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Die Grenzboten. Jg. 41, 1882, Erstes Quartal.

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Die Ku^in Lo^riPniv"! 8ooivty und die deutschen geographischen Gesellschaften,

der wichtigsten Teile der Geographie, auf die geographische Forschung sehen.
Diese bedarf neben anderem einer kräftigen und nachhaltige" Unterstützung in
Geld und kostspieligen Instrumenten und setzt zu ihrem Gedeihen eine gewisse
sie stützende politische Macht voraus. Für eine Erhebung der Mitgliederbeiträge
in der Höhe, wie sie für England wohl möglich sind (2 Pfund Sterling oder
40 Mark), als ein Mittel hierzu, möchten Nur nicht sprechen; sie würde für
Deutschland den Beitritt nnr sehr bemittelten Personen möglich machen und oft
gerade diejenigen vom Beitritt ausschließen, welche das meiste Interesse für das
Studium der Geographie beweisen und den thätigsten Teil der Vereine abgeben.
Es fehlt vielmehr an einer Konzentration der Mittel, um sie für diesen oder
jenen Zweck in erfolgreicher Weise verwenden zu können. Diese Konzentration
kann nur in einer großen Gesellschaft erreicht werden.

Den besten Beweis, wie wünschenswert eine Einigung der geographischen
Gesellschaften ist, um auf dem Gebiete der Forschung erfolgreich zu wirken, wie
nur vereintes Wirke" das Erreichen dieses Zieles hoffen läßt, bietet eine Gesell¬
schaft, deren Begründung in die Zeit kurz nach der Einigung des deutschen
Reiches fällt, und die den ersten Anfang zu einer Einigung der Vereine gemacht
hat. Im Frühjahr 1373 traten auf Veranlassung des Professors Adolf
Bastian die Vorstände mehrerer deutschen geographischen Vereine zusammen, um
eine "Deutsche Gesellschaft zur Erforschung Nquatorial-Afrikas" zu begründe".
Dieser Gesellschaft traten bald alle geographischen Vereine, sowie eine große An¬
zahl von Privatpersonen zum Teil mit sehr erheblichen Beiträgen bei. Durch
die Beiträge der Vereine und der Privatpersonen, sowie durch die großen Zu¬
schüsse des Kaisers (zweimal 25 000 M. und einmal 75 000 M.), und dnrch
die Bewilligungen des deutscheu Reiches, welche ihrem Betrage nach denen der
englischen Regierung nicht nachstanden, wurde die Gesellschaft in den Stand ge¬
setzt, die Expeditionen an der Locmgo-Küste, die des Dr. Lenz am Ogowe u. a.
auszurüsten und zu unternehmen. Jm Jahre 1877 wurde eine Vereinigung
dieser Gesellschaft und der inzwischen ebenfalls entstandenen "Deutschen Afrika¬
nischen Gesellschaft" im Anschluß an die auf Anregung König Leopolds II.
von Belgien in Brüssel gegründete Internationale afrikanische Assoziativ" zu
einer "Afrikanischen Gesellschaft in Deutschland" in Aussicht genommen, letztere
auch am 29. April 1878 zu Berlin konstituirt, mit dem Zwecke, die unbekannten
Gebiete Afrikas zu erforschen und für Kultur, Handel und Verkehr zu erschließe",
sowie den Sklavenhandel auf friedlichem Wege zu beseitigen. Diese Gesellschaft
wirkt jetzt erfolgreich von verschiedenen Stellen aus nach Jnnerafrika für ihre
Ziele. Die zur Erreichung derselbe" erforderlichen bedeutenden Geldmittel sind
teils durch Beiträge der Vereine und Mitglieder beschafft, teils und vornehm¬
lich von feiten der Rcichsregierung bewilligt worden; die letztere hat z. B. 1878
60 000 M, 1879 50 000 M., 1880 38 000 M. in sehr entgegenkommender
Weise gewährt. Einem einzelnen kleineren Vereine würde schon mit Rücksicht


Die Ku^in Lo^riPniv»! 8ooivty und die deutschen geographischen Gesellschaften,

der wichtigsten Teile der Geographie, auf die geographische Forschung sehen.
Diese bedarf neben anderem einer kräftigen und nachhaltige» Unterstützung in
Geld und kostspieligen Instrumenten und setzt zu ihrem Gedeihen eine gewisse
sie stützende politische Macht voraus. Für eine Erhebung der Mitgliederbeiträge
in der Höhe, wie sie für England wohl möglich sind (2 Pfund Sterling oder
40 Mark), als ein Mittel hierzu, möchten Nur nicht sprechen; sie würde für
Deutschland den Beitritt nnr sehr bemittelten Personen möglich machen und oft
gerade diejenigen vom Beitritt ausschließen, welche das meiste Interesse für das
Studium der Geographie beweisen und den thätigsten Teil der Vereine abgeben.
Es fehlt vielmehr an einer Konzentration der Mittel, um sie für diesen oder
jenen Zweck in erfolgreicher Weise verwenden zu können. Diese Konzentration
kann nur in einer großen Gesellschaft erreicht werden.

Den besten Beweis, wie wünschenswert eine Einigung der geographischen
Gesellschaften ist, um auf dem Gebiete der Forschung erfolgreich zu wirken, wie
nur vereintes Wirke» das Erreichen dieses Zieles hoffen läßt, bietet eine Gesell¬
schaft, deren Begründung in die Zeit kurz nach der Einigung des deutschen
Reiches fällt, und die den ersten Anfang zu einer Einigung der Vereine gemacht
hat. Im Frühjahr 1373 traten auf Veranlassung des Professors Adolf
Bastian die Vorstände mehrerer deutschen geographischen Vereine zusammen, um
eine „Deutsche Gesellschaft zur Erforschung Nquatorial-Afrikas" zu begründe».
Dieser Gesellschaft traten bald alle geographischen Vereine, sowie eine große An¬
zahl von Privatpersonen zum Teil mit sehr erheblichen Beiträgen bei. Durch
die Beiträge der Vereine und der Privatpersonen, sowie durch die großen Zu¬
schüsse des Kaisers (zweimal 25 000 M. und einmal 75 000 M.), und dnrch
die Bewilligungen des deutscheu Reiches, welche ihrem Betrage nach denen der
englischen Regierung nicht nachstanden, wurde die Gesellschaft in den Stand ge¬
setzt, die Expeditionen an der Locmgo-Küste, die des Dr. Lenz am Ogowe u. a.
auszurüsten und zu unternehmen. Jm Jahre 1877 wurde eine Vereinigung
dieser Gesellschaft und der inzwischen ebenfalls entstandenen „Deutschen Afrika¬
nischen Gesellschaft" im Anschluß an die auf Anregung König Leopolds II.
von Belgien in Brüssel gegründete Internationale afrikanische Assoziativ» zu
einer „Afrikanischen Gesellschaft in Deutschland" in Aussicht genommen, letztere
auch am 29. April 1878 zu Berlin konstituirt, mit dem Zwecke, die unbekannten
Gebiete Afrikas zu erforschen und für Kultur, Handel und Verkehr zu erschließe»,
sowie den Sklavenhandel auf friedlichem Wege zu beseitigen. Diese Gesellschaft
wirkt jetzt erfolgreich von verschiedenen Stellen aus nach Jnnerafrika für ihre
Ziele. Die zur Erreichung derselbe» erforderlichen bedeutenden Geldmittel sind
teils durch Beiträge der Vereine und Mitglieder beschafft, teils und vornehm¬
lich von feiten der Rcichsregierung bewilligt worden; die letztere hat z. B. 1878
60 000 M, 1879 50 000 M., 1880 38 000 M. in sehr entgegenkommender
Weise gewährt. Einem einzelnen kleineren Vereine würde schon mit Rücksicht


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[0230] Die Ku^in Lo^riPniv»! 8ooivty und die deutschen geographischen Gesellschaften, der wichtigsten Teile der Geographie, auf die geographische Forschung sehen. Diese bedarf neben anderem einer kräftigen und nachhaltige» Unterstützung in Geld und kostspieligen Instrumenten und setzt zu ihrem Gedeihen eine gewisse sie stützende politische Macht voraus. Für eine Erhebung der Mitgliederbeiträge in der Höhe, wie sie für England wohl möglich sind (2 Pfund Sterling oder 40 Mark), als ein Mittel hierzu, möchten Nur nicht sprechen; sie würde für Deutschland den Beitritt nnr sehr bemittelten Personen möglich machen und oft gerade diejenigen vom Beitritt ausschließen, welche das meiste Interesse für das Studium der Geographie beweisen und den thätigsten Teil der Vereine abgeben. Es fehlt vielmehr an einer Konzentration der Mittel, um sie für diesen oder jenen Zweck in erfolgreicher Weise verwenden zu können. Diese Konzentration kann nur in einer großen Gesellschaft erreicht werden. Den besten Beweis, wie wünschenswert eine Einigung der geographischen Gesellschaften ist, um auf dem Gebiete der Forschung erfolgreich zu wirken, wie nur vereintes Wirke» das Erreichen dieses Zieles hoffen läßt, bietet eine Gesell¬ schaft, deren Begründung in die Zeit kurz nach der Einigung des deutschen Reiches fällt, und die den ersten Anfang zu einer Einigung der Vereine gemacht hat. Im Frühjahr 1373 traten auf Veranlassung des Professors Adolf Bastian die Vorstände mehrerer deutschen geographischen Vereine zusammen, um eine „Deutsche Gesellschaft zur Erforschung Nquatorial-Afrikas" zu begründe». Dieser Gesellschaft traten bald alle geographischen Vereine, sowie eine große An¬ zahl von Privatpersonen zum Teil mit sehr erheblichen Beiträgen bei. Durch die Beiträge der Vereine und der Privatpersonen, sowie durch die großen Zu¬ schüsse des Kaisers (zweimal 25 000 M. und einmal 75 000 M.), und dnrch die Bewilligungen des deutscheu Reiches, welche ihrem Betrage nach denen der englischen Regierung nicht nachstanden, wurde die Gesellschaft in den Stand ge¬ setzt, die Expeditionen an der Locmgo-Küste, die des Dr. Lenz am Ogowe u. a. auszurüsten und zu unternehmen. Jm Jahre 1877 wurde eine Vereinigung dieser Gesellschaft und der inzwischen ebenfalls entstandenen „Deutschen Afrika¬ nischen Gesellschaft" im Anschluß an die auf Anregung König Leopolds II. von Belgien in Brüssel gegründete Internationale afrikanische Assoziativ» zu einer „Afrikanischen Gesellschaft in Deutschland" in Aussicht genommen, letztere auch am 29. April 1878 zu Berlin konstituirt, mit dem Zwecke, die unbekannten Gebiete Afrikas zu erforschen und für Kultur, Handel und Verkehr zu erschließe», sowie den Sklavenhandel auf friedlichem Wege zu beseitigen. Diese Gesellschaft wirkt jetzt erfolgreich von verschiedenen Stellen aus nach Jnnerafrika für ihre Ziele. Die zur Erreichung derselbe» erforderlichen bedeutenden Geldmittel sind teils durch Beiträge der Vereine und Mitglieder beschafft, teils und vornehm¬ lich von feiten der Rcichsregierung bewilligt worden; die letztere hat z. B. 1878 60 000 M, 1879 50 000 M., 1880 38 000 M. in sehr entgegenkommender Weise gewährt. Einem einzelnen kleineren Vereine würde schon mit Rücksicht

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 41, 1882, Erstes Quartal, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341835_89804/230>, abgerufen am 09.06.2024.