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Die Grenzboten. Jg. 35, 1876, II. Semester. II. Band.

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iierlin" noch fernere Vorsichtsmaßregeln (xiee^utions) ergriffen. -- Diese
bestehen darin, daß die Docks der Kriegsmarine durch sechs fernere Forts
bei Ellerbeck*) gesichert werden, und endlich: "kann die Festung Rends-
burg, den Dänen entrissen, und ganz in der Nähe gelegen, auch
noch Hülfe leisten, durch ihr Flankenfeuer auf den landenden Feind.
Da haben wir den Schäker! Darum hat er, wie einst der Teufel den Wetter-
See in Schweden, die Kieler Bucht placirt: entre le Holstein et le Llesvi^
-- damit ihr die Festung Rendsburg Hülfe leisten kann, und "den Feind
unter Kreuzfeuer nimmt!" Was sich das Kriegsministerium in Berlin
über die neue Festung freuen wird, die es ganz wie den Kieler Hafen auf
Seite 148, sa>us Kourse atelier, erhalten hat! Paul Merruau, drücken Sie
mir die Hand, Sie sind herzerfrischend, und wenn meine Stimme noch etwas
gilt bei meinem alten Bekannten, Zernin in Darmstadt, dann sollen Sie
Ehrenritter des goldenen Knopfes, und Großcomthur des Kameelbanners
in Winkelkram werden/*) Eins aber sagen Sie mir im Vertrauen; wo haben
Sie die Geschütze her, mit denen Sie von Rendsburg aus die Landungs¬
truppen bei Kiel in der rechten Flanke beschießen wollen? Das müssen ja
ausgezeichnete Waffen sein!

Trotz aller dieser "tormiäMes kortiüeations" bleibt dem Verfasser noch
Eins zu wünschen übrig, um Kiel vollkommen zu machen, dieses Eine aber
hat die preußische Regierung, -- eine deutsche kennt Herr Merruau grund¬
sätzlich nicht -- bisher versäumt -- es ist der Kanal zwischen Ost- und
Nordsee! Der Verfasser hat also keine Ahnung von dem Resume, das seiner
Zeit durch den Generalfeldmarschall Graf Moltke im Reichstag über diese
Frage gegeben wurde, und wodurch sie für Jeden als abgethan gelten muß,
der nicht glaubt, mehr vom Kriege zu verstehen, als der Feldmarschall. Da
nun Herr Merruau den wirklichen Grund nicht kennt, weshalb jener vor¬
handene Kanal nicht für Kriegsschiffe erweitert wird, so erfindet er für seine
Leser einen solchen, und der besteht darin, daß Preußen eines Tages --
Dänemark erobern -- "den Sund und die beiden Bette borusflficiren wird",
wie er sich ausdrückt. Eine schwache Hoffnung indeß lebt noch in dem tapfern
Franzosenherzen: Nußland dürfte vielleicht dieses scheußliche Project Bismarcks
durchkreuzen, und "die immer mehr zunehmende Auswanderung schwächt das
Gouvernement von Berlin zusehends!" -- Trotz dieser Schwäche aber hat
"in düsterer Emsigkeit" dieses Gouvernement von Berlin sich auch einen
Hafen an der Nordsee geschaffen. Aber mit welcher Hinterlist ist es dabei
verfahren, man höre und schaudere: da es nicht klug gewesen wäre, unmittelbar




") Für Jeden, der Kiel kennt, ist dies der Gipfel des Unsinns.
Leben n"d Thaten des General Lee'crccht von Knopf. Darmstadt 1868. Verloa
' E. Zernin.

iierlin" noch fernere Vorsichtsmaßregeln (xiee^utions) ergriffen. — Diese
bestehen darin, daß die Docks der Kriegsmarine durch sechs fernere Forts
bei Ellerbeck*) gesichert werden, und endlich: „kann die Festung Rends-
burg, den Dänen entrissen, und ganz in der Nähe gelegen, auch
noch Hülfe leisten, durch ihr Flankenfeuer auf den landenden Feind.
Da haben wir den Schäker! Darum hat er, wie einst der Teufel den Wetter-
See in Schweden, die Kieler Bucht placirt: entre le Holstein et le Llesvi^
— damit ihr die Festung Rendsburg Hülfe leisten kann, und „den Feind
unter Kreuzfeuer nimmt!" Was sich das Kriegsministerium in Berlin
über die neue Festung freuen wird, die es ganz wie den Kieler Hafen auf
Seite 148, sa>us Kourse atelier, erhalten hat! Paul Merruau, drücken Sie
mir die Hand, Sie sind herzerfrischend, und wenn meine Stimme noch etwas
gilt bei meinem alten Bekannten, Zernin in Darmstadt, dann sollen Sie
Ehrenritter des goldenen Knopfes, und Großcomthur des Kameelbanners
in Winkelkram werden/*) Eins aber sagen Sie mir im Vertrauen; wo haben
Sie die Geschütze her, mit denen Sie von Rendsburg aus die Landungs¬
truppen bei Kiel in der rechten Flanke beschießen wollen? Das müssen ja
ausgezeichnete Waffen sein!

Trotz aller dieser „tormiäMes kortiüeations" bleibt dem Verfasser noch
Eins zu wünschen übrig, um Kiel vollkommen zu machen, dieses Eine aber
hat die preußische Regierung, — eine deutsche kennt Herr Merruau grund¬
sätzlich nicht — bisher versäumt — es ist der Kanal zwischen Ost- und
Nordsee! Der Verfasser hat also keine Ahnung von dem Resume, das seiner
Zeit durch den Generalfeldmarschall Graf Moltke im Reichstag über diese
Frage gegeben wurde, und wodurch sie für Jeden als abgethan gelten muß,
der nicht glaubt, mehr vom Kriege zu verstehen, als der Feldmarschall. Da
nun Herr Merruau den wirklichen Grund nicht kennt, weshalb jener vor¬
handene Kanal nicht für Kriegsschiffe erweitert wird, so erfindet er für seine
Leser einen solchen, und der besteht darin, daß Preußen eines Tages —
Dänemark erobern — „den Sund und die beiden Bette borusflficiren wird",
wie er sich ausdrückt. Eine schwache Hoffnung indeß lebt noch in dem tapfern
Franzosenherzen: Nußland dürfte vielleicht dieses scheußliche Project Bismarcks
durchkreuzen, und „die immer mehr zunehmende Auswanderung schwächt das
Gouvernement von Berlin zusehends!" — Trotz dieser Schwäche aber hat
»in düsterer Emsigkeit" dieses Gouvernement von Berlin sich auch einen
Hafen an der Nordsee geschaffen. Aber mit welcher Hinterlist ist es dabei
verfahren, man höre und schaudere: da es nicht klug gewesen wäre, unmittelbar




") Für Jeden, der Kiel kennt, ist dies der Gipfel des Unsinns.
Leben n»d Thaten des General Lee'crccht von Knopf. Darmstadt 1868. Verloa
' E. Zernin.
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[0447] iierlin" noch fernere Vorsichtsmaßregeln (xiee^utions) ergriffen. — Diese bestehen darin, daß die Docks der Kriegsmarine durch sechs fernere Forts bei Ellerbeck*) gesichert werden, und endlich: „kann die Festung Rends- burg, den Dänen entrissen, und ganz in der Nähe gelegen, auch noch Hülfe leisten, durch ihr Flankenfeuer auf den landenden Feind. Da haben wir den Schäker! Darum hat er, wie einst der Teufel den Wetter- See in Schweden, die Kieler Bucht placirt: entre le Holstein et le Llesvi^ — damit ihr die Festung Rendsburg Hülfe leisten kann, und „den Feind unter Kreuzfeuer nimmt!" Was sich das Kriegsministerium in Berlin über die neue Festung freuen wird, die es ganz wie den Kieler Hafen auf Seite 148, sa>us Kourse atelier, erhalten hat! Paul Merruau, drücken Sie mir die Hand, Sie sind herzerfrischend, und wenn meine Stimme noch etwas gilt bei meinem alten Bekannten, Zernin in Darmstadt, dann sollen Sie Ehrenritter des goldenen Knopfes, und Großcomthur des Kameelbanners in Winkelkram werden/*) Eins aber sagen Sie mir im Vertrauen; wo haben Sie die Geschütze her, mit denen Sie von Rendsburg aus die Landungs¬ truppen bei Kiel in der rechten Flanke beschießen wollen? Das müssen ja ausgezeichnete Waffen sein! Trotz aller dieser „tormiäMes kortiüeations" bleibt dem Verfasser noch Eins zu wünschen übrig, um Kiel vollkommen zu machen, dieses Eine aber hat die preußische Regierung, — eine deutsche kennt Herr Merruau grund¬ sätzlich nicht — bisher versäumt — es ist der Kanal zwischen Ost- und Nordsee! Der Verfasser hat also keine Ahnung von dem Resume, das seiner Zeit durch den Generalfeldmarschall Graf Moltke im Reichstag über diese Frage gegeben wurde, und wodurch sie für Jeden als abgethan gelten muß, der nicht glaubt, mehr vom Kriege zu verstehen, als der Feldmarschall. Da nun Herr Merruau den wirklichen Grund nicht kennt, weshalb jener vor¬ handene Kanal nicht für Kriegsschiffe erweitert wird, so erfindet er für seine Leser einen solchen, und der besteht darin, daß Preußen eines Tages — Dänemark erobern — „den Sund und die beiden Bette borusflficiren wird", wie er sich ausdrückt. Eine schwache Hoffnung indeß lebt noch in dem tapfern Franzosenherzen: Nußland dürfte vielleicht dieses scheußliche Project Bismarcks durchkreuzen, und „die immer mehr zunehmende Auswanderung schwächt das Gouvernement von Berlin zusehends!" — Trotz dieser Schwäche aber hat »in düsterer Emsigkeit" dieses Gouvernement von Berlin sich auch einen Hafen an der Nordsee geschaffen. Aber mit welcher Hinterlist ist es dabei verfahren, man höre und schaudere: da es nicht klug gewesen wäre, unmittelbar ") Für Jeden, der Kiel kennt, ist dies der Gipfel des Unsinns. Leben n»d Thaten des General Lee'crccht von Knopf. Darmstadt 1868. Verloa ' E. Zernin.

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 35, 1876, II. Semester. II. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341823_157686/447>, abgerufen am 04.06.2024.