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Die Grenzboten. Jg. 34, 1875, II. Semester. I. Band.

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Bumbarra. Von dieser epochemachenden, an Mühsalen und Entbehrungen
überreichen Reise, kehrte Mungo Park 1797 in seine Heimat zurück. Im
Jahre 1803 brach er aber von neuem nach dem Gambiastrome auf, gelangte
richtig wieder an den Niger, nach Bammaku, und schiffte sich auf dem großen
Strome ein. Die letzten Nachrichten von ihm datiren vom 19. November 1805,
dann blieb er lange verschollen, bis man endlich erfuhr, daß er in den Wellen
des Niger den Tod gefunden.

Eine lange Periode der Unthätigkeit beendete die Reise des Leopold
Parce, der 1850 von Saint Louis am Senegal nach Marokko wanderte; er
zog durch die Landschaft Trarza nach der Oase Aderer und ihrem Hauptorte
Wadiw, von dort durch die Wüste über Grona nach Wady Nun und Mo-
gadvr. Fast die nämliche Wanderung wiederholte 1860 und 1861 ein muha-
medanischer Beamter Sibu Moghdad. Um die nämliche Zeit veranlaßte der
Gouverneur von Senegambien, General Faidherbe, den Schiffsfähnrich Mage
zu einer Reise vom Senegal nach Tagant, einem Gebirgslande, welches etwa
40 Meilen nördlich von Fort Bakel liegt. Ebenso ging der Generalstabs.
major Vincent 1860 von Se. Louis nach Aderer (Adrar), seinen Weg durch
das Gebiet der Trarza nach dem Lande Tiriö nehmend. Noch viel belang¬
reicher war aber die Reise des Henri Lambert in das Gebirgsland Tula
Dschalon, wohin 1816 der unermüdliche Gaspar Motum gedrungen war und
die Quellen des Hauptarmes des Senegals aufgesunden hatte. Lambert' ver¬
ließ Se. Louis im Februar 1861, ging zur See nach der Mündung des Rio
Nuriez, von da nach Kakandy, Gueme, Fokumba und Timbo, wo er einen
längeren Aufenthalt nahm. Sein Rückweg führte ihn in nördlicher Richtung
nach Bondu und an den Senegal. Auch die Länder im Osten wurden in
den Augen behalten. Geradezu epochemachend ist hier die Reise des Lieute¬
nants Mage und des I)r. Quintie, welche 1863 sich nach dem oberen Niger
begaben. Mage gelangte über Bafulabe, Kundinn, Diangunte und Uamina
am Niger am 28. Februar 1864 nach segn, wo er über zwei Jahre bleiben
mußte, ehe es ihm verstattet wurde am 7. Juni 1866 die Rückreise anzutreten.
Am 28. Juni desselben Jahres kam er nach Medine am Senegal zurück.

Die lange Küsten-Strecke Ober Guinea's, obwohl seit lange von ver¬
schiedenen europäischen Nationen mit Niederlassungen, Factoreien u. tgi. aus¬
gestattet, hat niemals zu weiterem Eindringen in das Innere angespornt.
Die Negerreiche Aschanti und Dahomey, über die uns verläßlichere Kunde
geworden, liegen der Küste nahe und gehören immer noch, trotz des jüngsten
Kriegszuges der Engländer gegen Kumassi, zu den wenig besuchten Stellen
Afrika's. Reger bemühte sich die geographische Forschung um das Delta des
Niger, den man lange mit dem Zaire oder Congo für identisch hielt, bis die
kühne Fahrt der Richard Lander von Uauri bis zur See 1832 das Gegen-


Bumbarra. Von dieser epochemachenden, an Mühsalen und Entbehrungen
überreichen Reise, kehrte Mungo Park 1797 in seine Heimat zurück. Im
Jahre 1803 brach er aber von neuem nach dem Gambiastrome auf, gelangte
richtig wieder an den Niger, nach Bammaku, und schiffte sich auf dem großen
Strome ein. Die letzten Nachrichten von ihm datiren vom 19. November 1805,
dann blieb er lange verschollen, bis man endlich erfuhr, daß er in den Wellen
des Niger den Tod gefunden.

Eine lange Periode der Unthätigkeit beendete die Reise des Leopold
Parce, der 1850 von Saint Louis am Senegal nach Marokko wanderte; er
zog durch die Landschaft Trarza nach der Oase Aderer und ihrem Hauptorte
Wadiw, von dort durch die Wüste über Grona nach Wady Nun und Mo-
gadvr. Fast die nämliche Wanderung wiederholte 1860 und 1861 ein muha-
medanischer Beamter Sibu Moghdad. Um die nämliche Zeit veranlaßte der
Gouverneur von Senegambien, General Faidherbe, den Schiffsfähnrich Mage
zu einer Reise vom Senegal nach Tagant, einem Gebirgslande, welches etwa
40 Meilen nördlich von Fort Bakel liegt. Ebenso ging der Generalstabs.
major Vincent 1860 von Se. Louis nach Aderer (Adrar), seinen Weg durch
das Gebiet der Trarza nach dem Lande Tiriö nehmend. Noch viel belang¬
reicher war aber die Reise des Henri Lambert in das Gebirgsland Tula
Dschalon, wohin 1816 der unermüdliche Gaspar Motum gedrungen war und
die Quellen des Hauptarmes des Senegals aufgesunden hatte. Lambert' ver¬
ließ Se. Louis im Februar 1861, ging zur See nach der Mündung des Rio
Nuriez, von da nach Kakandy, Gueme, Fokumba und Timbo, wo er einen
längeren Aufenthalt nahm. Sein Rückweg führte ihn in nördlicher Richtung
nach Bondu und an den Senegal. Auch die Länder im Osten wurden in
den Augen behalten. Geradezu epochemachend ist hier die Reise des Lieute¬
nants Mage und des I)r. Quintie, welche 1863 sich nach dem oberen Niger
begaben. Mage gelangte über Bafulabe, Kundinn, Diangunte und Uamina
am Niger am 28. Februar 1864 nach segn, wo er über zwei Jahre bleiben
mußte, ehe es ihm verstattet wurde am 7. Juni 1866 die Rückreise anzutreten.
Am 28. Juni desselben Jahres kam er nach Medine am Senegal zurück.

Die lange Küsten-Strecke Ober Guinea's, obwohl seit lange von ver¬
schiedenen europäischen Nationen mit Niederlassungen, Factoreien u. tgi. aus¬
gestattet, hat niemals zu weiterem Eindringen in das Innere angespornt.
Die Negerreiche Aschanti und Dahomey, über die uns verläßlichere Kunde
geworden, liegen der Küste nahe und gehören immer noch, trotz des jüngsten
Kriegszuges der Engländer gegen Kumassi, zu den wenig besuchten Stellen
Afrika's. Reger bemühte sich die geographische Forschung um das Delta des
Niger, den man lange mit dem Zaire oder Congo für identisch hielt, bis die
kühne Fahrt der Richard Lander von Uauri bis zur See 1832 das Gegen-


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[0212] Bumbarra. Von dieser epochemachenden, an Mühsalen und Entbehrungen überreichen Reise, kehrte Mungo Park 1797 in seine Heimat zurück. Im Jahre 1803 brach er aber von neuem nach dem Gambiastrome auf, gelangte richtig wieder an den Niger, nach Bammaku, und schiffte sich auf dem großen Strome ein. Die letzten Nachrichten von ihm datiren vom 19. November 1805, dann blieb er lange verschollen, bis man endlich erfuhr, daß er in den Wellen des Niger den Tod gefunden. Eine lange Periode der Unthätigkeit beendete die Reise des Leopold Parce, der 1850 von Saint Louis am Senegal nach Marokko wanderte; er zog durch die Landschaft Trarza nach der Oase Aderer und ihrem Hauptorte Wadiw, von dort durch die Wüste über Grona nach Wady Nun und Mo- gadvr. Fast die nämliche Wanderung wiederholte 1860 und 1861 ein muha- medanischer Beamter Sibu Moghdad. Um die nämliche Zeit veranlaßte der Gouverneur von Senegambien, General Faidherbe, den Schiffsfähnrich Mage zu einer Reise vom Senegal nach Tagant, einem Gebirgslande, welches etwa 40 Meilen nördlich von Fort Bakel liegt. Ebenso ging der Generalstabs. major Vincent 1860 von Se. Louis nach Aderer (Adrar), seinen Weg durch das Gebiet der Trarza nach dem Lande Tiriö nehmend. Noch viel belang¬ reicher war aber die Reise des Henri Lambert in das Gebirgsland Tula Dschalon, wohin 1816 der unermüdliche Gaspar Motum gedrungen war und die Quellen des Hauptarmes des Senegals aufgesunden hatte. Lambert' ver¬ ließ Se. Louis im Februar 1861, ging zur See nach der Mündung des Rio Nuriez, von da nach Kakandy, Gueme, Fokumba und Timbo, wo er einen längeren Aufenthalt nahm. Sein Rückweg führte ihn in nördlicher Richtung nach Bondu und an den Senegal. Auch die Länder im Osten wurden in den Augen behalten. Geradezu epochemachend ist hier die Reise des Lieute¬ nants Mage und des I)r. Quintie, welche 1863 sich nach dem oberen Niger begaben. Mage gelangte über Bafulabe, Kundinn, Diangunte und Uamina am Niger am 28. Februar 1864 nach segn, wo er über zwei Jahre bleiben mußte, ehe es ihm verstattet wurde am 7. Juni 1866 die Rückreise anzutreten. Am 28. Juni desselben Jahres kam er nach Medine am Senegal zurück. Die lange Küsten-Strecke Ober Guinea's, obwohl seit lange von ver¬ schiedenen europäischen Nationen mit Niederlassungen, Factoreien u. tgi. aus¬ gestattet, hat niemals zu weiterem Eindringen in das Innere angespornt. Die Negerreiche Aschanti und Dahomey, über die uns verläßlichere Kunde geworden, liegen der Küste nahe und gehören immer noch, trotz des jüngsten Kriegszuges der Engländer gegen Kumassi, zu den wenig besuchten Stellen Afrika's. Reger bemühte sich die geographische Forschung um das Delta des Niger, den man lange mit dem Zaire oder Congo für identisch hielt, bis die kühne Fahrt der Richard Lander von Uauri bis zur See 1832 das Gegen-

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 34, 1875, II. Semester. I. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341821_148602/212>, abgerufen am 16.06.2024.