Die Grenzboten. Jg. 34, 1875, II. Semester. I. Band.handelten: "Da sieh 'mal Deinen Bart, schwarz wie der des Jüngers, der Man thut nun, als ob der Beanus unter dieser Behandlung in Ohn¬ "sintemalen aber den aufrichtig Beichtenden die Lossprechung nicht ver¬ Der Redner wendet sich jetzt an die gegenwärtigen Magister, deren Vor¬ "Verehrungswürdigster Magister, hier steht ein sehr großer Sünder. Er Darauf forderte der Redner den Fuchs auf, zu dem Vorsitzenden der handelten: „Da sieh 'mal Deinen Bart, schwarz wie der des Jüngers, der Man thut nun, als ob der Beanus unter dieser Behandlung in Ohn¬ „sintemalen aber den aufrichtig Beichtenden die Lossprechung nicht ver¬ Der Redner wendet sich jetzt an die gegenwärtigen Magister, deren Vor¬ „Verehrungswürdigster Magister, hier steht ein sehr großer Sünder. Er Darauf forderte der Redner den Fuchs auf, zu dem Vorsitzenden der <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0104" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/133922"/> <p xml:id="ID_368" prev="#ID_367"> handelten: „Da sieh 'mal Deinen Bart, schwarz wie der des Jüngers, der<lb/> Christum verrieth. Von Dir aber glaube ich, daß Du ehrlich bist, und daß<lb/> Alle vorsichtige Gäste sind, die, wenn Du in die Herberge trittst, ihre Sachen<lb/> bei Seite schaffen."</p><lb/> <p xml:id="ID_369"> Man thut nun, als ob der Beanus unter dieser Behandlung in Ohn¬<lb/> macht fallen wolle, oder unser Ceremonienbuch setzt nach Ersahrungen bei<lb/> früheren Gelegenheiten voraus, daß dies wirklich in der Regel eintritt. Sein<lb/> Gesicht hat sich verändert, er schneidet Grimassen, er ist blaß geworden. Der<lb/> Gehülfe holt auf Befehl des Reinigers zunächst die Salbe herbei und, als<lb/> die nicht anschlägt, Pillen — „aus dem Ochsenstall." Nichts will helfen,<lb/> und so schickt sich der Reiniger, indem er den Priesterkragen umhängt, an,<lb/> dem anscheinend Sterbenden die Beichte abzunehmen. Hierbei kommen allerlei<lb/> greulige Laster und Missethaten zum Vorschein, unter denen man sich die<lb/> schlimmsten und unreinlichsten denken möge. Der Reiniger macht sein<lb/> Beichtkind daraus aufmerksam, wie schwer er sich vergangen, und fährt dann fort:</p><lb/> <p xml:id="ID_370"> „sintemalen aber den aufrichtig Beichtenden die Lossprechung nicht ver¬<lb/> weigert werden darf und ein frommer Beichtiger wie ich nur eine Buße auf¬<lb/> erlegen kann, so soll deine Buße Folgendes sein: für diese deine Sünden und<lb/> den entsetzlichen Geruch wirst Du Deine Lehrer mit einem großen Schmause<lb/> wieder zu Kräften bringen. Ich sage, Deine Lehrer, die Du später wegen<lb/> der Menschenfreundlichkeit und des Wohlwollens, welche sie Dir erweisen<lb/> werden, pflegen und ehren wirst; desselbigen Gleichen auch Deinen Beichtvater,<lb/> den höchsten Seelenarzt, und nicht minder den Arzt deines Leibes, welcher in<lb/> dieser Stunde Dir, dem Tiefheruntergekommenen, mit den köstlichsten Medi¬<lb/> camenten aufs schleunigste zu Hülfe eilte" ....</p><lb/> <p xml:id="ID_371"> Der Redner wendet sich jetzt an die gegenwärtigen Magister, deren Vor¬<lb/> sitzender den zweiten Act, die Deposition, die vermuthlich nur kurz war und<lb/> lediglich in einer Art Absolution und darauf in der Ausnahme des Fuchses<lb/> unter die vollberechtigter Studenten bestand, zu vollziehen hat, und spricht:</p><lb/> <p xml:id="ID_372"> „Verehrungswürdigster Magister, hier steht ein sehr großer Sünder. Er<lb/> beging jene unsagbaren Missethaten. Mir ist die Befugniß verliehen, Buße<lb/> aufzuerlegen, und das ist geschehen. Ich habe ihm eingeschärft, sein Gut zum<lb/> Verjubeln herzugeben, und er hat versprochen uns mit dem besten Weine zu<lb/> tractiren und all den Mammon zu verthun, den sein Erzeuger aus seinem<lb/> tusculanischen Landgute zusammengescharrt, all die Goldfüchse, die seine Frau<lb/> Mutter dem Gemahl entwendet und in ihrem Schatzkästlein versteckt hat."</p><lb/> <p xml:id="ID_373" next="#ID_374"> Darauf forderte der Redner den Fuchs auf, zu dem Vorsitzenden der<lb/> Magister hinzugehen und ihn um die Deposition zu ersuchen. Dies geschah,<lb/> und die Lossprechung und die Ausnahme erfolgte, worauf alle Anwesenden</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0104]
handelten: „Da sieh 'mal Deinen Bart, schwarz wie der des Jüngers, der
Christum verrieth. Von Dir aber glaube ich, daß Du ehrlich bist, und daß
Alle vorsichtige Gäste sind, die, wenn Du in die Herberge trittst, ihre Sachen
bei Seite schaffen."
Man thut nun, als ob der Beanus unter dieser Behandlung in Ohn¬
macht fallen wolle, oder unser Ceremonienbuch setzt nach Ersahrungen bei
früheren Gelegenheiten voraus, daß dies wirklich in der Regel eintritt. Sein
Gesicht hat sich verändert, er schneidet Grimassen, er ist blaß geworden. Der
Gehülfe holt auf Befehl des Reinigers zunächst die Salbe herbei und, als
die nicht anschlägt, Pillen — „aus dem Ochsenstall." Nichts will helfen,
und so schickt sich der Reiniger, indem er den Priesterkragen umhängt, an,
dem anscheinend Sterbenden die Beichte abzunehmen. Hierbei kommen allerlei
greulige Laster und Missethaten zum Vorschein, unter denen man sich die
schlimmsten und unreinlichsten denken möge. Der Reiniger macht sein
Beichtkind daraus aufmerksam, wie schwer er sich vergangen, und fährt dann fort:
„sintemalen aber den aufrichtig Beichtenden die Lossprechung nicht ver¬
weigert werden darf und ein frommer Beichtiger wie ich nur eine Buße auf¬
erlegen kann, so soll deine Buße Folgendes sein: für diese deine Sünden und
den entsetzlichen Geruch wirst Du Deine Lehrer mit einem großen Schmause
wieder zu Kräften bringen. Ich sage, Deine Lehrer, die Du später wegen
der Menschenfreundlichkeit und des Wohlwollens, welche sie Dir erweisen
werden, pflegen und ehren wirst; desselbigen Gleichen auch Deinen Beichtvater,
den höchsten Seelenarzt, und nicht minder den Arzt deines Leibes, welcher in
dieser Stunde Dir, dem Tiefheruntergekommenen, mit den köstlichsten Medi¬
camenten aufs schleunigste zu Hülfe eilte" ....
Der Redner wendet sich jetzt an die gegenwärtigen Magister, deren Vor¬
sitzender den zweiten Act, die Deposition, die vermuthlich nur kurz war und
lediglich in einer Art Absolution und darauf in der Ausnahme des Fuchses
unter die vollberechtigter Studenten bestand, zu vollziehen hat, und spricht:
„Verehrungswürdigster Magister, hier steht ein sehr großer Sünder. Er
beging jene unsagbaren Missethaten. Mir ist die Befugniß verliehen, Buße
aufzuerlegen, und das ist geschehen. Ich habe ihm eingeschärft, sein Gut zum
Verjubeln herzugeben, und er hat versprochen uns mit dem besten Weine zu
tractiren und all den Mammon zu verthun, den sein Erzeuger aus seinem
tusculanischen Landgute zusammengescharrt, all die Goldfüchse, die seine Frau
Mutter dem Gemahl entwendet und in ihrem Schatzkästlein versteckt hat."
Darauf forderte der Redner den Fuchs auf, zu dem Vorsitzenden der
Magister hinzugehen und ihn um die Deposition zu ersuchen. Dies geschah,
und die Lossprechung und die Ausnahme erfolgte, worauf alle Anwesenden
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