Die Grenzboten. Jg. 36, 1877, I. Semester. I. Band.Doch bei alledem bleibt "Marino Faliero" eines der besten Stücke, Das beste Lob aber, das den Kruseschen Dramen überhaupt zu spenden Jer vorletzte russisch-türkische Krieg. 1. Im Jahre 1828. Angesichts des sich vorbereiteten Krieges zwischen Rußland und der Pforte Schon im October 1827 standen die russischen Truppen in Bessarabien Doch bei alledem bleibt „Marino Faliero" eines der besten Stücke, Das beste Lob aber, das den Kruseschen Dramen überhaupt zu spenden Jer vorletzte russisch-türkische Krieg. 1. Im Jahre 1828. Angesichts des sich vorbereiteten Krieges zwischen Rußland und der Pforte Schon im October 1827 standen die russischen Truppen in Bessarabien <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0231" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/137404"/> <p xml:id="ID_782"> Doch bei alledem bleibt „Marino Faliero" eines der besten Stücke,<lb/> die Krnse geschrieben, und das btthnenfähigste sicherlich. Die Aufführung des¬<lb/> selben im Königlichen Schauspielhause zu Berlin errang mehr als einen<lb/> Achtungserfolg. Wer das Stück blos gelesen, wird sich des Wunsches nicht<lb/> erwehren können, es aufgeführt zu sehen, um die Wirkung so vieler Scenen<lb/> von dramatischem Effect voll zu genießen und die lebensvollen Gestalten,<lb/> die es vorführt, in Fleisch und Blut handeln zu sehen.</p><lb/> <p xml:id="ID_783"> Das beste Lob aber, das den Kruseschen Dramen überhaupt zu spenden<lb/> ist, die Anerkennung ihres Strebens, das geistige Leben der Gegenwart auch<lb/> auf diesem verödeten Gebiete — wo sonst vielleicht mehr noch als auf dem<lb/> industriellen die Losung „schlecht aber billig" vorherrscht — zu fördern in<lb/> einem edeln Sinne, dieses Lob muß auch seinein „Marino Faliero" in ver¬<lb/> dientem Maße gezollt werden.</p><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> </div> <div n="1"> <head> Jer vorletzte russisch-türkische Krieg.<lb/> 1. Im Jahre 1828.</head><lb/> <p xml:id="ID_784"> Angesichts des sich vorbereiteten Krieges zwischen Rußland und der Pforte<lb/> scheint uns ein Rückblick auf den letzten Zusammenstoß dieser beiden Mächte,<lb/> wo dieselben sich allein gegenüberstanden, an der Zeit zu sein, zumal die Dinge<lb/> gegenwärtig ähnlich liegen wie damals. So betrachten wir denn in den fol¬<lb/> genden Abschnitten die beiden Feldzüge von 1828 und 1829, von denen der<lb/> erste für die Russen ungünstig ablief (was jetzt auch nicht unmöglich ist), der<lb/> zweite von entscheidenden Erfolge gekrönt war.</p><lb/> <p xml:id="ID_785" next="#ID_786"> Schon im October 1827 standen die russischen Truppen in Bessarabien<lb/> zum Einmarsch in das türkische Gebiet bereit, schon im December war der<lb/> Gesandte des Czaren von Konstantinopel abgereist, und wenn Kaiser Nikolaus<lb/> noch nach der Mitte des April loszuschlagen zögerte, so war der Grund ein¬<lb/> fach der, daß man die Widerstandskraft der Türken unterschätzt hatte und sich<lb/> genöthigt sah, mehr Truppen, als ursprünglich beabsichtigt worden, marschiren<lb/> zu lassen. Endlich erfolgte am 14./26. April von Seiten Rußlands das<lb/> Kriegsmanifest, und die Armee erhielt Befehl zum Vorrücken. Dieselbe bestand<lb/> aus 8 Divisionen Infanterie und 4 Cavallerie-Divisionen, die zusammen etwa</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0231]
Doch bei alledem bleibt „Marino Faliero" eines der besten Stücke,
die Krnse geschrieben, und das btthnenfähigste sicherlich. Die Aufführung des¬
selben im Königlichen Schauspielhause zu Berlin errang mehr als einen
Achtungserfolg. Wer das Stück blos gelesen, wird sich des Wunsches nicht
erwehren können, es aufgeführt zu sehen, um die Wirkung so vieler Scenen
von dramatischem Effect voll zu genießen und die lebensvollen Gestalten,
die es vorführt, in Fleisch und Blut handeln zu sehen.
Das beste Lob aber, das den Kruseschen Dramen überhaupt zu spenden
ist, die Anerkennung ihres Strebens, das geistige Leben der Gegenwart auch
auf diesem verödeten Gebiete — wo sonst vielleicht mehr noch als auf dem
industriellen die Losung „schlecht aber billig" vorherrscht — zu fördern in
einem edeln Sinne, dieses Lob muß auch seinein „Marino Faliero" in ver¬
dientem Maße gezollt werden.
Jer vorletzte russisch-türkische Krieg.
1. Im Jahre 1828.
Angesichts des sich vorbereiteten Krieges zwischen Rußland und der Pforte
scheint uns ein Rückblick auf den letzten Zusammenstoß dieser beiden Mächte,
wo dieselben sich allein gegenüberstanden, an der Zeit zu sein, zumal die Dinge
gegenwärtig ähnlich liegen wie damals. So betrachten wir denn in den fol¬
genden Abschnitten die beiden Feldzüge von 1828 und 1829, von denen der
erste für die Russen ungünstig ablief (was jetzt auch nicht unmöglich ist), der
zweite von entscheidenden Erfolge gekrönt war.
Schon im October 1827 standen die russischen Truppen in Bessarabien
zum Einmarsch in das türkische Gebiet bereit, schon im December war der
Gesandte des Czaren von Konstantinopel abgereist, und wenn Kaiser Nikolaus
noch nach der Mitte des April loszuschlagen zögerte, so war der Grund ein¬
fach der, daß man die Widerstandskraft der Türken unterschätzt hatte und sich
genöthigt sah, mehr Truppen, als ursprünglich beabsichtigt worden, marschiren
zu lassen. Endlich erfolgte am 14./26. April von Seiten Rußlands das
Kriegsmanifest, und die Armee erhielt Befehl zum Vorrücken. Dieselbe bestand
aus 8 Divisionen Infanterie und 4 Cavallerie-Divisionen, die zusammen etwa
Informationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … Staats- und Universitätsbibliothek (SuUB) Bremen: Bereitstellung der Texttranskription.
Kay-Michael Würzner: Bearbeitung der digitalen Edition.
Weitere Informationen:Verfahren der Texterfassung: OCR mit Nachkorrektur. Bogensignaturen: gekennzeichnet;Druckfehler: ignoriert;fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet;Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage;Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet;i/j in Fraktur: wie Vorlage;I/J in Fraktur: wie Vorlage;Kolumnentitel: gekennzeichnet;Kustoden: gekennzeichnet;langes s (ſ): als s transkribiert;Normalisierungen: stillschweigend;rundes r (ꝛ): als r/et transkribiert;Seitenumbrüche markiert: ja;Silbentrennung: wie Vorlage;u/v bzw. U/V: wie Vorlage;Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert;Vollständigkeit: vollständig erfasst;Zeichensetzung: wie Vorlage;Zeilenumbrüche markiert: ja; Nachkorrektur erfolgte automatisch.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |