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Die Grenzboten. Jg. 38, 1879, Erstes Quartal.

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sehr verschieden von der in Deutschland, und es käme dann immer noch auf
eine Vergleichung mit den entsprechenden Beamten-Kategorieen an, sowohl was
den Gehalt als was die Chancen der Beförderung betrifft. Auch ist das
Arbeitsmaß meistens geringer als in Deutschland, wobei indessen nicht ver¬
schwiegen werden darf, daß an den kleineren Orten der Lehrer gar keine Ge¬
legenheit hat, außerhalb seiner amtlichen Stellung Geld zu verdienen. Literarische
Thätigkeit ist in Italien sehr wenig einträglich. So viele Grammatiker, Uebungs¬
bücher u. s. w. für die Erlernung der fremden Sprachen fabrizirt werden, so
langsam geht es mit der Einführung passender, speziell für die Italiener ver¬
faßter Schulbücher, welche die Konkurrenz mit Uebersetzungen aus dem Deutschen
und Französischen bestehen. Prämien, welche die Regierung vor einigen Jahren
ausgesetzt hat, um die literarische Thätigkeit der Lehrer an den technischen In¬
stituten zu fördern, haben unseres Wissens bis jetzt keine Resultate für die Schule
ergeben.

Der von uns erwähnte Bericht enthält interessante statistische Nachweise
über sämmtliche Abtheilungen der technischen Institute und erstreckt sich auch
auf die nautischen Schulen, sowie auf die höheren Ackerbauschulen in Mailand
und Portici. Wir verzichten darauf, zu berechnen, wie viel die allgemein-
wissenschaftliche Abtheilung kostet, da die Budgets der einzelnen Institute als
Ganzes angeführt sind. Die Fachschulen Partizipiren in verschiedener Weise
an den Lehrstunden für die physisch-mathematische Abtheilung, wie andererseits
die Institute wissenschaftliches Material benutzen, welches anderen Schulen ge¬
hört. Die Verdoppelung von Laboratorien hat man nach Kräften zu ver¬
meiden gesucht. Der Ankaufswerth des Materielles in den Kabinetten für
Physik, Chemie, Naturgeschichte, Landwirthschaft, praktische Geometrie und
Konstruktionen und endlich Zeichnen betrug in 67 Instituten am 31. Dezember
1877 beinahe Millionen Lire*). Es wird dafür gesorgt, daß die Biblio¬
theken der Institute nur solche Werke anschaffen, welche die Studien der Lehrer
und Schüler wirklich fördern; auch fehlt es nicht an Geschenken. Für die
Aufnahmeprüfung werden 40, für die Abgangsprüfung 75 Lire bezahlt; das
jährliche Schulgeld beträgt 60 Lire. Das wissenschaftliche Material der
königlichen Institute wird von der Provinz angeschafft, für das nicht-wissen-
schnstliche Material (Wohnung, Meublirung, Wasser, Gas, Brennmaterial)
sorgt die Gemeinde. Den Gehalt zahlt der Staat aus, der sich von der Provinz
die Hälfte ersetzen läßt. Verwaltungskosten liegen ebenfalls der Provinz ob.


I. Schuhmann.

Auf der Pariser Weltausstellung hat das Unterrichtsministerium für eine Sammlung
des wissenschaftlichen Materiales der Kabinette der technischen Institute die goldene Medaille
davongetragen- ______

sehr verschieden von der in Deutschland, und es käme dann immer noch auf
eine Vergleichung mit den entsprechenden Beamten-Kategorieen an, sowohl was
den Gehalt als was die Chancen der Beförderung betrifft. Auch ist das
Arbeitsmaß meistens geringer als in Deutschland, wobei indessen nicht ver¬
schwiegen werden darf, daß an den kleineren Orten der Lehrer gar keine Ge¬
legenheit hat, außerhalb seiner amtlichen Stellung Geld zu verdienen. Literarische
Thätigkeit ist in Italien sehr wenig einträglich. So viele Grammatiker, Uebungs¬
bücher u. s. w. für die Erlernung der fremden Sprachen fabrizirt werden, so
langsam geht es mit der Einführung passender, speziell für die Italiener ver¬
faßter Schulbücher, welche die Konkurrenz mit Uebersetzungen aus dem Deutschen
und Französischen bestehen. Prämien, welche die Regierung vor einigen Jahren
ausgesetzt hat, um die literarische Thätigkeit der Lehrer an den technischen In¬
stituten zu fördern, haben unseres Wissens bis jetzt keine Resultate für die Schule
ergeben.

Der von uns erwähnte Bericht enthält interessante statistische Nachweise
über sämmtliche Abtheilungen der technischen Institute und erstreckt sich auch
auf die nautischen Schulen, sowie auf die höheren Ackerbauschulen in Mailand
und Portici. Wir verzichten darauf, zu berechnen, wie viel die allgemein-
wissenschaftliche Abtheilung kostet, da die Budgets der einzelnen Institute als
Ganzes angeführt sind. Die Fachschulen Partizipiren in verschiedener Weise
an den Lehrstunden für die physisch-mathematische Abtheilung, wie andererseits
die Institute wissenschaftliches Material benutzen, welches anderen Schulen ge¬
hört. Die Verdoppelung von Laboratorien hat man nach Kräften zu ver¬
meiden gesucht. Der Ankaufswerth des Materielles in den Kabinetten für
Physik, Chemie, Naturgeschichte, Landwirthschaft, praktische Geometrie und
Konstruktionen und endlich Zeichnen betrug in 67 Instituten am 31. Dezember
1877 beinahe Millionen Lire*). Es wird dafür gesorgt, daß die Biblio¬
theken der Institute nur solche Werke anschaffen, welche die Studien der Lehrer
und Schüler wirklich fördern; auch fehlt es nicht an Geschenken. Für die
Aufnahmeprüfung werden 40, für die Abgangsprüfung 75 Lire bezahlt; das
jährliche Schulgeld beträgt 60 Lire. Das wissenschaftliche Material der
königlichen Institute wird von der Provinz angeschafft, für das nicht-wissen-
schnstliche Material (Wohnung, Meublirung, Wasser, Gas, Brennmaterial)
sorgt die Gemeinde. Den Gehalt zahlt der Staat aus, der sich von der Provinz
die Hälfte ersetzen läßt. Verwaltungskosten liegen ebenfalls der Provinz ob.


I. Schuhmann.

Auf der Pariser Weltausstellung hat das Unterrichtsministerium für eine Sammlung
des wissenschaftlichen Materiales der Kabinette der technischen Institute die goldene Medaille
davongetragen- ______
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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 38, 1879, Erstes Quartal, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341829_141412/439>, abgerufen am 27.05.2024.