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Die Grenzboten. Jg. 37, 1878, I. Semester. I. Band.

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Zeit der bischöflichen Kirche; im Jahre 1259 kam er in den Besitz der Familie
Schongauer und von dieser später an die Stadt.

Den besten Einblick in das Wesen des städtischen Haushalts erhalten wir,
wenn wir das Banmeisterbnch eines bestimmten Jahres vornehmen. Ich
wähle dasjenige vom Jahre 1391, weil uns dieses in einer besonders voll¬
ständigen Gestalt erhalten ist, nud dann weil das Ende des vierzehnten und
die ersten Jahrzehnte des fünfzehnten Jahrhunderts mit die Blttthezeit der
Stadt ausmachen, in diesen Jahren entstandene Aufzeichnungen also ein ver¬
doppeltes Interesse in Anspruch nehmen dürfen. Das Baumeisterbuch zerfällt
in ein Buch der Einnahmen (libor rkWpwrnm) und in ein Buch der Aus¬
gaben (lilior Susel'ihnen'an). Bevor wir jedoch an die Darstellung seines
Inhalts gehen, müssen wir noch eine Borfrage erledigen, die in der Rechnung
selbst nicht berührt ist, die Frage nämlich nach dem städtischen Eigenthum.
Zum Eigenthum der Stadtgemeinde gehören vorerst die Mauern, Thore,
Thürme, Gräben und öffentlichen Plätze. Die Überlassung der Stadtthore
an die Bürger hatte schon Bischof Hartmann im Jahre 1251 zugestanden und
das Stadtrecht vom Jahre 1276 diesen Besitz nochmals bestätigt. Außer den
Befestigungsbauten wird als Eigenthum der Stadt angegeben: das Rathhaus,
das Fleischhaus, der Perlnchthurm, der Wnchtthurm war nud in dem anch die
Sturmglocke hieng, die Sladtmühle, die Lechkcmäle, verschiedene Gnddemen,
z. B, diejenigen der Helmmacher und Plattner auf dem Perlach, der Salz¬
stadel, des Hähers Haus, des Nachrichters Haus, die Fraucnhänser.

Das Rechnnugsjahr beginnt mit dem Sonntag Oculi oder Estvmihi.
Von Woche zu Woche sind sowohl Einnahmen als Ausgaben innerhalb der
einzelnen Titel vorgetragen; die Woche ist dabei nach denk betreffenden die¬
selbe einleitenden Sonntag citirt. Zuerst stehen in der Reihe der Einnahmen
die Erträgnisse des Thor- und Brückenzolls (Haunstetter- jetzt Rothes
Thor, Um die große Verkehrsstraße von Tirol hereinmündete, Sträfingerthor
mit der Straße von Bayern und Regensburg, Wertachbrücke mit der Straße
von Ulm und Donauwörth und Göppingerthor mit der sogenannten Hoch¬
straße, einer zweiten Straße vom Süden her). Die Zollstätten waren ver¬
pachtet und zwar in der Weise, daß die Pächter jede Woche die treffende
Pachtschillingsrate an die Baumeister abzuführen hatten. Das Gesmnmter-
trägniß der Zvllpacht für das Haunstetter- und Sträfingerthor belief sich auf
182 ib. 1" Schilling"), für die Wertachbrücke auf 157^ Pfd., für das Göppin-



1 ib, Pfenn, 20 /? Schilling, Pfenn. ^ 2 Gulden Ung. oder Böhm. - nach dem
MmM'sah Raise, Karl's IV; doch war in den letzten Dezennien des 14. Jahrh, eine solche
Perschlechlenmg . Silbermünze eingetreten, daß 1-, 18 und >L>/> Schilling Pfeim, mif
1 si. ginge". Der reine Goldwerth des ungarischen Guldens ist nach heniigein Preis des

Zeit der bischöflichen Kirche; im Jahre 1259 kam er in den Besitz der Familie
Schongauer und von dieser später an die Stadt.

Den besten Einblick in das Wesen des städtischen Haushalts erhalten wir,
wenn wir das Banmeisterbnch eines bestimmten Jahres vornehmen. Ich
wähle dasjenige vom Jahre 1391, weil uns dieses in einer besonders voll¬
ständigen Gestalt erhalten ist, nud dann weil das Ende des vierzehnten und
die ersten Jahrzehnte des fünfzehnten Jahrhunderts mit die Blttthezeit der
Stadt ausmachen, in diesen Jahren entstandene Aufzeichnungen also ein ver¬
doppeltes Interesse in Anspruch nehmen dürfen. Das Baumeisterbuch zerfällt
in ein Buch der Einnahmen (libor rkWpwrnm) und in ein Buch der Aus¬
gaben (lilior Susel'ihnen'an). Bevor wir jedoch an die Darstellung seines
Inhalts gehen, müssen wir noch eine Borfrage erledigen, die in der Rechnung
selbst nicht berührt ist, die Frage nämlich nach dem städtischen Eigenthum.
Zum Eigenthum der Stadtgemeinde gehören vorerst die Mauern, Thore,
Thürme, Gräben und öffentlichen Plätze. Die Überlassung der Stadtthore
an die Bürger hatte schon Bischof Hartmann im Jahre 1251 zugestanden und
das Stadtrecht vom Jahre 1276 diesen Besitz nochmals bestätigt. Außer den
Befestigungsbauten wird als Eigenthum der Stadt angegeben: das Rathhaus,
das Fleischhaus, der Perlnchthurm, der Wnchtthurm war nud in dem anch die
Sturmglocke hieng, die Sladtmühle, die Lechkcmäle, verschiedene Gnddemen,
z. B, diejenigen der Helmmacher und Plattner auf dem Perlach, der Salz¬
stadel, des Hähers Haus, des Nachrichters Haus, die Fraucnhänser.

Das Rechnnugsjahr beginnt mit dem Sonntag Oculi oder Estvmihi.
Von Woche zu Woche sind sowohl Einnahmen als Ausgaben innerhalb der
einzelnen Titel vorgetragen; die Woche ist dabei nach denk betreffenden die¬
selbe einleitenden Sonntag citirt. Zuerst stehen in der Reihe der Einnahmen
die Erträgnisse des Thor- und Brückenzolls (Haunstetter- jetzt Rothes
Thor, Um die große Verkehrsstraße von Tirol hereinmündete, Sträfingerthor
mit der Straße von Bayern und Regensburg, Wertachbrücke mit der Straße
von Ulm und Donauwörth und Göppingerthor mit der sogenannten Hoch¬
straße, einer zweiten Straße vom Süden her). Die Zollstätten waren ver¬
pachtet und zwar in der Weise, daß die Pächter jede Woche die treffende
Pachtschillingsrate an die Baumeister abzuführen hatten. Das Gesmnmter-
trägniß der Zvllpacht für das Haunstetter- und Sträfingerthor belief sich auf
182 ib. 1« Schilling»), für die Wertachbrücke auf 157^ Pfd., für das Göppin-



1 ib, Pfenn, 20 /? Schilling, Pfenn. ^ 2 Gulden Ung. oder Böhm. - nach dem
MmM'sah Raise, Karl's IV; doch war in den letzten Dezennien des 14. Jahrh, eine solche
Perschlechlenmg . Silbermünze eingetreten, daß 1-, 18 und >L>/> Schilling Pfeim, mif
1 si. ginge». Der reine Goldwerth des ungarischen Guldens ist nach heniigein Preis des
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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 37, 1878, I. Semester. I. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341827_157649/71>, abgerufen am 29.05.2024.