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Die Grenzboten. Jg. 37, 1878, II. Semester. II. Band.

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wiesen das 4. (Minsk), das 13. (Shitomis) und das 14. (Kiew) Armeekorps
mit den Infanterie-Divisionen Ur. 16. 30. 1. 35. 17. 18. und den Kavallerie-
Divisionen Ur. 4. 13. und der Don-Kasaken-Division. Ferner ward der Armee
zugetheilt eine zweite Schützenbrigade, eine neue Don-Kasaken-Division und
einige weitere Kasaken-Regimenter nebst 3 Kasaken-Batterien, so daß nun, bei
14 Infanterie- und 9 Kavallerie-Divisionen, die Armee zählte: 182^ Bataillon
Infanterie, 228 Eskadrons und Ssotnien, 84 Fuß-, 21 reitende- und Kasaken-
Batterien, 4 ganze (Sappeurs), 4 halbe (Pontonniere) technische Bataillone und
einen Belagerungstrain von 350 Geschützen.

In der zuerst angegebenen Stärke von 4 Armeekorps überschritt die Opera-
tionsarmee am 24. April die Grenze der Moldau, und damit die des türkischen
Reiches, nachdem schon am 16. April mit Rumänien eine, erst später bekannt
gemachte, Konvention abgeschlossen worden war, welche, kurz gesagt, den Russen
gestattete, soweit es die militärischen Interessen erforderten, in Rumänien zu
schalten und zu walten wie im eigenen Lande.

Der Uebergang erfolgte bei den drei Punkten Kübel, wo der größte
Theil des 11. Korps und die 3. Schützenbrigade stand, in der Richtung auf
Bolgrad, von Beschtamak, mit der kombinirten Kasaken-Division und einem
Theile des 11. Korps auf Leowo, und mit dem 8. 9. und am folgenden Tage
dem 12. Korps bei Ungheni, der Grenzstation der Eisenbahn nach Jassy.

Bemerkenswerth wurde der Uebergang über die Grenze namentlich durch
die Marschleistungen einzelner Truppentheile. So legte die Tete der Kasaken-
Division die Strecke von der Grenze bei Leowo bis zur Eisenbahnbrücke über
den Szereth bei Barboschi, 160 Ku, in 12 Stunden zurück. Das Gros dieser
Division traf nach 34 Stunden am Nachmittag des 25. bei Barboschi ein.
Ebendahin resp, nach Galatz gelangte am Abend des 25. von Kübel aus
(80 Ku>) der Oberst Mskupski, Chef des Generalstabes 11. Armeekorps mit
einem aus allen Waffen gemischten Detachement. Die Bahn, der Haupt-An¬
marschweg zur Donau, fiel unversehrt in russische Hände und wurde bald auch
durch Batteriebauten gedeckt. Unter dem Schutze des 11. Korps, welches die
zunächst bedrohten Punkte des unteren Donaulaufes, namentlich Galatz und
Braila besetzt hielt, vollzog sich dann unbehelligt bis zum 20. Mai der Auf¬
marsch der russischen Armee an der Donaulinie bis aufwärts zur Einmündung
der Aluta, während gleichzeitig die rumänische Armee, die Stellungen an der
Donau allmälig räumend, in der kleinen Walachei, um Krajowa sich konzen-
trirte, mit einer Division aber bei dem anfänglich geräumten Kalafat dem türki¬
schen Korps bei Widdin gegenüberstand.

In den letzten Tagen des Mai 1877 befand sich die russische Armee
ungefähr in folgender Aufstellung: die Vorposten standen zusammenhängend


wiesen das 4. (Minsk), das 13. (Shitomis) und das 14. (Kiew) Armeekorps
mit den Infanterie-Divisionen Ur. 16. 30. 1. 35. 17. 18. und den Kavallerie-
Divisionen Ur. 4. 13. und der Don-Kasaken-Division. Ferner ward der Armee
zugetheilt eine zweite Schützenbrigade, eine neue Don-Kasaken-Division und
einige weitere Kasaken-Regimenter nebst 3 Kasaken-Batterien, so daß nun, bei
14 Infanterie- und 9 Kavallerie-Divisionen, die Armee zählte: 182^ Bataillon
Infanterie, 228 Eskadrons und Ssotnien, 84 Fuß-, 21 reitende- und Kasaken-
Batterien, 4 ganze (Sappeurs), 4 halbe (Pontonniere) technische Bataillone und
einen Belagerungstrain von 350 Geschützen.

In der zuerst angegebenen Stärke von 4 Armeekorps überschritt die Opera-
tionsarmee am 24. April die Grenze der Moldau, und damit die des türkischen
Reiches, nachdem schon am 16. April mit Rumänien eine, erst später bekannt
gemachte, Konvention abgeschlossen worden war, welche, kurz gesagt, den Russen
gestattete, soweit es die militärischen Interessen erforderten, in Rumänien zu
schalten und zu walten wie im eigenen Lande.

Der Uebergang erfolgte bei den drei Punkten Kübel, wo der größte
Theil des 11. Korps und die 3. Schützenbrigade stand, in der Richtung auf
Bolgrad, von Beschtamak, mit der kombinirten Kasaken-Division und einem
Theile des 11. Korps auf Leowo, und mit dem 8. 9. und am folgenden Tage
dem 12. Korps bei Ungheni, der Grenzstation der Eisenbahn nach Jassy.

Bemerkenswerth wurde der Uebergang über die Grenze namentlich durch
die Marschleistungen einzelner Truppentheile. So legte die Tete der Kasaken-
Division die Strecke von der Grenze bei Leowo bis zur Eisenbahnbrücke über
den Szereth bei Barboschi, 160 Ku, in 12 Stunden zurück. Das Gros dieser
Division traf nach 34 Stunden am Nachmittag des 25. bei Barboschi ein.
Ebendahin resp, nach Galatz gelangte am Abend des 25. von Kübel aus
(80 Ku>) der Oberst Mskupski, Chef des Generalstabes 11. Armeekorps mit
einem aus allen Waffen gemischten Detachement. Die Bahn, der Haupt-An¬
marschweg zur Donau, fiel unversehrt in russische Hände und wurde bald auch
durch Batteriebauten gedeckt. Unter dem Schutze des 11. Korps, welches die
zunächst bedrohten Punkte des unteren Donaulaufes, namentlich Galatz und
Braila besetzt hielt, vollzog sich dann unbehelligt bis zum 20. Mai der Auf¬
marsch der russischen Armee an der Donaulinie bis aufwärts zur Einmündung
der Aluta, während gleichzeitig die rumänische Armee, die Stellungen an der
Donau allmälig räumend, in der kleinen Walachei, um Krajowa sich konzen-
trirte, mit einer Division aber bei dem anfänglich geräumten Kalafat dem türki¬
schen Korps bei Widdin gegenüberstand.

In den letzten Tagen des Mai 1877 befand sich die russische Armee
ungefähr in folgender Aufstellung: die Vorposten standen zusammenhängend


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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 37, 1878, II. Semester. II. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341827_157670/126>, abgerufen am 16.05.2024.