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Die Grenzboten. Jg. 37, 1878, I. Semester. I. Band.

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der Rotte, einen ausgesucht kräftigen und muthigen Mann, nennt man
"Rottenführer;" den letzten, welcher besonders umsichtig und kriegserfahren sein
soll, "Rottenschließer/ -- Eine Rottirung O^o^o^o?) zu 4 Rotten von
6 bis 8 Mann Tiefe giebt die Enomotie des Thukydides, deren erstes
Glied als Front bezeichnet wird. -- Man unterscheidet die lose Stellung,
bei welcher jeder Mann nach Front und Tiefe ungefähr 2'/z Schritt Raum
hat, die geschlossene Stellung mit einem Quadratramn von IV" Schritt,
und die gedrängte Stellung oder Verschildung (s^uWxismos) in der der
Manu uur etwa ^ Schritt Geviertraum hat. Die geschlossene Stellung
(/r^vio't?) war wohl die normale. -- Das Aufrichten der Glieder
nud Rotten geschieht ans bestimmte Kommandos.

Die Bewegungen und Formveränderungen sind Verdoppelungen,
Eindvppelnngen, Schwenkungen und Kontremärsche.

Die Verdoppelungen (^n^""/""^^ x"t"r"7ro^) geschehen nach der
Länge oder nach der Tiefe, also Abstand nehmen im Gliede oder in der
Rotte. Ebenso wird die Eindop pelung (alt^""""^"" x"r "^A^c!")
entweder uach der Tiefe (Verdoppelung der Glieder) oder nach der Länge
(Verdoppelung der Rotten) ausgeführt. In letzterem Falle bilden sich aus
jeder alten Rotte zwei neue, wofür mau noch einen Rottenführer und eiuen
Nottenschließer in Bereitschaft haben mußte. Die Eindvvpelungen nach der
Tiefe entsprechen unserem in Reihe "setzen aus der Sektionskolonne." Die
Eindoppelungen nach der Länge wurden in zwei verschiedenen Arten ausgeführt,
deren eine man die Xenvphontische, die andere die Arrianische nennt. Bei
beiden wird zuerst die Länge verdoppelt. Dann rückt, nach Aenophou, die
hintere Hülste jeder Rotte links neben die vordere Hälfte, während bei Arrian
die gerade Nummer jeder einzelnen Rotte neben die ungerade tritt. Nun
schließen die Hinteren Glieder auf. Ganz entsprechend geschieht die Eindoppelung
nach der Tiefe. Da bleiben, Xenophon zufolge, die zweite und vierte Rotte
stehe"; die erste und dritte marschieren geradeaus vor und setzen sich vor die
zweite und vierte, und die zweite, neugebildete Rotte rückt an die erste neu¬
gebildete rechts heran. Bei Arrian wird zuerst die Tiefe verdoppelt, und nun
treten die Nummern 1, 2, 3, 4 u. s. w. der zweiten und vierten Rotte hinter
die gleichnamigen Nummern der ersten und dritten Rotte. Die zweite neu¬
gebildete Rotte schließt sich dann rechts an die erste.

Die Schwenkungen (^o^o/Kt) waren nicht wie- bei uns einfache
Drehungen der Truppenkörper um den rechten oder linken Flügelmann; das
erlaubte die Tiefe der Aufstellung nicht. Vielmehr wurde die Sache so gemacht,
daß z. B. bei einer Rechtsschwenkung die Rottenführer mit halbrechts auf
denjenigen Platz gingen, welchen sie nach vollendeter Schwenkung einzunehmen


der Rotte, einen ausgesucht kräftigen und muthigen Mann, nennt man
„Rottenführer;" den letzten, welcher besonders umsichtig und kriegserfahren sein
soll, „Rottenschließer/ — Eine Rottirung O^o^o^o?) zu 4 Rotten von
6 bis 8 Mann Tiefe giebt die Enomotie des Thukydides, deren erstes
Glied als Front bezeichnet wird. — Man unterscheidet die lose Stellung,
bei welcher jeder Mann nach Front und Tiefe ungefähr 2'/z Schritt Raum
hat, die geschlossene Stellung mit einem Quadratramn von IV« Schritt,
und die gedrängte Stellung oder Verschildung (s^uWxismos) in der der
Manu uur etwa ^ Schritt Geviertraum hat. Die geschlossene Stellung
(/r^vio't?) war wohl die normale. — Das Aufrichten der Glieder
nud Rotten geschieht ans bestimmte Kommandos.

Die Bewegungen und Formveränderungen sind Verdoppelungen,
Eindvppelnngen, Schwenkungen und Kontremärsche.

Die Verdoppelungen (^n^««/««^^ x«t«r«7ro^) geschehen nach der
Länge oder nach der Tiefe, also Abstand nehmen im Gliede oder in der
Rotte. Ebenso wird die Eindop pelung (alt^«»»«^«» x«r «^A^c!")
entweder uach der Tiefe (Verdoppelung der Glieder) oder nach der Länge
(Verdoppelung der Rotten) ausgeführt. In letzterem Falle bilden sich aus
jeder alten Rotte zwei neue, wofür mau noch einen Rottenführer und eiuen
Nottenschließer in Bereitschaft haben mußte. Die Eindvvpelungen nach der
Tiefe entsprechen unserem in Reihe „setzen aus der Sektionskolonne." Die
Eindoppelungen nach der Länge wurden in zwei verschiedenen Arten ausgeführt,
deren eine man die Xenvphontische, die andere die Arrianische nennt. Bei
beiden wird zuerst die Länge verdoppelt. Dann rückt, nach Aenophou, die
hintere Hülste jeder Rotte links neben die vordere Hälfte, während bei Arrian
die gerade Nummer jeder einzelnen Rotte neben die ungerade tritt. Nun
schließen die Hinteren Glieder auf. Ganz entsprechend geschieht die Eindoppelung
nach der Tiefe. Da bleiben, Xenophon zufolge, die zweite und vierte Rotte
stehe»; die erste und dritte marschieren geradeaus vor und setzen sich vor die
zweite und vierte, und die zweite, neugebildete Rotte rückt an die erste neu¬
gebildete rechts heran. Bei Arrian wird zuerst die Tiefe verdoppelt, und nun
treten die Nummern 1, 2, 3, 4 u. s. w. der zweiten und vierten Rotte hinter
die gleichnamigen Nummern der ersten und dritten Rotte. Die zweite neu¬
gebildete Rotte schließt sich dann rechts an die erste.

Die Schwenkungen (^o^o/Kt) waren nicht wie- bei uns einfache
Drehungen der Truppenkörper um den rechten oder linken Flügelmann; das
erlaubte die Tiefe der Aufstellung nicht. Vielmehr wurde die Sache so gemacht,
daß z. B. bei einer Rechtsschwenkung die Rottenführer mit halbrechts auf
denjenigen Platz gingen, welchen sie nach vollendeter Schwenkung einzunehmen


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[0131] der Rotte, einen ausgesucht kräftigen und muthigen Mann, nennt man „Rottenführer;" den letzten, welcher besonders umsichtig und kriegserfahren sein soll, „Rottenschließer/ — Eine Rottirung O^o^o^o?) zu 4 Rotten von 6 bis 8 Mann Tiefe giebt die Enomotie des Thukydides, deren erstes Glied als Front bezeichnet wird. — Man unterscheidet die lose Stellung, bei welcher jeder Mann nach Front und Tiefe ungefähr 2'/z Schritt Raum hat, die geschlossene Stellung mit einem Quadratramn von IV« Schritt, und die gedrängte Stellung oder Verschildung (s^uWxismos) in der der Manu uur etwa ^ Schritt Geviertraum hat. Die geschlossene Stellung (/r^vio't?) war wohl die normale. — Das Aufrichten der Glieder nud Rotten geschieht ans bestimmte Kommandos. Die Bewegungen und Formveränderungen sind Verdoppelungen, Eindvppelnngen, Schwenkungen und Kontremärsche. Die Verdoppelungen (^n^««/««^^ x«t«r«7ro^) geschehen nach der Länge oder nach der Tiefe, also Abstand nehmen im Gliede oder in der Rotte. Ebenso wird die Eindop pelung (alt^«»»«^«» x«r «^A^c!") entweder uach der Tiefe (Verdoppelung der Glieder) oder nach der Länge (Verdoppelung der Rotten) ausgeführt. In letzterem Falle bilden sich aus jeder alten Rotte zwei neue, wofür mau noch einen Rottenführer und eiuen Nottenschließer in Bereitschaft haben mußte. Die Eindvvpelungen nach der Tiefe entsprechen unserem in Reihe „setzen aus der Sektionskolonne." Die Eindoppelungen nach der Länge wurden in zwei verschiedenen Arten ausgeführt, deren eine man die Xenvphontische, die andere die Arrianische nennt. Bei beiden wird zuerst die Länge verdoppelt. Dann rückt, nach Aenophou, die hintere Hülste jeder Rotte links neben die vordere Hälfte, während bei Arrian die gerade Nummer jeder einzelnen Rotte neben die ungerade tritt. Nun schließen die Hinteren Glieder auf. Ganz entsprechend geschieht die Eindoppelung nach der Tiefe. Da bleiben, Xenophon zufolge, die zweite und vierte Rotte stehe»; die erste und dritte marschieren geradeaus vor und setzen sich vor die zweite und vierte, und die zweite, neugebildete Rotte rückt an die erste neu¬ gebildete rechts heran. Bei Arrian wird zuerst die Tiefe verdoppelt, und nun treten die Nummern 1, 2, 3, 4 u. s. w. der zweiten und vierten Rotte hinter die gleichnamigen Nummern der ersten und dritten Rotte. Die zweite neu¬ gebildete Rotte schließt sich dann rechts an die erste. Die Schwenkungen (^o^o/Kt) waren nicht wie- bei uns einfache Drehungen der Truppenkörper um den rechten oder linken Flügelmann; das erlaubte die Tiefe der Aufstellung nicht. Vielmehr wurde die Sache so gemacht, daß z. B. bei einer Rechtsschwenkung die Rottenführer mit halbrechts auf denjenigen Platz gingen, welchen sie nach vollendeter Schwenkung einzunehmen

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 37, 1878, I. Semester. I. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341827_157649/131>, abgerufen am 14.05.2024.