Die Grenzboten. Jg. 48, 1889, Erstes Vierteljahr.Zu Aörners Toni und Zriny [Beginn Spaltensatz] Werthes Zu Aörners Toni und Zriny [Beginn Spaltensatz] Werthes <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0237" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/204326"/> <fw type="header" place="top"> Zu Aörners Toni und Zriny</fw><lb/> <quote> <cb type="start"/> <bibl> Werthes</bibl><lb/> <p xml:id="ID_748" prev="#ID_747"> meinem Herrn und unserm teuren Bater¬<lb/> lande, sowie allen, die hier versammelt sind,<lb/> daß ich euch nicht verlassen, sondern Glück<lb/> und Unglück getreulich mit euch teilen, mit<lb/> euch leben und sterben werde.</p> <p xml:id="ID_749"> S. 75.</p><lb/> <p xml:id="ID_750"> Könige und Fürsten werden nach Jahr¬<lb/> tausenden vergessen sein, und wir werden noch<lb/> im Andenken der Nachwelt fortleben.</p> <p xml:id="ID_751"> S. 79.</p><lb/> <p xml:id="ID_752"> Meine Säbel. Meinen Liebling werd' ich<lb/> herauswählen. Diesen! Dich. Diesen erhielt<lb/> ich aus Karls V. glorreicher Hand, nachdem<lb/> ich beinahe noch als Knabe Solimans Heer<lb/> von den Mauern Wiens hinweg jagte; immer<lb/> warst du in den größten Gefahren mein Be¬<lb/> gleiter und Helfer. Zu allem, was ich habe,<lb/> hast du mir geholfen. Du verdienst meinen<lb/> letzten Ruhm mit mir zu teilen. Keine andre<lb/> Waffen brauch' ich nicht. So leicht als mög'<lb/> lich, um desto leichter der Sklaverei zu ent¬<lb/> gehen.</p> <p xml:id="ID_753"> S. 79.</p><lb/> <note type="speaker"> Zrini:</note> <p xml:id="ID_754" next="#ID_755"> Einen Beutel mit 100 Dukaten</p><lb/> <p xml:id="ID_755" prev="#ID_754"> dem zur Belohnung, der meinen Leib begraben<lb/> wird. Jetzt die Burgschlüssel. Solang' ich<lb/> noch diese Hand und das Schwert habe, soll<lb/> keiner euch mir entreißen.</p> <p xml:id="ID_756"> S. 81.</p><lb/> <note type="speaker"> Sophie:</note> <p xml:id="ID_757" next="#ID_758"> Was wird aus uns werden?</p><lb/> <p xml:id="ID_758" prev="#ID_757"> Wie? Sklavinnen? Georg, töte mich lieber.</p> <p xml:id="ID_759" next="#ID_760"> S. 77.</p><lb/> <note type="speaker"> Zrini: </note><lb/> <p xml:id="ID_760" prev="#ID_759" next="#ID_761"> nes Kleid. Nach meinem Hochzeitstage ist dies<lb/> der feierlichste Tag meines Lebens.</p> <cb/> <bibl> - Körner</bibl><lb/> <p xml:id="ID_761" prev="#ID_760"> In meines Lebens letztem Kampf verlassen,<lb/> Wenn ich euch je verlasse, brüderlich<lb/> Nicht Sieg und Tod mit meinen Ungarn teile.</p> <p xml:id="ID_762"> V, B. 61.</p><lb/> <p xml:id="ID_763"> Die Stimme des Jahrhunderts wird ver¬<lb/> hallen<lb/> lind das Geschlecht versinken, das mich kennt,<lb/> Doch Enkel werden zu den Trümmern wallen,<lb/> Wo dankbar dann mich manche Lippe nennt.</p> <p xml:id="ID_764"> V, V. 85.</p> <p xml:id="ID_765"> Hier, edler Herr, sind eure<lb/> Säbel. Wählt.</p> <note type="speaker"> Scherenk: </note> <note type="speaker"> Zriny:</note> <p xml:id="ID_766" next="#ID_767"> Wohl kenn ich diesen. In der<lb/> Schlacht bei Pest</p><lb/> <p xml:id="ID_767" prev="#ID_766"> Hab' ich ihn rühmlich eingeweiht. Er ist<lb/> Zu schwer für diesen Waffeugang, ich muß<lb/> Den leichtern führen. Den da kenn' ich much,<lb/> Er hat bei Esseg wacker mitgeholfen<lb/> Und meines Kaisers Liebe mir verdient.<lb/> Halt, der ist recht, den wast' ich. Diesen Säbel<lb/> Gab mir mein edler Vater einst vor Wien.<lb/> Er hat die erste Ehre mir erkämpft,<lb/> Er soll mir auch um meine letzte kämpfen.</p> <p xml:id="ID_768"> V, V. 114.</p> <p xml:id="ID_769"> Hier sind die 100 Gülden, hier<lb/> die Schlüssel</p> <note type="speaker"> Scherenk: </note><lb/> <p xml:id="ID_770"> Der Burg, wie ihrs befahlt.</p> <p xml:id="ID_771" next="#ID_772"> Die Hunde sollen</p> <note type="speaker"> Zriny:</note><lb/> <p xml:id="ID_772" prev="#ID_771"> Nicht sagen, 's sei der Müh nicht wert gewesen,<lb/> Des Niklas Zriny Leichnam auszuziehn.<lb/> Sie und die Schlüssel wahr' ich hier im Gürtel,<lb/> Die soll, beim Himmel, keiner von mir holen,<lb/> Eh sich der Tod in meine Brust gewühlt.</p> <p xml:id="ID_773"> V, V. 260.</p><lb/> <note type="speaker"> Helene:</note> <p xml:id="ID_774" next="#ID_775"> O töte mich . . . Oder soll der<lb/> Großherr</p><lb/> <p xml:id="ID_775" prev="#ID_774"> Mich mit sich schleppen unter seine Sklaven?</p> <p xml:id="ID_776"> V, V. 34.</p><lb/> <note type="speaker"> Scherenk: </note> <p xml:id="ID_777" next="#ID_778"> Mit diesem Kleide da</p><lb/> <p xml:id="ID_778" prev="#ID_777"> Schmückt' ich Euch, Herr, zu Eurem zweiten<lb/> Brauttag.</p> <p xml:id="ID_779"> V, V. 47.</p><lb/> <note type="speaker"> Zriny:</note> <p xml:id="ID_780" next="#ID_781"> Heut ist mein dritter Ehrentag;<lb/> drum hab' ich</p><lb/> <p xml:id="ID_781" prev="#ID_780"> Mich bräutlich angethan.</p> <cb type="end"/> <p xml:id="ID_782"> Nun, Scherenk!, bringe mein seide¬</p> </quote><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0237]
Zu Aörners Toni und Zriny
Werthes
meinem Herrn und unserm teuren Bater¬
lande, sowie allen, die hier versammelt sind,
daß ich euch nicht verlassen, sondern Glück
und Unglück getreulich mit euch teilen, mit
euch leben und sterben werde.
S. 75.
Könige und Fürsten werden nach Jahr¬
tausenden vergessen sein, und wir werden noch
im Andenken der Nachwelt fortleben.
S. 79.
Meine Säbel. Meinen Liebling werd' ich
herauswählen. Diesen! Dich. Diesen erhielt
ich aus Karls V. glorreicher Hand, nachdem
ich beinahe noch als Knabe Solimans Heer
von den Mauern Wiens hinweg jagte; immer
warst du in den größten Gefahren mein Be¬
gleiter und Helfer. Zu allem, was ich habe,
hast du mir geholfen. Du verdienst meinen
letzten Ruhm mit mir zu teilen. Keine andre
Waffen brauch' ich nicht. So leicht als mög'
lich, um desto leichter der Sklaverei zu ent¬
gehen.
S. 79.
Zrini: Einen Beutel mit 100 Dukaten
dem zur Belohnung, der meinen Leib begraben
wird. Jetzt die Burgschlüssel. Solang' ich
noch diese Hand und das Schwert habe, soll
keiner euch mir entreißen.
S. 81.
Sophie: Was wird aus uns werden?
Wie? Sklavinnen? Georg, töte mich lieber.
S. 77.
Zrini:
nes Kleid. Nach meinem Hochzeitstage ist dies
der feierlichste Tag meines Lebens.
- Körner
In meines Lebens letztem Kampf verlassen,
Wenn ich euch je verlasse, brüderlich
Nicht Sieg und Tod mit meinen Ungarn teile.
V, B. 61.
Die Stimme des Jahrhunderts wird ver¬
hallen
lind das Geschlecht versinken, das mich kennt,
Doch Enkel werden zu den Trümmern wallen,
Wo dankbar dann mich manche Lippe nennt.
V, V. 85.
Hier, edler Herr, sind eure
Säbel. Wählt.
Scherenk: Zriny: Wohl kenn ich diesen. In der
Schlacht bei Pest
Hab' ich ihn rühmlich eingeweiht. Er ist
Zu schwer für diesen Waffeugang, ich muß
Den leichtern führen. Den da kenn' ich much,
Er hat bei Esseg wacker mitgeholfen
Und meines Kaisers Liebe mir verdient.
Halt, der ist recht, den wast' ich. Diesen Säbel
Gab mir mein edler Vater einst vor Wien.
Er hat die erste Ehre mir erkämpft,
Er soll mir auch um meine letzte kämpfen.
V, V. 114.
Hier sind die 100 Gülden, hier
die Schlüssel
Scherenk:
Der Burg, wie ihrs befahlt.
Die Hunde sollen
Zriny:
Nicht sagen, 's sei der Müh nicht wert gewesen,
Des Niklas Zriny Leichnam auszuziehn.
Sie und die Schlüssel wahr' ich hier im Gürtel,
Die soll, beim Himmel, keiner von mir holen,
Eh sich der Tod in meine Brust gewühlt.
V, V. 260.
Helene: O töte mich . . . Oder soll der
Großherr
Mich mit sich schleppen unter seine Sklaven?
V, V. 34.
Scherenk: Mit diesem Kleide da
Schmückt' ich Euch, Herr, zu Eurem zweiten
Brauttag.
V, V. 47.
Zriny: Heut ist mein dritter Ehrentag;
drum hab' ich
Mich bräutlich angethan.
Nun, Scherenk!, bringe mein seide¬
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