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Die Grenzboten. Jg. 37, 1878, I. Semester. I. Band.

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wenn das Unternehmen noch so gut ausfalle, "jemahlen die Kosten wieder
erstatten kann." Er zog vor, am 26. Juli 1792 den: Könige von Preußen
die Ueberlassung von 6000 Mann für den von diesem geplanten Feldzug gegen
Frankreich zu versprechen. Kaum war dies geschehen, so schlugen diese französischen
Prinzen dem Landgrafen einen Subsidienvertrag bezüglich eben dieses Korps
vor, er solle sich verbindlich machen, dasselbe für 2 Jahre "zur preußischen
und französischen Armee" zu stellen. Der Landgraf erklärte seinen Ministern,
der Antrag sei wegen der auf feine Kriegskasse fallenden Beträge zu wichtig,
um ihn ganz von der Hand zu weisen. Die Prinzen hatten nämlich 1 Million
Livres jährlich und 1 Million für die Ausrüstung versprochen. Die Minister
schienen diesmal uicht abrathen zu wollen und mahnten nur zur Vorsicht;
erst müsse der König von Preußen die ihm schon überlassenen 6000 Manu
wieder freigeben, auch möge sich der Landgraf bezüglich der von den französischen
Prinzen in Aussicht gestellten Verwendung sür die Zuwendung der Kurwürde
an ihn zuvor der Zustimmung Preußens versichern, keinesfalls aber dürfe er
als regierender Herr die den französischen Prinzen überlassenen Truppen
kommandiren. Am Ende lehnte der Landgraf unter Vvrwündeu ab und ließ
sich in diesem Entschlusse auch durch einen nochmaligen Antrag der französischen
Prinzen nicht beirren.

An dem später von Preußen unternommenen Feldzug in die Champagne,
der so kläglich endete, nahm auch das Hessische Korps statt. Hätte der Land¬
graf diese französischen Prinzen in den Sand gesetzt, selbst Krieg gegen ihr
Vaterland zu führen, so würde das kleine Deutsche Korps noch ein schlimmeres
Schicksal gehabt haben.

Mit welch unverwüstlicher Frechheit die französischen Prinzen dem kleinen
Landgrafen zusetzten, ergiebt sich ferner ans den Vorschlägen, welche sie ihm am
21. Dezember 1791 wegen Aufnahme eines großen Theiles des ihnen gefolgten
Trosses französischer Edelleute in sein Land machten. Der Landgraf lehnte am
27. Dez/1781 mit dem Bemerken ab, der Aufenthalt der ihm zugedachten 12,000
Emigrirten in der Grafschaft Hanau könne die Ruhe stören. Als die Prinzen die
Bitte wiederholten und der König von Preußen sie unterstützte, bot der Landgraf
die Grafschaft Schaumburg für die Emigranten an; er zog damit aber wieder
zurück, nachdem die wegen der Nähe des hannöverschen Gebietes stark interessirte
englische Regierung am 6. März 1792 entschieden abgerathen und darauf auf¬
merksam gemacht hatte, daß die Emigranten "durchaus Menschen ohne Be¬
schäftigung, ohne Beruf und ohne fixirten Aufenthalt" seien und als "bedenklich
für die Moralität" angesehen werden müßten.

Andere der veröffentlichten Urkunden beziehen sich auf die Eroberung


wenn das Unternehmen noch so gut ausfalle, „jemahlen die Kosten wieder
erstatten kann." Er zog vor, am 26. Juli 1792 den: Könige von Preußen
die Ueberlassung von 6000 Mann für den von diesem geplanten Feldzug gegen
Frankreich zu versprechen. Kaum war dies geschehen, so schlugen diese französischen
Prinzen dem Landgrafen einen Subsidienvertrag bezüglich eben dieses Korps
vor, er solle sich verbindlich machen, dasselbe für 2 Jahre „zur preußischen
und französischen Armee" zu stellen. Der Landgraf erklärte seinen Ministern,
der Antrag sei wegen der auf feine Kriegskasse fallenden Beträge zu wichtig,
um ihn ganz von der Hand zu weisen. Die Prinzen hatten nämlich 1 Million
Livres jährlich und 1 Million für die Ausrüstung versprochen. Die Minister
schienen diesmal uicht abrathen zu wollen und mahnten nur zur Vorsicht;
erst müsse der König von Preußen die ihm schon überlassenen 6000 Manu
wieder freigeben, auch möge sich der Landgraf bezüglich der von den französischen
Prinzen in Aussicht gestellten Verwendung sür die Zuwendung der Kurwürde
an ihn zuvor der Zustimmung Preußens versichern, keinesfalls aber dürfe er
als regierender Herr die den französischen Prinzen überlassenen Truppen
kommandiren. Am Ende lehnte der Landgraf unter Vvrwündeu ab und ließ
sich in diesem Entschlusse auch durch einen nochmaligen Antrag der französischen
Prinzen nicht beirren.

An dem später von Preußen unternommenen Feldzug in die Champagne,
der so kläglich endete, nahm auch das Hessische Korps statt. Hätte der Land¬
graf diese französischen Prinzen in den Sand gesetzt, selbst Krieg gegen ihr
Vaterland zu führen, so würde das kleine Deutsche Korps noch ein schlimmeres
Schicksal gehabt haben.

Mit welch unverwüstlicher Frechheit die französischen Prinzen dem kleinen
Landgrafen zusetzten, ergiebt sich ferner ans den Vorschlägen, welche sie ihm am
21. Dezember 1791 wegen Aufnahme eines großen Theiles des ihnen gefolgten
Trosses französischer Edelleute in sein Land machten. Der Landgraf lehnte am
27. Dez/1781 mit dem Bemerken ab, der Aufenthalt der ihm zugedachten 12,000
Emigrirten in der Grafschaft Hanau könne die Ruhe stören. Als die Prinzen die
Bitte wiederholten und der König von Preußen sie unterstützte, bot der Landgraf
die Grafschaft Schaumburg für die Emigranten an; er zog damit aber wieder
zurück, nachdem die wegen der Nähe des hannöverschen Gebietes stark interessirte
englische Regierung am 6. März 1792 entschieden abgerathen und darauf auf¬
merksam gemacht hatte, daß die Emigranten „durchaus Menschen ohne Be¬
schäftigung, ohne Beruf und ohne fixirten Aufenthalt" seien und als „bedenklich
für die Moralität" angesehen werden müßten.

Andere der veröffentlichten Urkunden beziehen sich auf die Eroberung


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[0085] wenn das Unternehmen noch so gut ausfalle, „jemahlen die Kosten wieder erstatten kann." Er zog vor, am 26. Juli 1792 den: Könige von Preußen die Ueberlassung von 6000 Mann für den von diesem geplanten Feldzug gegen Frankreich zu versprechen. Kaum war dies geschehen, so schlugen diese französischen Prinzen dem Landgrafen einen Subsidienvertrag bezüglich eben dieses Korps vor, er solle sich verbindlich machen, dasselbe für 2 Jahre „zur preußischen und französischen Armee" zu stellen. Der Landgraf erklärte seinen Ministern, der Antrag sei wegen der auf feine Kriegskasse fallenden Beträge zu wichtig, um ihn ganz von der Hand zu weisen. Die Prinzen hatten nämlich 1 Million Livres jährlich und 1 Million für die Ausrüstung versprochen. Die Minister schienen diesmal uicht abrathen zu wollen und mahnten nur zur Vorsicht; erst müsse der König von Preußen die ihm schon überlassenen 6000 Manu wieder freigeben, auch möge sich der Landgraf bezüglich der von den französischen Prinzen in Aussicht gestellten Verwendung sür die Zuwendung der Kurwürde an ihn zuvor der Zustimmung Preußens versichern, keinesfalls aber dürfe er als regierender Herr die den französischen Prinzen überlassenen Truppen kommandiren. Am Ende lehnte der Landgraf unter Vvrwündeu ab und ließ sich in diesem Entschlusse auch durch einen nochmaligen Antrag der französischen Prinzen nicht beirren. An dem später von Preußen unternommenen Feldzug in die Champagne, der so kläglich endete, nahm auch das Hessische Korps statt. Hätte der Land¬ graf diese französischen Prinzen in den Sand gesetzt, selbst Krieg gegen ihr Vaterland zu führen, so würde das kleine Deutsche Korps noch ein schlimmeres Schicksal gehabt haben. Mit welch unverwüstlicher Frechheit die französischen Prinzen dem kleinen Landgrafen zusetzten, ergiebt sich ferner ans den Vorschlägen, welche sie ihm am 21. Dezember 1791 wegen Aufnahme eines großen Theiles des ihnen gefolgten Trosses französischer Edelleute in sein Land machten. Der Landgraf lehnte am 27. Dez/1781 mit dem Bemerken ab, der Aufenthalt der ihm zugedachten 12,000 Emigrirten in der Grafschaft Hanau könne die Ruhe stören. Als die Prinzen die Bitte wiederholten und der König von Preußen sie unterstützte, bot der Landgraf die Grafschaft Schaumburg für die Emigranten an; er zog damit aber wieder zurück, nachdem die wegen der Nähe des hannöverschen Gebietes stark interessirte englische Regierung am 6. März 1792 entschieden abgerathen und darauf auf¬ merksam gemacht hatte, daß die Emigranten „durchaus Menschen ohne Be¬ schäftigung, ohne Beruf und ohne fixirten Aufenthalt" seien und als „bedenklich für die Moralität" angesehen werden müßten. Andere der veröffentlichten Urkunden beziehen sich auf die Eroberung

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 37, 1878, I. Semester. I. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341827_157649/85>, abgerufen am 14.05.2024.