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Die Grenzboten. Jg. 37, 1878, I. Semester. I. Band.

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Doll. ergiebt. Präsident Hiiycs empfiehlt Sparsamkeit in allen Regierungs¬
zweigen und eine Taxe von 2 Cents per Pfund auf Kaffee und von 10 Cents
per Pfund auf Thee, wodurch eine Einnahme von etwa 12,000,000 Doll.
erzielt würde; dafür könnte eine Reihe anderer drückender Steuern abgeschafft
werden. Das Inland-Steuersystem entstand in den Vereinigten Staaten
hauptsächlich durch die Erfordernisse des Bürgerkrieges. Diese Steuern sind
indeß schonz um großen Theileabgeschafft und es könnten, wie Hayes meint, nach
der Einführung der proponirten Kaffee- und Theesteuer, alle übrigen Jnlcmd-
steuern, außer denen für Spirituosen, Tabak und Bier, ebenfalls fallen
gelassen werden. Von der Bundesschnld sind in einem Zeitraum von etwas
länger als einem Jahre 3,775,000 Doll. abbezahlt worden.

Die Bemerkungen der Botschaft über die Beziehungen der nordamerika-
nischen Union zum Auslande sind von geringerem Interesse mit Ausnahme
zweier Punkte. Einmal hebt der Präsident hervor, daß noch immer Fälle
vorkommen, in denen deutsche Auswanderer Pässe, Naturalisation und Frei¬
machung vom Militärdienste verlangen, nachdem sie nach Deutschland zurück¬
gekehrt sind. Die Bestimmungen des Vertrages vom 22. Februar 1868
hätten sich aber im Ganzen als so hinreichend und mit solcher Umsicht (so
",mM xmcl so Mieious) abgefaßt bewährt, daß die amerikanische Gesandtschaft
in Berlin alle unter demselben entstandenen Ansprüche zu befriedigen vermochte,
ohne den freundschaftlichen Beziehungen zwischen den beiden Nationen zu nahe
zu treten und ohne irgend einen gehörig naturalisirten amerikanischen Bürger
in seinen Rechten zu kränken. Was dann das Verhältniß der Vereinigten
Staaten zu Mexiko anbetrifft, so bemerkt Präsident Hayes, daß die Union
gewöhnlich die dort cle i^ceo bestehende Regierung als eine rechtmäßige aner¬
kannt habe; wenn dies mit der Regierung des Generals Porfirio Diaz
gegenwärtig noch nicht geschehen sei, so trügen daran die unangenehmen Vor¬
kommnisse am Rio Grande die Schuld. Die mexikanische Regierung habe
jedoch versichert, sie würde alle ihre Macht aufbieten, um ungesetzliche Einfälle
und Räubereien an der Grenze zu verhüten. Die besten Interessen beider
Länder verlangten die Erhaltung des Friedens und die ungestörte Entwickelung
des gegenseitigen Handels und Verkehrs. Die Grenzverletzungen seien jedoch
der Art, daß der Kongreß seine Aufmerksamkeit auf dieselben lenken und dafür
sorgen möge, daß Leben und Eigenthum der amerikanischen Bürger beschützt
und der Frieden gewahrt werde. Schließlich lenkt der Präsident die Aufmerk¬
samkeit der nationalen Volksvertretung auch auf die bevorstehende Pariser
Weltausstellung und bemerkt hinsichtlich des russisch-türkisch en Krieges,
daß die Vereinigten Staaten ihre bisherige Neutralität den kämpfenden Mächten
gegenüber aufrecht erhalten würden.


Doll. ergiebt. Präsident Hiiycs empfiehlt Sparsamkeit in allen Regierungs¬
zweigen und eine Taxe von 2 Cents per Pfund auf Kaffee und von 10 Cents
per Pfund auf Thee, wodurch eine Einnahme von etwa 12,000,000 Doll.
erzielt würde; dafür könnte eine Reihe anderer drückender Steuern abgeschafft
werden. Das Inland-Steuersystem entstand in den Vereinigten Staaten
hauptsächlich durch die Erfordernisse des Bürgerkrieges. Diese Steuern sind
indeß schonz um großen Theileabgeschafft und es könnten, wie Hayes meint, nach
der Einführung der proponirten Kaffee- und Theesteuer, alle übrigen Jnlcmd-
steuern, außer denen für Spirituosen, Tabak und Bier, ebenfalls fallen
gelassen werden. Von der Bundesschnld sind in einem Zeitraum von etwas
länger als einem Jahre 3,775,000 Doll. abbezahlt worden.

Die Bemerkungen der Botschaft über die Beziehungen der nordamerika-
nischen Union zum Auslande sind von geringerem Interesse mit Ausnahme
zweier Punkte. Einmal hebt der Präsident hervor, daß noch immer Fälle
vorkommen, in denen deutsche Auswanderer Pässe, Naturalisation und Frei¬
machung vom Militärdienste verlangen, nachdem sie nach Deutschland zurück¬
gekehrt sind. Die Bestimmungen des Vertrages vom 22. Februar 1868
hätten sich aber im Ganzen als so hinreichend und mit solcher Umsicht (so
»,mM xmcl so Mieious) abgefaßt bewährt, daß die amerikanische Gesandtschaft
in Berlin alle unter demselben entstandenen Ansprüche zu befriedigen vermochte,
ohne den freundschaftlichen Beziehungen zwischen den beiden Nationen zu nahe
zu treten und ohne irgend einen gehörig naturalisirten amerikanischen Bürger
in seinen Rechten zu kränken. Was dann das Verhältniß der Vereinigten
Staaten zu Mexiko anbetrifft, so bemerkt Präsident Hayes, daß die Union
gewöhnlich die dort cle i^ceo bestehende Regierung als eine rechtmäßige aner¬
kannt habe; wenn dies mit der Regierung des Generals Porfirio Diaz
gegenwärtig noch nicht geschehen sei, so trügen daran die unangenehmen Vor¬
kommnisse am Rio Grande die Schuld. Die mexikanische Regierung habe
jedoch versichert, sie würde alle ihre Macht aufbieten, um ungesetzliche Einfälle
und Räubereien an der Grenze zu verhüten. Die besten Interessen beider
Länder verlangten die Erhaltung des Friedens und die ungestörte Entwickelung
des gegenseitigen Handels und Verkehrs. Die Grenzverletzungen seien jedoch
der Art, daß der Kongreß seine Aufmerksamkeit auf dieselben lenken und dafür
sorgen möge, daß Leben und Eigenthum der amerikanischen Bürger beschützt
und der Frieden gewahrt werde. Schließlich lenkt der Präsident die Aufmerk¬
samkeit der nationalen Volksvertretung auch auf die bevorstehende Pariser
Weltausstellung und bemerkt hinsichtlich des russisch-türkisch en Krieges,
daß die Vereinigten Staaten ihre bisherige Neutralität den kämpfenden Mächten
gegenüber aufrecht erhalten würden.


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[0117] Doll. ergiebt. Präsident Hiiycs empfiehlt Sparsamkeit in allen Regierungs¬ zweigen und eine Taxe von 2 Cents per Pfund auf Kaffee und von 10 Cents per Pfund auf Thee, wodurch eine Einnahme von etwa 12,000,000 Doll. erzielt würde; dafür könnte eine Reihe anderer drückender Steuern abgeschafft werden. Das Inland-Steuersystem entstand in den Vereinigten Staaten hauptsächlich durch die Erfordernisse des Bürgerkrieges. Diese Steuern sind indeß schonz um großen Theileabgeschafft und es könnten, wie Hayes meint, nach der Einführung der proponirten Kaffee- und Theesteuer, alle übrigen Jnlcmd- steuern, außer denen für Spirituosen, Tabak und Bier, ebenfalls fallen gelassen werden. Von der Bundesschnld sind in einem Zeitraum von etwas länger als einem Jahre 3,775,000 Doll. abbezahlt worden. Die Bemerkungen der Botschaft über die Beziehungen der nordamerika- nischen Union zum Auslande sind von geringerem Interesse mit Ausnahme zweier Punkte. Einmal hebt der Präsident hervor, daß noch immer Fälle vorkommen, in denen deutsche Auswanderer Pässe, Naturalisation und Frei¬ machung vom Militärdienste verlangen, nachdem sie nach Deutschland zurück¬ gekehrt sind. Die Bestimmungen des Vertrages vom 22. Februar 1868 hätten sich aber im Ganzen als so hinreichend und mit solcher Umsicht (so »,mM xmcl so Mieious) abgefaßt bewährt, daß die amerikanische Gesandtschaft in Berlin alle unter demselben entstandenen Ansprüche zu befriedigen vermochte, ohne den freundschaftlichen Beziehungen zwischen den beiden Nationen zu nahe zu treten und ohne irgend einen gehörig naturalisirten amerikanischen Bürger in seinen Rechten zu kränken. Was dann das Verhältniß der Vereinigten Staaten zu Mexiko anbetrifft, so bemerkt Präsident Hayes, daß die Union gewöhnlich die dort cle i^ceo bestehende Regierung als eine rechtmäßige aner¬ kannt habe; wenn dies mit der Regierung des Generals Porfirio Diaz gegenwärtig noch nicht geschehen sei, so trügen daran die unangenehmen Vor¬ kommnisse am Rio Grande die Schuld. Die mexikanische Regierung habe jedoch versichert, sie würde alle ihre Macht aufbieten, um ungesetzliche Einfälle und Räubereien an der Grenze zu verhüten. Die besten Interessen beider Länder verlangten die Erhaltung des Friedens und die ungestörte Entwickelung des gegenseitigen Handels und Verkehrs. Die Grenzverletzungen seien jedoch der Art, daß der Kongreß seine Aufmerksamkeit auf dieselben lenken und dafür sorgen möge, daß Leben und Eigenthum der amerikanischen Bürger beschützt und der Frieden gewahrt werde. Schließlich lenkt der Präsident die Aufmerk¬ samkeit der nationalen Volksvertretung auch auf die bevorstehende Pariser Weltausstellung und bemerkt hinsichtlich des russisch-türkisch en Krieges, daß die Vereinigten Staaten ihre bisherige Neutralität den kämpfenden Mächten gegenüber aufrecht erhalten würden.

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 37, 1878, I. Semester. I. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341827_157649/117>, abgerufen am 29.05.2024.