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Die Grenzboten. Jg. 37, 1878, I. Semester. I. Band.

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In Bezug auf die Schifffahrts-Jnteressen der Union konstatirt
ti^ Botschaft, daß der Handel der Vereinigten Staaten mit dem Auslande in
den letzten Jahren zwar sehr zugenommen habe, daß derselbe aber hauptsächlich
durch fremde Schiffe vermittelt werde. Die weitere Ausdehnung des Handels
sei offenbar für die Union von unberechenbarer Wichtigkeit, man müsse daher
der Schifffahrt unter allen Umständen die größte Aufmerksamkeit zuwenden.

Ans den Bericht des Kriegsministers übergehend, zeigt der Präsident, daß
die Unionsarmee nicht müßig war, sondern im vergangenen Jahre zur
Unterdrückung von Unruhen im Jndianergebiet, namentlich gegen den Stamm
der nez Pere6s, so wie zur Erhaltung der Ordnung air der mexikanischen
Grenze und im Innern bei Gelegenheit der Eisenbahnunruhen große Dienste
geleistet habe. Ueber die Jndianer-Feldzüge enthält der Bericht des Kriegs¬
ministers nähere Einzelheiten. Der betreffende Minister macht den Vorschlag
einer Reorganisation der Bundesarmee in dem Sinne, daß der Präsident die
Befugnis; erhält, die Jnfanterie-Komgagnien im Fall der Noth von 50 auf
100 Mann und die Artillerie-Batterien von 75 auf 120 Mann zu erhöhen.
Er zeigt, daß die gegenwärtige Militärorganisation den verschiedenartigen An¬
sprüchen, die an sie gestellt werden, nicht wohl genügt. Und dies kann kaum
in Abrede gestellt werden. Die nordamerikanische Union hat mit einer ver¬
hältnißmäßig sehr geringen Anzahl Soldaten (25,000 Mann) eine sehr aus¬
gedehnte Grenze zu bewachen. Noch ist die Aussicht gering, daß die Jndicmer-
kriege bald aufhören werden und es ist mehr als wahrscheinlich, daß an der
mexikanischen Grenze größere Anstrengungen zur Wahrung der Integrität des
Gebiets der Vereinigten Staaten gemacht werden müssen. Vielleicht dürfte die
gegenwärtige Armee jedoch vollständig ausreichen, so lange der Frieden im
Innern des Landes nicht gestört wird. Wenn dagegen die Ruhestörungen, die
im Juli 1877 so große Dimensionen annahmen, sich wiederholen sollten, oder
wenn die Landesgrenze in höherem Grade, als bisher, bedroht würde, dann
wäre die Bundesarmee in ihrem jetzigen Bestände entschieden zu schwach. Es
wird aber, wie bereits angedeutet, keine permanente Verstärkung der Armee,
sondern vielmehr nur eine Reorganisation derselben verlangt, welche den Zweck
hat, die Macht der Bundesregierung unter ganz besonderen, genau definirten
Umständen zu erhöhen. Gegen diese durchaus gemäßigte Forderung läßt sich
kaum ein vernünftiger Einwand erheben, allein das Repräsentantenhaus des
Kongresses, in welchem die Angelegenheit verhandelt werden muß, könnte doch
anders hierüber denken. Das Demagogenthum hat neuerdings in dieser Körper¬
schaft bedenkliche Fortschritte gemacht, so daß es sehr fraglich ist, ob die
demokratische Majorität daselbst im Stande ist, die Interessen des Gesammt-
wohls den Parteiinteressen vorzuziehen.


In Bezug auf die Schifffahrts-Jnteressen der Union konstatirt
ti^ Botschaft, daß der Handel der Vereinigten Staaten mit dem Auslande in
den letzten Jahren zwar sehr zugenommen habe, daß derselbe aber hauptsächlich
durch fremde Schiffe vermittelt werde. Die weitere Ausdehnung des Handels
sei offenbar für die Union von unberechenbarer Wichtigkeit, man müsse daher
der Schifffahrt unter allen Umständen die größte Aufmerksamkeit zuwenden.

Ans den Bericht des Kriegsministers übergehend, zeigt der Präsident, daß
die Unionsarmee nicht müßig war, sondern im vergangenen Jahre zur
Unterdrückung von Unruhen im Jndianergebiet, namentlich gegen den Stamm
der nez Pere6s, so wie zur Erhaltung der Ordnung air der mexikanischen
Grenze und im Innern bei Gelegenheit der Eisenbahnunruhen große Dienste
geleistet habe. Ueber die Jndianer-Feldzüge enthält der Bericht des Kriegs¬
ministers nähere Einzelheiten. Der betreffende Minister macht den Vorschlag
einer Reorganisation der Bundesarmee in dem Sinne, daß der Präsident die
Befugnis; erhält, die Jnfanterie-Komgagnien im Fall der Noth von 50 auf
100 Mann und die Artillerie-Batterien von 75 auf 120 Mann zu erhöhen.
Er zeigt, daß die gegenwärtige Militärorganisation den verschiedenartigen An¬
sprüchen, die an sie gestellt werden, nicht wohl genügt. Und dies kann kaum
in Abrede gestellt werden. Die nordamerikanische Union hat mit einer ver¬
hältnißmäßig sehr geringen Anzahl Soldaten (25,000 Mann) eine sehr aus¬
gedehnte Grenze zu bewachen. Noch ist die Aussicht gering, daß die Jndicmer-
kriege bald aufhören werden und es ist mehr als wahrscheinlich, daß an der
mexikanischen Grenze größere Anstrengungen zur Wahrung der Integrität des
Gebiets der Vereinigten Staaten gemacht werden müssen. Vielleicht dürfte die
gegenwärtige Armee jedoch vollständig ausreichen, so lange der Frieden im
Innern des Landes nicht gestört wird. Wenn dagegen die Ruhestörungen, die
im Juli 1877 so große Dimensionen annahmen, sich wiederholen sollten, oder
wenn die Landesgrenze in höherem Grade, als bisher, bedroht würde, dann
wäre die Bundesarmee in ihrem jetzigen Bestände entschieden zu schwach. Es
wird aber, wie bereits angedeutet, keine permanente Verstärkung der Armee,
sondern vielmehr nur eine Reorganisation derselben verlangt, welche den Zweck
hat, die Macht der Bundesregierung unter ganz besonderen, genau definirten
Umständen zu erhöhen. Gegen diese durchaus gemäßigte Forderung läßt sich
kaum ein vernünftiger Einwand erheben, allein das Repräsentantenhaus des
Kongresses, in welchem die Angelegenheit verhandelt werden muß, könnte doch
anders hierüber denken. Das Demagogenthum hat neuerdings in dieser Körper¬
schaft bedenkliche Fortschritte gemacht, so daß es sehr fraglich ist, ob die
demokratische Majorität daselbst im Stande ist, die Interessen des Gesammt-
wohls den Parteiinteressen vorzuziehen.


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[0118] In Bezug auf die Schifffahrts-Jnteressen der Union konstatirt ti^ Botschaft, daß der Handel der Vereinigten Staaten mit dem Auslande in den letzten Jahren zwar sehr zugenommen habe, daß derselbe aber hauptsächlich durch fremde Schiffe vermittelt werde. Die weitere Ausdehnung des Handels sei offenbar für die Union von unberechenbarer Wichtigkeit, man müsse daher der Schifffahrt unter allen Umständen die größte Aufmerksamkeit zuwenden. Ans den Bericht des Kriegsministers übergehend, zeigt der Präsident, daß die Unionsarmee nicht müßig war, sondern im vergangenen Jahre zur Unterdrückung von Unruhen im Jndianergebiet, namentlich gegen den Stamm der nez Pere6s, so wie zur Erhaltung der Ordnung air der mexikanischen Grenze und im Innern bei Gelegenheit der Eisenbahnunruhen große Dienste geleistet habe. Ueber die Jndianer-Feldzüge enthält der Bericht des Kriegs¬ ministers nähere Einzelheiten. Der betreffende Minister macht den Vorschlag einer Reorganisation der Bundesarmee in dem Sinne, daß der Präsident die Befugnis; erhält, die Jnfanterie-Komgagnien im Fall der Noth von 50 auf 100 Mann und die Artillerie-Batterien von 75 auf 120 Mann zu erhöhen. Er zeigt, daß die gegenwärtige Militärorganisation den verschiedenartigen An¬ sprüchen, die an sie gestellt werden, nicht wohl genügt. Und dies kann kaum in Abrede gestellt werden. Die nordamerikanische Union hat mit einer ver¬ hältnißmäßig sehr geringen Anzahl Soldaten (25,000 Mann) eine sehr aus¬ gedehnte Grenze zu bewachen. Noch ist die Aussicht gering, daß die Jndicmer- kriege bald aufhören werden und es ist mehr als wahrscheinlich, daß an der mexikanischen Grenze größere Anstrengungen zur Wahrung der Integrität des Gebiets der Vereinigten Staaten gemacht werden müssen. Vielleicht dürfte die gegenwärtige Armee jedoch vollständig ausreichen, so lange der Frieden im Innern des Landes nicht gestört wird. Wenn dagegen die Ruhestörungen, die im Juli 1877 so große Dimensionen annahmen, sich wiederholen sollten, oder wenn die Landesgrenze in höherem Grade, als bisher, bedroht würde, dann wäre die Bundesarmee in ihrem jetzigen Bestände entschieden zu schwach. Es wird aber, wie bereits angedeutet, keine permanente Verstärkung der Armee, sondern vielmehr nur eine Reorganisation derselben verlangt, welche den Zweck hat, die Macht der Bundesregierung unter ganz besonderen, genau definirten Umständen zu erhöhen. Gegen diese durchaus gemäßigte Forderung läßt sich kaum ein vernünftiger Einwand erheben, allein das Repräsentantenhaus des Kongresses, in welchem die Angelegenheit verhandelt werden muß, könnte doch anders hierüber denken. Das Demagogenthum hat neuerdings in dieser Körper¬ schaft bedenkliche Fortschritte gemacht, so daß es sehr fraglich ist, ob die demokratische Majorität daselbst im Stande ist, die Interessen des Gesammt- wohls den Parteiinteressen vorzuziehen.

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 37, 1878, I. Semester. I. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341827_157649/118>, abgerufen am 04.06.2024.