Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Die Grenzboten. Jg. 40, 1881, Viertes Quartal.

Bild:
<< vorherige Seite
Garfields Tod und seine politischen Folgen.

Der Wortlaut dieser Antrittsrede ist in keiner Weise ein ungünstiger oder
unwürdiger. Präsident Arthur ist sich seiner Aufgabe und seiner verantwort¬
liche!! Stellung bewußt, er verspricht sogar, zum Heile seines Volkes darnach
zu streben, daß die amerikanische Nation aus dem "Vorbilde und der Er¬
fahrung" Garfields Vortheil gewinne. Die Zukunft wird lehren, ob er dieses
Versprechen zur Wahrheit macht. Seine Stellung ist keine leichte. Die alten Freunde
werden sich wieder, direct oder indireet, an ihn hinaudräugen und versuchen,
ihn für sich zu gewinnen Wird er dann die Charakterstärke besitze,,, mit einem
Theile seiner politischen Vergangenheit zu brechen und den Verlockungen
oder Drohungen früherer Parteigenossen zu widerstehen? Möglich, daß die
Liebe und die Achtung, die Garfield durch sein mannhaftes Handeln sich ge¬
wann, auch ihn veranlassen werden, Garfields Wege zu wandeln, daß die höhern
Aufgaben, die er als Präsident zu erfüllen hat, ihn selbst edler und besser
macheu werden. Zwar besitzt Arthur weder deu umfassenden Geist, uoch die
allseitige Bildung, noch die reifen Erfahrungen, die Garfield auszeichneten und
die er sich im Kriege und im Frieden erworben hatte; Arthur war bisher nur
ein geschickter Advocat und ein gewandter Pvrteipolitiker, aber kein erprobter
Gesetzgeber, kein weitblickender Staatsmann wie Garfield. Doch die erschüt¬
ternden Umstände, unter denen er das Präsidentenamt gewann, und das hohe
Beispiel seines Amtsvorgängers werden ihn vielleicht kräftigen und stärken zu
große" Dingen. Das amerikanische Volk und die ganze gebildete Welt blicken
erwartungsvoll auf ihn. Die wenigen Amtshandlungen, die er bis jetzt vollzog,
sprechen nicht zu seinem Nachtheil. Er bestätigte die Bestrafung betrügerischer
Beamten im Postsache, deren Vergehen schon Unter Garfield aufgedeckt wurde;
er behielt die bisherigen Minister bei und scheint mit ihnen in Einklang zu
regieren. Welche Principien er bei der Verleihung von Aemtern befolgt, wird
er demnächst bei der Zusammentretung des Bundessenats zu einer Executiv-
sitzuug zu zeigen haben- Klarer aber wird man wohl erst sehen, wenn der
Congreß in den ersten Tagen des kommenden Decembers zu seiner regulären
Sitzung zusammentritt. Bis jetzt ist ihm die Tagespresse sast durchweg freundlich
entgegengekommen, die der Republikaner wie die der Demokraten. Aber noch
wirkt der Schmerz um Garfields Hinscheiden zu sehr nach. Das amerikanische
Volk will keine unangenehme Störung in seiner Trauer um den geliebten
Todten, dem, als er das Heft der Regierung noch in der Hand hielt, alle
Landestheile der Union mit gleichem Vertrauen entgegenkamen. Gewinne Arthur
es über sich, in Garfieldschem Sinne weiter zu regieren, dann wird anch ihm
das Vertrauen und der Beistand der besten seines Volkes nicht fehlen.




Garfields Tod und seine politischen Folgen.

Der Wortlaut dieser Antrittsrede ist in keiner Weise ein ungünstiger oder
unwürdiger. Präsident Arthur ist sich seiner Aufgabe und seiner verantwort¬
liche!! Stellung bewußt, er verspricht sogar, zum Heile seines Volkes darnach
zu streben, daß die amerikanische Nation aus dem „Vorbilde und der Er¬
fahrung" Garfields Vortheil gewinne. Die Zukunft wird lehren, ob er dieses
Versprechen zur Wahrheit macht. Seine Stellung ist keine leichte. Die alten Freunde
werden sich wieder, direct oder indireet, an ihn hinaudräugen und versuchen,
ihn für sich zu gewinnen Wird er dann die Charakterstärke besitze,,, mit einem
Theile seiner politischen Vergangenheit zu brechen und den Verlockungen
oder Drohungen früherer Parteigenossen zu widerstehen? Möglich, daß die
Liebe und die Achtung, die Garfield durch sein mannhaftes Handeln sich ge¬
wann, auch ihn veranlassen werden, Garfields Wege zu wandeln, daß die höhern
Aufgaben, die er als Präsident zu erfüllen hat, ihn selbst edler und besser
macheu werden. Zwar besitzt Arthur weder deu umfassenden Geist, uoch die
allseitige Bildung, noch die reifen Erfahrungen, die Garfield auszeichneten und
die er sich im Kriege und im Frieden erworben hatte; Arthur war bisher nur
ein geschickter Advocat und ein gewandter Pvrteipolitiker, aber kein erprobter
Gesetzgeber, kein weitblickender Staatsmann wie Garfield. Doch die erschüt¬
ternden Umstände, unter denen er das Präsidentenamt gewann, und das hohe
Beispiel seines Amtsvorgängers werden ihn vielleicht kräftigen und stärken zu
große» Dingen. Das amerikanische Volk und die ganze gebildete Welt blicken
erwartungsvoll auf ihn. Die wenigen Amtshandlungen, die er bis jetzt vollzog,
sprechen nicht zu seinem Nachtheil. Er bestätigte die Bestrafung betrügerischer
Beamten im Postsache, deren Vergehen schon Unter Garfield aufgedeckt wurde;
er behielt die bisherigen Minister bei und scheint mit ihnen in Einklang zu
regieren. Welche Principien er bei der Verleihung von Aemtern befolgt, wird
er demnächst bei der Zusammentretung des Bundessenats zu einer Executiv-
sitzuug zu zeigen haben- Klarer aber wird man wohl erst sehen, wenn der
Congreß in den ersten Tagen des kommenden Decembers zu seiner regulären
Sitzung zusammentritt. Bis jetzt ist ihm die Tagespresse sast durchweg freundlich
entgegengekommen, die der Republikaner wie die der Demokraten. Aber noch
wirkt der Schmerz um Garfields Hinscheiden zu sehr nach. Das amerikanische
Volk will keine unangenehme Störung in seiner Trauer um den geliebten
Todten, dem, als er das Heft der Regierung noch in der Hand hielt, alle
Landestheile der Union mit gleichem Vertrauen entgegenkamen. Gewinne Arthur
es über sich, in Garfieldschem Sinne weiter zu regieren, dann wird anch ihm
das Vertrauen und der Beistand der besten seines Volkes nicht fehlen.




<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <div n="1">
          <pb facs="#f0139" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/150861"/>
          <fw type="header" place="top"> Garfields Tod und seine politischen Folgen.</fw><lb/>
          <p xml:id="ID_427"> Der Wortlaut dieser Antrittsrede ist in keiner Weise ein ungünstiger oder<lb/>
unwürdiger. Präsident Arthur ist sich seiner Aufgabe und seiner verantwort¬<lb/>
liche!! Stellung bewußt, er verspricht sogar, zum Heile seines Volkes darnach<lb/>
zu streben, daß die amerikanische Nation aus dem &#x201E;Vorbilde und der Er¬<lb/>
fahrung" Garfields Vortheil gewinne. Die Zukunft wird lehren, ob er dieses<lb/>
Versprechen zur Wahrheit macht. Seine Stellung ist keine leichte. Die alten Freunde<lb/>
werden sich wieder, direct oder indireet, an ihn hinaudräugen und versuchen,<lb/>
ihn für sich zu gewinnen Wird er dann die Charakterstärke besitze,,, mit einem<lb/>
Theile seiner politischen Vergangenheit zu brechen und den Verlockungen<lb/>
oder Drohungen früherer Parteigenossen zu widerstehen? Möglich, daß die<lb/>
Liebe und die Achtung, die Garfield durch sein mannhaftes Handeln sich ge¬<lb/>
wann, auch ihn veranlassen werden, Garfields Wege zu wandeln, daß die höhern<lb/>
Aufgaben, die er als Präsident zu erfüllen hat, ihn selbst edler und besser<lb/>
macheu werden. Zwar besitzt Arthur weder deu umfassenden Geist, uoch die<lb/>
allseitige Bildung, noch die reifen Erfahrungen, die Garfield auszeichneten und<lb/>
die er sich im Kriege und im Frieden erworben hatte; Arthur war bisher nur<lb/>
ein geschickter Advocat und ein gewandter Pvrteipolitiker, aber kein erprobter<lb/>
Gesetzgeber, kein weitblickender Staatsmann wie Garfield. Doch die erschüt¬<lb/>
ternden Umstände, unter denen er das Präsidentenamt gewann, und das hohe<lb/>
Beispiel seines Amtsvorgängers werden ihn vielleicht kräftigen und stärken zu<lb/>
große» Dingen. Das amerikanische Volk und die ganze gebildete Welt blicken<lb/>
erwartungsvoll auf ihn. Die wenigen Amtshandlungen, die er bis jetzt vollzog,<lb/>
sprechen nicht zu seinem Nachtheil. Er bestätigte die Bestrafung betrügerischer<lb/>
Beamten im Postsache, deren Vergehen schon Unter Garfield aufgedeckt wurde;<lb/>
er behielt die bisherigen Minister bei und scheint mit ihnen in Einklang zu<lb/>
regieren. Welche Principien er bei der Verleihung von Aemtern befolgt, wird<lb/>
er demnächst bei der Zusammentretung des Bundessenats zu einer Executiv-<lb/>
sitzuug zu zeigen haben- Klarer aber wird man wohl erst sehen, wenn der<lb/>
Congreß in den ersten Tagen des kommenden Decembers zu seiner regulären<lb/>
Sitzung zusammentritt. Bis jetzt ist ihm die Tagespresse sast durchweg freundlich<lb/>
entgegengekommen, die der Republikaner wie die der Demokraten. Aber noch<lb/>
wirkt der Schmerz um Garfields Hinscheiden zu sehr nach. Das amerikanische<lb/>
Volk will keine unangenehme Störung in seiner Trauer um den geliebten<lb/>
Todten, dem, als er das Heft der Regierung noch in der Hand hielt, alle<lb/>
Landestheile der Union mit gleichem Vertrauen entgegenkamen. Gewinne Arthur<lb/>
es über sich, in Garfieldschem Sinne weiter zu regieren, dann wird anch ihm<lb/>
das Vertrauen und der Beistand der besten seines Volkes nicht fehlen.</p><lb/>
          <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[0139] Garfields Tod und seine politischen Folgen. Der Wortlaut dieser Antrittsrede ist in keiner Weise ein ungünstiger oder unwürdiger. Präsident Arthur ist sich seiner Aufgabe und seiner verantwort¬ liche!! Stellung bewußt, er verspricht sogar, zum Heile seines Volkes darnach zu streben, daß die amerikanische Nation aus dem „Vorbilde und der Er¬ fahrung" Garfields Vortheil gewinne. Die Zukunft wird lehren, ob er dieses Versprechen zur Wahrheit macht. Seine Stellung ist keine leichte. Die alten Freunde werden sich wieder, direct oder indireet, an ihn hinaudräugen und versuchen, ihn für sich zu gewinnen Wird er dann die Charakterstärke besitze,,, mit einem Theile seiner politischen Vergangenheit zu brechen und den Verlockungen oder Drohungen früherer Parteigenossen zu widerstehen? Möglich, daß die Liebe und die Achtung, die Garfield durch sein mannhaftes Handeln sich ge¬ wann, auch ihn veranlassen werden, Garfields Wege zu wandeln, daß die höhern Aufgaben, die er als Präsident zu erfüllen hat, ihn selbst edler und besser macheu werden. Zwar besitzt Arthur weder deu umfassenden Geist, uoch die allseitige Bildung, noch die reifen Erfahrungen, die Garfield auszeichneten und die er sich im Kriege und im Frieden erworben hatte; Arthur war bisher nur ein geschickter Advocat und ein gewandter Pvrteipolitiker, aber kein erprobter Gesetzgeber, kein weitblickender Staatsmann wie Garfield. Doch die erschüt¬ ternden Umstände, unter denen er das Präsidentenamt gewann, und das hohe Beispiel seines Amtsvorgängers werden ihn vielleicht kräftigen und stärken zu große» Dingen. Das amerikanische Volk und die ganze gebildete Welt blicken erwartungsvoll auf ihn. Die wenigen Amtshandlungen, die er bis jetzt vollzog, sprechen nicht zu seinem Nachtheil. Er bestätigte die Bestrafung betrügerischer Beamten im Postsache, deren Vergehen schon Unter Garfield aufgedeckt wurde; er behielt die bisherigen Minister bei und scheint mit ihnen in Einklang zu regieren. Welche Principien er bei der Verleihung von Aemtern befolgt, wird er demnächst bei der Zusammentretung des Bundessenats zu einer Executiv- sitzuug zu zeigen haben- Klarer aber wird man wohl erst sehen, wenn der Congreß in den ersten Tagen des kommenden Decembers zu seiner regulären Sitzung zusammentritt. Bis jetzt ist ihm die Tagespresse sast durchweg freundlich entgegengekommen, die der Republikaner wie die der Demokraten. Aber noch wirkt der Schmerz um Garfields Hinscheiden zu sehr nach. Das amerikanische Volk will keine unangenehme Störung in seiner Trauer um den geliebten Todten, dem, als er das Heft der Regierung noch in der Hand hielt, alle Landestheile der Union mit gleichem Vertrauen entgegenkamen. Gewinne Arthur es über sich, in Garfieldschem Sinne weiter zu regieren, dann wird anch ihm das Vertrauen und der Beistand der besten seines Volkes nicht fehlen.

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Staats- und Universitätsbibliothek (SuUB) Bremen: Bereitstellung der Texttranskription.
Kay-Michael Würzner: Bearbeitung der digitalen Edition.

Weitere Informationen:

Verfahren der Texterfassung: OCR mit Nachkorrektur.

Bogensignaturen: gekennzeichnet;Druckfehler: ignoriert;fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet;Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage;Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet;i/j in Fraktur: wie Vorlage;I/J in Fraktur: wie Vorlage;Kolumnentitel: gekennzeichnet;Kustoden: gekennzeichnet;langes s (ſ): als s transkribiert;Normalisierungen: stillschweigend;rundes r (&#xa75b;): als r/et transkribiert;Seitenumbrüche markiert: ja;Silbentrennung: wie Vorlage;u/v bzw. U/V: wie Vorlage;Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert;Vollständigkeit: vollständig erfasst;Zeichensetzung: wie Vorlage;Zeilenumbrüche markiert: ja;

Nachkorrektur erfolgte automatisch.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341833_157970
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341833_157970/139
Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 40, 1881, Viertes Quartal, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341833_157970/139>, abgerufen am 15.05.2024.