlingen, Friedrich und
Gerhart dem hochwürdigen Abt Sybulo das Dorf Gorsleben als ein Sitz-
thum, so weit es ihnen a. d. 1338 abgegeben und ein groß Recht übern Ort
eingeräumet, was nachheren und wie es kommen, braucht und mißbraucht
worden ist, auch deshalb wegen der mehreren Besitzern nicht selten Hader
entstanden ist.

3. Solch Vorfall hat aber mein lieber Confrater und würdiger Pfarrer
Gangloff Waldenbeck alls treulich und verständlich niederschrieben, was mit
großer Lust ich lesen, da er aber als Historiens in seinem Compendio nit ge¬
dacht dessen, was ich nun erzählen und nach und nach berühren werde, weil
es mehr eigen und geheim Sach betrifft, auch meist nach seinem Tode sich
zutragen, so hab ich es über mich nommer, meinen lieben Schwestern und
Brüdern, so in später Zeit leben, ein Bild von Engeln und Teufeln, und
weinen harten Kämpfen zu lassen.

4. Ich lebt Sonaten noch auf der Mearey als aus Italia zurückkehrte
Herr Georg Soto von Germar mit seiner lieben Tochter Stella, 15 Jahr alt.

5. Dieser gut Herr hatte vor vielen Jahren seine Gattin in Italia ge¬
freit, und sie sodann auf sein hieriges am Wasser-Wechsel liegend kleines
Sitzthum bracht.

6. Als aber nach einigen Jahren die Jtalierin von argem Heimweh be¬
fallen krankte und^ siechte und nicht Ruhe fand in unserer trüben Luft, gab
Soto alsbald ihren Bitten nach und führte sie mit der 9 Jahr alten Tochter
hinweg nach ihrer Milan, wo sie nach 5 Jahren starb und suchten nun
Bater und Tochter mit großen Schatz an Gold und Edelsteinen beladen ihre
Heimath wieder auf.


hinter ein altes Bild und dabei fällt ihm eine Pergamentrolle mit folgendem
Inhalt in die Hand.

In uomms Lancia,« vt iiuiiviZuao trinitatis ?ax et vel ^alia Vobis-
cum ownibug 8. L. I..

Wenn Moder mein Gebein frißt und du einst diese Schrift auffindest,
wer du dann auch sein mögest, denke mit Beten meiner armen Seelen, die
hier ein Bekenntniß ausschüttet, was nicht sein sollt der Gegenwart zu Nutz,
die es alsbald verdammen wird, das Best hinwegnehmen, und meiner spotten
möcht mit Schalksmienen, vielmehr soll solch mein Bekenntniß und Offenbar-
thum, so meines Gottes Will es ist. frommen denen, die weit nach uns sein
werden, sich allen Vorthel, Beispiel und Lehre nehmende, und daraus schau¬
ende, was Arges der Teufel und seine Cumpanen.........die Wege
schleichen.

2. Es hatten nämlich damit ich weit zurückgehe in die Geschicht und was
nachher zu wissen dient, die Herren Grafen von Weichlingen, Friedrich und
Gerhart dem hochwürdigen Abt Sybulo das Dorf Gorsleben als ein Sitz-
thum, so weit es ihnen a. d. 1338 abgegeben und ein groß Recht übern Ort
eingeräumet, was nachheren und wie es kommen, braucht und mißbraucht
worden ist, auch deshalb wegen der mehreren Besitzern nicht selten Hader
entstanden ist.

3. Solch Vorfall hat aber mein lieber Confrater und würdiger Pfarrer
Gangloff Waldenbeck alls treulich und verständlich niederschrieben, was mit
großer Lust ich lesen, da er aber als Historiens in seinem Compendio nit ge¬
dacht dessen, was ich nun erzählen und nach und nach berühren werde, weil
es mehr eigen und geheim Sach betrifft, auch meist nach seinem Tode sich
zutragen, so hab ich es über mich nommer, meinen lieben Schwestern und
Brüdern, so in später Zeit leben, ein Bild von Engeln und Teufeln, und
weinen harten Kämpfen zu lassen.

4. Ich lebt Sonaten noch auf der Mearey als aus Italia zurückkehrte
Herr Georg Soto von Germar mit seiner lieben Tochter Stella, 15 Jahr alt.

5. Dieser gut Herr hatte vor vielen Jahren seine Gattin in Italia ge¬
freit, und sie sodann auf sein hieriges am Wasser-Wechsel liegend kleines
Sitzthum bracht.

6. Als aber nach einigen Jahren die Jtalierin von argem Heimweh be¬
fallen krankte und^ siechte und nicht Ruhe fand in unserer trüben Luft, gab
Soto alsbald ihren Bitten nach und führte sie mit der 9 Jahr alten Tochter
hinweg nach ihrer Milan, wo sie nach 5 Jahren starb und suchten nun
Bater und Tochter mit großen Schatz an Gold und Edelsteinen beladen ihre
Heimath wieder auf.


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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 34, 1875, I. Semester. II. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341821_134976/473>, abgerufen am 19.05.2024.