Die Grenzboten. Jg. 35, 1876, II. Semester. I. Band.für das Präsidentenamt; seine Mitbewerber waren Thomas A. Hendricks von Was nun die Wahlmanifeste anbetrifft, welche von den Republikanern Beide Platformen berühren die in jüngster Zeit brennend gewordene für das Präsidentenamt; seine Mitbewerber waren Thomas A. Hendricks von Was nun die Wahlmanifeste anbetrifft, welche von den Republikanern Beide Platformen berühren die in jüngster Zeit brennend gewordene <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0117" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/136228"/> <p xml:id="ID_267" prev="#ID_266"> für das Präsidentenamt; seine Mitbewerber waren Thomas A. Hendricks von<lb/> Jndiana, Hancock Allen. Bayard, Pocker und Thurnau. Für das Amt des<lb/> Vicepräsidenten wurde alsdann der ebengenannte Hendricks nominirt. V</p><lb/> <p xml:id="ID_268"> Was nun die Wahlmanifeste anbetrifft, welche von den Republikanern<lb/> in Cincinnati und von den Demokraten in Se. Louis angenommen wurden,<lb/> so lassen beide manches zu wünschen übrig. Die beiden Hauptpunkte, um<lb/> die es sich bei der kommenden Präsidentenwahl handelt, die Geldfrage und<lb/> die Aemterfrage, sind nicht klar und deutlich genug hingestellt; der Grund<lb/> davon liegt darin, daß namentlich in der Geldfrage sowohl in der republi¬<lb/> kanischen Partei, wie vorzugsweise in der demokratischen, starke Meinungsver¬<lb/> schiedenheiten obwalten. „Im Uebrigen darf nicht vergessen werden, daß<lb/> solche Manifeste oder „Platformen", wie ein deutsch-amerikanisches Blatt, „der<lb/> Stern des Westens", sich ausdrückt, „nur gezimmert werden, um nach der<lb/> Wahl wieder abgebrochen zu werden, wie etwa Triumphbogen bei feierlichen<lb/> Gelegenheiten." Die Hauptsache ist und bleibt die Persönlichkeit, der innere<lb/> Werth und Charakter des zukünftigen Präsidenten. Ganz ohne praktische<lb/> Bedeutung sind aber deshalb die Platformen doch nicht, schon deshalb nicht,<lb/> weil dieselben während des bevorstehenden Wahlkampfes in öffentlichen Ver¬<lb/> sammlungen und in der Presse von den verschiedensten Seiten beleuchtet, an¬<lb/> gegriffen und vertheidigt werden. Die Republikaner versprechen die „Wieder¬<lb/> aufnahme der Baarzahlung" (reäemxtioll ok tlo Ilmteü Sta-tes uvtss in<lb/> com) zu einem möglichst frühen Zeitpunkte" (at tds eg-ruche praetieMö<lb/> xerioä), und dieser Zeitpunkt soll herbeigeführt werden" durch ein andauern¬<lb/> des und ständiges Fortschreiten zur Baarzahlung" (d? » eontmuvus ana<lb/> Ltökäz? proAress to spseie x^neue). Diese Worte klingen schon recht gut,<lb/> doch wäre es noch besser gewesen, wenn man jenen „möglichst frühen Zeit-<lb/> Punkt der Wiederaufnahme der Baarzahlung ganz genau fixirt hätte, wie<lb/> dies durch jenen republikanischen Congreßbeschluß geschehen ist, demgemäß<lb/> die Baarzahlung mit dem Jahre 1879 beginnen soll. Die demokratische<lb/> Platform, die sich im Wesentlichen auch gegen das System des uneinlös-<lb/> baren Papiergeldes ausspricht, will aber die Wiederaufnahme der Baar-<lb/> Zahlung ausdrücklich noch über das Jahr 1879 hinaus verlegt sehen. Reform<lb/> im öffentlichen Dienste verlangen beide Platformen; gründliche Besserung im<lb/> Aemterwesen wird aber, wie gesagt, nur hervorgerufen werden können durch<lb/> die Energie und Charaktertüchtigkeit des neuen Präsidenten und durch einen<lb/> ehrenhaften Bundessenat, denn letzterer hat bekanntlich die vom Präsidenten<lb/> gemachten Amtsernennungen zu bestätigen.</p><lb/> <p xml:id="ID_269" next="#ID_270"> Beide Platformen berühren die in jüngster Zeit brennend gewordene<lb/> Chinesensrage und die Polygamie der Mormonen. Während sie die<lb/> Unsittlichkeit der letzteren verurtheilen und die Polygamie überhaupt abgeschafft</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0117]
für das Präsidentenamt; seine Mitbewerber waren Thomas A. Hendricks von
Jndiana, Hancock Allen. Bayard, Pocker und Thurnau. Für das Amt des
Vicepräsidenten wurde alsdann der ebengenannte Hendricks nominirt. V
Was nun die Wahlmanifeste anbetrifft, welche von den Republikanern
in Cincinnati und von den Demokraten in Se. Louis angenommen wurden,
so lassen beide manches zu wünschen übrig. Die beiden Hauptpunkte, um
die es sich bei der kommenden Präsidentenwahl handelt, die Geldfrage und
die Aemterfrage, sind nicht klar und deutlich genug hingestellt; der Grund
davon liegt darin, daß namentlich in der Geldfrage sowohl in der republi¬
kanischen Partei, wie vorzugsweise in der demokratischen, starke Meinungsver¬
schiedenheiten obwalten. „Im Uebrigen darf nicht vergessen werden, daß
solche Manifeste oder „Platformen", wie ein deutsch-amerikanisches Blatt, „der
Stern des Westens", sich ausdrückt, „nur gezimmert werden, um nach der
Wahl wieder abgebrochen zu werden, wie etwa Triumphbogen bei feierlichen
Gelegenheiten." Die Hauptsache ist und bleibt die Persönlichkeit, der innere
Werth und Charakter des zukünftigen Präsidenten. Ganz ohne praktische
Bedeutung sind aber deshalb die Platformen doch nicht, schon deshalb nicht,
weil dieselben während des bevorstehenden Wahlkampfes in öffentlichen Ver¬
sammlungen und in der Presse von den verschiedensten Seiten beleuchtet, an¬
gegriffen und vertheidigt werden. Die Republikaner versprechen die „Wieder¬
aufnahme der Baarzahlung" (reäemxtioll ok tlo Ilmteü Sta-tes uvtss in
com) zu einem möglichst frühen Zeitpunkte" (at tds eg-ruche praetieMö
xerioä), und dieser Zeitpunkt soll herbeigeführt werden" durch ein andauern¬
des und ständiges Fortschreiten zur Baarzahlung" (d? » eontmuvus ana
Ltökäz? proAress to spseie x^neue). Diese Worte klingen schon recht gut,
doch wäre es noch besser gewesen, wenn man jenen „möglichst frühen Zeit-
Punkt der Wiederaufnahme der Baarzahlung ganz genau fixirt hätte, wie
dies durch jenen republikanischen Congreßbeschluß geschehen ist, demgemäß
die Baarzahlung mit dem Jahre 1879 beginnen soll. Die demokratische
Platform, die sich im Wesentlichen auch gegen das System des uneinlös-
baren Papiergeldes ausspricht, will aber die Wiederaufnahme der Baar-
Zahlung ausdrücklich noch über das Jahr 1879 hinaus verlegt sehen. Reform
im öffentlichen Dienste verlangen beide Platformen; gründliche Besserung im
Aemterwesen wird aber, wie gesagt, nur hervorgerufen werden können durch
die Energie und Charaktertüchtigkeit des neuen Präsidenten und durch einen
ehrenhaften Bundessenat, denn letzterer hat bekanntlich die vom Präsidenten
gemachten Amtsernennungen zu bestätigen.
Beide Platformen berühren die in jüngster Zeit brennend gewordene
Chinesensrage und die Polygamie der Mormonen. Während sie die
Unsittlichkeit der letzteren verurtheilen und die Polygamie überhaupt abgeschafft
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