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Die Grenzboten. Jg. 36, 1877, II. Semester. I. Band.

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aber das weiß ich, daß er von der Gesellschaft Jesu war. -- "Wenn's nicht
mehr mit dem Schwerte gehen will, muß der Teufel mit dem Schwänze drein-
hauen", sagte ein Landmann über die Jesuitenmission, die im April 1857 zu
Warmbrunn in Schlesien spukte. Inzwischen sind wir ohne Schwert und
Teufelsschwanz mit den schwarzen Gesellen fertig geworden.

Das schlechteste Rad am Wagen knarrt am meisten, und unter den Pre¬
digern schreit der Kapuziner am lautesten. -- Die Kapuziner sind des Papstes
Landsknechte, trinken aber lieber Wein als Wasser, das der Papst geweiht hat.
-- Die Kapuziner trinken am liebsten Wasser, das die Sonne durch Rebenholz
destillirt hat (d. h. das durch Weinreben gegangen und in den Trauben zu
Wein geworden ist). -- Die Kapuziner tragen oft Haarbeutel (sind oft be¬
trunken). -- "Es sind Kapuzinerspäße", sagt man von groben Possen und
Zoten, weil solche in den Predigten dieser Mönche eine Hauptrolle spielten. --
"Wenn man nicht einmal zu einem Kapuziner taugt, wozu soll man dann
taugen?" fragte Friedrich der Große, als ein Kapuziner in einer Eingabe
"trater mal^nus" unterschrieben hatte. -- Die Kapuziner sind gelehrte Leute,
sie sind auf einer Sau durch die Schule geritten (weil sie in ihren Predigten
so viel Unflütherei vorbringen). -- Es gehört dazu wie die Laus zum Kapu¬
ziner. -- Ein Unglück hat breite Füße, sagte die Frau, da sah sie einen Kapu¬
ziner kommen. -- Die Tugend in der Mitte, sagte der Teufel, da ging er
zwischen zwei Kapuzinern. -- "Mit Kapnzinergeld" oder "Kapuziuermünze
zahlen", heißt sprichwörtlich, sich für eine Leistung mit einer bloßen Dank¬
sagung abfinden. -- "Ich mache Geister, aber ich sag's nicht", sprach der
Kapuziner zum Nachtwächter. Er setzte nämlich, als ihn der Nachtwächter
traf, auf das Grab des jüngst verstorbenen Bürgermeisters Krebse, denen er
brennende Stückchen Wachsstock auf den Rücken klebte, damit die Wittwe sich
um das Seelenheil ihres verstorbenen Mannes ängstige und bei ihm, dem
Kuttenmann, Messe lesen lasse.

Wir schließen mit den Sprichwörtern: Wenn man sechzig Kreuzer drcmf-
thut, so gilt ein Predigermvnch einen Gulden (der Mönch selbst ist also nichts
werth), und: Kleider aus, Kleider an, essen, trinken, schlafen gahn, ist die Arbeit,
so die Deutschherren han.

Dies unsre Proben, aber es sind noch eine große Anzahl der besten
Sprüche in dem kleinen Sammelwerk von 248 Seiten vereinigt, sowohl in den
von uns nicht excerpirten Kapiteln als unmittelbar vor und hinter unseru
Auszügen. Vieles davon ist derb, Einiges grob, Alles aber gesund, wie der
echte Volksgeist, der die Urtheile gefällt und die Sprichwörter geschaffen hat,
und so wollen wir das Buch als eine Fundgrube guten Humors und ver¬
ständiger und gerechter Wahrsprüche über das Pfaffenthnm und das Mönchs-


aber das weiß ich, daß er von der Gesellschaft Jesu war. — „Wenn's nicht
mehr mit dem Schwerte gehen will, muß der Teufel mit dem Schwänze drein-
hauen", sagte ein Landmann über die Jesuitenmission, die im April 1857 zu
Warmbrunn in Schlesien spukte. Inzwischen sind wir ohne Schwert und
Teufelsschwanz mit den schwarzen Gesellen fertig geworden.

Das schlechteste Rad am Wagen knarrt am meisten, und unter den Pre¬
digern schreit der Kapuziner am lautesten. — Die Kapuziner sind des Papstes
Landsknechte, trinken aber lieber Wein als Wasser, das der Papst geweiht hat.
— Die Kapuziner trinken am liebsten Wasser, das die Sonne durch Rebenholz
destillirt hat (d. h. das durch Weinreben gegangen und in den Trauben zu
Wein geworden ist). — Die Kapuziner tragen oft Haarbeutel (sind oft be¬
trunken). — „Es sind Kapuzinerspäße", sagt man von groben Possen und
Zoten, weil solche in den Predigten dieser Mönche eine Hauptrolle spielten. —
„Wenn man nicht einmal zu einem Kapuziner taugt, wozu soll man dann
taugen?" fragte Friedrich der Große, als ein Kapuziner in einer Eingabe
„trater mal^nus" unterschrieben hatte. — Die Kapuziner sind gelehrte Leute,
sie sind auf einer Sau durch die Schule geritten (weil sie in ihren Predigten
so viel Unflütherei vorbringen). — Es gehört dazu wie die Laus zum Kapu¬
ziner. — Ein Unglück hat breite Füße, sagte die Frau, da sah sie einen Kapu¬
ziner kommen. — Die Tugend in der Mitte, sagte der Teufel, da ging er
zwischen zwei Kapuzinern. — „Mit Kapnzinergeld" oder „Kapuziuermünze
zahlen", heißt sprichwörtlich, sich für eine Leistung mit einer bloßen Dank¬
sagung abfinden. — „Ich mache Geister, aber ich sag's nicht", sprach der
Kapuziner zum Nachtwächter. Er setzte nämlich, als ihn der Nachtwächter
traf, auf das Grab des jüngst verstorbenen Bürgermeisters Krebse, denen er
brennende Stückchen Wachsstock auf den Rücken klebte, damit die Wittwe sich
um das Seelenheil ihres verstorbenen Mannes ängstige und bei ihm, dem
Kuttenmann, Messe lesen lasse.

Wir schließen mit den Sprichwörtern: Wenn man sechzig Kreuzer drcmf-
thut, so gilt ein Predigermvnch einen Gulden (der Mönch selbst ist also nichts
werth), und: Kleider aus, Kleider an, essen, trinken, schlafen gahn, ist die Arbeit,
so die Deutschherren han.

Dies unsre Proben, aber es sind noch eine große Anzahl der besten
Sprüche in dem kleinen Sammelwerk von 248 Seiten vereinigt, sowohl in den
von uns nicht excerpirten Kapiteln als unmittelbar vor und hinter unseru
Auszügen. Vieles davon ist derb, Einiges grob, Alles aber gesund, wie der
echte Volksgeist, der die Urtheile gefällt und die Sprichwörter geschaffen hat,
und so wollen wir das Buch als eine Fundgrube guten Humors und ver¬
ständiger und gerechter Wahrsprüche über das Pfaffenthnm und das Mönchs-


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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 36, 1877, II. Semester. I. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341825_157647/39>, abgerufen am 20.05.2024.