Die Grenzboten. Jg. 42, 1883, Erstes Quartal.Zur Abänderung des MiMrpensionsgesotzes, ringen Teile das Streben, welches in seinen Folgen die deutschen Heere zu den Zur Abänderung des MiMrpensionsgesotzes, ringen Teile das Streben, welches in seinen Folgen die deutschen Heere zu den <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0021" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/151352"/> <fw type="header" place="top"> Zur Abänderung des MiMrpensionsgesotzes,</fw><lb/> <p xml:id="ID_33" prev="#ID_32"> ringen Teile das Streben, welches in seinen Folgen die deutschen Heere zu den<lb/> bisher in der Kriegsgeschichte einzig dastehenden Siegen geführt hat. Wir er¬<lb/> kennen in dieser Gleichmäßigkeit einen wesentlichen Punkt der Überlegenheit bei¬<lb/> spielsweise über das Offizierkorps der französischen Armee unter dem Kaiser¬<lb/> reich, wo der poux trouxisr unter den Offizieren seinen Lebenszweck für erfüllt<lb/> hielt, wenn er es glücklich bis zum oaMino gebracht hatte, während jüngere<lb/> Leute über seinen Kopf hinweg in die höhern Stellungen gelangten. Wenn<lb/> es jemals in den Reihen des deutschen Offizierskorps soweit kommen sollte,<lb/> daß der Regel nach der „Übergangene," von dem in den Zeitungen soviel die<lb/> Rede ist, ruhig in seiner untergeordneten Stellung verbleibt, bis er etwa ein<lb/> gewisses Pensionsmaximum erdient hat, so würde das eine geradezu unerme߬<lb/> liche Schädigung des ganzen Gefüges der militärischen Hierarchie in sich schließen.<lb/> Der im deutschen Offizierkorps so hochentwickelte Sinn für die persönliche Ehre<lb/> und mit ihm der gesunde, zu hohen Thaten anspornende Ehrgeiz müßte unter<lb/> solchen Verhältnissen sich naturgemäß bedenklich vermindern, und im Laufe der<lb/> Zeit würden sich geradezu zwei Klassen von Offizieren bilden, die ohne weiteres<lb/> im einen Gegensatz zu einander treten müßten. Die eine, wissenschaftlich besser<lb/> vorgebildet und von dem dann unvermeidlichen Nepotismus getragen, würde in<lb/> raschen Fluge vorwärts kommen, während die andre ihr Avancement mit dem<lb/> Hauptmann für abgeschlossen halten, deshalb als eine Art höherer Unteroffiziers<lb/> zwar voraussichtlich mit voller Pflichttreue, aber sicherlich ohne diejenige Freudig¬<lb/> keit den schweren und ermüdenden Fricdensdienst versehen würde, welche jetzt<lb/> gerade in der Hoffnung ans bessere Zeiten und erweiterten Wirkungskreis die<lb/> Leistungen der Kompaniechefs im deutschen Heere zu so außerordentlichen macht.<lb/> Und doch erscheint es wieder unmöglich, jeden Offizier nach seinem Dicnstalter<lb/> zu den höhern Stellungen aufsteigen zu lassen. Ein vortrefflicher Kompaniechef<lb/> wird häufig ein unbrauchbarer Regimentskommandeur, weil ihm durchaus die<lb/> nötigen Eigenschaften fehlen, das ihm unterstellte Offizierkorps zu leiten; ja ein<lb/> General, welcher unter dem lauten Beifall aller Zeitgenossen seine Division zum<lb/> Siege geführt hat, vermag sich vielleicht den Überblick nicht anzueignen, der zur<lb/> Führung noch größerer Truppenkörper nötig ist. Wir können deshalb lediglich<lb/> in der Art und Weise, wie jetzt das Avancement der Offiziere gehandhabt wird,<lb/> nach scharfer Auswahl, aber unter gerechter und wohlwollender Abwägung aller<lb/> Verhältnisse, das Heil der Armee und mittelbar dasjenige des Staates erblicken,<lb/> und wie wir überzeugt sind, daß ein deutscher Kriegsherr sich nie zu einer<lb/> Änderung in dieser Richtung entschließen wird, so glauben wir auch, daß eine<lb/> Mehrzahl von pensionirten Offizieren lieber mit uns auf die Wohlthat einer<lb/> erhöhten Pension verzichten würde, als den Genuß derselben abhängig gemacht<lb/> sehen von Bedingungen, welche die hohe soziale Stellung des Offizierkorps, die<lb/> Schlagfertigkeit der Armee und die Wehrhaftigkeit der Nation in hohem Maße<lb/> beeinträchtigen würden.</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0021]
Zur Abänderung des MiMrpensionsgesotzes,
ringen Teile das Streben, welches in seinen Folgen die deutschen Heere zu den
bisher in der Kriegsgeschichte einzig dastehenden Siegen geführt hat. Wir er¬
kennen in dieser Gleichmäßigkeit einen wesentlichen Punkt der Überlegenheit bei¬
spielsweise über das Offizierkorps der französischen Armee unter dem Kaiser¬
reich, wo der poux trouxisr unter den Offizieren seinen Lebenszweck für erfüllt
hielt, wenn er es glücklich bis zum oaMino gebracht hatte, während jüngere
Leute über seinen Kopf hinweg in die höhern Stellungen gelangten. Wenn
es jemals in den Reihen des deutschen Offizierskorps soweit kommen sollte,
daß der Regel nach der „Übergangene," von dem in den Zeitungen soviel die
Rede ist, ruhig in seiner untergeordneten Stellung verbleibt, bis er etwa ein
gewisses Pensionsmaximum erdient hat, so würde das eine geradezu unerme߬
liche Schädigung des ganzen Gefüges der militärischen Hierarchie in sich schließen.
Der im deutschen Offizierkorps so hochentwickelte Sinn für die persönliche Ehre
und mit ihm der gesunde, zu hohen Thaten anspornende Ehrgeiz müßte unter
solchen Verhältnissen sich naturgemäß bedenklich vermindern, und im Laufe der
Zeit würden sich geradezu zwei Klassen von Offizieren bilden, die ohne weiteres
im einen Gegensatz zu einander treten müßten. Die eine, wissenschaftlich besser
vorgebildet und von dem dann unvermeidlichen Nepotismus getragen, würde in
raschen Fluge vorwärts kommen, während die andre ihr Avancement mit dem
Hauptmann für abgeschlossen halten, deshalb als eine Art höherer Unteroffiziers
zwar voraussichtlich mit voller Pflichttreue, aber sicherlich ohne diejenige Freudig¬
keit den schweren und ermüdenden Fricdensdienst versehen würde, welche jetzt
gerade in der Hoffnung ans bessere Zeiten und erweiterten Wirkungskreis die
Leistungen der Kompaniechefs im deutschen Heere zu so außerordentlichen macht.
Und doch erscheint es wieder unmöglich, jeden Offizier nach seinem Dicnstalter
zu den höhern Stellungen aufsteigen zu lassen. Ein vortrefflicher Kompaniechef
wird häufig ein unbrauchbarer Regimentskommandeur, weil ihm durchaus die
nötigen Eigenschaften fehlen, das ihm unterstellte Offizierkorps zu leiten; ja ein
General, welcher unter dem lauten Beifall aller Zeitgenossen seine Division zum
Siege geführt hat, vermag sich vielleicht den Überblick nicht anzueignen, der zur
Führung noch größerer Truppenkörper nötig ist. Wir können deshalb lediglich
in der Art und Weise, wie jetzt das Avancement der Offiziere gehandhabt wird,
nach scharfer Auswahl, aber unter gerechter und wohlwollender Abwägung aller
Verhältnisse, das Heil der Armee und mittelbar dasjenige des Staates erblicken,
und wie wir überzeugt sind, daß ein deutscher Kriegsherr sich nie zu einer
Änderung in dieser Richtung entschließen wird, so glauben wir auch, daß eine
Mehrzahl von pensionirten Offizieren lieber mit uns auf die Wohlthat einer
erhöhten Pension verzichten würde, als den Genuß derselben abhängig gemacht
sehen von Bedingungen, welche die hohe soziale Stellung des Offizierkorps, die
Schlagfertigkeit der Armee und die Wehrhaftigkeit der Nation in hohem Maße
beeinträchtigen würden.
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