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Die Grenzboten. Jg. 40, 1881, Erstes Quartal.

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von Vcean zu Gcecm,

Erfolg, wenigstens nicht für den großen Welthandel, haben werde. Er kommt
zu der Schlußfolgerung, daß der Handel zwischen Europa, Asien und Australien
in der Hauptsache, wie bisher, seinen Weg durch den Suez-Canal nehmen werde,
weil dieses die kürzeste Route sei. Folgendes entnehmen wir dem Artikel des
Herrn Defrees:

Es ist bis jetzt nahezu unmöglich, die Kosten der Dnrchstechnng des central-
amcrikcmischen Isthmus und den Bau eines Canals anzugeben, welcher min¬
destens 45 englische Meilen lang, 50 Uards breit und 25 Jards tief durch
das Gebirge und mit einer Tiefe von 30 Fuß unter dem Meeresspiegel des
Stillen Oceans, dessen Wasser bekanntlich bei der Panama-Landenge viel höher
steht als das des Atlantischen Meeres, hergestellt werden soll. Der tüchtigste
und erfahrenste Ingenieur kann die Kosten auch nicht annähernd berechnen. Die
Annahmen variiren von 110 bis 400 Mill, Dollars. Die Zinsen von der
letztern Summe, die aber kaum ausreichen dürfte, zu 6 Procent angenommen,
würden 24 Mill. Dollars sein. Hierzu würden die Verwaltungskosten und die
Ausgaben für Reparaturarbeiten kommen. Wo ist der Handel, welcher in Gestalt
von Durchgangszöllen diese ungeheure Summe aufbringen könnte? Sicherlich
ist es nicht der Handel zwischen Asien, Australien und Europa, deun dieser findet
leichtere und billigere Routen für Dampfer durch den Suez-Canal und für Segel¬
schiffe um das Cap der Guten Hoffnung. Eine Vergleichung der Distanzen,
die Defrees anstellt, zwischen den wichtigsten Handelsplätzen erweist diese Be¬
hauptung als richtig. Die Distanz zwischen Liverpool und Australien durch den
Suez-Canal beträgt 11221 (engl.) Meilen und durch den prvponirten Panama-
Canal 12869 Meilen, ein Unterschied zu Gunsten der erstern Route von 1648
Meilen. Die Distanz von Liverpool nach Singapore in Indien beträgt durch
den Suez-Canal 8296 und durch den proponirten Panama-Canal 15416 Meilen,
ein Unterschied zu Gunsten des erstern von 7126 Meilen. Von Liverpool nach
Hong-Kong beträgt die Entfernung durch den Suez-Canal 9865 und durch den
Panama-Canal 14290 Meilen, ein Unterschied von 4425 Meilen. Von Liver¬
pool nach Ivkvhama ist die Distanz durch den Suez-Canal 11540 und durch
den Pnnama-Canal 12612 Meilen, ein Unterschied von über 1100 Meilen zu
Gunsten der Suez-Route. Diese auf kaum zu bezweifelnden Thatsachen beruhenden
Zahlenangaben stellen es außer Frage, daß kein nennenswerther Theil dieses
ungeheuern Handels durch den Panama-Canal seinen Weg nehmen wird; im
Gegentheil würde nur ein Theil des Handels zwischen den Atlantischen und den
Pacific-Staaten und desjenigen zwischen den südamerikanischen Republiken am
Stillen Meere einerseits und Europa andrerseits seinen Weg dnrch ihn verfolgen.
Kein Theil des Handels mit Japan und China würde dnrch denselben nach


von Vcean zu Gcecm,

Erfolg, wenigstens nicht für den großen Welthandel, haben werde. Er kommt
zu der Schlußfolgerung, daß der Handel zwischen Europa, Asien und Australien
in der Hauptsache, wie bisher, seinen Weg durch den Suez-Canal nehmen werde,
weil dieses die kürzeste Route sei. Folgendes entnehmen wir dem Artikel des
Herrn Defrees:

Es ist bis jetzt nahezu unmöglich, die Kosten der Dnrchstechnng des central-
amcrikcmischen Isthmus und den Bau eines Canals anzugeben, welcher min¬
destens 45 englische Meilen lang, 50 Uards breit und 25 Jards tief durch
das Gebirge und mit einer Tiefe von 30 Fuß unter dem Meeresspiegel des
Stillen Oceans, dessen Wasser bekanntlich bei der Panama-Landenge viel höher
steht als das des Atlantischen Meeres, hergestellt werden soll. Der tüchtigste
und erfahrenste Ingenieur kann die Kosten auch nicht annähernd berechnen. Die
Annahmen variiren von 110 bis 400 Mill, Dollars. Die Zinsen von der
letztern Summe, die aber kaum ausreichen dürfte, zu 6 Procent angenommen,
würden 24 Mill. Dollars sein. Hierzu würden die Verwaltungskosten und die
Ausgaben für Reparaturarbeiten kommen. Wo ist der Handel, welcher in Gestalt
von Durchgangszöllen diese ungeheure Summe aufbringen könnte? Sicherlich
ist es nicht der Handel zwischen Asien, Australien und Europa, deun dieser findet
leichtere und billigere Routen für Dampfer durch den Suez-Canal und für Segel¬
schiffe um das Cap der Guten Hoffnung. Eine Vergleichung der Distanzen,
die Defrees anstellt, zwischen den wichtigsten Handelsplätzen erweist diese Be¬
hauptung als richtig. Die Distanz zwischen Liverpool und Australien durch den
Suez-Canal beträgt 11221 (engl.) Meilen und durch den prvponirten Panama-
Canal 12869 Meilen, ein Unterschied zu Gunsten der erstern Route von 1648
Meilen. Die Distanz von Liverpool nach Singapore in Indien beträgt durch
den Suez-Canal 8296 und durch den proponirten Panama-Canal 15416 Meilen,
ein Unterschied zu Gunsten des erstern von 7126 Meilen. Von Liverpool nach
Hong-Kong beträgt die Entfernung durch den Suez-Canal 9865 und durch den
Panama-Canal 14290 Meilen, ein Unterschied von 4425 Meilen. Von Liver¬
pool nach Ivkvhama ist die Distanz durch den Suez-Canal 11540 und durch
den Pnnama-Canal 12612 Meilen, ein Unterschied von über 1100 Meilen zu
Gunsten der Suez-Route. Diese auf kaum zu bezweifelnden Thatsachen beruhenden
Zahlenangaben stellen es außer Frage, daß kein nennenswerther Theil dieses
ungeheuern Handels durch den Panama-Canal seinen Weg nehmen wird; im
Gegentheil würde nur ein Theil des Handels zwischen den Atlantischen und den
Pacific-Staaten und desjenigen zwischen den südamerikanischen Republiken am
Stillen Meere einerseits und Europa andrerseits seinen Weg dnrch ihn verfolgen.
Kein Theil des Handels mit Japan und China würde dnrch denselben nach


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[0455] von Vcean zu Gcecm, Erfolg, wenigstens nicht für den großen Welthandel, haben werde. Er kommt zu der Schlußfolgerung, daß der Handel zwischen Europa, Asien und Australien in der Hauptsache, wie bisher, seinen Weg durch den Suez-Canal nehmen werde, weil dieses die kürzeste Route sei. Folgendes entnehmen wir dem Artikel des Herrn Defrees: Es ist bis jetzt nahezu unmöglich, die Kosten der Dnrchstechnng des central- amcrikcmischen Isthmus und den Bau eines Canals anzugeben, welcher min¬ destens 45 englische Meilen lang, 50 Uards breit und 25 Jards tief durch das Gebirge und mit einer Tiefe von 30 Fuß unter dem Meeresspiegel des Stillen Oceans, dessen Wasser bekanntlich bei der Panama-Landenge viel höher steht als das des Atlantischen Meeres, hergestellt werden soll. Der tüchtigste und erfahrenste Ingenieur kann die Kosten auch nicht annähernd berechnen. Die Annahmen variiren von 110 bis 400 Mill, Dollars. Die Zinsen von der letztern Summe, die aber kaum ausreichen dürfte, zu 6 Procent angenommen, würden 24 Mill. Dollars sein. Hierzu würden die Verwaltungskosten und die Ausgaben für Reparaturarbeiten kommen. Wo ist der Handel, welcher in Gestalt von Durchgangszöllen diese ungeheure Summe aufbringen könnte? Sicherlich ist es nicht der Handel zwischen Asien, Australien und Europa, deun dieser findet leichtere und billigere Routen für Dampfer durch den Suez-Canal und für Segel¬ schiffe um das Cap der Guten Hoffnung. Eine Vergleichung der Distanzen, die Defrees anstellt, zwischen den wichtigsten Handelsplätzen erweist diese Be¬ hauptung als richtig. Die Distanz zwischen Liverpool und Australien durch den Suez-Canal beträgt 11221 (engl.) Meilen und durch den prvponirten Panama- Canal 12869 Meilen, ein Unterschied zu Gunsten der erstern Route von 1648 Meilen. Die Distanz von Liverpool nach Singapore in Indien beträgt durch den Suez-Canal 8296 und durch den proponirten Panama-Canal 15416 Meilen, ein Unterschied zu Gunsten des erstern von 7126 Meilen. Von Liverpool nach Hong-Kong beträgt die Entfernung durch den Suez-Canal 9865 und durch den Panama-Canal 14290 Meilen, ein Unterschied von 4425 Meilen. Von Liver¬ pool nach Ivkvhama ist die Distanz durch den Suez-Canal 11540 und durch den Pnnama-Canal 12612 Meilen, ein Unterschied von über 1100 Meilen zu Gunsten der Suez-Route. Diese auf kaum zu bezweifelnden Thatsachen beruhenden Zahlenangaben stellen es außer Frage, daß kein nennenswerther Theil dieses ungeheuern Handels durch den Panama-Canal seinen Weg nehmen wird; im Gegentheil würde nur ein Theil des Handels zwischen den Atlantischen und den Pacific-Staaten und desjenigen zwischen den südamerikanischen Republiken am Stillen Meere einerseits und Europa andrerseits seinen Weg dnrch ihn verfolgen. Kein Theil des Handels mit Japan und China würde dnrch denselben nach

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 40, 1881, Erstes Quartal, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341833_157697/455>, abgerufen am 26.05.2024.