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Die Grenzboten. Jg. 35, 1876, II. Semester. I. Band.

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Von den übrigen erwähnen wir noch John Jakob, der blödsinnig war, und
die jüngste Tochter Eliza. welche die Gemahlin des Vertreters der freien
Städte in Paris, Graf Rumpfs wurde, der später in derselben Eigenschaft
nach Nordamerika kam. Sie starb 1833.

Wilhelm B. Astor vermehrte das Vermögen der Familie hauptsächlich
durch Landspeculationen, er war wie sein Vater einer der eifrigsten Käufer
von Grundstücken in Neuyork, und man wird nicht zuviel sagen, wenn man
annimmt, daß er bei seinem Ableben doppelt so reich war, als sein Vater
bei seinem Tode gewesen, und zwar war diese Steigerung vorzüglich Folge
des Emporgehens des Werthes der Grundstücke gewesen. Die jetzigen Ver¬
walter des Vermögens sind seine Söhne John Jacob und William, von denen
jener, der ältere, sich im letzten Bürgerkriege als Oberst eines Freiwilligen¬
regiments auszeichnete.

Johann Jakob Astor hat sich der Stadt, in der er zum Krösus wurde,
dankbar bewiesen. In seinem Testament wies er ihr 400,000 Dollars zur
Errichtung einer öffentlichen Bibliothek zu, die auf dem Lafayette Place er¬
baut und etwa sechs Jahre nach dem Tode ihres Stifters eröffnet wurde.
William B. Astor erweiterte sie und machte ihr wiederholt bedeutende Geld¬
geschenke, die sich zusammen auf mehr als eine halbe Million Dollars be-
liefen. Dieselbe besitzt gegenwärtig etwa 153,000 Bände und kann deren
200,000 aufnehmen. Sie enthält meist wissenschaftliche Werke, und die Nach¬
frage nach Büchern, die stetig gewachsen ist, richtet sich auch vorwiegend auf
solche ernste Lectüre. Von den 136.065 Bänden, die im vorigen Jahre ge-
gelesen wurden, waren nur 5,028 Romane. Diese Bibliothek bildet eine
unerschöpfliche Fundgrube literarischer Schätze und wird namentlich von
Schriftstellern und Journalisten stark benutzt. So lange sie steht, wird
der Name ihres Gründers in dankbarer Erinnerung des Volkes von Neu¬
york leben. Aber auch seine Geburtsstadt hatte Astor in seinem Testa¬
mente nicht vergessen. Er hinterließ ihr darin ein Legat von 50,000
Dollars zur Einrichtung eines Armenhauses, welches im Januar 1854 er¬
öffnet wurde, und in dessen Kapelle man alle Jahre am Todestage des
Stifters sein Andenken feiert.




Von den übrigen erwähnen wir noch John Jakob, der blödsinnig war, und
die jüngste Tochter Eliza. welche die Gemahlin des Vertreters der freien
Städte in Paris, Graf Rumpfs wurde, der später in derselben Eigenschaft
nach Nordamerika kam. Sie starb 1833.

Wilhelm B. Astor vermehrte das Vermögen der Familie hauptsächlich
durch Landspeculationen, er war wie sein Vater einer der eifrigsten Käufer
von Grundstücken in Neuyork, und man wird nicht zuviel sagen, wenn man
annimmt, daß er bei seinem Ableben doppelt so reich war, als sein Vater
bei seinem Tode gewesen, und zwar war diese Steigerung vorzüglich Folge
des Emporgehens des Werthes der Grundstücke gewesen. Die jetzigen Ver¬
walter des Vermögens sind seine Söhne John Jacob und William, von denen
jener, der ältere, sich im letzten Bürgerkriege als Oberst eines Freiwilligen¬
regiments auszeichnete.

Johann Jakob Astor hat sich der Stadt, in der er zum Krösus wurde,
dankbar bewiesen. In seinem Testament wies er ihr 400,000 Dollars zur
Errichtung einer öffentlichen Bibliothek zu, die auf dem Lafayette Place er¬
baut und etwa sechs Jahre nach dem Tode ihres Stifters eröffnet wurde.
William B. Astor erweiterte sie und machte ihr wiederholt bedeutende Geld¬
geschenke, die sich zusammen auf mehr als eine halbe Million Dollars be-
liefen. Dieselbe besitzt gegenwärtig etwa 153,000 Bände und kann deren
200,000 aufnehmen. Sie enthält meist wissenschaftliche Werke, und die Nach¬
frage nach Büchern, die stetig gewachsen ist, richtet sich auch vorwiegend auf
solche ernste Lectüre. Von den 136.065 Bänden, die im vorigen Jahre ge-
gelesen wurden, waren nur 5,028 Romane. Diese Bibliothek bildet eine
unerschöpfliche Fundgrube literarischer Schätze und wird namentlich von
Schriftstellern und Journalisten stark benutzt. So lange sie steht, wird
der Name ihres Gründers in dankbarer Erinnerung des Volkes von Neu¬
york leben. Aber auch seine Geburtsstadt hatte Astor in seinem Testa¬
mente nicht vergessen. Er hinterließ ihr darin ein Legat von 50,000
Dollars zur Einrichtung eines Armenhauses, welches im Januar 1854 er¬
öffnet wurde, und in dessen Kapelle man alle Jahre am Todestage des
Stifters sein Andenken feiert.




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[0395] Von den übrigen erwähnen wir noch John Jakob, der blödsinnig war, und die jüngste Tochter Eliza. welche die Gemahlin des Vertreters der freien Städte in Paris, Graf Rumpfs wurde, der später in derselben Eigenschaft nach Nordamerika kam. Sie starb 1833. Wilhelm B. Astor vermehrte das Vermögen der Familie hauptsächlich durch Landspeculationen, er war wie sein Vater einer der eifrigsten Käufer von Grundstücken in Neuyork, und man wird nicht zuviel sagen, wenn man annimmt, daß er bei seinem Ableben doppelt so reich war, als sein Vater bei seinem Tode gewesen, und zwar war diese Steigerung vorzüglich Folge des Emporgehens des Werthes der Grundstücke gewesen. Die jetzigen Ver¬ walter des Vermögens sind seine Söhne John Jacob und William, von denen jener, der ältere, sich im letzten Bürgerkriege als Oberst eines Freiwilligen¬ regiments auszeichnete. Johann Jakob Astor hat sich der Stadt, in der er zum Krösus wurde, dankbar bewiesen. In seinem Testament wies er ihr 400,000 Dollars zur Errichtung einer öffentlichen Bibliothek zu, die auf dem Lafayette Place er¬ baut und etwa sechs Jahre nach dem Tode ihres Stifters eröffnet wurde. William B. Astor erweiterte sie und machte ihr wiederholt bedeutende Geld¬ geschenke, die sich zusammen auf mehr als eine halbe Million Dollars be- liefen. Dieselbe besitzt gegenwärtig etwa 153,000 Bände und kann deren 200,000 aufnehmen. Sie enthält meist wissenschaftliche Werke, und die Nach¬ frage nach Büchern, die stetig gewachsen ist, richtet sich auch vorwiegend auf solche ernste Lectüre. Von den 136.065 Bänden, die im vorigen Jahre ge- gelesen wurden, waren nur 5,028 Romane. Diese Bibliothek bildet eine unerschöpfliche Fundgrube literarischer Schätze und wird namentlich von Schriftstellern und Journalisten stark benutzt. So lange sie steht, wird der Name ihres Gründers in dankbarer Erinnerung des Volkes von Neu¬ york leben. Aber auch seine Geburtsstadt hatte Astor in seinem Testa¬ mente nicht vergessen. Er hinterließ ihr darin ein Legat von 50,000 Dollars zur Einrichtung eines Armenhauses, welches im Januar 1854 er¬ öffnet wurde, und in dessen Kapelle man alle Jahre am Todestage des Stifters sein Andenken feiert.

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 35, 1876, II. Semester. I. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341823_157684/395>, abgerufen am 30.04.2024.