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Die Grenzboten. Jg. 40, 1881, Erstes Quartal.

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von Gceau zu Vceml,

Europa gehen, weil er durch den interoeeanischcn Canal eine kürzere und bessere
Route fände. Der Tonnengehalt des Handels, ans den die Befürworter des
Canals so viel Gewicht legen, betrug nach DefreeS im Jahre 1878 nur 5468017
Tonnen, wovon ein großer Theil aus Weizen, Guano und salpetersaurem Natron
bestand. Diese Handelsartikel dürften mich fernerhin in Segelschiffen um das
Cap Horn befördert werden, weil deren geringer Marktwerth die Zahlung hoher
DnrchgangSzölle, theilweise wenigstens, nicht zuläßt. Demnach würden ungefähr
2 Mill, Tonnen übrig bleiben, die den Canal passiren, wenn diese Passage nicht
durch die Gebühren für Zölle, Benutzung der Ankerplätze u, s, w. ausgeschlossen
wird, was sicherlich der Fall ist, sobald die betreffenden Kosten mehr als 2 Dollars
für die Tonne betragen. Zu 2 Dollars für die Tonne aber würden die durch
den Canal erzielten Einnahmen sich ans etwa 3^ bis 4 Mill, Dollars belaufen,
was wenig mehr als 1 Procent auf die Erbauungskosten ergiebt, ohne Rücksicht
auf die Reparatur- und Verwaltungskosten, Die Ausfuhr und die Einfuhr der
südamerikanischen Republiken am Stillen Oeean kann schwerlich jemals von ent¬
scheidendein Einfluß auf den Welthandel sein, da deren Gebiet zu bergig und
das Land verhältnißmäßig unprodnetiv ist. Der Haupthandel der zu den Ver¬
einigten Staaten gehörenden Paeifiestaateu wird binnen kurzem vorzugsweise mit
China, Japan und deu Inseln im Stillen Meere geführt werden, denn dort
haben die Pacifiestaaten der Union (Kalifornien und Oregon) einen Markt für
den Ueberschuß ihrer Farmer und Fabriken zu suchen, Herr ninno, der Chef
des statistischen Bureaus im Schatzamte der Vereinigten Staaten, jedenfalls eine
der besten Autoritäten in solchen Fragen, hält es sür wahrscheinlich, daß nicht
mehr als 3 Procent des Welthandels zur See durch den Panama-Canal gehen
würden, "Es mag für diejenigen," bemerkt Herr Defrees, "welche so enthusiastisch
sür die Idee eintreten, eine Wasserstraße durch Centralamerika für den Handel
aller Nationen herzustellen, von Interesse sein, daß im Jahre 1878 der ganze
ungeheure Handel zwischen Asien, Australien und Europa mit Benutzung des
Suez-Canals nur 3 236 941 Tonnen betrug, die auf 1774 Dampfern und 3 Segel¬
schiffen befördert wurden,"

Was vorstehend über den Panama-Canal gesagt worden, das gilt auch viel¬
fach mit Bezug auf den Welthandel von dem Nicaragua-Canal, obschon die Her¬
stellungskosten des letztern viel niedriger sein würden. Nach der Herstellung der
nördlichen Pacific-Eisenbcchn beträgt die Distanz zwischen New-Iork und Doko-
hama mit Benutzung dieser Bahn etwa 7606 engl, Meilen und mit Benutzung
des Pauna-Canals 9776 Meilen, ein Unterschied von 2776 Meilen zu Gunsten
der erstem. Zwischen New-Aork und Hong-Kong beläuft sich der Unterschied
der beiden Routen auf 2438 Meilen. Es wird behauptet, daß die Panama-


von Gceau zu Vceml,

Europa gehen, weil er durch den interoeeanischcn Canal eine kürzere und bessere
Route fände. Der Tonnengehalt des Handels, ans den die Befürworter des
Canals so viel Gewicht legen, betrug nach DefreeS im Jahre 1878 nur 5468017
Tonnen, wovon ein großer Theil aus Weizen, Guano und salpetersaurem Natron
bestand. Diese Handelsartikel dürften mich fernerhin in Segelschiffen um das
Cap Horn befördert werden, weil deren geringer Marktwerth die Zahlung hoher
DnrchgangSzölle, theilweise wenigstens, nicht zuläßt. Demnach würden ungefähr
2 Mill, Tonnen übrig bleiben, die den Canal passiren, wenn diese Passage nicht
durch die Gebühren für Zölle, Benutzung der Ankerplätze u, s, w. ausgeschlossen
wird, was sicherlich der Fall ist, sobald die betreffenden Kosten mehr als 2 Dollars
für die Tonne betragen. Zu 2 Dollars für die Tonne aber würden die durch
den Canal erzielten Einnahmen sich ans etwa 3^ bis 4 Mill, Dollars belaufen,
was wenig mehr als 1 Procent auf die Erbauungskosten ergiebt, ohne Rücksicht
auf die Reparatur- und Verwaltungskosten, Die Ausfuhr und die Einfuhr der
südamerikanischen Republiken am Stillen Oeean kann schwerlich jemals von ent¬
scheidendein Einfluß auf den Welthandel sein, da deren Gebiet zu bergig und
das Land verhältnißmäßig unprodnetiv ist. Der Haupthandel der zu den Ver¬
einigten Staaten gehörenden Paeifiestaateu wird binnen kurzem vorzugsweise mit
China, Japan und deu Inseln im Stillen Meere geführt werden, denn dort
haben die Pacifiestaaten der Union (Kalifornien und Oregon) einen Markt für
den Ueberschuß ihrer Farmer und Fabriken zu suchen, Herr ninno, der Chef
des statistischen Bureaus im Schatzamte der Vereinigten Staaten, jedenfalls eine
der besten Autoritäten in solchen Fragen, hält es sür wahrscheinlich, daß nicht
mehr als 3 Procent des Welthandels zur See durch den Panama-Canal gehen
würden, „Es mag für diejenigen," bemerkt Herr Defrees, „welche so enthusiastisch
sür die Idee eintreten, eine Wasserstraße durch Centralamerika für den Handel
aller Nationen herzustellen, von Interesse sein, daß im Jahre 1878 der ganze
ungeheure Handel zwischen Asien, Australien und Europa mit Benutzung des
Suez-Canals nur 3 236 941 Tonnen betrug, die auf 1774 Dampfern und 3 Segel¬
schiffen befördert wurden,"

Was vorstehend über den Panama-Canal gesagt worden, das gilt auch viel¬
fach mit Bezug auf den Welthandel von dem Nicaragua-Canal, obschon die Her¬
stellungskosten des letztern viel niedriger sein würden. Nach der Herstellung der
nördlichen Pacific-Eisenbcchn beträgt die Distanz zwischen New-Iork und Doko-
hama mit Benutzung dieser Bahn etwa 7606 engl, Meilen und mit Benutzung
des Pauna-Canals 9776 Meilen, ein Unterschied von 2776 Meilen zu Gunsten
der erstem. Zwischen New-Aork und Hong-Kong beläuft sich der Unterschied
der beiden Routen auf 2438 Meilen. Es wird behauptet, daß die Panama-


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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 40, 1881, Erstes Quartal, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341833_157697/456>, abgerufen am 14.05.2024.