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Die Grenzboten. Jg. 41, 1882, Erstes Quartal.

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Die RoM LrvoM'!>i>I>ivnI Scxiivi)' und die deutsche" geographischen Gesellschaften.

für die Ziele der Geographie wecken und ihn zum gemeinsamen Werke heran¬
ziehen können; einem großen, an einen Ort gebundenen Vereine ist dies höchstens
in Waudervcrsammluugcn möglich. Auch durch Bibliotheken können kleinere
Vereine nicht minder, wenn auch in andrer Art als ein großer Verein, wirken.
Die Begründung einer die ganze Wissenschaft umfassenden, der Wissenschaft
ausgiebig dienenden Bibliothek setzt freilich Mittel und Beziehungen voraus,
welche nur großen Vereinen zu Gebote stehen; kleinere müssen sich meist auf
die Bedürfnisse ihrer Mitglieder beschränken. Indes ist für Deutschland el"
derartiger Mangel bisher weniger hervorgetreten, weil er durch die großen öffent¬
lichen Bibliotheken ausgeglichen ward, welche mit anzuerkennender Bereit¬
willigkeit einen Teil der Mittel auf die Erwerbung geographischer Literatur
verwendet haben. Für die Verbreitung der geographischen Kenntnisse und For-
schungen durch das gedruckte Wort ist in Deutschland auch außerhalb der Vereine
und ihrer zum Teil sehr bedeutenden Publikationen durch Zeitschriften in einer
Weise gesorgt, daß Deutschland in diesem Punkte Wohl am besten versorgt ist
und den Vergleich mit England und andern Ländern nicht zu scheuen braucht.
Der hohe Rang der Pctermannschcn Mitteilungen aus Justus Perthes' Geo¬
graphischer Anstalt ist allseitig anerkannt. Die Verbreitung geographischer Kennt¬
nisse in populärer und doch streng wissenschaftlicher Weise haben sich ferner
das "Ausland," der "Globus," "Aus alleu Weltteilen," "Behuf geographisches
Jahrbuch" und eine große Zahl neuerer Unternehmungen zur Aufgabe gemacht.
Das Fehlen einer allgemeinen deutscheu geographischen Gesellschaft mit Publi¬
kationen ist deshalb noch nicht so fühlbar geworden, lind so erklärt sichs auch, daß
die Bildung einer solchen aus den einzelnen Gesellschaften und Vereinen nicht
schon seit langer Zeit auf die Mahnungen Dr. Pctcrmcmns und anderer hin
mehr in Anregung gekommen ist.

Alle die erwähnten Umstände können aber die erheblichen Nachteile, welche
eine Spaltung in kleinere Vereine mit sich führt, uicht aufwiegen. Ein solcher
Nachteil entspringt schon aus dem geselligen Triebe im Deutschen, der nur zu
oft in einen Absonderungstrieb ausartet. Er zweigt gern, um besondere Teile
der Wissenschaft eingehender zu pflegen, Vereine von dem Hanptverein ab, schwächt
damit das Interesse um Ziele des Hcmptvercins selbst und führt, wenn die Teil¬
nahme nachläßt, Haupt- und Zweigverein nur zu leicht einem stillen Ende zu.
Ein großer Verein erträgt solche Abzweigungen eher als ein kleiner, und nimmt
den Zweigverein, wenn das Interesse an dessen Zielen sich mindert, ebenso leicht
wieder in sich auf; er bietet sogar den Vorteil, daß er das Gute, was der
Zweigverein geschaffen hat, bewahren und zu neuer Anregung bringen kann.
Dies gilt entschieden auch von den geographischen Vereinen, besonders, wenn sich,
wie wohl zu erwarten steht, einzelne Teile der Geographie zu besonderen Wissen¬
schaften entwickeln werden.

Noch evidenter werden die Nachteile der Zersplitterung, wenn wir auf einen


Die RoM LrvoM'!>i>I>ivnI Scxiivi)' und die deutsche» geographischen Gesellschaften.

für die Ziele der Geographie wecken und ihn zum gemeinsamen Werke heran¬
ziehen können; einem großen, an einen Ort gebundenen Vereine ist dies höchstens
in Waudervcrsammluugcn möglich. Auch durch Bibliotheken können kleinere
Vereine nicht minder, wenn auch in andrer Art als ein großer Verein, wirken.
Die Begründung einer die ganze Wissenschaft umfassenden, der Wissenschaft
ausgiebig dienenden Bibliothek setzt freilich Mittel und Beziehungen voraus,
welche nur großen Vereinen zu Gebote stehen; kleinere müssen sich meist auf
die Bedürfnisse ihrer Mitglieder beschränken. Indes ist für Deutschland el»
derartiger Mangel bisher weniger hervorgetreten, weil er durch die großen öffent¬
lichen Bibliotheken ausgeglichen ward, welche mit anzuerkennender Bereit¬
willigkeit einen Teil der Mittel auf die Erwerbung geographischer Literatur
verwendet haben. Für die Verbreitung der geographischen Kenntnisse und For-
schungen durch das gedruckte Wort ist in Deutschland auch außerhalb der Vereine
und ihrer zum Teil sehr bedeutenden Publikationen durch Zeitschriften in einer
Weise gesorgt, daß Deutschland in diesem Punkte Wohl am besten versorgt ist
und den Vergleich mit England und andern Ländern nicht zu scheuen braucht.
Der hohe Rang der Pctermannschcn Mitteilungen aus Justus Perthes' Geo¬
graphischer Anstalt ist allseitig anerkannt. Die Verbreitung geographischer Kennt¬
nisse in populärer und doch streng wissenschaftlicher Weise haben sich ferner
das „Ausland," der „Globus," „Aus alleu Weltteilen," „Behuf geographisches
Jahrbuch" und eine große Zahl neuerer Unternehmungen zur Aufgabe gemacht.
Das Fehlen einer allgemeinen deutscheu geographischen Gesellschaft mit Publi¬
kationen ist deshalb noch nicht so fühlbar geworden, lind so erklärt sichs auch, daß
die Bildung einer solchen aus den einzelnen Gesellschaften und Vereinen nicht
schon seit langer Zeit auf die Mahnungen Dr. Pctcrmcmns und anderer hin
mehr in Anregung gekommen ist.

Alle die erwähnten Umstände können aber die erheblichen Nachteile, welche
eine Spaltung in kleinere Vereine mit sich führt, uicht aufwiegen. Ein solcher
Nachteil entspringt schon aus dem geselligen Triebe im Deutschen, der nur zu
oft in einen Absonderungstrieb ausartet. Er zweigt gern, um besondere Teile
der Wissenschaft eingehender zu pflegen, Vereine von dem Hanptverein ab, schwächt
damit das Interesse um Ziele des Hcmptvercins selbst und führt, wenn die Teil¬
nahme nachläßt, Haupt- und Zweigverein nur zu leicht einem stillen Ende zu.
Ein großer Verein erträgt solche Abzweigungen eher als ein kleiner, und nimmt
den Zweigverein, wenn das Interesse an dessen Zielen sich mindert, ebenso leicht
wieder in sich auf; er bietet sogar den Vorteil, daß er das Gute, was der
Zweigverein geschaffen hat, bewahren und zu neuer Anregung bringen kann.
Dies gilt entschieden auch von den geographischen Vereinen, besonders, wenn sich,
wie wohl zu erwarten steht, einzelne Teile der Geographie zu besonderen Wissen¬
schaften entwickeln werden.

Noch evidenter werden die Nachteile der Zersplitterung, wenn wir auf einen


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[0229] Die RoM LrvoM'!>i>I>ivnI Scxiivi)' und die deutsche» geographischen Gesellschaften. für die Ziele der Geographie wecken und ihn zum gemeinsamen Werke heran¬ ziehen können; einem großen, an einen Ort gebundenen Vereine ist dies höchstens in Waudervcrsammluugcn möglich. Auch durch Bibliotheken können kleinere Vereine nicht minder, wenn auch in andrer Art als ein großer Verein, wirken. Die Begründung einer die ganze Wissenschaft umfassenden, der Wissenschaft ausgiebig dienenden Bibliothek setzt freilich Mittel und Beziehungen voraus, welche nur großen Vereinen zu Gebote stehen; kleinere müssen sich meist auf die Bedürfnisse ihrer Mitglieder beschränken. Indes ist für Deutschland el» derartiger Mangel bisher weniger hervorgetreten, weil er durch die großen öffent¬ lichen Bibliotheken ausgeglichen ward, welche mit anzuerkennender Bereit¬ willigkeit einen Teil der Mittel auf die Erwerbung geographischer Literatur verwendet haben. Für die Verbreitung der geographischen Kenntnisse und For- schungen durch das gedruckte Wort ist in Deutschland auch außerhalb der Vereine und ihrer zum Teil sehr bedeutenden Publikationen durch Zeitschriften in einer Weise gesorgt, daß Deutschland in diesem Punkte Wohl am besten versorgt ist und den Vergleich mit England und andern Ländern nicht zu scheuen braucht. Der hohe Rang der Pctermannschcn Mitteilungen aus Justus Perthes' Geo¬ graphischer Anstalt ist allseitig anerkannt. Die Verbreitung geographischer Kennt¬ nisse in populärer und doch streng wissenschaftlicher Weise haben sich ferner das „Ausland," der „Globus," „Aus alleu Weltteilen," „Behuf geographisches Jahrbuch" und eine große Zahl neuerer Unternehmungen zur Aufgabe gemacht. Das Fehlen einer allgemeinen deutscheu geographischen Gesellschaft mit Publi¬ kationen ist deshalb noch nicht so fühlbar geworden, lind so erklärt sichs auch, daß die Bildung einer solchen aus den einzelnen Gesellschaften und Vereinen nicht schon seit langer Zeit auf die Mahnungen Dr. Pctcrmcmns und anderer hin mehr in Anregung gekommen ist. Alle die erwähnten Umstände können aber die erheblichen Nachteile, welche eine Spaltung in kleinere Vereine mit sich führt, uicht aufwiegen. Ein solcher Nachteil entspringt schon aus dem geselligen Triebe im Deutschen, der nur zu oft in einen Absonderungstrieb ausartet. Er zweigt gern, um besondere Teile der Wissenschaft eingehender zu pflegen, Vereine von dem Hanptverein ab, schwächt damit das Interesse um Ziele des Hcmptvercins selbst und führt, wenn die Teil¬ nahme nachläßt, Haupt- und Zweigverein nur zu leicht einem stillen Ende zu. Ein großer Verein erträgt solche Abzweigungen eher als ein kleiner, und nimmt den Zweigverein, wenn das Interesse an dessen Zielen sich mindert, ebenso leicht wieder in sich auf; er bietet sogar den Vorteil, daß er das Gute, was der Zweigverein geschaffen hat, bewahren und zu neuer Anregung bringen kann. Dies gilt entschieden auch von den geographischen Vereinen, besonders, wenn sich, wie wohl zu erwarten steht, einzelne Teile der Geographie zu besonderen Wissen¬ schaften entwickeln werden. Noch evidenter werden die Nachteile der Zersplitterung, wenn wir auf einen

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 41, 1882, Erstes Quartal, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341835_89804/229>, abgerufen am 10.06.2024.