Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Die Grenzboten. Jg. 38, 1879, Erstes Quartal.

Bild:
<< vorherige Seite

lateinischen Autoren für die Italiener nicht die großen Schwierigkeiten bieten,
wie für die germanischen Völker, ist öfters bedauert worden.

Die Abgangsprüfung umfaßt nicht nur die Fächer des Oberkursus, sondern
anch andere Unterrichtsgegenstände der Institute, worüber jedes Jahr ein vom
Ministerium berufener Zentralausschuß für die Prüfungen bestimmt. Man
könnte glauben, daß dieses die Abgangsprüfung sehr erschwerende System
namentlich der Privatstudenten wegen eingeführt sei. Aber diese müssen sich
bei einem königlichen Institute einer Vorprüfung über die Unterrichtsfächer der
ersten zwei Jahre unterwerfen. An jedes von der Regierung zur Abhaltung
der Schlußprüfungen ermächtigte Institut -- und das waren 1876--77 nicht
weniger als 63 -- wird ein königlicher Kommissar oder deren zwei geschickt,
welche die Prüfungen zu überwachen und direkt an das Ministerium darüber
zu berichten haben. Zu den Schlnßprüfungen im Sommer meldeten sich 1876
268 Schüler der allgemein-wissenschaftlichen Abtheilungen und 43 Privatstudenten
(zu welchen auch die Schüler der wenigen, nicht zur Vornahme der Schlu߬
prüfungen berechtigten Institute gerechnet werden). 170 und 11 bestanden in
allen Fächern, 94 und 28 fielen in 1, 2 oder 3 Fächern durch und konnten
dann im Herbst die bezüglichen Nachprüfungen machen, 4 und 4 fielen gänzlich
durch. Von den 92 und 22, welche sich diesen Nachprüfungen unterzogen,
bestanden 77 Zöglinge und 17 Privatstndenten, 15 und 5 fielen auch in der
zweiten Session durch. Von 39 und 21 Kandidaten, welche die Schlußprüfung
im Herbste zum ersten Male machten, bestanden nur 15 und 4. Die Lvkal-
kommisstonen entscheiden endgiltig, schicken aber die Arbeiten und Sitzungsbe¬
richte an das Ministerium ein, welches sich durch den genannten Zentral-
Ausschuß für die Prüfungen Bericht erstatten läßt und die Zeugnisse ausstellt.
Die Regierung ordnet nach Bedürfniß Inspektionen der technischen Institute
dnrch Männer ihres Vertrauens an, hat gesetzlich 3 Berufs-Inspektoren und
empfängt außer dem Material, welches die Schulvorstände einschicken, die Be¬
richte der Anfsichtsausschüsse jedes einzelnen Institutes. In diesem Ausschüsse
sitzen 2 vom Präfekten der Provinz ernannte Mitglieder, je eines wird vom
Provinzialrath, vom Gemeinderath und von der Handelskammer ernannt. In
den nicht-königlichen Instituten, die von den Lokalverwaltungen unterhalten
werden, bedürfen die Erpennungen der Lehrer und Direktoren der Genehmigung
dieses Aussichtsrathes und des Ministeriums. Der Rektor braucht nur in den
großen Instituten keinen Unterricht zu ertheilen. Die Institute stehen nicht
unter dem Provinzialschulrath.

Die Besoldungsverhältnisse der Lehrer an den technischen Instituten zu
besprechen, ist wohl unnöthig, da es mit der Anrechnung des italienischen Geldes
in deutsches keineswegs gethan ist. Die Art des ganzen Lebens ist in Italien


lateinischen Autoren für die Italiener nicht die großen Schwierigkeiten bieten,
wie für die germanischen Völker, ist öfters bedauert worden.

Die Abgangsprüfung umfaßt nicht nur die Fächer des Oberkursus, sondern
anch andere Unterrichtsgegenstände der Institute, worüber jedes Jahr ein vom
Ministerium berufener Zentralausschuß für die Prüfungen bestimmt. Man
könnte glauben, daß dieses die Abgangsprüfung sehr erschwerende System
namentlich der Privatstudenten wegen eingeführt sei. Aber diese müssen sich
bei einem königlichen Institute einer Vorprüfung über die Unterrichtsfächer der
ersten zwei Jahre unterwerfen. An jedes von der Regierung zur Abhaltung
der Schlußprüfungen ermächtigte Institut — und das waren 1876—77 nicht
weniger als 63 — wird ein königlicher Kommissar oder deren zwei geschickt,
welche die Prüfungen zu überwachen und direkt an das Ministerium darüber
zu berichten haben. Zu den Schlnßprüfungen im Sommer meldeten sich 1876
268 Schüler der allgemein-wissenschaftlichen Abtheilungen und 43 Privatstudenten
(zu welchen auch die Schüler der wenigen, nicht zur Vornahme der Schlu߬
prüfungen berechtigten Institute gerechnet werden). 170 und 11 bestanden in
allen Fächern, 94 und 28 fielen in 1, 2 oder 3 Fächern durch und konnten
dann im Herbst die bezüglichen Nachprüfungen machen, 4 und 4 fielen gänzlich
durch. Von den 92 und 22, welche sich diesen Nachprüfungen unterzogen,
bestanden 77 Zöglinge und 17 Privatstndenten, 15 und 5 fielen auch in der
zweiten Session durch. Von 39 und 21 Kandidaten, welche die Schlußprüfung
im Herbste zum ersten Male machten, bestanden nur 15 und 4. Die Lvkal-
kommisstonen entscheiden endgiltig, schicken aber die Arbeiten und Sitzungsbe¬
richte an das Ministerium ein, welches sich durch den genannten Zentral-
Ausschuß für die Prüfungen Bericht erstatten läßt und die Zeugnisse ausstellt.
Die Regierung ordnet nach Bedürfniß Inspektionen der technischen Institute
dnrch Männer ihres Vertrauens an, hat gesetzlich 3 Berufs-Inspektoren und
empfängt außer dem Material, welches die Schulvorstände einschicken, die Be¬
richte der Anfsichtsausschüsse jedes einzelnen Institutes. In diesem Ausschüsse
sitzen 2 vom Präfekten der Provinz ernannte Mitglieder, je eines wird vom
Provinzialrath, vom Gemeinderath und von der Handelskammer ernannt. In
den nicht-königlichen Instituten, die von den Lokalverwaltungen unterhalten
werden, bedürfen die Erpennungen der Lehrer und Direktoren der Genehmigung
dieses Aussichtsrathes und des Ministeriums. Der Rektor braucht nur in den
großen Instituten keinen Unterricht zu ertheilen. Die Institute stehen nicht
unter dem Provinzialschulrath.

Die Besoldungsverhältnisse der Lehrer an den technischen Instituten zu
besprechen, ist wohl unnöthig, da es mit der Anrechnung des italienischen Geldes
in deutsches keineswegs gethan ist. Die Art des ganzen Lebens ist in Italien


<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <div n="1">
          <pb facs="#f0438" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/141849"/>
          <p xml:id="ID_1284" prev="#ID_1283"> lateinischen Autoren für die Italiener nicht die großen Schwierigkeiten bieten,<lb/>
wie für die germanischen Völker, ist öfters bedauert worden.</p><lb/>
          <p xml:id="ID_1285"> Die Abgangsprüfung umfaßt nicht nur die Fächer des Oberkursus, sondern<lb/>
anch andere Unterrichtsgegenstände der Institute, worüber jedes Jahr ein vom<lb/>
Ministerium berufener Zentralausschuß für die Prüfungen bestimmt. Man<lb/>
könnte glauben, daß dieses die Abgangsprüfung sehr erschwerende System<lb/>
namentlich der Privatstudenten wegen eingeführt sei. Aber diese müssen sich<lb/>
bei einem königlichen Institute einer Vorprüfung über die Unterrichtsfächer der<lb/>
ersten zwei Jahre unterwerfen. An jedes von der Regierung zur Abhaltung<lb/>
der Schlußprüfungen ermächtigte Institut &#x2014; und das waren 1876&#x2014;77 nicht<lb/>
weniger als 63 &#x2014; wird ein königlicher Kommissar oder deren zwei geschickt,<lb/>
welche die Prüfungen zu überwachen und direkt an das Ministerium darüber<lb/>
zu berichten haben. Zu den Schlnßprüfungen im Sommer meldeten sich 1876<lb/>
268 Schüler der allgemein-wissenschaftlichen Abtheilungen und 43 Privatstudenten<lb/>
(zu welchen auch die Schüler der wenigen, nicht zur Vornahme der Schlu߬<lb/>
prüfungen berechtigten Institute gerechnet werden). 170 und 11 bestanden in<lb/>
allen Fächern, 94 und 28 fielen in 1, 2 oder 3 Fächern durch und konnten<lb/>
dann im Herbst die bezüglichen Nachprüfungen machen, 4 und 4 fielen gänzlich<lb/>
durch. Von den 92 und 22, welche sich diesen Nachprüfungen unterzogen,<lb/>
bestanden 77 Zöglinge und 17 Privatstndenten, 15 und 5 fielen auch in der<lb/>
zweiten Session durch. Von 39 und 21 Kandidaten, welche die Schlußprüfung<lb/>
im Herbste zum ersten Male machten, bestanden nur 15 und 4. Die Lvkal-<lb/>
kommisstonen entscheiden endgiltig, schicken aber die Arbeiten und Sitzungsbe¬<lb/>
richte an das Ministerium ein, welches sich durch den genannten Zentral-<lb/>
Ausschuß für die Prüfungen Bericht erstatten läßt und die Zeugnisse ausstellt.<lb/>
Die Regierung ordnet nach Bedürfniß Inspektionen der technischen Institute<lb/>
dnrch Männer ihres Vertrauens an, hat gesetzlich 3 Berufs-Inspektoren und<lb/>
empfängt außer dem Material, welches die Schulvorstände einschicken, die Be¬<lb/>
richte der Anfsichtsausschüsse jedes einzelnen Institutes. In diesem Ausschüsse<lb/>
sitzen 2 vom Präfekten der Provinz ernannte Mitglieder, je eines wird vom<lb/>
Provinzialrath, vom Gemeinderath und von der Handelskammer ernannt. In<lb/>
den nicht-königlichen Instituten, die von den Lokalverwaltungen unterhalten<lb/>
werden, bedürfen die Erpennungen der Lehrer und Direktoren der Genehmigung<lb/>
dieses Aussichtsrathes und des Ministeriums. Der Rektor braucht nur in den<lb/>
großen Instituten keinen Unterricht zu ertheilen. Die Institute stehen nicht<lb/>
unter dem Provinzialschulrath.</p><lb/>
          <p xml:id="ID_1286" next="#ID_1287"> Die Besoldungsverhältnisse der Lehrer an den technischen Instituten zu<lb/>
besprechen, ist wohl unnöthig, da es mit der Anrechnung des italienischen Geldes<lb/>
in deutsches keineswegs gethan ist. Die Art des ganzen Lebens ist in Italien</p><lb/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[0438] lateinischen Autoren für die Italiener nicht die großen Schwierigkeiten bieten, wie für die germanischen Völker, ist öfters bedauert worden. Die Abgangsprüfung umfaßt nicht nur die Fächer des Oberkursus, sondern anch andere Unterrichtsgegenstände der Institute, worüber jedes Jahr ein vom Ministerium berufener Zentralausschuß für die Prüfungen bestimmt. Man könnte glauben, daß dieses die Abgangsprüfung sehr erschwerende System namentlich der Privatstudenten wegen eingeführt sei. Aber diese müssen sich bei einem königlichen Institute einer Vorprüfung über die Unterrichtsfächer der ersten zwei Jahre unterwerfen. An jedes von der Regierung zur Abhaltung der Schlußprüfungen ermächtigte Institut — und das waren 1876—77 nicht weniger als 63 — wird ein königlicher Kommissar oder deren zwei geschickt, welche die Prüfungen zu überwachen und direkt an das Ministerium darüber zu berichten haben. Zu den Schlnßprüfungen im Sommer meldeten sich 1876 268 Schüler der allgemein-wissenschaftlichen Abtheilungen und 43 Privatstudenten (zu welchen auch die Schüler der wenigen, nicht zur Vornahme der Schlu߬ prüfungen berechtigten Institute gerechnet werden). 170 und 11 bestanden in allen Fächern, 94 und 28 fielen in 1, 2 oder 3 Fächern durch und konnten dann im Herbst die bezüglichen Nachprüfungen machen, 4 und 4 fielen gänzlich durch. Von den 92 und 22, welche sich diesen Nachprüfungen unterzogen, bestanden 77 Zöglinge und 17 Privatstndenten, 15 und 5 fielen auch in der zweiten Session durch. Von 39 und 21 Kandidaten, welche die Schlußprüfung im Herbste zum ersten Male machten, bestanden nur 15 und 4. Die Lvkal- kommisstonen entscheiden endgiltig, schicken aber die Arbeiten und Sitzungsbe¬ richte an das Ministerium ein, welches sich durch den genannten Zentral- Ausschuß für die Prüfungen Bericht erstatten läßt und die Zeugnisse ausstellt. Die Regierung ordnet nach Bedürfniß Inspektionen der technischen Institute dnrch Männer ihres Vertrauens an, hat gesetzlich 3 Berufs-Inspektoren und empfängt außer dem Material, welches die Schulvorstände einschicken, die Be¬ richte der Anfsichtsausschüsse jedes einzelnen Institutes. In diesem Ausschüsse sitzen 2 vom Präfekten der Provinz ernannte Mitglieder, je eines wird vom Provinzialrath, vom Gemeinderath und von der Handelskammer ernannt. In den nicht-königlichen Instituten, die von den Lokalverwaltungen unterhalten werden, bedürfen die Erpennungen der Lehrer und Direktoren der Genehmigung dieses Aussichtsrathes und des Ministeriums. Der Rektor braucht nur in den großen Instituten keinen Unterricht zu ertheilen. Die Institute stehen nicht unter dem Provinzialschulrath. Die Besoldungsverhältnisse der Lehrer an den technischen Instituten zu besprechen, ist wohl unnöthig, da es mit der Anrechnung des italienischen Geldes in deutsches keineswegs gethan ist. Die Art des ganzen Lebens ist in Italien

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Staats- und Universitätsbibliothek (SuUB) Bremen: Bereitstellung der Texttranskription.
Kay-Michael Würzner: Bearbeitung der digitalen Edition.

Weitere Informationen:

Verfahren der Texterfassung: OCR mit Nachkorrektur.

Bogensignaturen: gekennzeichnet;Druckfehler: ignoriert;fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet;Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage;Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet;i/j in Fraktur: wie Vorlage;I/J in Fraktur: wie Vorlage;Kolumnentitel: gekennzeichnet;Kustoden: gekennzeichnet;langes s (ſ): als s transkribiert;Normalisierungen: stillschweigend;rundes r (&#xa75b;): als r/et transkribiert;Seitenumbrüche markiert: ja;Silbentrennung: wie Vorlage;u/v bzw. U/V: wie Vorlage;Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert;Vollständigkeit: vollständig erfasst;Zeichensetzung: wie Vorlage;Zeilenumbrüche markiert: ja;

Nachkorrektur erfolgte automatisch.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341829_141412
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341829_141412/438
Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 38, 1879, Erstes Quartal, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341829_141412/438>, abgerufen am 17.06.2024.