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Die Grenzboten. Jg. 35, 1876, II. Semester. I. Band.

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Preisfalls sind die österreichischen Werthpapiere mit Ausnahme der wenigen,
deren Zinsen in Gold gezahlt werden, so stark gesunken, wie es sonst nur
beim Ausbruch eines großen europäischen Krieges zu geschehen pflegt. Zwar
hatten die Verwicklungen im Orient und der zögernde Gang der Verhand¬
lungen mit Ungarn einen Antheil an dem Sinken des Curses, allein wie
der heutige Stand des Curszettels zeigt, war die Preisbewegung des Silbers
doch die hervorragendere Ursache desselben. Ein Blick auf die Schwankungen
des Curses der Papier- und Silberrente in den letzten 6 Jahren gibt dafür
einen schlagenden Beweis.

PapierrenteSilberrente
187V 14. März"1.4"71.30
1872 20. April64.1070.10
1873 14. März71.3573.70
1874 13. September71.6574.65
1875 12. März71.5075.95
1876 9. Februar68.7075.60
1876 22. April62.5066.50
., " 17. Mai64.0569.25

Die Rückwirkung der Silberbaisse auf die österreichischen Werthpapiere
ist also immerhin wenigstens auf 6 °/<, anzuschlagen.

Waren die Nachtheile der Entwerthung der Valuta an und für sich
schon groß genug, -- und wir werden weiter unten auf dieselben zurück¬
kommen, -- so sind diese seit dem Sinken des Silberpreises noch vermehrt
worden, indem eigentlich die Entwerthung der Umlaufsmittel eine doppelte
Gestalt angenommen, seitdem das Metallagio vom Anfang des Jahres 1873
sich in ein Silber- und Goldagio gespalten hat. Am Anfang des Jahres
1873 betrug das Metallagio noch 6.60 schon Ende Januar 1873 aber hatte
es sich in ein Gold- und Silberagio gespalten, wovon das erste 8,31<V<> und
das letztere 7.50 "/g betrug. Bis Ende des Jahres 1873 war das Goldagio
schon auf 12.60°/" gestiegen, während das Silberagio 6 "/<, betrug. Im
Laufe des Jahres 1874 schwankte das Goldagio zwischen 9 und 12"/" und
das Silberagio zwischen 3 und 7°/". In den ersten 9 Monaten des Jahres
1875 stand das Goldagio auf durchschnittlich 11"/<>, während das Silberagio
auf durchschnittlich 3°/" stand, aber viel größere Schwankungen aufwies und
von dem höchsten Stand von 6°/o bis auf den niedrigsten Stand von 0.75
herabsank. In den ersten 4 Monaten von 1876 aber stieg das Goldagio
bis aus 20°/<, und hielt sich auf dem durchschnittlichen Satz von 17 -- 18,
während das Silberagio zwischen 2^ -- 5 schwankte.

Im Angesichte solcher außerordentlicher Erscheinungen können die Staats¬
männer die Hände nicht länger im Schoß liegen lassen, sondern müssen end¬
lich Hand anlegen um die gesetzlichen Vorbereitungen zu treffen, welche aus


Preisfalls sind die österreichischen Werthpapiere mit Ausnahme der wenigen,
deren Zinsen in Gold gezahlt werden, so stark gesunken, wie es sonst nur
beim Ausbruch eines großen europäischen Krieges zu geschehen pflegt. Zwar
hatten die Verwicklungen im Orient und der zögernde Gang der Verhand¬
lungen mit Ungarn einen Antheil an dem Sinken des Curses, allein wie
der heutige Stand des Curszettels zeigt, war die Preisbewegung des Silbers
doch die hervorragendere Ursache desselben. Ein Blick auf die Schwankungen
des Curses der Papier- und Silberrente in den letzten 6 Jahren gibt dafür
einen schlagenden Beweis.

PapierrenteSilberrente
187V 14. März»1.4»71.30
1872 20. April64.1070.10
1873 14. März71.3573.70
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1875 12. März71.5075.95
1876 9. Februar68.7075.60
1876 22. April62.5066.50
., „ 17. Mai64.0569.25

Die Rückwirkung der Silberbaisse auf die österreichischen Werthpapiere
ist also immerhin wenigstens auf 6 °/<, anzuschlagen.

Waren die Nachtheile der Entwerthung der Valuta an und für sich
schon groß genug, — und wir werden weiter unten auf dieselben zurück¬
kommen, — so sind diese seit dem Sinken des Silberpreises noch vermehrt
worden, indem eigentlich die Entwerthung der Umlaufsmittel eine doppelte
Gestalt angenommen, seitdem das Metallagio vom Anfang des Jahres 1873
sich in ein Silber- und Goldagio gespalten hat. Am Anfang des Jahres
1873 betrug das Metallagio noch 6.60 schon Ende Januar 1873 aber hatte
es sich in ein Gold- und Silberagio gespalten, wovon das erste 8,31<V<> und
das letztere 7.50 «/g betrug. Bis Ende des Jahres 1873 war das Goldagio
schon auf 12.60°/« gestiegen, während das Silberagio 6 "/<, betrug. Im
Laufe des Jahres 1874 schwankte das Goldagio zwischen 9 und 12«/« und
das Silberagio zwischen 3 und 7°/„. In den ersten 9 Monaten des Jahres
1875 stand das Goldagio auf durchschnittlich 11«/<>, während das Silberagio
auf durchschnittlich 3°/« stand, aber viel größere Schwankungen aufwies und
von dem höchsten Stand von 6°/o bis auf den niedrigsten Stand von 0.75
herabsank. In den ersten 4 Monaten von 1876 aber stieg das Goldagio
bis aus 20°/<, und hielt sich auf dem durchschnittlichen Satz von 17 — 18,
während das Silberagio zwischen 2^ — 5 schwankte.

Im Angesichte solcher außerordentlicher Erscheinungen können die Staats¬
männer die Hände nicht länger im Schoß liegen lassen, sondern müssen end¬
lich Hand anlegen um die gesetzlichen Vorbereitungen zu treffen, welche aus


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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 35, 1876, II. Semester. I. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341823_157684/11>, abgerufen am 02.05.2024.