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Die Grenzboten. Jg. 47, 1888, Erstes Vierteljahr.

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Die Nationcillibcrcilen und die Doiitschfreisinnigen,

der Kaiser immer mehr, wie die preußischen Könige von je, als der Anwalt der
Armen und Gedruckten erkannt werden, wenn von zwölf Millionen deutscher Arbeiter
die drückendsten Sorgen, welche Alters- und Erwerbsunfähigkeit mit sich bringt,
genommen werden. Das ungeheure Werk mag auf den ersten Anlauf nicht ganz
gelingen; wie könnte eine so weitgreifende Verwaltung mit ihren Schiedsgerichten,
ihrer Arbeitervertretung, ihrer Geschäftsordnung, beim Mangel aller Erfahrung
sofort und ohne alle Fehlgriffe sicher arbeiten! Trotz alledem wird die Nachwelt
staunen, wie über diese ganze soziale Reform, so insbesondre über die kurze Zeit,
in welcher sie trotz aller erdenklichen Hindernisse von feiten der Gegner in ihren
wesentlichen Grundzügen fertig gebracht und in Thätigkeit gesetzt worden ist.
Noch sind es nicht sieben Jahre her, daß an jenem 17. November die Botschaft
des Kaisers seinen Wunsch und Willen in Betreff einer sozialen Reform
dem deutschen Volke verkündigte, und schon wird das große Werk bald zu
einem wichtigen Abschluß kommen. Der deutsche Arbeiter wird für die Zeit
seines Alters ein Recht auf eine Rente haben, für welche Kinder und Angehörige
und ebenso Fremde ihn mit Freuden in ihrem Hause aufnehmen. Besonders
aber, wir weisen darauf noch einmal hin, läßt sich der Einfluß auf die ganzen
sozialen Verhältnisse, so z. B. auf das des Landlebens, gar nicht genug ermessen,
wenn sich die Invaliden der Arbeit und unsre Arbeiter in ihren späten Tagen
entschließen, ihren Aufenthalt aus den Städten aufs Land zu verlegen.

An dieser großen Reformarbeit haben die Nationalliberalen bis jetzt aufs
treueste mitgeholfen; sie haben mitgeholfen in dem Bewußtsein, daß, wie neulich
der Abgeordnete Öchelhäuser hervorhob, eine solche Reform noch zu keiner Zeit
und bei keinem Volke in solchem Umfange in Angriff genommen worden ist als
wie vom Kaiser Wilhelm und seiner Negierung. Dagegen hat der Fortschritt
bis jetzt von Anfang an feine Aufgabe darin gesehen, dem großen Werte hindernd
in den Weg zu treten. Auch hier stehen die Freisinnigen auf dem Standpunkte
Bebels, der die Sozialrefvrm des deutschen Reiches eine staatssozialistische Maske
nennt. Wenn aber die arbeitenden Klassen endlich, wie zu hoffen steht, trotz
aller Agitation erkennen, daß durch die Fürsorge ihres Kaisers bei Unfall und
Krankheit, bei Invalidität und im Alter die schwerste Not gebannt worden ist,
daß dagegen der Freisinn nur Steine bot statt Brot, dann werden diese Herren
wohl auf all ihren lärmenden Spuk noch mehr als bisher den Ruf zu hören
bekommen:


In die Ecke,
Besen! Besen!
Seits gewesen!



Die Nationcillibcrcilen und die Doiitschfreisinnigen,

der Kaiser immer mehr, wie die preußischen Könige von je, als der Anwalt der
Armen und Gedruckten erkannt werden, wenn von zwölf Millionen deutscher Arbeiter
die drückendsten Sorgen, welche Alters- und Erwerbsunfähigkeit mit sich bringt,
genommen werden. Das ungeheure Werk mag auf den ersten Anlauf nicht ganz
gelingen; wie könnte eine so weitgreifende Verwaltung mit ihren Schiedsgerichten,
ihrer Arbeitervertretung, ihrer Geschäftsordnung, beim Mangel aller Erfahrung
sofort und ohne alle Fehlgriffe sicher arbeiten! Trotz alledem wird die Nachwelt
staunen, wie über diese ganze soziale Reform, so insbesondre über die kurze Zeit,
in welcher sie trotz aller erdenklichen Hindernisse von feiten der Gegner in ihren
wesentlichen Grundzügen fertig gebracht und in Thätigkeit gesetzt worden ist.
Noch sind es nicht sieben Jahre her, daß an jenem 17. November die Botschaft
des Kaisers seinen Wunsch und Willen in Betreff einer sozialen Reform
dem deutschen Volke verkündigte, und schon wird das große Werk bald zu
einem wichtigen Abschluß kommen. Der deutsche Arbeiter wird für die Zeit
seines Alters ein Recht auf eine Rente haben, für welche Kinder und Angehörige
und ebenso Fremde ihn mit Freuden in ihrem Hause aufnehmen. Besonders
aber, wir weisen darauf noch einmal hin, läßt sich der Einfluß auf die ganzen
sozialen Verhältnisse, so z. B. auf das des Landlebens, gar nicht genug ermessen,
wenn sich die Invaliden der Arbeit und unsre Arbeiter in ihren späten Tagen
entschließen, ihren Aufenthalt aus den Städten aufs Land zu verlegen.

An dieser großen Reformarbeit haben die Nationalliberalen bis jetzt aufs
treueste mitgeholfen; sie haben mitgeholfen in dem Bewußtsein, daß, wie neulich
der Abgeordnete Öchelhäuser hervorhob, eine solche Reform noch zu keiner Zeit
und bei keinem Volke in solchem Umfange in Angriff genommen worden ist als
wie vom Kaiser Wilhelm und seiner Negierung. Dagegen hat der Fortschritt
bis jetzt von Anfang an feine Aufgabe darin gesehen, dem großen Werte hindernd
in den Weg zu treten. Auch hier stehen die Freisinnigen auf dem Standpunkte
Bebels, der die Sozialrefvrm des deutschen Reiches eine staatssozialistische Maske
nennt. Wenn aber die arbeitenden Klassen endlich, wie zu hoffen steht, trotz
aller Agitation erkennen, daß durch die Fürsorge ihres Kaisers bei Unfall und
Krankheit, bei Invalidität und im Alter die schwerste Not gebannt worden ist,
daß dagegen der Freisinn nur Steine bot statt Brot, dann werden diese Herren
wohl auf all ihren lärmenden Spuk noch mehr als bisher den Ruf zu hören
bekommen:


In die Ecke,
Besen! Besen!
Seits gewesen!



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[0492] Die Nationcillibcrcilen und die Doiitschfreisinnigen, der Kaiser immer mehr, wie die preußischen Könige von je, als der Anwalt der Armen und Gedruckten erkannt werden, wenn von zwölf Millionen deutscher Arbeiter die drückendsten Sorgen, welche Alters- und Erwerbsunfähigkeit mit sich bringt, genommen werden. Das ungeheure Werk mag auf den ersten Anlauf nicht ganz gelingen; wie könnte eine so weitgreifende Verwaltung mit ihren Schiedsgerichten, ihrer Arbeitervertretung, ihrer Geschäftsordnung, beim Mangel aller Erfahrung sofort und ohne alle Fehlgriffe sicher arbeiten! Trotz alledem wird die Nachwelt staunen, wie über diese ganze soziale Reform, so insbesondre über die kurze Zeit, in welcher sie trotz aller erdenklichen Hindernisse von feiten der Gegner in ihren wesentlichen Grundzügen fertig gebracht und in Thätigkeit gesetzt worden ist. Noch sind es nicht sieben Jahre her, daß an jenem 17. November die Botschaft des Kaisers seinen Wunsch und Willen in Betreff einer sozialen Reform dem deutschen Volke verkündigte, und schon wird das große Werk bald zu einem wichtigen Abschluß kommen. Der deutsche Arbeiter wird für die Zeit seines Alters ein Recht auf eine Rente haben, für welche Kinder und Angehörige und ebenso Fremde ihn mit Freuden in ihrem Hause aufnehmen. Besonders aber, wir weisen darauf noch einmal hin, läßt sich der Einfluß auf die ganzen sozialen Verhältnisse, so z. B. auf das des Landlebens, gar nicht genug ermessen, wenn sich die Invaliden der Arbeit und unsre Arbeiter in ihren späten Tagen entschließen, ihren Aufenthalt aus den Städten aufs Land zu verlegen. An dieser großen Reformarbeit haben die Nationalliberalen bis jetzt aufs treueste mitgeholfen; sie haben mitgeholfen in dem Bewußtsein, daß, wie neulich der Abgeordnete Öchelhäuser hervorhob, eine solche Reform noch zu keiner Zeit und bei keinem Volke in solchem Umfange in Angriff genommen worden ist als wie vom Kaiser Wilhelm und seiner Negierung. Dagegen hat der Fortschritt bis jetzt von Anfang an feine Aufgabe darin gesehen, dem großen Werte hindernd in den Weg zu treten. Auch hier stehen die Freisinnigen auf dem Standpunkte Bebels, der die Sozialrefvrm des deutschen Reiches eine staatssozialistische Maske nennt. Wenn aber die arbeitenden Klassen endlich, wie zu hoffen steht, trotz aller Agitation erkennen, daß durch die Fürsorge ihres Kaisers bei Unfall und Krankheit, bei Invalidität und im Alter die schwerste Not gebannt worden ist, daß dagegen der Freisinn nur Steine bot statt Brot, dann werden diese Herren wohl auf all ihren lärmenden Spuk noch mehr als bisher den Ruf zu hören bekommen: In die Ecke, Besen! Besen! Seits gewesen!

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 47, 1888, Erstes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341847_202098/492>, abgerufen am 22.05.2024.