Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Die Grenzboten. Jg. 42, 1883, Erstes Quartal.

Bild:
<< vorherige Seite
Die Pflege der Monumentalmalerei in Preußen.

sanken der Staatsregierung wieder auf die lange vernachlässigte Pflege der
monumentalen Kunst gelenkt zu haben, sind begeisterte Corneliusverehrcr, und
sie sind sicherlich in dem Gedanken an die geliebte Kunst des von ihnen hoch¬
verehrten Meisters an die Verwirklichung ihrer Pläne gegangen. Zwar unter¬
liegt die Aufstellung und Begutachtung dieser Pläne einer aus fünfzehn Mit¬
gliedern bestehenden Landcskunstkommission, zu welcher Ministerin!- und
Kunstbeamte und Künstler gehören! man weiß aber, daß die Initiative zu
diesen Unternehmungen, der erste Gedanke von dem vortragenden Rate im
Ressort der Knnstaugelegcnhciten des Kultusministeriums, dem gegenwärtigen
Generaldirektor der königlichen Museen, or. Richard Schöne, ausgegangen und
von seinem Nachfolger im Kultusnnnisterium, dem Direktor der Nationalgalerie,
Geheimrat or. Max Jordan, mit gleicher Begeisterung aufgenommen worden
ist. Diese beiden Männer sind recht eigentlich die Seele der großen künstlerische"
Unternehmungen des letzten Jahrzehnts, auf welche wir heute mit Stolz blicken
dürfen. Manche Anfeindungen haben sie geduldig ertragen, bevor sie ihre
weit ausblickenden Pläne enthüllen konnten. Wie schnell haben sie dann aber
die oft erhobenen Vorwürfe, daß sie die lebenden Künstler zu Gunsten der alten
toten Meister benachteiligten, zum Schweigen gebracht! Bewährte Künstler
wurden mit ehrenvollen Aufträgen bedacht, und die Kraft junger Künstler wurde
durch das Vertrauen, welches die Staatsregierung ihnen entgegenbrachte, ge¬
hoben und gestählt.

Wenn wir von der Hebung und Förderung der Kunst sprechen, welche
der preußische Staat während des letzten Jahrzehnts mit redlichem Bemühen
und großen Opfern versucht hat, so müssen wir in erster Linie eines Mannes
gedenken, welcher im Kriege als der erste in Feindesland eindrang und die
ersten Siege erfocht und welcher anch im Frieden allen voran geht, wo es die
Pflege der Wissenschaften und Künste gilt. Es ist keine leere Huldigung, wenn
sich in dem Augenblicke, wo wir dieses schreiben, in Berlin die Vertreter der Kunst
und des Kunstgewerbes rüsten, um die silberne Hochzeit des Siegers von
Weißenburg und Wörth mit ihren besten Gaben zu schmücken. Dem Kron¬
prinzen als dem Protektor der königlichen Museen und seiner hohen Gemahlin
gebührt ein wesentliches Verdienst an allen künstlerischen Errungenschaften des
letzten Jahrzehnts, sowohl an den Erwerbungen der alten Kunstschätze wie ganz
besonders an der liebevollen Förderung aller kunstgewerblichen Thätigkeit.

Was in diesem Jahrzehnt speziell auf dem Gebiete der monumentalen
Malerei, die wir für unseru Zweck allein berücksichtigen wollen, geleistet worden
ist, mag uns ein statistischer Überblick lehren. Wir beginnen mit dem Zeug¬
hause, welches bekanntlich in eine "Ruhmeshalle" für die preußische Armee
umgewandelt wird, wenn auch der alte Name bleibt, da des Kaisers bescheidener
Sinn jene schon populär gewordne Bezeichnung nicht sanktionirt hat. Hier
haben Wilhelm Camphausen, Georg Bleibtreu und Anton von Werner in


Die Pflege der Monumentalmalerei in Preußen.

sanken der Staatsregierung wieder auf die lange vernachlässigte Pflege der
monumentalen Kunst gelenkt zu haben, sind begeisterte Corneliusverehrcr, und
sie sind sicherlich in dem Gedanken an die geliebte Kunst des von ihnen hoch¬
verehrten Meisters an die Verwirklichung ihrer Pläne gegangen. Zwar unter¬
liegt die Aufstellung und Begutachtung dieser Pläne einer aus fünfzehn Mit¬
gliedern bestehenden Landcskunstkommission, zu welcher Ministerin!- und
Kunstbeamte und Künstler gehören! man weiß aber, daß die Initiative zu
diesen Unternehmungen, der erste Gedanke von dem vortragenden Rate im
Ressort der Knnstaugelegcnhciten des Kultusministeriums, dem gegenwärtigen
Generaldirektor der königlichen Museen, or. Richard Schöne, ausgegangen und
von seinem Nachfolger im Kultusnnnisterium, dem Direktor der Nationalgalerie,
Geheimrat or. Max Jordan, mit gleicher Begeisterung aufgenommen worden
ist. Diese beiden Männer sind recht eigentlich die Seele der großen künstlerische»
Unternehmungen des letzten Jahrzehnts, auf welche wir heute mit Stolz blicken
dürfen. Manche Anfeindungen haben sie geduldig ertragen, bevor sie ihre
weit ausblickenden Pläne enthüllen konnten. Wie schnell haben sie dann aber
die oft erhobenen Vorwürfe, daß sie die lebenden Künstler zu Gunsten der alten
toten Meister benachteiligten, zum Schweigen gebracht! Bewährte Künstler
wurden mit ehrenvollen Aufträgen bedacht, und die Kraft junger Künstler wurde
durch das Vertrauen, welches die Staatsregierung ihnen entgegenbrachte, ge¬
hoben und gestählt.

Wenn wir von der Hebung und Förderung der Kunst sprechen, welche
der preußische Staat während des letzten Jahrzehnts mit redlichem Bemühen
und großen Opfern versucht hat, so müssen wir in erster Linie eines Mannes
gedenken, welcher im Kriege als der erste in Feindesland eindrang und die
ersten Siege erfocht und welcher anch im Frieden allen voran geht, wo es die
Pflege der Wissenschaften und Künste gilt. Es ist keine leere Huldigung, wenn
sich in dem Augenblicke, wo wir dieses schreiben, in Berlin die Vertreter der Kunst
und des Kunstgewerbes rüsten, um die silberne Hochzeit des Siegers von
Weißenburg und Wörth mit ihren besten Gaben zu schmücken. Dem Kron¬
prinzen als dem Protektor der königlichen Museen und seiner hohen Gemahlin
gebührt ein wesentliches Verdienst an allen künstlerischen Errungenschaften des
letzten Jahrzehnts, sowohl an den Erwerbungen der alten Kunstschätze wie ganz
besonders an der liebevollen Förderung aller kunstgewerblichen Thätigkeit.

Was in diesem Jahrzehnt speziell auf dem Gebiete der monumentalen
Malerei, die wir für unseru Zweck allein berücksichtigen wollen, geleistet worden
ist, mag uns ein statistischer Überblick lehren. Wir beginnen mit dem Zeug¬
hause, welches bekanntlich in eine „Ruhmeshalle" für die preußische Armee
umgewandelt wird, wenn auch der alte Name bleibt, da des Kaisers bescheidener
Sinn jene schon populär gewordne Bezeichnung nicht sanktionirt hat. Hier
haben Wilhelm Camphausen, Georg Bleibtreu und Anton von Werner in


<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <div n="1">
          <pb facs="#f0034" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/151378"/>
          <fw type="header" place="top"> Die Pflege der Monumentalmalerei in Preußen.</fw><lb/>
          <p xml:id="ID_76" prev="#ID_75"> sanken der Staatsregierung wieder auf die lange vernachlässigte Pflege der<lb/>
monumentalen Kunst gelenkt zu haben, sind begeisterte Corneliusverehrcr, und<lb/>
sie sind sicherlich in dem Gedanken an die geliebte Kunst des von ihnen hoch¬<lb/>
verehrten Meisters an die Verwirklichung ihrer Pläne gegangen. Zwar unter¬<lb/>
liegt die Aufstellung und Begutachtung dieser Pläne einer aus fünfzehn Mit¬<lb/>
gliedern bestehenden Landcskunstkommission, zu welcher Ministerin!- und<lb/>
Kunstbeamte und Künstler gehören! man weiß aber, daß die Initiative zu<lb/>
diesen Unternehmungen, der erste Gedanke von dem vortragenden Rate im<lb/>
Ressort der Knnstaugelegcnhciten des Kultusministeriums, dem gegenwärtigen<lb/>
Generaldirektor der königlichen Museen, or. Richard Schöne, ausgegangen und<lb/>
von seinem Nachfolger im Kultusnnnisterium, dem Direktor der Nationalgalerie,<lb/>
Geheimrat or. Max Jordan, mit gleicher Begeisterung aufgenommen worden<lb/>
ist. Diese beiden Männer sind recht eigentlich die Seele der großen künstlerische»<lb/>
Unternehmungen des letzten Jahrzehnts, auf welche wir heute mit Stolz blicken<lb/>
dürfen. Manche Anfeindungen haben sie geduldig ertragen, bevor sie ihre<lb/>
weit ausblickenden Pläne enthüllen konnten. Wie schnell haben sie dann aber<lb/>
die oft erhobenen Vorwürfe, daß sie die lebenden Künstler zu Gunsten der alten<lb/>
toten Meister benachteiligten, zum Schweigen gebracht! Bewährte Künstler<lb/>
wurden mit ehrenvollen Aufträgen bedacht, und die Kraft junger Künstler wurde<lb/>
durch das Vertrauen, welches die Staatsregierung ihnen entgegenbrachte, ge¬<lb/>
hoben und gestählt.</p><lb/>
          <p xml:id="ID_77"> Wenn wir von der Hebung und Förderung der Kunst sprechen, welche<lb/>
der preußische Staat während des letzten Jahrzehnts mit redlichem Bemühen<lb/>
und großen Opfern versucht hat, so müssen wir in erster Linie eines Mannes<lb/>
gedenken, welcher im Kriege als der erste in Feindesland eindrang und die<lb/>
ersten Siege erfocht und welcher anch im Frieden allen voran geht, wo es die<lb/>
Pflege der Wissenschaften und Künste gilt. Es ist keine leere Huldigung, wenn<lb/>
sich in dem Augenblicke, wo wir dieses schreiben, in Berlin die Vertreter der Kunst<lb/>
und des Kunstgewerbes rüsten, um die silberne Hochzeit des Siegers von<lb/>
Weißenburg und Wörth mit ihren besten Gaben zu schmücken. Dem Kron¬<lb/>
prinzen als dem Protektor der königlichen Museen und seiner hohen Gemahlin<lb/>
gebührt ein wesentliches Verdienst an allen künstlerischen Errungenschaften des<lb/>
letzten Jahrzehnts, sowohl an den Erwerbungen der alten Kunstschätze wie ganz<lb/>
besonders an der liebevollen Förderung aller kunstgewerblichen Thätigkeit.</p><lb/>
          <p xml:id="ID_78" next="#ID_79"> Was in diesem Jahrzehnt speziell auf dem Gebiete der monumentalen<lb/>
Malerei, die wir für unseru Zweck allein berücksichtigen wollen, geleistet worden<lb/>
ist, mag uns ein statistischer Überblick lehren. Wir beginnen mit dem Zeug¬<lb/>
hause, welches bekanntlich in eine &#x201E;Ruhmeshalle" für die preußische Armee<lb/>
umgewandelt wird, wenn auch der alte Name bleibt, da des Kaisers bescheidener<lb/>
Sinn jene schon populär gewordne Bezeichnung nicht sanktionirt hat. Hier<lb/>
haben Wilhelm Camphausen, Georg Bleibtreu und Anton von Werner in</p><lb/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[0034] Die Pflege der Monumentalmalerei in Preußen. sanken der Staatsregierung wieder auf die lange vernachlässigte Pflege der monumentalen Kunst gelenkt zu haben, sind begeisterte Corneliusverehrcr, und sie sind sicherlich in dem Gedanken an die geliebte Kunst des von ihnen hoch¬ verehrten Meisters an die Verwirklichung ihrer Pläne gegangen. Zwar unter¬ liegt die Aufstellung und Begutachtung dieser Pläne einer aus fünfzehn Mit¬ gliedern bestehenden Landcskunstkommission, zu welcher Ministerin!- und Kunstbeamte und Künstler gehören! man weiß aber, daß die Initiative zu diesen Unternehmungen, der erste Gedanke von dem vortragenden Rate im Ressort der Knnstaugelegcnhciten des Kultusministeriums, dem gegenwärtigen Generaldirektor der königlichen Museen, or. Richard Schöne, ausgegangen und von seinem Nachfolger im Kultusnnnisterium, dem Direktor der Nationalgalerie, Geheimrat or. Max Jordan, mit gleicher Begeisterung aufgenommen worden ist. Diese beiden Männer sind recht eigentlich die Seele der großen künstlerische» Unternehmungen des letzten Jahrzehnts, auf welche wir heute mit Stolz blicken dürfen. Manche Anfeindungen haben sie geduldig ertragen, bevor sie ihre weit ausblickenden Pläne enthüllen konnten. Wie schnell haben sie dann aber die oft erhobenen Vorwürfe, daß sie die lebenden Künstler zu Gunsten der alten toten Meister benachteiligten, zum Schweigen gebracht! Bewährte Künstler wurden mit ehrenvollen Aufträgen bedacht, und die Kraft junger Künstler wurde durch das Vertrauen, welches die Staatsregierung ihnen entgegenbrachte, ge¬ hoben und gestählt. Wenn wir von der Hebung und Förderung der Kunst sprechen, welche der preußische Staat während des letzten Jahrzehnts mit redlichem Bemühen und großen Opfern versucht hat, so müssen wir in erster Linie eines Mannes gedenken, welcher im Kriege als der erste in Feindesland eindrang und die ersten Siege erfocht und welcher anch im Frieden allen voran geht, wo es die Pflege der Wissenschaften und Künste gilt. Es ist keine leere Huldigung, wenn sich in dem Augenblicke, wo wir dieses schreiben, in Berlin die Vertreter der Kunst und des Kunstgewerbes rüsten, um die silberne Hochzeit des Siegers von Weißenburg und Wörth mit ihren besten Gaben zu schmücken. Dem Kron¬ prinzen als dem Protektor der königlichen Museen und seiner hohen Gemahlin gebührt ein wesentliches Verdienst an allen künstlerischen Errungenschaften des letzten Jahrzehnts, sowohl an den Erwerbungen der alten Kunstschätze wie ganz besonders an der liebevollen Förderung aller kunstgewerblichen Thätigkeit. Was in diesem Jahrzehnt speziell auf dem Gebiete der monumentalen Malerei, die wir für unseru Zweck allein berücksichtigen wollen, geleistet worden ist, mag uns ein statistischer Überblick lehren. Wir beginnen mit dem Zeug¬ hause, welches bekanntlich in eine „Ruhmeshalle" für die preußische Armee umgewandelt wird, wenn auch der alte Name bleibt, da des Kaisers bescheidener Sinn jene schon populär gewordne Bezeichnung nicht sanktionirt hat. Hier haben Wilhelm Camphausen, Georg Bleibtreu und Anton von Werner in

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Staats- und Universitätsbibliothek (SuUB) Bremen: Bereitstellung der Texttranskription.
Kay-Michael Würzner: Bearbeitung der digitalen Edition.

Weitere Informationen:

Verfahren der Texterfassung: OCR mit Nachkorrektur.

Bogensignaturen: gekennzeichnet;Druckfehler: ignoriert;fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet;Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage;Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet;i/j in Fraktur: wie Vorlage;I/J in Fraktur: wie Vorlage;Kolumnentitel: gekennzeichnet;Kustoden: gekennzeichnet;langes s (ſ): als s transkribiert;Normalisierungen: stillschweigend;rundes r (&#xa75b;): als r/et transkribiert;Seitenumbrüche markiert: ja;Silbentrennung: wie Vorlage;u/v bzw. U/V: wie Vorlage;Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert;Vollständigkeit: vollständig erfasst;Zeichensetzung: wie Vorlage;Zeilenumbrüche markiert: ja;

Nachkorrektur erfolgte automatisch.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341837_151310
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341837_151310/34
Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 42, 1883, Erstes Quartal, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341837_151310/34>, abgerufen am 19.05.2024.