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Die Grenzboten. Jg. 35, 1876, II. Semester. II. Band.

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(Verlag von Paul Reff in Stuttgart) und "Das Schweizerland" von
Woldemar Kaden, mit Illustrationen von Alex. Calame, Heyn, Ecken¬
brecher, Riefstahl. Specht, Bankier, Bauernfeind u, (Verlag von J> Engel¬
horn in Stuttgart), welches das Concurrenzwerk des Bruckmann'schen Verlags,
Text von Gsell-Fels, um ein bedeutendes in Bild und Wort übertroffen hat.
Eine der schönsten Gaben aber, welche wir muthigen Unternehmern in flügel¬
lahmer Zeit verdanken, bietet die Grote'sche Verlagshandlung in Berlin in
Tennyson's Enoch Arten, trefflich in Versen übersetzt von Adolf
Strodtmann, und meisterhaft illustrirt von Paul Thu manu. Die
Bekanntschaft mit der wundervollen, tiefergreifender Dichtung dürfen
wir natürlich bet unserm Leserkreise voraussetzen. In demselben Verlage sind
die We rke Chamisso's, reich illustrirt, neu erschienen, ist die vortreffliche,
von Tschischwitz erläuterte Ausgabe der illustrirten Romane Walter
Scotts nun zum Abschluß gebracht. Ueber die reizende Humoreske Ho¬
le anter von Wilhelm R abe, welche derselbe Verlag vor einigen Monaten
(illustrirt) erscheinen ließ, sprechen wir uns noch eingehender aus. Als ein
ganz besonderes, wenn auch sehr beachtenswerthes Wagniß erscheint uns
die in C. F. Amelang's Verlag in Leipzig erschienene, von Dore illu-
strirte Prachtausgabe des "alten Matrosen" von F. Freiligrath.
Die Ausstattung ist untadelhaft, die Illustration im Guten wie im Bösen
für Dore' charakteristisch. Blätter von bezaubernder Anmuth und Poesie sind
darunter, aber auch viele von erschreckendem Realismus, und obendrein einem
Realismus, der unsrer Weihnachtsstimmung ziemlich fern zu liegen pflegt,
des Realismus des Verdurstens.

An reinen Kunstblättern ist die Festzeit dieses Jahres arm. Albert
Hendschel hat die Fortsetzung seines Skizzen-Buches verschworen, seitdem ihm
die biedern Holländer die Erzeugnisse seiner Kunst ungestraft -- allerdings
auch scheußlich genug -- nachdrucken und für den halben Preis auf den
Markt werfen. Die Arnoldische Buchhandlung, die alljährlich M arie Remy's
prächtige Blumenstudien herauszugeben pflegte, hat sich dieses Jahr mit
vier großen Kunst-Blättern der gefeierten Künstlerin begnügt. R. Wagner
in Berlin dagegen trotzt mit Recht der Ungunst der Zeiten mit dem alten
Liebling der deutschen Kunstfreunde. Von Hi ldebr an d's Aqu arel l e "Aus
Europa" sind auch dieses Jahr fünf Blätter erschienen, facsimilirt durch die
Kunst des Farbendrucks eines Loeillot und Steinbock, welche den berühmten
Blättern desselben Meisters von d.er "Reise um die Erde" unbedenklich an die
Seite zu stellen sind. Ja eines davon, die Fresh - Water-Bai. übertrifft an
Zeichnung und leuchtendem Glanz der Farbe das Meiste des bisher aus diesem
Pinsel bekannt gewordenen. Nur die längst in Privatbesitz übergegangene
köstliche Sammlung der Skizzen Hildebrand's von Madeira (die im Jahr 1868
mit 30,000 Thlr.'bezahlt wurde) bot fast durchweg eine ähnliche Befriedigung
wie dieses eine Blatt.




Verantwortlicher Redakteur: or. Haus Blum in Leipzig.
Verlag von K. L. Hrrbig in Leipzig. -- Druck von Hüthcl 6 Herrmau" in Leipzig.

(Verlag von Paul Reff in Stuttgart) und „Das Schweizerland" von
Woldemar Kaden, mit Illustrationen von Alex. Calame, Heyn, Ecken¬
brecher, Riefstahl. Specht, Bankier, Bauernfeind u, (Verlag von J> Engel¬
horn in Stuttgart), welches das Concurrenzwerk des Bruckmann'schen Verlags,
Text von Gsell-Fels, um ein bedeutendes in Bild und Wort übertroffen hat.
Eine der schönsten Gaben aber, welche wir muthigen Unternehmern in flügel¬
lahmer Zeit verdanken, bietet die Grote'sche Verlagshandlung in Berlin in
Tennyson's Enoch Arten, trefflich in Versen übersetzt von Adolf
Strodtmann, und meisterhaft illustrirt von Paul Thu manu. Die
Bekanntschaft mit der wundervollen, tiefergreifender Dichtung dürfen
wir natürlich bet unserm Leserkreise voraussetzen. In demselben Verlage sind
die We rke Chamisso's, reich illustrirt, neu erschienen, ist die vortreffliche,
von Tschischwitz erläuterte Ausgabe der illustrirten Romane Walter
Scotts nun zum Abschluß gebracht. Ueber die reizende Humoreske Ho¬
le anter von Wilhelm R abe, welche derselbe Verlag vor einigen Monaten
(illustrirt) erscheinen ließ, sprechen wir uns noch eingehender aus. Als ein
ganz besonderes, wenn auch sehr beachtenswerthes Wagniß erscheint uns
die in C. F. Amelang's Verlag in Leipzig erschienene, von Dore illu-
strirte Prachtausgabe des „alten Matrosen" von F. Freiligrath.
Die Ausstattung ist untadelhaft, die Illustration im Guten wie im Bösen
für Dore' charakteristisch. Blätter von bezaubernder Anmuth und Poesie sind
darunter, aber auch viele von erschreckendem Realismus, und obendrein einem
Realismus, der unsrer Weihnachtsstimmung ziemlich fern zu liegen pflegt,
des Realismus des Verdurstens.

An reinen Kunstblättern ist die Festzeit dieses Jahres arm. Albert
Hendschel hat die Fortsetzung seines Skizzen-Buches verschworen, seitdem ihm
die biedern Holländer die Erzeugnisse seiner Kunst ungestraft — allerdings
auch scheußlich genug — nachdrucken und für den halben Preis auf den
Markt werfen. Die Arnoldische Buchhandlung, die alljährlich M arie Remy's
prächtige Blumenstudien herauszugeben pflegte, hat sich dieses Jahr mit
vier großen Kunst-Blättern der gefeierten Künstlerin begnügt. R. Wagner
in Berlin dagegen trotzt mit Recht der Ungunst der Zeiten mit dem alten
Liebling der deutschen Kunstfreunde. Von Hi ldebr an d's Aqu arel l e „Aus
Europa" sind auch dieses Jahr fünf Blätter erschienen, facsimilirt durch die
Kunst des Farbendrucks eines Loeillot und Steinbock, welche den berühmten
Blättern desselben Meisters von d.er „Reise um die Erde" unbedenklich an die
Seite zu stellen sind. Ja eines davon, die Fresh - Water-Bai. übertrifft an
Zeichnung und leuchtendem Glanz der Farbe das Meiste des bisher aus diesem
Pinsel bekannt gewordenen. Nur die längst in Privatbesitz übergegangene
köstliche Sammlung der Skizzen Hildebrand's von Madeira (die im Jahr 1868
mit 30,000 Thlr.'bezahlt wurde) bot fast durchweg eine ähnliche Befriedigung
wie dieses eine Blatt.




Verantwortlicher Redakteur: or. Haus Blum in Leipzig.
Verlag von K. L. Hrrbig in Leipzig. — Druck von Hüthcl 6 Herrmau« in Leipzig.
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[0444] (Verlag von Paul Reff in Stuttgart) und „Das Schweizerland" von Woldemar Kaden, mit Illustrationen von Alex. Calame, Heyn, Ecken¬ brecher, Riefstahl. Specht, Bankier, Bauernfeind u, (Verlag von J> Engel¬ horn in Stuttgart), welches das Concurrenzwerk des Bruckmann'schen Verlags, Text von Gsell-Fels, um ein bedeutendes in Bild und Wort übertroffen hat. Eine der schönsten Gaben aber, welche wir muthigen Unternehmern in flügel¬ lahmer Zeit verdanken, bietet die Grote'sche Verlagshandlung in Berlin in Tennyson's Enoch Arten, trefflich in Versen übersetzt von Adolf Strodtmann, und meisterhaft illustrirt von Paul Thu manu. Die Bekanntschaft mit der wundervollen, tiefergreifender Dichtung dürfen wir natürlich bet unserm Leserkreise voraussetzen. In demselben Verlage sind die We rke Chamisso's, reich illustrirt, neu erschienen, ist die vortreffliche, von Tschischwitz erläuterte Ausgabe der illustrirten Romane Walter Scotts nun zum Abschluß gebracht. Ueber die reizende Humoreske Ho¬ le anter von Wilhelm R abe, welche derselbe Verlag vor einigen Monaten (illustrirt) erscheinen ließ, sprechen wir uns noch eingehender aus. Als ein ganz besonderes, wenn auch sehr beachtenswerthes Wagniß erscheint uns die in C. F. Amelang's Verlag in Leipzig erschienene, von Dore illu- strirte Prachtausgabe des „alten Matrosen" von F. Freiligrath. Die Ausstattung ist untadelhaft, die Illustration im Guten wie im Bösen für Dore' charakteristisch. Blätter von bezaubernder Anmuth und Poesie sind darunter, aber auch viele von erschreckendem Realismus, und obendrein einem Realismus, der unsrer Weihnachtsstimmung ziemlich fern zu liegen pflegt, des Realismus des Verdurstens. An reinen Kunstblättern ist die Festzeit dieses Jahres arm. Albert Hendschel hat die Fortsetzung seines Skizzen-Buches verschworen, seitdem ihm die biedern Holländer die Erzeugnisse seiner Kunst ungestraft — allerdings auch scheußlich genug — nachdrucken und für den halben Preis auf den Markt werfen. Die Arnoldische Buchhandlung, die alljährlich M arie Remy's prächtige Blumenstudien herauszugeben pflegte, hat sich dieses Jahr mit vier großen Kunst-Blättern der gefeierten Künstlerin begnügt. R. Wagner in Berlin dagegen trotzt mit Recht der Ungunst der Zeiten mit dem alten Liebling der deutschen Kunstfreunde. Von Hi ldebr an d's Aqu arel l e „Aus Europa" sind auch dieses Jahr fünf Blätter erschienen, facsimilirt durch die Kunst des Farbendrucks eines Loeillot und Steinbock, welche den berühmten Blättern desselben Meisters von d.er „Reise um die Erde" unbedenklich an die Seite zu stellen sind. Ja eines davon, die Fresh - Water-Bai. übertrifft an Zeichnung und leuchtendem Glanz der Farbe das Meiste des bisher aus diesem Pinsel bekannt gewordenen. Nur die längst in Privatbesitz übergegangene köstliche Sammlung der Skizzen Hildebrand's von Madeira (die im Jahr 1868 mit 30,000 Thlr.'bezahlt wurde) bot fast durchweg eine ähnliche Befriedigung wie dieses eine Blatt. Verantwortlicher Redakteur: or. Haus Blum in Leipzig. Verlag von K. L. Hrrbig in Leipzig. — Druck von Hüthcl 6 Herrmau« in Leipzig.

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 35, 1876, II. Semester. II. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341823_157686/444>, abgerufen am 15.05.2024.