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Die Grenzboten. Jg. 36, 1877, II. Semester. I. Band.

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gesellt sich gern, sagte der Teufel zum Benediktiner. -- Wie der Esel den Ro߬
markt, so ziert der Bettelmönch den Priesterstand. -- Bettelmönche sind die
Läufe, die der Teufel unserm Herrgott in den Adainspelz gesetzt hat (hat
Luther gesagt). -- Graben kann ich nicht, arbeiten mag ich nicht, ich muß
betteln, sagte der Mönch. -- Einem Mönch trägt sein Bettelstab mehr als zehn
Hausvätern ihre Nahrung.

Wenn sich ein Engel in einen Esel verwandeln will, muß er ein Domi¬
nikaner werden. -- Er hat ein Gehör wie ein Dominikaner (welche das Pri¬
vilegium des Ablaßverkaufs hatten; so oft Geld im Becken klang, hörten sie
die Seelen im Fegfeuer lachen und -- lachten dann anch). -- In Franzis¬
kanerärmel und Diebsgewissen geht viel. -- "Die Franziskaner sind geschoren
wie die Narren und im Gesicht bedeckt als unehrliche Schandbuben, mit
Stricken gebunden wie die Diebe", heißt es in einem alten Kalender von Gener
von Kaisersberg. -- Franziskus ist großer wie Christus; denn er speiset täglich
zwanzigtausend Faulenzer mit nichts. -- Minoriten und Franziskaner gehen
nicht allein über die Straße, damit, wenn einen der Teufel holt, der andere
weiß, wo er hingekommen ist. -- Franz von Assisi hat den Esel nicht umsonst
seinen Bruder genannt; denn seine Söhne können den Onkel nicht verleugnen.
(Bezieht sich auf folgende Geschichte aus dem Leben jenes wunderlichen Heili¬
gen: Als Franziskus einmal in einem Städtchen predigte und sein Esel dabei
wild wurde und ausschlug, sagte jener: "Mein Bruder Esel gehab dich ruhig
und laß mich predigen". Und der gehorsame Bruder Langohr steckte den Kopf
zwischen die Vorderbeine und rührte sich nicht mehr.)

Ein Jesuit ist mit dem Teufel in die Schule gegangen. (Doch hat er¬
sterer mehr, wenn auch kaum Besseres gelernt; denn das Volk spricht wohl
von einem dummen oder einem armen Teufel, nie aber von einem solchen
Jesuiten und nie von einem guten.) -- Man kann keinen Jesuiten so schwarz
malen, als er ist; der Teufel dagegen ist nie so schwarz, als man ihn malt.
-- Drei Dinge vom Teufel erfunden sein: Wanzen, Jesuiten und Zähnepein.
-- Was der Löwe nicht kann, das kann der Fuchs, was der Fuchs nicht
kann, das kann der Teufel, und was der Teufel nicht kann, das macht ein
Jesuit. -- Wo Mönche und Jesuiten aufgehn, da geht die Sonne unter. --
Wenn auch nicht rein, so doch geheim, sagen die Jesuiten. -- Die Lutherischen
haben niemand auf ihrer Seite als den lieben Gott, sagte jener Jesuit. --
"Bei seiner Geburt lag Jesus zwischen Ochs und Eselin, darnach lebte er mit
Pharisäern und Sündern, und endlich starb er zwischen Mördern und Spitz¬
buben. Von welcher dieser Gesellschaften Jesu sind nun die Herren Jesuiten?"
fragte ein Franziskaner spöttisch einen Jünger Loyolas. -- Ich weiß nicht,
ob Judas einen rothen Bart gehabt hat, sagte der Kapuziner zum Jesuiten,


gesellt sich gern, sagte der Teufel zum Benediktiner. — Wie der Esel den Ro߬
markt, so ziert der Bettelmönch den Priesterstand. — Bettelmönche sind die
Läufe, die der Teufel unserm Herrgott in den Adainspelz gesetzt hat (hat
Luther gesagt). — Graben kann ich nicht, arbeiten mag ich nicht, ich muß
betteln, sagte der Mönch. — Einem Mönch trägt sein Bettelstab mehr als zehn
Hausvätern ihre Nahrung.

Wenn sich ein Engel in einen Esel verwandeln will, muß er ein Domi¬
nikaner werden. — Er hat ein Gehör wie ein Dominikaner (welche das Pri¬
vilegium des Ablaßverkaufs hatten; so oft Geld im Becken klang, hörten sie
die Seelen im Fegfeuer lachen und — lachten dann anch). — In Franzis¬
kanerärmel und Diebsgewissen geht viel. — „Die Franziskaner sind geschoren
wie die Narren und im Gesicht bedeckt als unehrliche Schandbuben, mit
Stricken gebunden wie die Diebe", heißt es in einem alten Kalender von Gener
von Kaisersberg. — Franziskus ist großer wie Christus; denn er speiset täglich
zwanzigtausend Faulenzer mit nichts. — Minoriten und Franziskaner gehen
nicht allein über die Straße, damit, wenn einen der Teufel holt, der andere
weiß, wo er hingekommen ist. — Franz von Assisi hat den Esel nicht umsonst
seinen Bruder genannt; denn seine Söhne können den Onkel nicht verleugnen.
(Bezieht sich auf folgende Geschichte aus dem Leben jenes wunderlichen Heili¬
gen: Als Franziskus einmal in einem Städtchen predigte und sein Esel dabei
wild wurde und ausschlug, sagte jener: „Mein Bruder Esel gehab dich ruhig
und laß mich predigen". Und der gehorsame Bruder Langohr steckte den Kopf
zwischen die Vorderbeine und rührte sich nicht mehr.)

Ein Jesuit ist mit dem Teufel in die Schule gegangen. (Doch hat er¬
sterer mehr, wenn auch kaum Besseres gelernt; denn das Volk spricht wohl
von einem dummen oder einem armen Teufel, nie aber von einem solchen
Jesuiten und nie von einem guten.) — Man kann keinen Jesuiten so schwarz
malen, als er ist; der Teufel dagegen ist nie so schwarz, als man ihn malt.
— Drei Dinge vom Teufel erfunden sein: Wanzen, Jesuiten und Zähnepein.
— Was der Löwe nicht kann, das kann der Fuchs, was der Fuchs nicht
kann, das kann der Teufel, und was der Teufel nicht kann, das macht ein
Jesuit. — Wo Mönche und Jesuiten aufgehn, da geht die Sonne unter. —
Wenn auch nicht rein, so doch geheim, sagen die Jesuiten. — Die Lutherischen
haben niemand auf ihrer Seite als den lieben Gott, sagte jener Jesuit. —
„Bei seiner Geburt lag Jesus zwischen Ochs und Eselin, darnach lebte er mit
Pharisäern und Sündern, und endlich starb er zwischen Mördern und Spitz¬
buben. Von welcher dieser Gesellschaften Jesu sind nun die Herren Jesuiten?"
fragte ein Franziskaner spöttisch einen Jünger Loyolas. — Ich weiß nicht,
ob Judas einen rothen Bart gehabt hat, sagte der Kapuziner zum Jesuiten,


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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 36, 1877, II. Semester. I. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341825_157647/38>, abgerufen am 20.05.2024.