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Die Grenzboten. Jg. 35, 1876, II. Semester. II. Band.

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geisterten Exegeten überhaupt möglich gewesen war, in dieser Stelle den
göttlichen Bannfluch gegen das Decimalsystem des deutschen Reiches zu er¬
kennen, ist aus dem Texte des vorliegenden Artikels nicht mehr ersichtlich;
übrigens thut der Verfasser des letzteren das Seinige, um unsere Schuld nach
Kräften in ein mäßigeres Licht zu stellen; namentlich bittet er erwägen zu
wollen, daß es sich hierbei doch weniger um ein religiöses als vielmehr um
ein wirthschaftliches Interesse handle. Auch dringt er in den fanatischen
Deutschenhasser, um derentwillen nicht ein ganzes Volk dem ewigen Verderben
Preiszugeben, vielmehr zu bedenken, was das deutsche Volk im Zeitalter der
Reformation im Kampfe mit Rom geleistet habe und in der Gegenwart
abermals leiste. Ferner warnt er vor nationaler Ueberhebung. "Unsere
Selbstüberschätzung und unser großer Wohlstand können leicht eine Falle für
uns werden, so wie sie auch andre Völker zu Grunde gerichtet haben. Aller¬
dings sind wir ja Alle darin einig, daß wir den hohen Vorzug des am
meisten begnadeten Geschlechts genießen als die Nachkommen Ephraims, vgl.
Jeremias 31. Aber eben das Recht der Erstgeburt selbst soll uns ja daran
erinnern, daß noch Andere nach uns zur Gemeinschaft gehören. Lasset uns
also forschen und darnach suchen, wer diese Genossen sind und nicht mit
kaltem Stolze uns von ihnen abwenden. Wir wünschen ihnen Glück bet
ihrem Ringen nach Einheit und Freiheit und Kraft, welche Güter wir schon
so lange besitzen. Der deutsch-französische Krieg ist sicherlich noch nicht aus¬
gekämpft, und von der Entscheidung werden dann sicherlich ernstere Fragen
als das letzte Mal abhängen. Ist die Kriegesfackel erst wieder angezündet,
so kann keiner von uns wissen, wie weit der Brand dann um sich greifen
wird. Vielleicht werden auch unsere Interessen mit ins Spiel kommen, wenn
der Preis, den Rußland den Franzosen für seine Hilfeleistung gegen Deutsch¬
land abfordert, der Besitz des langersehnten Konstantinopels sein sollte. Im
Hinblicke auf diese Möglichkeit liegt für alle Stämme Israels die Aufforderung
zu festem Zusammenhalten, um den friedlichen Besitz des Landes Jinmanuels zu
sichern für das auserwählte Volk."

Doch genug des Unsinns. Da die resxeetgMit? der Gönnerschaft und
der Redaction der Zeitschrift keinen Raum für irgend welchen Zweifel lassen,
so darf die Lebensfähigkeit derselben wohl als verbürgt angesehen werden-
übrigens wirklich die, wie verlautet, im Wupperthale und in Schwaben
""gestellten Propagandaversuche von Erfolg gewesen sind, mögen die folgenden
Nummern lehren. Dieselben sind zu beziehen gegen Einsendung von sechs
Pennymarken oder 60 Pfennig von James Nisbet u. Co., Berners Street,
Oxford Street. London. -- S. W. Partridge u. Co.. 9, Paternoster Row.
E C. -- W. H. Guest, 29. Paternoster Row, E. C. London.




geisterten Exegeten überhaupt möglich gewesen war, in dieser Stelle den
göttlichen Bannfluch gegen das Decimalsystem des deutschen Reiches zu er¬
kennen, ist aus dem Texte des vorliegenden Artikels nicht mehr ersichtlich;
übrigens thut der Verfasser des letzteren das Seinige, um unsere Schuld nach
Kräften in ein mäßigeres Licht zu stellen; namentlich bittet er erwägen zu
wollen, daß es sich hierbei doch weniger um ein religiöses als vielmehr um
ein wirthschaftliches Interesse handle. Auch dringt er in den fanatischen
Deutschenhasser, um derentwillen nicht ein ganzes Volk dem ewigen Verderben
Preiszugeben, vielmehr zu bedenken, was das deutsche Volk im Zeitalter der
Reformation im Kampfe mit Rom geleistet habe und in der Gegenwart
abermals leiste. Ferner warnt er vor nationaler Ueberhebung. „Unsere
Selbstüberschätzung und unser großer Wohlstand können leicht eine Falle für
uns werden, so wie sie auch andre Völker zu Grunde gerichtet haben. Aller¬
dings sind wir ja Alle darin einig, daß wir den hohen Vorzug des am
meisten begnadeten Geschlechts genießen als die Nachkommen Ephraims, vgl.
Jeremias 31. Aber eben das Recht der Erstgeburt selbst soll uns ja daran
erinnern, daß noch Andere nach uns zur Gemeinschaft gehören. Lasset uns
also forschen und darnach suchen, wer diese Genossen sind und nicht mit
kaltem Stolze uns von ihnen abwenden. Wir wünschen ihnen Glück bet
ihrem Ringen nach Einheit und Freiheit und Kraft, welche Güter wir schon
so lange besitzen. Der deutsch-französische Krieg ist sicherlich noch nicht aus¬
gekämpft, und von der Entscheidung werden dann sicherlich ernstere Fragen
als das letzte Mal abhängen. Ist die Kriegesfackel erst wieder angezündet,
so kann keiner von uns wissen, wie weit der Brand dann um sich greifen
wird. Vielleicht werden auch unsere Interessen mit ins Spiel kommen, wenn
der Preis, den Rußland den Franzosen für seine Hilfeleistung gegen Deutsch¬
land abfordert, der Besitz des langersehnten Konstantinopels sein sollte. Im
Hinblicke auf diese Möglichkeit liegt für alle Stämme Israels die Aufforderung
zu festem Zusammenhalten, um den friedlichen Besitz des Landes Jinmanuels zu
sichern für das auserwählte Volk."

Doch genug des Unsinns. Da die resxeetgMit? der Gönnerschaft und
der Redaction der Zeitschrift keinen Raum für irgend welchen Zweifel lassen,
so darf die Lebensfähigkeit derselben wohl als verbürgt angesehen werden-
übrigens wirklich die, wie verlautet, im Wupperthale und in Schwaben
"«gestellten Propagandaversuche von Erfolg gewesen sind, mögen die folgenden
Nummern lehren. Dieselben sind zu beziehen gegen Einsendung von sechs
Pennymarken oder 60 Pfennig von James Nisbet u. Co., Berners Street,
Oxford Street. London. — S. W. Partridge u. Co.. 9, Paternoster Row.
E C. — W. H. Guest, 29. Paternoster Row, E. C. London.




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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 35, 1876, II. Semester. II. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341823_157686/31>, abgerufen am 15.05.2024.