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Die Grenzboten. Jg. 35, 1876, II. Semester. II. Band.

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der englischen Kanalgesellschaften bei der Gründung der englischen Eisenbahnen
den neuen Gesellschaften unverändert zu Grunde gelegt wurden. Eine seltene
Gedankenlosigkeit aber war es, daß man auf dem europäischen Continent diese
Bestimmung der englischen Statuten ohne selbständige Prüfung aufnahm,
und daß die 99 Jahre sich dann schablonenmäßtg in den Concessionen aller
auch in den späteren Decennien gegründeten Eisenbahnen wiederholten.
Denn die später angelegten Eisenbahnen, welche zu einer Zeit errichtet
wurden, wo die ersten Unternehmungen das Fett bereits abgeschöpft hatten,
welche weniger verkehrsreiche Gegenden durchziehen, die also von vorneherein
eine geringere Rentabilität in Aussicht stellen, hätten btlligerweise mit einer,
längeren Concessionsfrist bedacht werden müssen als die ersten. Es ist gar
kein Grund zu einer solchen Bevorzugung der ersten Klasse der Eisenbahnen
abzusehen. Dieser Umstand aber, daß bei der Concessionsertheilung die schablonen¬
mäßige Frist der 99 Jahre nothwendig die Wirkung eines Procrustes-Bettes
haben mußte, beweist, daß sie in Anwendung kam, ohne daß die Ertheiler und
die Petenten der Concessionen sich eines guten Grundes dafür bewußt waren.
Alle diese Ungleichheiten sind in den Ländern vermieden worden, wo man.
wie in Belgien, Baden, Würtemberg und Baiern, das Eisenbahnwesen
von vorneherein ganz oder zum größten Theil dem Staat vorbehalten hat.
Welch ein bedeutender Ueberschuß dem Staate aus den Eisenbahnen der
ersten Periode zufließt, den er dann zum verlustlosen Ausbau des Eisenbahn¬
netzes verwenden kann, läßt sich durch einen Ueberblick der Dividenden der
älteren preußischen Privatbahnen ermessen. Dieselben haben in den letzten
8 Jahren an Ueberschüssen der Einnahmen über die Betriebsausgaben in
Procenten des Anlagekapitals folgendes Ergebniß geliefert:

1867,1868,1869,1870,1871,1872,1873,1874.
Oberschlesische ....I8.719."18.,17-918."18.z18-of19--9
Breslau-Posen-Glogau .6.78-27--V-"e."6.,7-8"7-4.
Stargard-Posen . . .8."11."9-56.77..7-99.4-7-Z9
Reiße-Brieg . . . .7-4K."9.29,s7-"7-29
Wilhelmsbahn . . .S-78."7-zs."6.-,6.°6-g"S-Z9
Berlin-Aiihalter
(nach Halle-Leipzig)12 g12"13..14.z16.,Is.zIs.5911"->
Berlin-Hamburger . .1V.Z1"911."10."11-°S-i10.°"10-Z9
Berlin-Stettiner . . .S-t7-S8."8."11-z11-°10.4"9-47
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Magdeburg-Leipziger13-sIs.4Is.51S.217.2Is."12.9z11-54
Köln-Mindener . . .8,78.°9.410 g11.210.z8-3S6.g2
Rheinische Bahn . . .7-°7°8.-8."8."7°7 Z76-zz
Magdeburg-Halberstädter10.9-58..S.i9 s".°5.7gb."z
Breslau-Schweidnitz-8.58.g8."7."8."7-27.Z87-g2
Niederschlestsche
Zweigbahn . . . .6-i6.,6--7-s6-°"°4.452.ZZ

der englischen Kanalgesellschaften bei der Gründung der englischen Eisenbahnen
den neuen Gesellschaften unverändert zu Grunde gelegt wurden. Eine seltene
Gedankenlosigkeit aber war es, daß man auf dem europäischen Continent diese
Bestimmung der englischen Statuten ohne selbständige Prüfung aufnahm,
und daß die 99 Jahre sich dann schablonenmäßtg in den Concessionen aller
auch in den späteren Decennien gegründeten Eisenbahnen wiederholten.
Denn die später angelegten Eisenbahnen, welche zu einer Zeit errichtet
wurden, wo die ersten Unternehmungen das Fett bereits abgeschöpft hatten,
welche weniger verkehrsreiche Gegenden durchziehen, die also von vorneherein
eine geringere Rentabilität in Aussicht stellen, hätten btlligerweise mit einer,
längeren Concessionsfrist bedacht werden müssen als die ersten. Es ist gar
kein Grund zu einer solchen Bevorzugung der ersten Klasse der Eisenbahnen
abzusehen. Dieser Umstand aber, daß bei der Concessionsertheilung die schablonen¬
mäßige Frist der 99 Jahre nothwendig die Wirkung eines Procrustes-Bettes
haben mußte, beweist, daß sie in Anwendung kam, ohne daß die Ertheiler und
die Petenten der Concessionen sich eines guten Grundes dafür bewußt waren.
Alle diese Ungleichheiten sind in den Ländern vermieden worden, wo man.
wie in Belgien, Baden, Würtemberg und Baiern, das Eisenbahnwesen
von vorneherein ganz oder zum größten Theil dem Staat vorbehalten hat.
Welch ein bedeutender Ueberschuß dem Staate aus den Eisenbahnen der
ersten Periode zufließt, den er dann zum verlustlosen Ausbau des Eisenbahn¬
netzes verwenden kann, läßt sich durch einen Ueberblick der Dividenden der
älteren preußischen Privatbahnen ermessen. Dieselben haben in den letzten
8 Jahren an Ueberschüssen der Einnahmen über die Betriebsausgaben in
Procenten des Anlagekapitals folgendes Ergebniß geliefert:

1867,1868,1869,1870,1871,1872,1873,1874.
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[0512] der englischen Kanalgesellschaften bei der Gründung der englischen Eisenbahnen den neuen Gesellschaften unverändert zu Grunde gelegt wurden. Eine seltene Gedankenlosigkeit aber war es, daß man auf dem europäischen Continent diese Bestimmung der englischen Statuten ohne selbständige Prüfung aufnahm, und daß die 99 Jahre sich dann schablonenmäßtg in den Concessionen aller auch in den späteren Decennien gegründeten Eisenbahnen wiederholten. Denn die später angelegten Eisenbahnen, welche zu einer Zeit errichtet wurden, wo die ersten Unternehmungen das Fett bereits abgeschöpft hatten, welche weniger verkehrsreiche Gegenden durchziehen, die also von vorneherein eine geringere Rentabilität in Aussicht stellen, hätten btlligerweise mit einer, längeren Concessionsfrist bedacht werden müssen als die ersten. Es ist gar kein Grund zu einer solchen Bevorzugung der ersten Klasse der Eisenbahnen abzusehen. Dieser Umstand aber, daß bei der Concessionsertheilung die schablonen¬ mäßige Frist der 99 Jahre nothwendig die Wirkung eines Procrustes-Bettes haben mußte, beweist, daß sie in Anwendung kam, ohne daß die Ertheiler und die Petenten der Concessionen sich eines guten Grundes dafür bewußt waren. Alle diese Ungleichheiten sind in den Ländern vermieden worden, wo man. wie in Belgien, Baden, Würtemberg und Baiern, das Eisenbahnwesen von vorneherein ganz oder zum größten Theil dem Staat vorbehalten hat. Welch ein bedeutender Ueberschuß dem Staate aus den Eisenbahnen der ersten Periode zufließt, den er dann zum verlustlosen Ausbau des Eisenbahn¬ netzes verwenden kann, läßt sich durch einen Ueberblick der Dividenden der älteren preußischen Privatbahnen ermessen. Dieselben haben in den letzten 8 Jahren an Ueberschüssen der Einnahmen über die Betriebsausgaben in Procenten des Anlagekapitals folgendes Ergebniß geliefert: 1867,1868,1869,1870,1871,1872,1873,1874. Oberschlesische ....I8.719.»18.,17-918.»18.z18-of19--9 Breslau-Posen-Glogau .6.78-27--V-«e.»6.,7-8»7-4. Stargard-Posen . . .8.«11.»9-56.77..7-99.4-7-Z9 Reiße-Brieg . . . .7-4K.»9.29,s7-«7-29 Wilhelmsbahn . . .S-78.«7-zs.»6.-,6.°6-g«S-Z9 Berlin-Aiihalter (nach Halle-Leipzig)12 g12„13..14.z16.,Is.zIs.5911»-> Berlin-Hamburger . .1V.Z1«911.»10.«11-°S-i10.°«10-Z9 Berlin-Stettiner . . .S-t7-S8.«8.«11-z11-°10.4«9-47 Berlin-Potsdam- Magdeburger . . . .9.»1»°12.,14.,14..8.»4.7g4.5- Magdeburg-Leipziger13-sIs.4Is.51S.217.2Is.»12.9z11-54 Köln-Mindener . . .8,78.°9.410 g11.210.z8-3S6.g2 Rheinische Bahn . . .7-°7°8.-8.»8.«7°7 Z76-zz Magdeburg-Halberstädter10.9-58..S.i9 s«.°5.7gb.»z Breslau-Schweidnitz-8.58.g8.«7.»8.»7-27.Z87-g2 Niederschlestsche Zweigbahn . . . .6-i6.,6--7-s6-°»°4.452.ZZ

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 35, 1876, II. Semester. II. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341823_157686/512>, abgerufen am 31.05.2024.