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Die Grenzboten. Jg. 35, 1876, II. Semester. II. Band.

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Er empfiehlt auch als ein gutes Mittel gegen steinbeschwerten das Tragen
eines kupfernen Ringes mit den Figuren eines Löwen, eines Halbmondes
und eines Sternes, und zwar mußte derselbe an den kleinen Finger gesteckt
werden. Endlich hilft nach ihm gegen Bauchweh ein Ring mit dem Bilde
des Hercules, der den nemäischen Löwen erwürgt. Galen gedenkt eines
Ringamulets des ägyptischen Königs Nechepsus, welches aus einem grünen
Steine bestand und die Gestalt eines von Strahlen umgebenen Drachen hatte.
Es sollte die Organe der Verdauung stärken.

Unter den verschiedenen Weisen, auf welche man während der Zeit der
Kaiser Valentinian und Valens zu erforschen suchte, wer der nächste Herrscher
sein werde, war auch die, daß man die Buchstaben des Alphabets einen
Kreis bilden ließ, in dessen Centrum man einen magischen Ring aufhing
und in Schwingung versetzte, von dem man glaubte, er werde durch Stillstehen
vor gewissen Buchstaben den Namen des zukünftigen Kaisers anzeigen.
Valens ließ einen gewissen Theodorus, einen angesehenen und beim Volke
beliebten Mann, hinrichten, weil das Ningorakel auf die beiden Anfangs¬
buchstaben von dessen Namen hingewiesen; es hatte aber Theodosius gemeint,
der wirklich der Nachfolger des abergläubischen und grausamen Imperators
wurde. Diese Befragung der Zukunft durch einen Ring war bei den Alten
überhaupt sehr beliebt. Der Ring wurde, bevor man ihn aufhing, einer
Art Beschwörung unterworfen. Die Person, welche ihn hielt, war in Lein¬
wand gekleidet, der Barbier hatte ihm auf dem Kopfe eine kleine Krone ge¬
schoren, und in der Hand trug er einen Stengel Eisenkraut.

Sehr viel kam auf die Steine der Ringe an, und andrerseits hatte auch
das Metall derselben seine Bedeutung. Plinius sagt, daß die Orientalen
den Jaspis vorzogen und ihn für ein Mittel gegen fast alle Uebel hielten.
Seine Kraft wurde verstärkt, wenn er in Silber gefaßt wurde. Galenus
empfiehlt einen Ring mit einem Jaspis, auf dem sich die Figur eines Mannes
befand, der ein Bündel Kräuter um den Hals trug. Ein goldner Siegelring
Mit einem blassen Sapphir, in den eine Seejungfer mit einem Spiegel und
einem Zweige in der Hand eingegraben war, ließ seinem Träger alle Wünsche
w Erfüllung gehen. Ein Ring, auf dem ein Pflüger und darüber ein Stern
dargestellt war, schützte die Saatfelder seines Besitzers vor Gewittern. Mit
einem Ringe von Blei, in welchen ein Diacordius eingelassen war, auf dem
steh ein Mann mit einem Obolus in der einen und einer Schlange in der
andern Hand, über ihm eine Sonne, unter ihm ein Löwe und hinter ihm
Wermuth und Bockshorn befanden, konnte man, wenn man mit ihm an
einen Fluß ging, Geister beschwören, die einem jede Frage beantworteten.
Wenn man sich einen Blechring machte und in denselben einen Carneol ein¬
setzte, auf dem die Gestalt eines bärtigen Mannes war, so konnte man damit


Er empfiehlt auch als ein gutes Mittel gegen steinbeschwerten das Tragen
eines kupfernen Ringes mit den Figuren eines Löwen, eines Halbmondes
und eines Sternes, und zwar mußte derselbe an den kleinen Finger gesteckt
werden. Endlich hilft nach ihm gegen Bauchweh ein Ring mit dem Bilde
des Hercules, der den nemäischen Löwen erwürgt. Galen gedenkt eines
Ringamulets des ägyptischen Königs Nechepsus, welches aus einem grünen
Steine bestand und die Gestalt eines von Strahlen umgebenen Drachen hatte.
Es sollte die Organe der Verdauung stärken.

Unter den verschiedenen Weisen, auf welche man während der Zeit der
Kaiser Valentinian und Valens zu erforschen suchte, wer der nächste Herrscher
sein werde, war auch die, daß man die Buchstaben des Alphabets einen
Kreis bilden ließ, in dessen Centrum man einen magischen Ring aufhing
und in Schwingung versetzte, von dem man glaubte, er werde durch Stillstehen
vor gewissen Buchstaben den Namen des zukünftigen Kaisers anzeigen.
Valens ließ einen gewissen Theodorus, einen angesehenen und beim Volke
beliebten Mann, hinrichten, weil das Ningorakel auf die beiden Anfangs¬
buchstaben von dessen Namen hingewiesen; es hatte aber Theodosius gemeint,
der wirklich der Nachfolger des abergläubischen und grausamen Imperators
wurde. Diese Befragung der Zukunft durch einen Ring war bei den Alten
überhaupt sehr beliebt. Der Ring wurde, bevor man ihn aufhing, einer
Art Beschwörung unterworfen. Die Person, welche ihn hielt, war in Lein¬
wand gekleidet, der Barbier hatte ihm auf dem Kopfe eine kleine Krone ge¬
schoren, und in der Hand trug er einen Stengel Eisenkraut.

Sehr viel kam auf die Steine der Ringe an, und andrerseits hatte auch
das Metall derselben seine Bedeutung. Plinius sagt, daß die Orientalen
den Jaspis vorzogen und ihn für ein Mittel gegen fast alle Uebel hielten.
Seine Kraft wurde verstärkt, wenn er in Silber gefaßt wurde. Galenus
empfiehlt einen Ring mit einem Jaspis, auf dem sich die Figur eines Mannes
befand, der ein Bündel Kräuter um den Hals trug. Ein goldner Siegelring
Mit einem blassen Sapphir, in den eine Seejungfer mit einem Spiegel und
einem Zweige in der Hand eingegraben war, ließ seinem Träger alle Wünsche
w Erfüllung gehen. Ein Ring, auf dem ein Pflüger und darüber ein Stern
dargestellt war, schützte die Saatfelder seines Besitzers vor Gewittern. Mit
einem Ringe von Blei, in welchen ein Diacordius eingelassen war, auf dem
steh ein Mann mit einem Obolus in der einen und einer Schlange in der
andern Hand, über ihm eine Sonne, unter ihm ein Löwe und hinter ihm
Wermuth und Bockshorn befanden, konnte man, wenn man mit ihm an
einen Fluß ging, Geister beschwören, die einem jede Frage beantworteten.
Wenn man sich einen Blechring machte und in denselben einen Carneol ein¬
setzte, auf dem die Gestalt eines bärtigen Mannes war, so konnte man damit


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[0209] Er empfiehlt auch als ein gutes Mittel gegen steinbeschwerten das Tragen eines kupfernen Ringes mit den Figuren eines Löwen, eines Halbmondes und eines Sternes, und zwar mußte derselbe an den kleinen Finger gesteckt werden. Endlich hilft nach ihm gegen Bauchweh ein Ring mit dem Bilde des Hercules, der den nemäischen Löwen erwürgt. Galen gedenkt eines Ringamulets des ägyptischen Königs Nechepsus, welches aus einem grünen Steine bestand und die Gestalt eines von Strahlen umgebenen Drachen hatte. Es sollte die Organe der Verdauung stärken. Unter den verschiedenen Weisen, auf welche man während der Zeit der Kaiser Valentinian und Valens zu erforschen suchte, wer der nächste Herrscher sein werde, war auch die, daß man die Buchstaben des Alphabets einen Kreis bilden ließ, in dessen Centrum man einen magischen Ring aufhing und in Schwingung versetzte, von dem man glaubte, er werde durch Stillstehen vor gewissen Buchstaben den Namen des zukünftigen Kaisers anzeigen. Valens ließ einen gewissen Theodorus, einen angesehenen und beim Volke beliebten Mann, hinrichten, weil das Ningorakel auf die beiden Anfangs¬ buchstaben von dessen Namen hingewiesen; es hatte aber Theodosius gemeint, der wirklich der Nachfolger des abergläubischen und grausamen Imperators wurde. Diese Befragung der Zukunft durch einen Ring war bei den Alten überhaupt sehr beliebt. Der Ring wurde, bevor man ihn aufhing, einer Art Beschwörung unterworfen. Die Person, welche ihn hielt, war in Lein¬ wand gekleidet, der Barbier hatte ihm auf dem Kopfe eine kleine Krone ge¬ schoren, und in der Hand trug er einen Stengel Eisenkraut. Sehr viel kam auf die Steine der Ringe an, und andrerseits hatte auch das Metall derselben seine Bedeutung. Plinius sagt, daß die Orientalen den Jaspis vorzogen und ihn für ein Mittel gegen fast alle Uebel hielten. Seine Kraft wurde verstärkt, wenn er in Silber gefaßt wurde. Galenus empfiehlt einen Ring mit einem Jaspis, auf dem sich die Figur eines Mannes befand, der ein Bündel Kräuter um den Hals trug. Ein goldner Siegelring Mit einem blassen Sapphir, in den eine Seejungfer mit einem Spiegel und einem Zweige in der Hand eingegraben war, ließ seinem Träger alle Wünsche w Erfüllung gehen. Ein Ring, auf dem ein Pflüger und darüber ein Stern dargestellt war, schützte die Saatfelder seines Besitzers vor Gewittern. Mit einem Ringe von Blei, in welchen ein Diacordius eingelassen war, auf dem steh ein Mann mit einem Obolus in der einen und einer Schlange in der andern Hand, über ihm eine Sonne, unter ihm ein Löwe und hinter ihm Wermuth und Bockshorn befanden, konnte man, wenn man mit ihm an einen Fluß ging, Geister beschwören, die einem jede Frage beantworteten. Wenn man sich einen Blechring machte und in denselben einen Carneol ein¬ setzte, auf dem die Gestalt eines bärtigen Mannes war, so konnte man damit

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 35, 1876, II. Semester. II. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341823_157686/209>, abgerufen am 05.06.2024.