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Die Grenzboten. Jg. 48, 1889, Erstes Vierteljahr.

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Maßgebliches und Unmaßgebliches

liegenden Buches, dessen Verfasser einer der auch im räumliche" Sinne erd¬
kundigsten unter den deutschen Geologen ist, liegt hauptsächlich in der Kritik
dieser hypothetischen Snbstrnktivnen. Fritsch ist gar nicht so fest von dem
einst glühendslüssigeu Zustande des Erdballes überzeugt, er könnte sich die
Erde auch aus zusammenstürzenden Meteoriten und kosmischem Staub zur
Kugel aufgehäuft denken. Die Vulkane sind ihm nicht zweifellos die Ventile
eines feurigen Erdkernes, die Gebirgsbildnng durch horizontalen Schub ist ihm
so wenig ein Dogma wie die Horste und Einbrüche, die phantnsiebegal'te Geo¬
logen kaum minder kühn als die Vulkanisten Bnchscher Observanz auf dem
Antlitz der Erde erblicken. Dagegen kommt die Einzelbeobachtung bis ins
Feinste und Einzelnste, z. B. bis zu den Schrammen der Holzschlaufen unsrer
Gebirge, zur Geltung. Und so liegt der Wert des Buches überhaupt in der
Unabhängigkeit und Sachlichkeit des Denkens, eine doppelt hoch zu schätzende
Eigenschaft in der Wissenschaft der Geologie, welche wie keine andre Natur¬
wissenschaft die Trennung in Schulen und das schworen ans des Meisters
Wort begünstigt.




Maßgebliches und Unmaßgebliches

Berichtigung. Die Verwaltung des Freien Deutschen Hochstifts in Frank¬
furt am Main sendet uns folgendes:

In Ur. 3 der "Grenzboten" wird in der Abteilung "Maßgebliches und
Unmaßgebliches" unter dem Stichwort "Die Hampelmänner" unter anderm auch
das Hochstift zu Frankfurt am Main erwähnt. Das darüber Mitgeteilte ist aber
von Anfang bis zu Ende falsch.

Es heißt dort: "Kein andrer ^Verein^ genießt die -- die Götter wissen wo¬
durch verdiente -- Ehre, im Geburtshause Goethes zu tagen. Wir haben uns
oft über den Zusammenhang zwischen diesem Hochstift und diesem Nationalheiligtnm
der Dentschen unsre Gedanken gemacht."

Das Goethehaus, nicht das Geburtshaus Goethes, welches, wie der ungenannte
Verfasser dieser Bemerkung wissen dürfte, von Goethes Vater gründlich umgebaut
worden, so daß es nicht mehr als "Geburtshaus" bezeichnet werden kann, ist, seit¬
dem es von der Familie verkauft wurde, in Privatbesitz gewesen und vielfach um¬
geändert worden. Das Hochstift hat es aus dem Privatbesitz erworben und in
den flühern Stand setzen lassen, der in ihm das "Nationalheiligtnm" nicht nur
wiedcrkennen läßt, sondern auch achtet und erhält. Ohne das Hochstift wäre
dies "Nativnalheiligtum" vermutlich längst einem Neubau gewichen. Nachdem so
das Hochstift dieses "Nationalheiligtnm" erworben und erhalten hat, steht sein
Recht, dort zu tagen, wohl ebenso wenig in Zweifel, wie der Zusammenhang


Maßgebliches und Unmaßgebliches

liegenden Buches, dessen Verfasser einer der auch im räumliche» Sinne erd¬
kundigsten unter den deutschen Geologen ist, liegt hauptsächlich in der Kritik
dieser hypothetischen Snbstrnktivnen. Fritsch ist gar nicht so fest von dem
einst glühendslüssigeu Zustande des Erdballes überzeugt, er könnte sich die
Erde auch aus zusammenstürzenden Meteoriten und kosmischem Staub zur
Kugel aufgehäuft denken. Die Vulkane sind ihm nicht zweifellos die Ventile
eines feurigen Erdkernes, die Gebirgsbildnng durch horizontalen Schub ist ihm
so wenig ein Dogma wie die Horste und Einbrüche, die phantnsiebegal'te Geo¬
logen kaum minder kühn als die Vulkanisten Bnchscher Observanz auf dem
Antlitz der Erde erblicken. Dagegen kommt die Einzelbeobachtung bis ins
Feinste und Einzelnste, z. B. bis zu den Schrammen der Holzschlaufen unsrer
Gebirge, zur Geltung. Und so liegt der Wert des Buches überhaupt in der
Unabhängigkeit und Sachlichkeit des Denkens, eine doppelt hoch zu schätzende
Eigenschaft in der Wissenschaft der Geologie, welche wie keine andre Natur¬
wissenschaft die Trennung in Schulen und das schworen ans des Meisters
Wort begünstigt.




Maßgebliches und Unmaßgebliches

Berichtigung. Die Verwaltung des Freien Deutschen Hochstifts in Frank¬
furt am Main sendet uns folgendes:

In Ur. 3 der „Grenzboten" wird in der Abteilung „Maßgebliches und
Unmaßgebliches" unter dem Stichwort „Die Hampelmänner" unter anderm auch
das Hochstift zu Frankfurt am Main erwähnt. Das darüber Mitgeteilte ist aber
von Anfang bis zu Ende falsch.

Es heißt dort: „Kein andrer ^Verein^ genießt die — die Götter wissen wo¬
durch verdiente — Ehre, im Geburtshause Goethes zu tagen. Wir haben uns
oft über den Zusammenhang zwischen diesem Hochstift und diesem Nationalheiligtnm
der Dentschen unsre Gedanken gemacht."

Das Goethehaus, nicht das Geburtshaus Goethes, welches, wie der ungenannte
Verfasser dieser Bemerkung wissen dürfte, von Goethes Vater gründlich umgebaut
worden, so daß es nicht mehr als „Geburtshaus" bezeichnet werden kann, ist, seit¬
dem es von der Familie verkauft wurde, in Privatbesitz gewesen und vielfach um¬
geändert worden. Das Hochstift hat es aus dem Privatbesitz erworben und in
den flühern Stand setzen lassen, der in ihm das „Nationalheiligtnm" nicht nur
wiedcrkennen läßt, sondern auch achtet und erhält. Ohne das Hochstift wäre
dies „Nativnalheiligtum" vermutlich längst einem Neubau gewichen. Nachdem so
das Hochstift dieses „Nationalheiligtnm" erworben und erhalten hat, steht sein
Recht, dort zu tagen, wohl ebenso wenig in Zweifel, wie der Zusammenhang


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[0344] Maßgebliches und Unmaßgebliches liegenden Buches, dessen Verfasser einer der auch im räumliche» Sinne erd¬ kundigsten unter den deutschen Geologen ist, liegt hauptsächlich in der Kritik dieser hypothetischen Snbstrnktivnen. Fritsch ist gar nicht so fest von dem einst glühendslüssigeu Zustande des Erdballes überzeugt, er könnte sich die Erde auch aus zusammenstürzenden Meteoriten und kosmischem Staub zur Kugel aufgehäuft denken. Die Vulkane sind ihm nicht zweifellos die Ventile eines feurigen Erdkernes, die Gebirgsbildnng durch horizontalen Schub ist ihm so wenig ein Dogma wie die Horste und Einbrüche, die phantnsiebegal'te Geo¬ logen kaum minder kühn als die Vulkanisten Bnchscher Observanz auf dem Antlitz der Erde erblicken. Dagegen kommt die Einzelbeobachtung bis ins Feinste und Einzelnste, z. B. bis zu den Schrammen der Holzschlaufen unsrer Gebirge, zur Geltung. Und so liegt der Wert des Buches überhaupt in der Unabhängigkeit und Sachlichkeit des Denkens, eine doppelt hoch zu schätzende Eigenschaft in der Wissenschaft der Geologie, welche wie keine andre Natur¬ wissenschaft die Trennung in Schulen und das schworen ans des Meisters Wort begünstigt. Maßgebliches und Unmaßgebliches Berichtigung. Die Verwaltung des Freien Deutschen Hochstifts in Frank¬ furt am Main sendet uns folgendes: In Ur. 3 der „Grenzboten" wird in der Abteilung „Maßgebliches und Unmaßgebliches" unter dem Stichwort „Die Hampelmänner" unter anderm auch das Hochstift zu Frankfurt am Main erwähnt. Das darüber Mitgeteilte ist aber von Anfang bis zu Ende falsch. Es heißt dort: „Kein andrer ^Verein^ genießt die — die Götter wissen wo¬ durch verdiente — Ehre, im Geburtshause Goethes zu tagen. Wir haben uns oft über den Zusammenhang zwischen diesem Hochstift und diesem Nationalheiligtnm der Dentschen unsre Gedanken gemacht." Das Goethehaus, nicht das Geburtshaus Goethes, welches, wie der ungenannte Verfasser dieser Bemerkung wissen dürfte, von Goethes Vater gründlich umgebaut worden, so daß es nicht mehr als „Geburtshaus" bezeichnet werden kann, ist, seit¬ dem es von der Familie verkauft wurde, in Privatbesitz gewesen und vielfach um¬ geändert worden. Das Hochstift hat es aus dem Privatbesitz erworben und in den flühern Stand setzen lassen, der in ihm das „Nationalheiligtnm" nicht nur wiedcrkennen läßt, sondern auch achtet und erhält. Ohne das Hochstift wäre dies „Nativnalheiligtum" vermutlich längst einem Neubau gewichen. Nachdem so das Hochstift dieses „Nationalheiligtnm" erworben und erhalten hat, steht sein Recht, dort zu tagen, wohl ebenso wenig in Zweifel, wie der Zusammenhang

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 48, 1889, Erstes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341849_204088/344>, abgerufen am 17.06.2024.