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Die Grenzboten. Jg. 34, 1875, II. Semester. I. Band.

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Auch der Schulmeister meint:


[Beginn Spaltensatz] "Ja, in de schneie isch's ganz Meister
Arm der Jesuit verfinstert d' Geister.
Mer sat, daß d' Schlacht von Sadowa
De Schulmeister g'wunne denn, ich her
[Spaltenumbruch] Die Schlacht von Sedan denn verlöre
D' Schuelbrüedcr mit den Eselövhre;
Selbst Offezier -- isch's nit e Schand? --
Herr d' Wej nit kennt im eijne Land." [Ende Spaltensatz]

Und als nun auch der Stelzfuß ihm beistimme mit den Worten, er habe
den Nagel auf den Kopf getroffen, fährt er begeistert fort :


[Beginn Spaltensatz]
"Respect vor jedem Gottesmann,
Der Jung nur Alt crboue kann;
[Spaltenumbruch]
Respect vor Christi Nelijvn!
D' Jesuiterei isch mit darvon."
[Ende Spaltensatz]

Und zum Schluß:


[Beginn Spaltensatz] "Micr, die von alte Ditsche stamme,
Mer ghore nit mit Welsche zsmnme,
's isch der Gewalt an nie gclunge,
Nie hat sie d' dieses Natur bezwungc.
Wie unsri Bätter. so noch Hie,
Sinn d' Büre dieses, nur d' Vurjerölit.
[Spaltenumbruch] Mer bette, rette, singe hüwwe
So dieses, wie die in Bade driiwwc.
Gottlob, daß d' Herre mer's nimm wehre,
D' lieb Muettcrsproch perfekt zu lehre;
Daß unsri Kinder sich mit Freude
An schöne ditsche Bucchre weide!" [Ende Spaltensatz]

Also auch hier führt die Poesie, der Schulmeister und -- die Zeit zur
Versöhnung, auch hier die frohe Morgenröthe der endlichen Erkenntniß. Auch
im Oberelsaß hat indessen die vaterländische Dialekt-Poesie einige würzige,
duftende Blüthen getrieben in einem Büchlein mit dem niedlichen Titel:
"Colmererditschi Geditchler von I. Mangold, Pastetebeck in Cölner." Doch
darüber gelegentlich ein nächstes Mal.




Im Heschichte der geographischen Gesellschaft in
Mris.

Vor der Gründung der geographischen Gesellschaft in Paris sind bereits
verschiedene Versuche gemacht worden. Assoziationen mit dem Zweck der
Förderung des Studiums unseres Erdkörpers zu bilden. Im Jahre 1688
war in Wien eine kosmographische Gesellschaft, welche den Namen Argonauten-
Gesellschaft annahm, begründet worden; einige Jahre später trat eure Gesell¬
schaft ähnlicher Art in Nürnberg ins Leben.') Auch konstituirten sich in der
Folgezeit andere Gesellschaften, die aber vorwiegend Handelsinteressen verfolgten
und ihre Wirksamkeit namentlich auf Afrika erstreckten. Solcher Art waren
die beiden sogenannten "Afrikanischen Gesellschaften", von denen die eine in
Frankreich, die andere in England bestand.

Das erste Projekt einer französischen geographischen Gesellschaft, welches
auf etwas breiterer Grundlage als alle vorhergehenden veranlagt war, datirt
vom Jahre 178S. Der Plan wurde, nachdem er vollständig atisgearbeitet
war, zweifellos einem der Minister der Epoche unterbreitet, doch läßt sich



") Es würde für die Geschichte der Geographie von einigem Interesse sein, über diese
Anfänge weitere Details zu kennen, deren Veröffentlichung in der Zeitschrift einer geographischen
Gesellschaft wohl an ihrem Platze wäre.

Auch der Schulmeister meint:


[Beginn Spaltensatz] „Ja, in de schneie isch's ganz Meister
Arm der Jesuit verfinstert d' Geister.
Mer sat, daß d' Schlacht von Sadowa
De Schulmeister g'wunne denn, ich her
[Spaltenumbruch] Die Schlacht von Sedan denn verlöre
D' Schuelbrüedcr mit den Eselövhre;
Selbst Offezier — isch's nit e Schand? —
Herr d' Wej nit kennt im eijne Land." [Ende Spaltensatz]

Und als nun auch der Stelzfuß ihm beistimme mit den Worten, er habe
den Nagel auf den Kopf getroffen, fährt er begeistert fort :


[Beginn Spaltensatz]
„Respect vor jedem Gottesmann,
Der Jung nur Alt crboue kann;
[Spaltenumbruch]
Respect vor Christi Nelijvn!
D' Jesuiterei isch mit darvon."
[Ende Spaltensatz]

Und zum Schluß:


[Beginn Spaltensatz] „Micr, die von alte Ditsche stamme,
Mer ghore nit mit Welsche zsmnme,
's isch der Gewalt an nie gclunge,
Nie hat sie d' dieses Natur bezwungc.
Wie unsri Bätter. so noch Hie,
Sinn d' Büre dieses, nur d' Vurjerölit.
[Spaltenumbruch] Mer bette, rette, singe hüwwe
So dieses, wie die in Bade driiwwc.
Gottlob, daß d' Herre mer's nimm wehre,
D' lieb Muettcrsproch perfekt zu lehre;
Daß unsri Kinder sich mit Freude
An schöne ditsche Bucchre weide!" [Ende Spaltensatz]

Also auch hier führt die Poesie, der Schulmeister und — die Zeit zur
Versöhnung, auch hier die frohe Morgenröthe der endlichen Erkenntniß. Auch
im Oberelsaß hat indessen die vaterländische Dialekt-Poesie einige würzige,
duftende Blüthen getrieben in einem Büchlein mit dem niedlichen Titel:
„Colmererditschi Geditchler von I. Mangold, Pastetebeck in Cölner." Doch
darüber gelegentlich ein nächstes Mal.




Im Heschichte der geographischen Gesellschaft in
Mris.

Vor der Gründung der geographischen Gesellschaft in Paris sind bereits
verschiedene Versuche gemacht worden. Assoziationen mit dem Zweck der
Förderung des Studiums unseres Erdkörpers zu bilden. Im Jahre 1688
war in Wien eine kosmographische Gesellschaft, welche den Namen Argonauten-
Gesellschaft annahm, begründet worden; einige Jahre später trat eure Gesell¬
schaft ähnlicher Art in Nürnberg ins Leben.') Auch konstituirten sich in der
Folgezeit andere Gesellschaften, die aber vorwiegend Handelsinteressen verfolgten
und ihre Wirksamkeit namentlich auf Afrika erstreckten. Solcher Art waren
die beiden sogenannten „Afrikanischen Gesellschaften", von denen die eine in
Frankreich, die andere in England bestand.

Das erste Projekt einer französischen geographischen Gesellschaft, welches
auf etwas breiterer Grundlage als alle vorhergehenden veranlagt war, datirt
vom Jahre 178S. Der Plan wurde, nachdem er vollständig atisgearbeitet
war, zweifellos einem der Minister der Epoche unterbreitet, doch läßt sich



") Es würde für die Geschichte der Geographie von einigem Interesse sein, über diese
Anfänge weitere Details zu kennen, deren Veröffentlichung in der Zeitschrift einer geographischen
Gesellschaft wohl an ihrem Platze wäre.
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[0246] Auch der Schulmeister meint: „Ja, in de schneie isch's ganz Meister Arm der Jesuit verfinstert d' Geister. Mer sat, daß d' Schlacht von Sadowa De Schulmeister g'wunne denn, ich her Die Schlacht von Sedan denn verlöre D' Schuelbrüedcr mit den Eselövhre; Selbst Offezier — isch's nit e Schand? — Herr d' Wej nit kennt im eijne Land." Und als nun auch der Stelzfuß ihm beistimme mit den Worten, er habe den Nagel auf den Kopf getroffen, fährt er begeistert fort : „Respect vor jedem Gottesmann, Der Jung nur Alt crboue kann; Respect vor Christi Nelijvn! D' Jesuiterei isch mit darvon." Und zum Schluß: „Micr, die von alte Ditsche stamme, Mer ghore nit mit Welsche zsmnme, 's isch der Gewalt an nie gclunge, Nie hat sie d' dieses Natur bezwungc. Wie unsri Bätter. so noch Hie, Sinn d' Büre dieses, nur d' Vurjerölit. Mer bette, rette, singe hüwwe So dieses, wie die in Bade driiwwc. Gottlob, daß d' Herre mer's nimm wehre, D' lieb Muettcrsproch perfekt zu lehre; Daß unsri Kinder sich mit Freude An schöne ditsche Bucchre weide!" Also auch hier führt die Poesie, der Schulmeister und — die Zeit zur Versöhnung, auch hier die frohe Morgenröthe der endlichen Erkenntniß. Auch im Oberelsaß hat indessen die vaterländische Dialekt-Poesie einige würzige, duftende Blüthen getrieben in einem Büchlein mit dem niedlichen Titel: „Colmererditschi Geditchler von I. Mangold, Pastetebeck in Cölner." Doch darüber gelegentlich ein nächstes Mal. Im Heschichte der geographischen Gesellschaft in Mris. Vor der Gründung der geographischen Gesellschaft in Paris sind bereits verschiedene Versuche gemacht worden. Assoziationen mit dem Zweck der Förderung des Studiums unseres Erdkörpers zu bilden. Im Jahre 1688 war in Wien eine kosmographische Gesellschaft, welche den Namen Argonauten- Gesellschaft annahm, begründet worden; einige Jahre später trat eure Gesell¬ schaft ähnlicher Art in Nürnberg ins Leben.') Auch konstituirten sich in der Folgezeit andere Gesellschaften, die aber vorwiegend Handelsinteressen verfolgten und ihre Wirksamkeit namentlich auf Afrika erstreckten. Solcher Art waren die beiden sogenannten „Afrikanischen Gesellschaften", von denen die eine in Frankreich, die andere in England bestand. Das erste Projekt einer französischen geographischen Gesellschaft, welches auf etwas breiterer Grundlage als alle vorhergehenden veranlagt war, datirt vom Jahre 178S. Der Plan wurde, nachdem er vollständig atisgearbeitet war, zweifellos einem der Minister der Epoche unterbreitet, doch läßt sich ") Es würde für die Geschichte der Geographie von einigem Interesse sein, über diese Anfänge weitere Details zu kennen, deren Veröffentlichung in der Zeitschrift einer geographischen Gesellschaft wohl an ihrem Platze wäre.

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 34, 1875, II. Semester. I. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341821_148602/246>, abgerufen am 16.06.2024.