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Die Grenzboten. Jg. 40, 1881, Viertes Quartal.

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pctrolenmqncllen in Deutschland.

Die Hauptfuudortc dieses an dritter Stelle genannten Gebietes lassen
sich durch eine von Nordwesten nach Südosten laufende gerade Linie verbinden.
Dieselbe beginnt bei Werden und zieht sich links von der Aller und Oker und
diesen Flüssen entlang bis Braunschweig hin. Die Geologen legen auf die
Möglichkeit dieser Verbindung der Fundorte großen Werth und stützen darauf
gewissermaßen ihre Hoffnung ans bedeutende Vorräthe an Petroleum. Erdöl,
Theer und Asphalt wird auf dieser Strecke seit Menschengedenken gefunden;
bei Verden bis jetzt am geringsten, aber südöstlich davon in Witze und dem
benachbarten Steinförde giebt es bereits reiche Oelgrubcn. Der nächste Fundort
liegt bei Hänigscn, nördlich von Lehrte im Amte Burgdorf. Noch weiter nach
Süden gelangt man in das wahre Oelland. Es ist das Gebiet von Edemissen
mit Klein-Edesse, dem Fissenberge und Oedesse. Dicht bei diesem letzten Orte
nördlich von Peine liegt auf einem mit Haide bewachsenen Anger am sogenannten
schwarzen Wasser jene Stätte, der man neuerdings den hoffnungsvollen Namen
Oclhcim beigelegt hat. Hier haben die neuesten Bohrungen die meisten Erfolge
erzielt. Am südlichen Ende der angegebenen Petrolcumlinie wird die Gegend,
wie es scheint, wieder ölärmer. Bergtheer wurde auf einer Stätte beim Dorfe
Hordorf, südlich von Braunschweig, gefunden. Eine belgische Gesellschaft hat
jetzt Bohrungen veranstaltet, jedoch ohne wesentlichen Erfolg. Reicher sowohl
an Theer als auch an Oel ist dagegen wieder die äußerste Fundstätte, eine
mehreren kleinen Gemeinden gehörende Trift, der Reitling genannt, welche süd¬
östlich von Braunschweig in der Nähe des schon lange weltberühmten Schöppen-
stcdt liegt.

Südlich und nördlich von der eigentlichen Linie finden sich noch eine Menge
Stellen, an denen das Vorkommen des Petroleums mehr oder weniger gewiß ist.
An zwei Orten, bei den Dörfern Oberg und Schilde, die zwischen Hildesheim
und Lehrte liegen, ist thatsächlich Petroleum gefunden und anch ausgebeutet
worden. Bei sehnte hat eine englische Gesellschaft drei Bohrlöcher, welche
wöchentlich 8 Centner vorzügliches Oel geben, und in neuester Zeit soll nach
Durchbohrung einer starken Felsschicht in großer Tiefe eine ergiebige Petroleum¬
quelle erschlossen worden sein. Bei Oberg wurden täglich 50 Pfund Oel ge¬
wonnen, Gasexplosionen haben jedoch die Bohrgebäude zerstört. Ferner sind
in der Nähe von Hannover Anzeichen von Petroleum vorhanden. Zwischen
Lizumer und Harenberg findet sich ein weites und reiches Asphaltlager, welches
das Material zur Asphaltpflasterung der benachbarten großen Städte, wie z. B.
Hannover und Berlin, abgiebt und von zwei Gesellschaften, einer deutschen und
einer englischen, in großem Maßstabe ausgebeutet wird. Die Kalksteine und
Mergel, welche in diesen Asphaltbrüchen zu Tage gefördert werden, enthalten
12 bis 18 Procent Erdöl. In derselben Gegend am Waltersberge in der so¬
genannten Hilsmulde ist vor einigen Jahren ein weiteres bedeutendes Asphalt¬
lager entdeckt worden, das in ähnlicher Weise Petroleum eingeschlossen enthält


pctrolenmqncllen in Deutschland.

Die Hauptfuudortc dieses an dritter Stelle genannten Gebietes lassen
sich durch eine von Nordwesten nach Südosten laufende gerade Linie verbinden.
Dieselbe beginnt bei Werden und zieht sich links von der Aller und Oker und
diesen Flüssen entlang bis Braunschweig hin. Die Geologen legen auf die
Möglichkeit dieser Verbindung der Fundorte großen Werth und stützen darauf
gewissermaßen ihre Hoffnung ans bedeutende Vorräthe an Petroleum. Erdöl,
Theer und Asphalt wird auf dieser Strecke seit Menschengedenken gefunden;
bei Verden bis jetzt am geringsten, aber südöstlich davon in Witze und dem
benachbarten Steinförde giebt es bereits reiche Oelgrubcn. Der nächste Fundort
liegt bei Hänigscn, nördlich von Lehrte im Amte Burgdorf. Noch weiter nach
Süden gelangt man in das wahre Oelland. Es ist das Gebiet von Edemissen
mit Klein-Edesse, dem Fissenberge und Oedesse. Dicht bei diesem letzten Orte
nördlich von Peine liegt auf einem mit Haide bewachsenen Anger am sogenannten
schwarzen Wasser jene Stätte, der man neuerdings den hoffnungsvollen Namen
Oclhcim beigelegt hat. Hier haben die neuesten Bohrungen die meisten Erfolge
erzielt. Am südlichen Ende der angegebenen Petrolcumlinie wird die Gegend,
wie es scheint, wieder ölärmer. Bergtheer wurde auf einer Stätte beim Dorfe
Hordorf, südlich von Braunschweig, gefunden. Eine belgische Gesellschaft hat
jetzt Bohrungen veranstaltet, jedoch ohne wesentlichen Erfolg. Reicher sowohl
an Theer als auch an Oel ist dagegen wieder die äußerste Fundstätte, eine
mehreren kleinen Gemeinden gehörende Trift, der Reitling genannt, welche süd¬
östlich von Braunschweig in der Nähe des schon lange weltberühmten Schöppen-
stcdt liegt.

Südlich und nördlich von der eigentlichen Linie finden sich noch eine Menge
Stellen, an denen das Vorkommen des Petroleums mehr oder weniger gewiß ist.
An zwei Orten, bei den Dörfern Oberg und Schilde, die zwischen Hildesheim
und Lehrte liegen, ist thatsächlich Petroleum gefunden und anch ausgebeutet
worden. Bei sehnte hat eine englische Gesellschaft drei Bohrlöcher, welche
wöchentlich 8 Centner vorzügliches Oel geben, und in neuester Zeit soll nach
Durchbohrung einer starken Felsschicht in großer Tiefe eine ergiebige Petroleum¬
quelle erschlossen worden sein. Bei Oberg wurden täglich 50 Pfund Oel ge¬
wonnen, Gasexplosionen haben jedoch die Bohrgebäude zerstört. Ferner sind
in der Nähe von Hannover Anzeichen von Petroleum vorhanden. Zwischen
Lizumer und Harenberg findet sich ein weites und reiches Asphaltlager, welches
das Material zur Asphaltpflasterung der benachbarten großen Städte, wie z. B.
Hannover und Berlin, abgiebt und von zwei Gesellschaften, einer deutschen und
einer englischen, in großem Maßstabe ausgebeutet wird. Die Kalksteine und
Mergel, welche in diesen Asphaltbrüchen zu Tage gefördert werden, enthalten
12 bis 18 Procent Erdöl. In derselben Gegend am Waltersberge in der so¬
genannten Hilsmulde ist vor einigen Jahren ein weiteres bedeutendes Asphalt¬
lager entdeckt worden, das in ähnlicher Weise Petroleum eingeschlossen enthält


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[0430] pctrolenmqncllen in Deutschland. Die Hauptfuudortc dieses an dritter Stelle genannten Gebietes lassen sich durch eine von Nordwesten nach Südosten laufende gerade Linie verbinden. Dieselbe beginnt bei Werden und zieht sich links von der Aller und Oker und diesen Flüssen entlang bis Braunschweig hin. Die Geologen legen auf die Möglichkeit dieser Verbindung der Fundorte großen Werth und stützen darauf gewissermaßen ihre Hoffnung ans bedeutende Vorräthe an Petroleum. Erdöl, Theer und Asphalt wird auf dieser Strecke seit Menschengedenken gefunden; bei Verden bis jetzt am geringsten, aber südöstlich davon in Witze und dem benachbarten Steinförde giebt es bereits reiche Oelgrubcn. Der nächste Fundort liegt bei Hänigscn, nördlich von Lehrte im Amte Burgdorf. Noch weiter nach Süden gelangt man in das wahre Oelland. Es ist das Gebiet von Edemissen mit Klein-Edesse, dem Fissenberge und Oedesse. Dicht bei diesem letzten Orte nördlich von Peine liegt auf einem mit Haide bewachsenen Anger am sogenannten schwarzen Wasser jene Stätte, der man neuerdings den hoffnungsvollen Namen Oclhcim beigelegt hat. Hier haben die neuesten Bohrungen die meisten Erfolge erzielt. Am südlichen Ende der angegebenen Petrolcumlinie wird die Gegend, wie es scheint, wieder ölärmer. Bergtheer wurde auf einer Stätte beim Dorfe Hordorf, südlich von Braunschweig, gefunden. Eine belgische Gesellschaft hat jetzt Bohrungen veranstaltet, jedoch ohne wesentlichen Erfolg. Reicher sowohl an Theer als auch an Oel ist dagegen wieder die äußerste Fundstätte, eine mehreren kleinen Gemeinden gehörende Trift, der Reitling genannt, welche süd¬ östlich von Braunschweig in der Nähe des schon lange weltberühmten Schöppen- stcdt liegt. Südlich und nördlich von der eigentlichen Linie finden sich noch eine Menge Stellen, an denen das Vorkommen des Petroleums mehr oder weniger gewiß ist. An zwei Orten, bei den Dörfern Oberg und Schilde, die zwischen Hildesheim und Lehrte liegen, ist thatsächlich Petroleum gefunden und anch ausgebeutet worden. Bei sehnte hat eine englische Gesellschaft drei Bohrlöcher, welche wöchentlich 8 Centner vorzügliches Oel geben, und in neuester Zeit soll nach Durchbohrung einer starken Felsschicht in großer Tiefe eine ergiebige Petroleum¬ quelle erschlossen worden sein. Bei Oberg wurden täglich 50 Pfund Oel ge¬ wonnen, Gasexplosionen haben jedoch die Bohrgebäude zerstört. Ferner sind in der Nähe von Hannover Anzeichen von Petroleum vorhanden. Zwischen Lizumer und Harenberg findet sich ein weites und reiches Asphaltlager, welches das Material zur Asphaltpflasterung der benachbarten großen Städte, wie z. B. Hannover und Berlin, abgiebt und von zwei Gesellschaften, einer deutschen und einer englischen, in großem Maßstabe ausgebeutet wird. Die Kalksteine und Mergel, welche in diesen Asphaltbrüchen zu Tage gefördert werden, enthalten 12 bis 18 Procent Erdöl. In derselben Gegend am Waltersberge in der so¬ genannten Hilsmulde ist vor einigen Jahren ein weiteres bedeutendes Asphalt¬ lager entdeckt worden, das in ähnlicher Weise Petroleum eingeschlossen enthält

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 40, 1881, Viertes Quartal, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341833_157970/430>, abgerufen am 15.05.2024.