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Die Grenzboten. Jg. 37, 1878, II. Semester. II. Band.

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Auch muß hervorgehoben werden, daß der Bericht de silva's an Philipp II,
vom 21. Juli 1567 von Petit aus dem Zusammenhange herausgerissen ver¬
werthet worden ist.") Elisabeth war im höchsten Grade erzürnt über Lethington
und die anderen Lords. Ueber die Briefe war sie noch nicht genügend unter¬
richtet. Sie konnte daher gar nicht anders zu de silva sprechen. Merkwürdiger
Weise verwirft Skelton die Echtheit der Chatonllenbriefe nicht vollständig, und
es zeigt dieses, daß er sich dem Eindruck der Prüfung durch die englischen
Kommissäre in Westminster doch nicht hat entziehen können. "Zum Theil", meint
er, "rührten sie wirklich von der Hand der Königin her," doch nimmt er die
beiden aus Glasgow und Stirling datirten Briefe aus. Die anderen seien
von Maria's Hand, jedoch -- an Darnley gerichtet und von den Gegnern der
Königin, d. h. in diesem Falle den Fälschern, ihren Papieren entnommen, um
"Wahres mit Falschen zu durchmischen und dem Gefälschten den Schein der
Echtheit zu geben." Er nennt dabei Lethington -- Murray nimmt er aus¬
drücklich aus, denn die Briefe seien in seiner Abwesenheit von Schottland ange¬
fertigt worden -- geradezu als den Fälscher, was um so thörichter ist, als
Lethington gerade aus politischen Gründen in Westminster die größten An¬
strengungen gemacht hat, um Murray's Anklage und die Vorlegung der Briefe
zu verhindern.

Hingegen ist man, was die direkte Betheiligung und Mitwisserschaft Maria
Stuart's an der Ermordung ihres Gemahls betrifft, bisher denn doch etwas
zu weit gegangen. Daß Mignet den Aussagen der Bediensteten Bothwell's, welche
sie vor ihrer Hinrichtung abgaben, kurzweg vollen Glauben geschenkt hat, ist
mir stets merkwürdig gewesen. Die Wahrscheinlichkeit lag sehr nahe, daß die
zum Tode verurteilten Helfershelfer sich durch eine Betheiligung und Billigung
der Königin zu decken bemüht waren. Entscheidend aber dürfte doch der Um¬
stand in's Gewicht fallen, daß jener Hauptakteur Hubert, genannt French Paris,
erst am zweiten Tage des Verhörs die kompromittirenden Aussagen gegen die
Königin machte, am ersten dagegen nur Bothwell's Anordnungen und Thätig¬
keit schilderte. Der Schluß ergibt sich beinahe von selbst, daß seine letzten Aus¬
sagen ihm von den Gegnern der Königin mit Hinweis auf Rettung abgepreßt
wurden. Dazu gehört vor allem die Erzählung von der kostbaren Decke, welche
die Königin kurz vor der Explosion hätte fortschaffen lassen. Ueber das Verhör
Hubert's und das Urtheil wissen wir nichts. Man beeilte sich, ihn hinrichten
zu lassen, als er Mitte Juni 1569 durch Kapitän Clark von Kopenhagen nach



,,<zue no sia vsräaä aun^ne I^äiiiAwn "via trataäo mal ssw v qiis si elln, 1s
viese, 1e ciiria alAnnas palabras qne no 1s Karian duhn xnsto'". De silva an Philipp II.,
21. Juli 1S67. ^.reli. <Ze Limanvas. Inxiatsrra, IsZ. 319.

Auch muß hervorgehoben werden, daß der Bericht de silva's an Philipp II,
vom 21. Juli 1567 von Petit aus dem Zusammenhange herausgerissen ver¬
werthet worden ist.") Elisabeth war im höchsten Grade erzürnt über Lethington
und die anderen Lords. Ueber die Briefe war sie noch nicht genügend unter¬
richtet. Sie konnte daher gar nicht anders zu de silva sprechen. Merkwürdiger
Weise verwirft Skelton die Echtheit der Chatonllenbriefe nicht vollständig, und
es zeigt dieses, daß er sich dem Eindruck der Prüfung durch die englischen
Kommissäre in Westminster doch nicht hat entziehen können. „Zum Theil", meint
er, „rührten sie wirklich von der Hand der Königin her," doch nimmt er die
beiden aus Glasgow und Stirling datirten Briefe aus. Die anderen seien
von Maria's Hand, jedoch — an Darnley gerichtet und von den Gegnern der
Königin, d. h. in diesem Falle den Fälschern, ihren Papieren entnommen, um
„Wahres mit Falschen zu durchmischen und dem Gefälschten den Schein der
Echtheit zu geben." Er nennt dabei Lethington — Murray nimmt er aus¬
drücklich aus, denn die Briefe seien in seiner Abwesenheit von Schottland ange¬
fertigt worden — geradezu als den Fälscher, was um so thörichter ist, als
Lethington gerade aus politischen Gründen in Westminster die größten An¬
strengungen gemacht hat, um Murray's Anklage und die Vorlegung der Briefe
zu verhindern.

Hingegen ist man, was die direkte Betheiligung und Mitwisserschaft Maria
Stuart's an der Ermordung ihres Gemahls betrifft, bisher denn doch etwas
zu weit gegangen. Daß Mignet den Aussagen der Bediensteten Bothwell's, welche
sie vor ihrer Hinrichtung abgaben, kurzweg vollen Glauben geschenkt hat, ist
mir stets merkwürdig gewesen. Die Wahrscheinlichkeit lag sehr nahe, daß die
zum Tode verurteilten Helfershelfer sich durch eine Betheiligung und Billigung
der Königin zu decken bemüht waren. Entscheidend aber dürfte doch der Um¬
stand in's Gewicht fallen, daß jener Hauptakteur Hubert, genannt French Paris,
erst am zweiten Tage des Verhörs die kompromittirenden Aussagen gegen die
Königin machte, am ersten dagegen nur Bothwell's Anordnungen und Thätig¬
keit schilderte. Der Schluß ergibt sich beinahe von selbst, daß seine letzten Aus¬
sagen ihm von den Gegnern der Königin mit Hinweis auf Rettung abgepreßt
wurden. Dazu gehört vor allem die Erzählung von der kostbaren Decke, welche
die Königin kurz vor der Explosion hätte fortschaffen lassen. Ueber das Verhör
Hubert's und das Urtheil wissen wir nichts. Man beeilte sich, ihn hinrichten
zu lassen, als er Mitte Juni 1569 durch Kapitän Clark von Kopenhagen nach



,,<zue no sia vsräaä aun^ne I^äiiiAwn »via trataäo mal ssw v qiis si elln, 1s
viese, 1e ciiria alAnnas palabras qne no 1s Karian duhn xnsto'". De silva an Philipp II.,
21. Juli 1S67. ^.reli. <Ze Limanvas. Inxiatsrra, IsZ. 319.
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[0487] Auch muß hervorgehoben werden, daß der Bericht de silva's an Philipp II, vom 21. Juli 1567 von Petit aus dem Zusammenhange herausgerissen ver¬ werthet worden ist.") Elisabeth war im höchsten Grade erzürnt über Lethington und die anderen Lords. Ueber die Briefe war sie noch nicht genügend unter¬ richtet. Sie konnte daher gar nicht anders zu de silva sprechen. Merkwürdiger Weise verwirft Skelton die Echtheit der Chatonllenbriefe nicht vollständig, und es zeigt dieses, daß er sich dem Eindruck der Prüfung durch die englischen Kommissäre in Westminster doch nicht hat entziehen können. „Zum Theil", meint er, „rührten sie wirklich von der Hand der Königin her," doch nimmt er die beiden aus Glasgow und Stirling datirten Briefe aus. Die anderen seien von Maria's Hand, jedoch — an Darnley gerichtet und von den Gegnern der Königin, d. h. in diesem Falle den Fälschern, ihren Papieren entnommen, um „Wahres mit Falschen zu durchmischen und dem Gefälschten den Schein der Echtheit zu geben." Er nennt dabei Lethington — Murray nimmt er aus¬ drücklich aus, denn die Briefe seien in seiner Abwesenheit von Schottland ange¬ fertigt worden — geradezu als den Fälscher, was um so thörichter ist, als Lethington gerade aus politischen Gründen in Westminster die größten An¬ strengungen gemacht hat, um Murray's Anklage und die Vorlegung der Briefe zu verhindern. Hingegen ist man, was die direkte Betheiligung und Mitwisserschaft Maria Stuart's an der Ermordung ihres Gemahls betrifft, bisher denn doch etwas zu weit gegangen. Daß Mignet den Aussagen der Bediensteten Bothwell's, welche sie vor ihrer Hinrichtung abgaben, kurzweg vollen Glauben geschenkt hat, ist mir stets merkwürdig gewesen. Die Wahrscheinlichkeit lag sehr nahe, daß die zum Tode verurteilten Helfershelfer sich durch eine Betheiligung und Billigung der Königin zu decken bemüht waren. Entscheidend aber dürfte doch der Um¬ stand in's Gewicht fallen, daß jener Hauptakteur Hubert, genannt French Paris, erst am zweiten Tage des Verhörs die kompromittirenden Aussagen gegen die Königin machte, am ersten dagegen nur Bothwell's Anordnungen und Thätig¬ keit schilderte. Der Schluß ergibt sich beinahe von selbst, daß seine letzten Aus¬ sagen ihm von den Gegnern der Königin mit Hinweis auf Rettung abgepreßt wurden. Dazu gehört vor allem die Erzählung von der kostbaren Decke, welche die Königin kurz vor der Explosion hätte fortschaffen lassen. Ueber das Verhör Hubert's und das Urtheil wissen wir nichts. Man beeilte sich, ihn hinrichten zu lassen, als er Mitte Juni 1569 durch Kapitän Clark von Kopenhagen nach ,,<zue no sia vsräaä aun^ne I^äiiiAwn »via trataäo mal ssw v qiis si elln, 1s viese, 1e ciiria alAnnas palabras qne no 1s Karian duhn xnsto'". De silva an Philipp II., 21. Juli 1S67. ^.reli. <Ze Limanvas. Inxiatsrra, IsZ. 319.

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 37, 1878, II. Semester. II. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341827_157670/487>, abgerufen am 29.05.2024.