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Die Grenzboten. Jg. 40, 1881, Viertes Quartal.

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Shakespeare in Frankreich.

1828 wurde im Ob6on Roinso se ^ulistts von Frsdsric sonus und I^n-
vWtrc! on l'usurxation von d'Epagnh, am 11. Februar 1829 im Theater frauoais
Henri III. von Alexandre Dumas mit großem Erfolge gegeben. Schon das
Erscheinen des (ürornvoll hatte die Puristen aufs tiefste erregt; das Eindringen
des romantischen Dramas in das I'Iisatrs trMSW und der Erfolg, welchen es hier
sich errang, forderte aber zu dem äußersten Widerstande auf. Die Akademie
wußte es nicht nur bei der Censur durchzusetzen, daß diese die Aufführung der
von Victor Hugo damals bei jenem Theater eingereichten Narina as I^vrus
beanstandete, sondern sie wandte sich auch in einer Deputation, welcher u. a.
Arnould, Etienne, Ions angehörten, direct an den König, um ein Verbot der
Aufführung aller romantischen Stücke am lIMtrs trimeiüs, zunächst des gleich¬
zeitig von Victor Hugo eingereichten HsrnMi zu erlangen. Victor Hugo hat
in dem Processe, den er einige Jahre später gegen das lIMtrs trimsÄis vor
den Assisen zu führen hatte, die denkwürdige Antwort mitgetheilt, die diese De¬
putation damals von Karl X. erhielt: "Im kalt as littsraturs, ^'s vorlas
elmsun as von", Nsssisurs, Hus irn. xls-os an xartsrrs."

Hsrimvi wurde also damals gegeben. Schon vor ihm hatte Alfred de
Vignys Uebersetzung des Shakespearischen "Othello" im ^InNtrs frAroms einen
großen Erfolg erzielt. "Da nichts verloren geht, heißt es in der Vorrede zu
diesem, so hoffe ich auch, daß nach und nach in Frankreich ein ähnliches Mo-
nument errichtet werden wird, wie es Deutschland bereits besitzt, eine metrische
Uebersetzung sämmtlicher Shakespearischen Dramen. Der erste Stein dazu ist,
nicht ohne Anstrengung, durch den "Othello" gelegt. Es wird, wie ich hoffe
(er hoffte vergeblich!), das Theater selbst sein, welches dieses Unternehmen voll¬
enden wird. Seit längerer Zeit liegen einige Meisterwerke desselben, von Dich¬
tern übersetzt und bearbeitet, welche mit ihrem schönen Talente Kunstliebe ver¬
banden und für einen Tag edelmüthig auf eignen Ruhm verzichten, bei uns
schon bereit. Diese Autoren, welche sich groß genug für diese unsterbliche Auf¬
gabe halten, werden auch Hamlet, Macbeth, Lear, Julius Cäsar und Romeo
noch zu finden wissen."

Auch Emile Deschamps sprach sich in seinen gleichzeitig erschienenen Muäss
posticjues iiAirsaisss se stranAsres in ähnlichem Sinne aus. Nach ihm verlangte
die dramatische Kunst bei der "dramatischsten Nation," den Franzosen, nach
einer Revolution, und diese Revolution, welche Muster bedürfe, könne nicht
besser eingeleitet werden, als durch die Darstellung der in französischen Versen
mit Kühnheit und Treue übersetzten Meisterwerke des großen britischen Dichters.
Shakespeare sei ein Genie, welches noch allen modernen Leidenschaften entspreche
und in unsrer eigensten Sprache zu uns rede. Das ganze gelehrte und poetische
Europa stehe heute unter der Herrschaft Shakespeares. Er sei in alle Sprachen über¬
setzt, es fehle ihm nichts als zwanzig Quadrat-Toisen zu Paris, an der Ecke der
Rue Se. HonorS und der Rue Richelieu. Sie würden ihm nicht lange mehr fehlen.


Shakespeare in Frankreich.

1828 wurde im Ob6on Roinso se ^ulistts von Frsdsric sonus und I^n-
vWtrc! on l'usurxation von d'Epagnh, am 11. Februar 1829 im Theater frauoais
Henri III. von Alexandre Dumas mit großem Erfolge gegeben. Schon das
Erscheinen des (ürornvoll hatte die Puristen aufs tiefste erregt; das Eindringen
des romantischen Dramas in das I'Iisatrs trMSW und der Erfolg, welchen es hier
sich errang, forderte aber zu dem äußersten Widerstande auf. Die Akademie
wußte es nicht nur bei der Censur durchzusetzen, daß diese die Aufführung der
von Victor Hugo damals bei jenem Theater eingereichten Narina as I^vrus
beanstandete, sondern sie wandte sich auch in einer Deputation, welcher u. a.
Arnould, Etienne, Ions angehörten, direct an den König, um ein Verbot der
Aufführung aller romantischen Stücke am lIMtrs trimeiüs, zunächst des gleich¬
zeitig von Victor Hugo eingereichten HsrnMi zu erlangen. Victor Hugo hat
in dem Processe, den er einige Jahre später gegen das lIMtrs trimsÄis vor
den Assisen zu führen hatte, die denkwürdige Antwort mitgetheilt, die diese De¬
putation damals von Karl X. erhielt: „Im kalt as littsraturs, ^'s vorlas
elmsun as von», Nsssisurs, Hus irn. xls-os an xartsrrs."

Hsrimvi wurde also damals gegeben. Schon vor ihm hatte Alfred de
Vignys Uebersetzung des Shakespearischen „Othello" im ^InNtrs frAroms einen
großen Erfolg erzielt. „Da nichts verloren geht, heißt es in der Vorrede zu
diesem, so hoffe ich auch, daß nach und nach in Frankreich ein ähnliches Mo-
nument errichtet werden wird, wie es Deutschland bereits besitzt, eine metrische
Uebersetzung sämmtlicher Shakespearischen Dramen. Der erste Stein dazu ist,
nicht ohne Anstrengung, durch den „Othello" gelegt. Es wird, wie ich hoffe
(er hoffte vergeblich!), das Theater selbst sein, welches dieses Unternehmen voll¬
enden wird. Seit längerer Zeit liegen einige Meisterwerke desselben, von Dich¬
tern übersetzt und bearbeitet, welche mit ihrem schönen Talente Kunstliebe ver¬
banden und für einen Tag edelmüthig auf eignen Ruhm verzichten, bei uns
schon bereit. Diese Autoren, welche sich groß genug für diese unsterbliche Auf¬
gabe halten, werden auch Hamlet, Macbeth, Lear, Julius Cäsar und Romeo
noch zu finden wissen."

Auch Emile Deschamps sprach sich in seinen gleichzeitig erschienenen Muäss
posticjues iiAirsaisss se stranAsres in ähnlichem Sinne aus. Nach ihm verlangte
die dramatische Kunst bei der „dramatischsten Nation," den Franzosen, nach
einer Revolution, und diese Revolution, welche Muster bedürfe, könne nicht
besser eingeleitet werden, als durch die Darstellung der in französischen Versen
mit Kühnheit und Treue übersetzten Meisterwerke des großen britischen Dichters.
Shakespeare sei ein Genie, welches noch allen modernen Leidenschaften entspreche
und in unsrer eigensten Sprache zu uns rede. Das ganze gelehrte und poetische
Europa stehe heute unter der Herrschaft Shakespeares. Er sei in alle Sprachen über¬
setzt, es fehle ihm nichts als zwanzig Quadrat-Toisen zu Paris, an der Ecke der
Rue Se. HonorS und der Rue Richelieu. Sie würden ihm nicht lange mehr fehlen.


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[0027] Shakespeare in Frankreich. 1828 wurde im Ob6on Roinso se ^ulistts von Frsdsric sonus und I^n- vWtrc! on l'usurxation von d'Epagnh, am 11. Februar 1829 im Theater frauoais Henri III. von Alexandre Dumas mit großem Erfolge gegeben. Schon das Erscheinen des (ürornvoll hatte die Puristen aufs tiefste erregt; das Eindringen des romantischen Dramas in das I'Iisatrs trMSW und der Erfolg, welchen es hier sich errang, forderte aber zu dem äußersten Widerstande auf. Die Akademie wußte es nicht nur bei der Censur durchzusetzen, daß diese die Aufführung der von Victor Hugo damals bei jenem Theater eingereichten Narina as I^vrus beanstandete, sondern sie wandte sich auch in einer Deputation, welcher u. a. Arnould, Etienne, Ions angehörten, direct an den König, um ein Verbot der Aufführung aller romantischen Stücke am lIMtrs trimeiüs, zunächst des gleich¬ zeitig von Victor Hugo eingereichten HsrnMi zu erlangen. Victor Hugo hat in dem Processe, den er einige Jahre später gegen das lIMtrs trimsÄis vor den Assisen zu führen hatte, die denkwürdige Antwort mitgetheilt, die diese De¬ putation damals von Karl X. erhielt: „Im kalt as littsraturs, ^'s vorlas elmsun as von», Nsssisurs, Hus irn. xls-os an xartsrrs." Hsrimvi wurde also damals gegeben. Schon vor ihm hatte Alfred de Vignys Uebersetzung des Shakespearischen „Othello" im ^InNtrs frAroms einen großen Erfolg erzielt. „Da nichts verloren geht, heißt es in der Vorrede zu diesem, so hoffe ich auch, daß nach und nach in Frankreich ein ähnliches Mo- nument errichtet werden wird, wie es Deutschland bereits besitzt, eine metrische Uebersetzung sämmtlicher Shakespearischen Dramen. Der erste Stein dazu ist, nicht ohne Anstrengung, durch den „Othello" gelegt. Es wird, wie ich hoffe (er hoffte vergeblich!), das Theater selbst sein, welches dieses Unternehmen voll¬ enden wird. Seit längerer Zeit liegen einige Meisterwerke desselben, von Dich¬ tern übersetzt und bearbeitet, welche mit ihrem schönen Talente Kunstliebe ver¬ banden und für einen Tag edelmüthig auf eignen Ruhm verzichten, bei uns schon bereit. Diese Autoren, welche sich groß genug für diese unsterbliche Auf¬ gabe halten, werden auch Hamlet, Macbeth, Lear, Julius Cäsar und Romeo noch zu finden wissen." Auch Emile Deschamps sprach sich in seinen gleichzeitig erschienenen Muäss posticjues iiAirsaisss se stranAsres in ähnlichem Sinne aus. Nach ihm verlangte die dramatische Kunst bei der „dramatischsten Nation," den Franzosen, nach einer Revolution, und diese Revolution, welche Muster bedürfe, könne nicht besser eingeleitet werden, als durch die Darstellung der in französischen Versen mit Kühnheit und Treue übersetzten Meisterwerke des großen britischen Dichters. Shakespeare sei ein Genie, welches noch allen modernen Leidenschaften entspreche und in unsrer eigensten Sprache zu uns rede. Das ganze gelehrte und poetische Europa stehe heute unter der Herrschaft Shakespeares. Er sei in alle Sprachen über¬ setzt, es fehle ihm nichts als zwanzig Quadrat-Toisen zu Paris, an der Ecke der Rue Se. HonorS und der Rue Richelieu. Sie würden ihm nicht lange mehr fehlen.

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 40, 1881, Viertes Quartal, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341833_157970/27>, abgerufen am 15.05.2024.