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Die Grenzboten. Jg. 37, 1878, II. Semester. I. Band.

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III.
Vom I. Juni 1786.*)
Untertänigstes Promemoria.

Bey meinem Aufenthalte in Jena habe ich die wiederhohlten Klagen über
das einreisende Landsmcmnschafftliche Wesen vernehmen müssen, und ich dium
(sie) auf das dringenste veranlasst worden, höchsten Orts deshalb Vorstellung
zu thun.

Obgleich eine nur geringe Zahl der Studirenden als Urheber und eigent¬
liche Triebfedern dieses Unwesens angesehen werden können; so ist doch bereits
der gröste Theil der Studirenden theils verführt, theils gezwungen worden sich
in solche Verbindungen zu begeben, und die gegenwärtig noch freyen und wohl
gesinnten, gehen täglich gut deuckende Professoren an, mit der Bitte, daß An¬
stalten getroffen werden mögten, sie für der Zudringlichkeit der übrigen zu
schützen, damit sie nicht auch genötigt seyn mögten, dem Strome zu folgen.

Ein großer Theil der Studirenden ist ietzo in den Ferien abwesend,
kommen diese zurück und die neuen akademischen Bürger treten zugleich ein,
eh eine Vorkehrung getroffen ist: so wird das Uebel immer stärcker und un-
übersehlicher.

Der iezige Prorecktor Herrings ist ein guter aber schwacher Mann, das
Concilium sretius besteht aus den beyden Schmidt, Grüner und Wiedeburg
und diese zusammen werden wohl schwerlich eine Resolution fassen, die dem
Uebel steuern könnte.

Man bittet daher um höchste Hülfe.

Man hält für den Moment für das Beste: wenn nur Commissionsweise,
Kuno Aetna, noch einige Glieder dem "vno. grad. zugesellt würden, und
wenn sodann der Prorecktor angewiesen würde, mit diesem verstärkten voneilio
gegen die Landsmannschaften zu würcken.

Man hält für nötig alle diejenigen, welche der Landsmannschafftlichen
Verbindungen verdächtig sind und welche von den Pedellen gar sicher ange¬
geben werden können, vorkommen zu lassen, und solche ohne Untersuchung und
ohne weiteres abzulegendes Bekänntniß dahin zu bedeuten, daß sie eidlich an¬
zugeloben hätten, wenn sie sich in einer solchen Verbindung befänden, daß sie
selbige sogleich verlassen, und niemals wieder darein sich begeben wollten; be¬
fänden sie sich nicht darinne, so hätten sie nur das Letzte anzugeloben. Man



Ganz eigenhändig.
III.
Vom I. Juni 1786.*)
Untertänigstes Promemoria.

Bey meinem Aufenthalte in Jena habe ich die wiederhohlten Klagen über
das einreisende Landsmcmnschafftliche Wesen vernehmen müssen, und ich dium
(sie) auf das dringenste veranlasst worden, höchsten Orts deshalb Vorstellung
zu thun.

Obgleich eine nur geringe Zahl der Studirenden als Urheber und eigent¬
liche Triebfedern dieses Unwesens angesehen werden können; so ist doch bereits
der gröste Theil der Studirenden theils verführt, theils gezwungen worden sich
in solche Verbindungen zu begeben, und die gegenwärtig noch freyen und wohl
gesinnten, gehen täglich gut deuckende Professoren an, mit der Bitte, daß An¬
stalten getroffen werden mögten, sie für der Zudringlichkeit der übrigen zu
schützen, damit sie nicht auch genötigt seyn mögten, dem Strome zu folgen.

Ein großer Theil der Studirenden ist ietzo in den Ferien abwesend,
kommen diese zurück und die neuen akademischen Bürger treten zugleich ein,
eh eine Vorkehrung getroffen ist: so wird das Uebel immer stärcker und un-
übersehlicher.

Der iezige Prorecktor Herrings ist ein guter aber schwacher Mann, das
Concilium sretius besteht aus den beyden Schmidt, Grüner und Wiedeburg
und diese zusammen werden wohl schwerlich eine Resolution fassen, die dem
Uebel steuern könnte.

Man bittet daher um höchste Hülfe.

Man hält für den Moment für das Beste: wenn nur Commissionsweise,
Kuno Aetna, noch einige Glieder dem «vno. grad. zugesellt würden, und
wenn sodann der Prorecktor angewiesen würde, mit diesem verstärkten voneilio
gegen die Landsmannschaften zu würcken.

Man hält für nötig alle diejenigen, welche der Landsmannschafftlichen
Verbindungen verdächtig sind und welche von den Pedellen gar sicher ange¬
geben werden können, vorkommen zu lassen, und solche ohne Untersuchung und
ohne weiteres abzulegendes Bekänntniß dahin zu bedeuten, daß sie eidlich an¬
zugeloben hätten, wenn sie sich in einer solchen Verbindung befänden, daß sie
selbige sogleich verlassen, und niemals wieder darein sich begeben wollten; be¬
fänden sie sich nicht darinne, so hätten sie nur das Letzte anzugeloben. Man



Ganz eigenhändig.
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[0413] III. Vom I. Juni 1786.*) Untertänigstes Promemoria. Bey meinem Aufenthalte in Jena habe ich die wiederhohlten Klagen über das einreisende Landsmcmnschafftliche Wesen vernehmen müssen, und ich dium (sie) auf das dringenste veranlasst worden, höchsten Orts deshalb Vorstellung zu thun. Obgleich eine nur geringe Zahl der Studirenden als Urheber und eigent¬ liche Triebfedern dieses Unwesens angesehen werden können; so ist doch bereits der gröste Theil der Studirenden theils verführt, theils gezwungen worden sich in solche Verbindungen zu begeben, und die gegenwärtig noch freyen und wohl gesinnten, gehen täglich gut deuckende Professoren an, mit der Bitte, daß An¬ stalten getroffen werden mögten, sie für der Zudringlichkeit der übrigen zu schützen, damit sie nicht auch genötigt seyn mögten, dem Strome zu folgen. Ein großer Theil der Studirenden ist ietzo in den Ferien abwesend, kommen diese zurück und die neuen akademischen Bürger treten zugleich ein, eh eine Vorkehrung getroffen ist: so wird das Uebel immer stärcker und un- übersehlicher. Der iezige Prorecktor Herrings ist ein guter aber schwacher Mann, das Concilium sretius besteht aus den beyden Schmidt, Grüner und Wiedeburg und diese zusammen werden wohl schwerlich eine Resolution fassen, die dem Uebel steuern könnte. Man bittet daher um höchste Hülfe. Man hält für den Moment für das Beste: wenn nur Commissionsweise, Kuno Aetna, noch einige Glieder dem «vno. grad. zugesellt würden, und wenn sodann der Prorecktor angewiesen würde, mit diesem verstärkten voneilio gegen die Landsmannschaften zu würcken. Man hält für nötig alle diejenigen, welche der Landsmannschafftlichen Verbindungen verdächtig sind und welche von den Pedellen gar sicher ange¬ geben werden können, vorkommen zu lassen, und solche ohne Untersuchung und ohne weiteres abzulegendes Bekänntniß dahin zu bedeuten, daß sie eidlich an¬ zugeloben hätten, wenn sie sich in einer solchen Verbindung befänden, daß sie selbige sogleich verlassen, und niemals wieder darein sich begeben wollten; be¬ fänden sie sich nicht darinne, so hätten sie nur das Letzte anzugeloben. Man Ganz eigenhändig.

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 37, 1878, II. Semester. I. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341827_157661/413>, abgerufen am 16.06.2024.