Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Die Grenzboten. Jg. 37, 1878, I. Semester. I. Band.

Bild:
<< vorherige Seite

hatten; dort angekommen, wendeten sie das Gesicht wieder in die ursprüngliche
Richtung,, gegen ihre Rotten links neben sich, richteten sie aus und kvmmandirten
"rechts um!"

Kontremärsche (^e>i,t/^,oh wurden entweder nach Rotten oder nach
Gliedern ausgeführt. Der Kontremarsch nach Rotten verwechselt Front und
Flügel zugleich; der letztere nur die Flügel. Der rvtteuweise Kontremarsch ist
der bei weitem wichtigere, zumal deshalb, weil die Front der Griechen in viel
höherem Maße als bei uns die eigentliche Kraft der Truppe ausmachte, die
tüchtigsten und bestgerüsteten Krieger enthielt. Unter diesen Umständen war
es wünschenswert!), eine Evolution zu haben, durch welche man das erste
Glied der Phalanx augenblicklich nach rückwärts versetzen konnte, wenn man
im Rücken angegriffen wurde. -- Die Lakedämonier führten den rottenweisen
Kontremarsch aus, indem der Führer jeder Rotte kehrt machte, und um die
Rottentiefe vor die bisherige hinterste Linie vorlief; die anderen Leute folgten
ihm, und nur der Mann des letzten Gliedes machte lediglich die Kehrtwendung.
Nach Ausführung dieses Kontreinarsches stand die Abtheilung natürlich !u der
Inversion, d. h. der bisherige rechte Flügelmann hatte den . linken Flügel.
Dadurch wurden die Lakonen in Folge ihrer großen Kriegsgeübtheit nicht
gestört; bei den andern Stämmen dagegen suchte man dem Uebel dadurch
abzuhelfen, daß jede Evolutionseiuheit nachher uoch eiuen Contremarsch nach
Gliedern ausführte und somit die Flügel wieder in ihr richtiges Verhältniß
brachte. -- Wenn der Contremarsch derart ausgeführt wurde, daß die Envmotie
sich um das Maß ihrer Tiefe dem Feinde näherte, so hieß er der lakonische
Kontremarsch; blieb sie auf derselben Stelle, so war es der chorische, kretische
oder persische Kontremarsch; entfernte sie sich um das Maß ihrer Tiefe vom
Feinde, so hatte sie den makedonischer Kontremarsch ausgeführt.

Die Linie ist Grundstellung und Gefechtsstellung zugleich. Marschordnung
ist die Kolonne, und zwar'entweder die Reihenkvlonne (Tr"","/-^,/) oder die
Sektionskolonne ("7r"/^/H. -- Mur eine Phalanx in der Paragoge mit
rechtsum marschirt, fo läßt sie sich, falls der Feind in ihrer linken Marsch-
Flanke erscheint, durch die einfache Wendung linksum in die Gefechtsform
bringen. Dasselbe ist der Fall, wenn sie mit linksum marschirt und der Feind
in der rechten Marsch-Flanke auftritt; man braucht dann eben nur rechtsum
zu machen und die Gefechtsformation ist da. Wenn aber der Feind vor der
Marschspitze z. B. einer linksabmarschirten Paragoge erscheint, so wäre nach
der Wendung rechtsum noch eine Linksschwenkung der ganzen Phalanx um
ihren linken Flügelmann nöthig, um Front gegen den Feind zu erhalten. Bei
einer kleinen Phalanx hat eine solche Schwenkung keine Schwierigkeit, wohl
aber bei einer großen. Da ergriffen denn schon die Griechen das Mittel, statt


hatten; dort angekommen, wendeten sie das Gesicht wieder in die ursprüngliche
Richtung,, gegen ihre Rotten links neben sich, richteten sie aus und kvmmandirten
„rechts um!"

Kontremärsche (^e>i,t/^,oh wurden entweder nach Rotten oder nach
Gliedern ausgeführt. Der Kontremarsch nach Rotten verwechselt Front und
Flügel zugleich; der letztere nur die Flügel. Der rvtteuweise Kontremarsch ist
der bei weitem wichtigere, zumal deshalb, weil die Front der Griechen in viel
höherem Maße als bei uns die eigentliche Kraft der Truppe ausmachte, die
tüchtigsten und bestgerüsteten Krieger enthielt. Unter diesen Umständen war
es wünschenswert!), eine Evolution zu haben, durch welche man das erste
Glied der Phalanx augenblicklich nach rückwärts versetzen konnte, wenn man
im Rücken angegriffen wurde. — Die Lakedämonier führten den rottenweisen
Kontremarsch aus, indem der Führer jeder Rotte kehrt machte, und um die
Rottentiefe vor die bisherige hinterste Linie vorlief; die anderen Leute folgten
ihm, und nur der Mann des letzten Gliedes machte lediglich die Kehrtwendung.
Nach Ausführung dieses Kontreinarsches stand die Abtheilung natürlich !u der
Inversion, d. h. der bisherige rechte Flügelmann hatte den . linken Flügel.
Dadurch wurden die Lakonen in Folge ihrer großen Kriegsgeübtheit nicht
gestört; bei den andern Stämmen dagegen suchte man dem Uebel dadurch
abzuhelfen, daß jede Evolutionseiuheit nachher uoch eiuen Contremarsch nach
Gliedern ausführte und somit die Flügel wieder in ihr richtiges Verhältniß
brachte. — Wenn der Contremarsch derart ausgeführt wurde, daß die Envmotie
sich um das Maß ihrer Tiefe dem Feinde näherte, so hieß er der lakonische
Kontremarsch; blieb sie auf derselben Stelle, so war es der chorische, kretische
oder persische Kontremarsch; entfernte sie sich um das Maß ihrer Tiefe vom
Feinde, so hatte sie den makedonischer Kontremarsch ausgeführt.

Die Linie ist Grundstellung und Gefechtsstellung zugleich. Marschordnung
ist die Kolonne, und zwar'entweder die Reihenkvlonne (Tr««,«/-^,/) oder die
Sektionskolonne («7r«/^/H. — Mur eine Phalanx in der Paragoge mit
rechtsum marschirt, fo läßt sie sich, falls der Feind in ihrer linken Marsch-
Flanke erscheint, durch die einfache Wendung linksum in die Gefechtsform
bringen. Dasselbe ist der Fall, wenn sie mit linksum marschirt und der Feind
in der rechten Marsch-Flanke auftritt; man braucht dann eben nur rechtsum
zu machen und die Gefechtsformation ist da. Wenn aber der Feind vor der
Marschspitze z. B. einer linksabmarschirten Paragoge erscheint, so wäre nach
der Wendung rechtsum noch eine Linksschwenkung der ganzen Phalanx um
ihren linken Flügelmann nöthig, um Front gegen den Feind zu erhalten. Bei
einer kleinen Phalanx hat eine solche Schwenkung keine Schwierigkeit, wohl
aber bei einer großen. Da ergriffen denn schon die Griechen das Mittel, statt


<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <div n="1">
          <div n="2">
            <pb facs="#f0132" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/139425"/>
            <p xml:id="ID_374" prev="#ID_373"> hatten; dort angekommen, wendeten sie das Gesicht wieder in die ursprüngliche<lb/>
Richtung,, gegen ihre Rotten links neben sich, richteten sie aus und kvmmandirten<lb/>
&#x201E;rechts um!"</p><lb/>
            <p xml:id="ID_375"> Kontremärsche (^e&gt;i,t/^,oh wurden entweder nach Rotten oder nach<lb/>
Gliedern ausgeführt. Der Kontremarsch nach Rotten verwechselt Front und<lb/>
Flügel zugleich; der letztere nur die Flügel. Der rvtteuweise Kontremarsch ist<lb/>
der bei weitem wichtigere, zumal deshalb, weil die Front der Griechen in viel<lb/>
höherem Maße als bei uns die eigentliche Kraft der Truppe ausmachte, die<lb/>
tüchtigsten und bestgerüsteten Krieger enthielt. Unter diesen Umständen war<lb/>
es wünschenswert!), eine Evolution zu haben, durch welche man das erste<lb/>
Glied der Phalanx augenblicklich nach rückwärts versetzen konnte, wenn man<lb/>
im Rücken angegriffen wurde. &#x2014; Die Lakedämonier führten den rottenweisen<lb/>
Kontremarsch aus, indem der Führer jeder Rotte kehrt machte, und um die<lb/>
Rottentiefe vor die bisherige hinterste Linie vorlief; die anderen Leute folgten<lb/>
ihm, und nur der Mann des letzten Gliedes machte lediglich die Kehrtwendung.<lb/>
Nach Ausführung dieses Kontreinarsches stand die Abtheilung natürlich !u der<lb/>
Inversion, d. h. der bisherige rechte Flügelmann hatte den . linken Flügel.<lb/>
Dadurch wurden die Lakonen in Folge ihrer großen Kriegsgeübtheit nicht<lb/>
gestört; bei den andern Stämmen dagegen suchte man dem Uebel dadurch<lb/>
abzuhelfen, daß jede Evolutionseiuheit nachher uoch eiuen Contremarsch nach<lb/>
Gliedern ausführte und somit die Flügel wieder in ihr richtiges Verhältniß<lb/>
brachte. &#x2014; Wenn der Contremarsch derart ausgeführt wurde, daß die Envmotie<lb/>
sich um das Maß ihrer Tiefe dem Feinde näherte, so hieß er der lakonische<lb/>
Kontremarsch; blieb sie auf derselben Stelle, so war es der chorische, kretische<lb/>
oder persische Kontremarsch; entfernte sie sich um das Maß ihrer Tiefe vom<lb/>
Feinde, so hatte sie den makedonischer Kontremarsch ausgeführt.</p><lb/>
            <p xml:id="ID_376" next="#ID_377"> Die Linie ist Grundstellung und Gefechtsstellung zugleich. Marschordnung<lb/>
ist die Kolonne, und zwar'entweder die Reihenkvlonne (Tr««,«/-^,/) oder die<lb/>
Sektionskolonne («7r«/^/H. &#x2014; Mur eine Phalanx in der Paragoge mit<lb/>
rechtsum marschirt, fo läßt sie sich, falls der Feind in ihrer linken Marsch-<lb/>
Flanke erscheint, durch die einfache Wendung linksum in die Gefechtsform<lb/>
bringen. Dasselbe ist der Fall, wenn sie mit linksum marschirt und der Feind<lb/>
in der rechten Marsch-Flanke auftritt; man braucht dann eben nur rechtsum<lb/>
zu machen und die Gefechtsformation ist da. Wenn aber der Feind vor der<lb/>
Marschspitze z. B. einer linksabmarschirten Paragoge erscheint, so wäre nach<lb/>
der Wendung rechtsum noch eine Linksschwenkung der ganzen Phalanx um<lb/>
ihren linken Flügelmann nöthig, um Front gegen den Feind zu erhalten. Bei<lb/>
einer kleinen Phalanx hat eine solche Schwenkung keine Schwierigkeit, wohl<lb/>
aber bei einer großen. Da ergriffen denn schon die Griechen das Mittel, statt</p><lb/>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[0132] hatten; dort angekommen, wendeten sie das Gesicht wieder in die ursprüngliche Richtung,, gegen ihre Rotten links neben sich, richteten sie aus und kvmmandirten „rechts um!" Kontremärsche (^e>i,t/^,oh wurden entweder nach Rotten oder nach Gliedern ausgeführt. Der Kontremarsch nach Rotten verwechselt Front und Flügel zugleich; der letztere nur die Flügel. Der rvtteuweise Kontremarsch ist der bei weitem wichtigere, zumal deshalb, weil die Front der Griechen in viel höherem Maße als bei uns die eigentliche Kraft der Truppe ausmachte, die tüchtigsten und bestgerüsteten Krieger enthielt. Unter diesen Umständen war es wünschenswert!), eine Evolution zu haben, durch welche man das erste Glied der Phalanx augenblicklich nach rückwärts versetzen konnte, wenn man im Rücken angegriffen wurde. — Die Lakedämonier führten den rottenweisen Kontremarsch aus, indem der Führer jeder Rotte kehrt machte, und um die Rottentiefe vor die bisherige hinterste Linie vorlief; die anderen Leute folgten ihm, und nur der Mann des letzten Gliedes machte lediglich die Kehrtwendung. Nach Ausführung dieses Kontreinarsches stand die Abtheilung natürlich !u der Inversion, d. h. der bisherige rechte Flügelmann hatte den . linken Flügel. Dadurch wurden die Lakonen in Folge ihrer großen Kriegsgeübtheit nicht gestört; bei den andern Stämmen dagegen suchte man dem Uebel dadurch abzuhelfen, daß jede Evolutionseiuheit nachher uoch eiuen Contremarsch nach Gliedern ausführte und somit die Flügel wieder in ihr richtiges Verhältniß brachte. — Wenn der Contremarsch derart ausgeführt wurde, daß die Envmotie sich um das Maß ihrer Tiefe dem Feinde näherte, so hieß er der lakonische Kontremarsch; blieb sie auf derselben Stelle, so war es der chorische, kretische oder persische Kontremarsch; entfernte sie sich um das Maß ihrer Tiefe vom Feinde, so hatte sie den makedonischer Kontremarsch ausgeführt. Die Linie ist Grundstellung und Gefechtsstellung zugleich. Marschordnung ist die Kolonne, und zwar'entweder die Reihenkvlonne (Tr««,«/-^,/) oder die Sektionskolonne («7r«/^/H. — Mur eine Phalanx in der Paragoge mit rechtsum marschirt, fo läßt sie sich, falls der Feind in ihrer linken Marsch- Flanke erscheint, durch die einfache Wendung linksum in die Gefechtsform bringen. Dasselbe ist der Fall, wenn sie mit linksum marschirt und der Feind in der rechten Marsch-Flanke auftritt; man braucht dann eben nur rechtsum zu machen und die Gefechtsformation ist da. Wenn aber der Feind vor der Marschspitze z. B. einer linksabmarschirten Paragoge erscheint, so wäre nach der Wendung rechtsum noch eine Linksschwenkung der ganzen Phalanx um ihren linken Flügelmann nöthig, um Front gegen den Feind zu erhalten. Bei einer kleinen Phalanx hat eine solche Schwenkung keine Schwierigkeit, wohl aber bei einer großen. Da ergriffen denn schon die Griechen das Mittel, statt

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Staats- und Universitätsbibliothek (SuUB) Bremen: Bereitstellung der Texttranskription.
Kay-Michael Würzner: Bearbeitung der digitalen Edition.

Weitere Informationen:

Verfahren der Texterfassung: OCR mit Nachkorrektur.

Bogensignaturen: gekennzeichnet;Druckfehler: ignoriert;fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet;Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage;Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet;i/j in Fraktur: wie Vorlage;I/J in Fraktur: wie Vorlage;Kolumnentitel: gekennzeichnet;Kustoden: gekennzeichnet;langes s (ſ): als s transkribiert;Normalisierungen: stillschweigend;rundes r (&#xa75b;): als r/et transkribiert;Seitenumbrüche markiert: ja;Silbentrennung: wie Vorlage;u/v bzw. U/V: wie Vorlage;Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert;Vollständigkeit: vollständig erfasst;Zeichensetzung: wie Vorlage;Zeilenumbrüche markiert: ja;

Nachkorrektur erfolgte automatisch.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341827_157649
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341827_157649/132
Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 37, 1878, I. Semester. I. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341827_157649/132>, abgerufen am 28.05.2024.