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Die Grenzboten. Jg. 37, 1878, I. Semester. I. Band.

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der Reiheickvlouue mit rechts- und links-um, anso statt der Paragoge, sich der
Epagoge, der Seltivnskvlvune zu bedienen und aus dieser die Schlacht¬
ordnung durch Einschwenken der Evolutionseinheitcn oder durch den Aufmarsch
rechts und links zu entwickeln. -- Diese vielseitige Brauchbarkeit der Sektions-
kvlvnne hat ihr schon früh große Bedeutung gegeben.

Um die Epagoge herstellen zu können ist eine Gliederung der Phalaux
in gleiche, kleinere Abtheilungen ^(Sektionen) nöthig. Bezüglich der Größe
der Sektion waren drei Fälle möglich. Entweder gab man ihr ebensoviel
Rotten als die gache Phalanx Glieder hatte, oder man gab ihr mehr, oder
endlich weniger Rotten als Glieder. -- Nimmt man den Rottenabstand gleich
dein Gliederabstand, so bildet im ersten Fall die Sektion ein Quadrat, im
zweiten Fall ein Rechteck von größerer Tiefe als Front.

Schwenken mehre nebeneinander stehende Sektionen quadratischer
Form, so wird dadurch nur die Front verändert, das Ganze nimmt genau
deu gleichen Raum ein wie vorher. -- Schwenken mehre in der geschlossenen
Phalanx nebeneinander stehende Sektionen von größerer Front als
Tiefe, so ergiebt sich zwischen den Sektionen noch ein freier Raum, der
"Sektionsabstand." -- Wollten aber nebeneinanderstehende Sektionen von
größerer Tiefe als Fr out abzuschwenken versuchen, so würde sich
alsbald die Unmöglichkeit ergeben, weil die Sektionen sich theilweise decken
müßten, zwei Menschen aber nicht ein und dieselbe Stelle einnehmen können.

Die letztere Eventualität fällt also fort. -- Die quadratische Sektion da¬
gegen wurde in dem maladvnischen Shntagma von 16 Rotten zu
16 Mann, also als eine Evvlntionseinheit von 256 Mann, zur reglementarischen
Form. -- Eine Evvlntionseinheit von mehr Rotten als Gliedern erscheint in
der lakonischer Pentekvstys, welche in 16 Rotten zu 8 Mann 128
Mann enthielt.

Offenbar hat die letztere Form Vorzüge; denn im Marsche verlängern
sich die Kolonnen, und wenn der natürliche Spielraum des Sektionsabstandes
fehlt, so kann uicht darauf gerechnet werden, daß die Phalanx nach dem Ein¬
schwenken geschlossen sei. Die Makedonien scheinen darauf keinen Werth gelegt
zu haben, weil ihre gute Reiterei, welche die marschirenden Truppen stets
umschwärmte, sie vor Ueberraschung sicherte und ihnen Zeit gab, nach dem
Eiuschweuken zusammenzuschließen. Die Spartaner, welche eines solchen Schutzes
entbehrten, durften sich den Vortheil, der im SektiouSabstaude liegt, nicht ent¬
geh" lassen.

Außer in Syntagmen und Pentekosthen kommen Epagogen besonders in
Enomotien und Doppelenomotien vor.

Dies ist die Elementartaktik im Zeitalter des Mvponnesischcn Krieges.


der Reiheickvlouue mit rechts- und links-um, anso statt der Paragoge, sich der
Epagoge, der Seltivnskvlvune zu bedienen und aus dieser die Schlacht¬
ordnung durch Einschwenken der Evolutionseinheitcn oder durch den Aufmarsch
rechts und links zu entwickeln. — Diese vielseitige Brauchbarkeit der Sektions-
kvlvnne hat ihr schon früh große Bedeutung gegeben.

Um die Epagoge herstellen zu können ist eine Gliederung der Phalaux
in gleiche, kleinere Abtheilungen ^(Sektionen) nöthig. Bezüglich der Größe
der Sektion waren drei Fälle möglich. Entweder gab man ihr ebensoviel
Rotten als die gache Phalanx Glieder hatte, oder man gab ihr mehr, oder
endlich weniger Rotten als Glieder. — Nimmt man den Rottenabstand gleich
dein Gliederabstand, so bildet im ersten Fall die Sektion ein Quadrat, im
zweiten Fall ein Rechteck von größerer Tiefe als Front.

Schwenken mehre nebeneinander stehende Sektionen quadratischer
Form, so wird dadurch nur die Front verändert, das Ganze nimmt genau
deu gleichen Raum ein wie vorher. — Schwenken mehre in der geschlossenen
Phalanx nebeneinander stehende Sektionen von größerer Front als
Tiefe, so ergiebt sich zwischen den Sektionen noch ein freier Raum, der
„Sektionsabstand." — Wollten aber nebeneinanderstehende Sektionen von
größerer Tiefe als Fr out abzuschwenken versuchen, so würde sich
alsbald die Unmöglichkeit ergeben, weil die Sektionen sich theilweise decken
müßten, zwei Menschen aber nicht ein und dieselbe Stelle einnehmen können.

Die letztere Eventualität fällt also fort. — Die quadratische Sektion da¬
gegen wurde in dem maladvnischen Shntagma von 16 Rotten zu
16 Mann, also als eine Evvlntionseinheit von 256 Mann, zur reglementarischen
Form. — Eine Evvlntionseinheit von mehr Rotten als Gliedern erscheint in
der lakonischer Pentekvstys, welche in 16 Rotten zu 8 Mann 128
Mann enthielt.

Offenbar hat die letztere Form Vorzüge; denn im Marsche verlängern
sich die Kolonnen, und wenn der natürliche Spielraum des Sektionsabstandes
fehlt, so kann uicht darauf gerechnet werden, daß die Phalanx nach dem Ein¬
schwenken geschlossen sei. Die Makedonien scheinen darauf keinen Werth gelegt
zu haben, weil ihre gute Reiterei, welche die marschirenden Truppen stets
umschwärmte, sie vor Ueberraschung sicherte und ihnen Zeit gab, nach dem
Eiuschweuken zusammenzuschließen. Die Spartaner, welche eines solchen Schutzes
entbehrten, durften sich den Vortheil, der im SektiouSabstaude liegt, nicht ent¬
geh» lassen.

Außer in Syntagmen und Pentekosthen kommen Epagogen besonders in
Enomotien und Doppelenomotien vor.

Dies ist die Elementartaktik im Zeitalter des Mvponnesischcn Krieges.


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[0133] der Reiheickvlouue mit rechts- und links-um, anso statt der Paragoge, sich der Epagoge, der Seltivnskvlvune zu bedienen und aus dieser die Schlacht¬ ordnung durch Einschwenken der Evolutionseinheitcn oder durch den Aufmarsch rechts und links zu entwickeln. — Diese vielseitige Brauchbarkeit der Sektions- kvlvnne hat ihr schon früh große Bedeutung gegeben. Um die Epagoge herstellen zu können ist eine Gliederung der Phalaux in gleiche, kleinere Abtheilungen ^(Sektionen) nöthig. Bezüglich der Größe der Sektion waren drei Fälle möglich. Entweder gab man ihr ebensoviel Rotten als die gache Phalanx Glieder hatte, oder man gab ihr mehr, oder endlich weniger Rotten als Glieder. — Nimmt man den Rottenabstand gleich dein Gliederabstand, so bildet im ersten Fall die Sektion ein Quadrat, im zweiten Fall ein Rechteck von größerer Tiefe als Front. Schwenken mehre nebeneinander stehende Sektionen quadratischer Form, so wird dadurch nur die Front verändert, das Ganze nimmt genau deu gleichen Raum ein wie vorher. — Schwenken mehre in der geschlossenen Phalanx nebeneinander stehende Sektionen von größerer Front als Tiefe, so ergiebt sich zwischen den Sektionen noch ein freier Raum, der „Sektionsabstand." — Wollten aber nebeneinanderstehende Sektionen von größerer Tiefe als Fr out abzuschwenken versuchen, so würde sich alsbald die Unmöglichkeit ergeben, weil die Sektionen sich theilweise decken müßten, zwei Menschen aber nicht ein und dieselbe Stelle einnehmen können. Die letztere Eventualität fällt also fort. — Die quadratische Sektion da¬ gegen wurde in dem maladvnischen Shntagma von 16 Rotten zu 16 Mann, also als eine Evvlntionseinheit von 256 Mann, zur reglementarischen Form. — Eine Evvlntionseinheit von mehr Rotten als Gliedern erscheint in der lakonischer Pentekvstys, welche in 16 Rotten zu 8 Mann 128 Mann enthielt. Offenbar hat die letztere Form Vorzüge; denn im Marsche verlängern sich die Kolonnen, und wenn der natürliche Spielraum des Sektionsabstandes fehlt, so kann uicht darauf gerechnet werden, daß die Phalanx nach dem Ein¬ schwenken geschlossen sei. Die Makedonien scheinen darauf keinen Werth gelegt zu haben, weil ihre gute Reiterei, welche die marschirenden Truppen stets umschwärmte, sie vor Ueberraschung sicherte und ihnen Zeit gab, nach dem Eiuschweuken zusammenzuschließen. Die Spartaner, welche eines solchen Schutzes entbehrten, durften sich den Vortheil, der im SektiouSabstaude liegt, nicht ent¬ geh» lassen. Außer in Syntagmen und Pentekosthen kommen Epagogen besonders in Enomotien und Doppelenomotien vor. Dies ist die Elementartaktik im Zeitalter des Mvponnesischcn Krieges.

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 37, 1878, I. Semester. I. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341827_157649/133>, abgerufen am 10.06.2024.