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Die Grenzboten. Jg. 49, 1890, Erstes Vierteljahr.

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Maßgebliches und Unmaßgebliches

er nicht deutlich sagt, welche dramatischen Erzeugnisse er eigentlich gegen gewisse,
seiner Meinung nach ungerechte Angriffe in Schutz nehmen will. So sagt er z. B.:
"Sie klatschen Beifall, wenn die Gemeinheit im eleganten Gesellschaftskostüm auf¬
tritt, und schreien Zeter, sobald die Leidenschaft in ihrer furchtbaren Nacktheit er¬
scheint. Sie ahnen nicht, daß das einzelne Häßliche sich doch zuletzt im Schönen
auflösen kann durch die befreiende Harmonie eines großgedachten Ganzen." Damit
könnten wir uns ja einverstanden erklären, wenn nur nicht der Verdacht nahe läge,
daß hier die Erzeugnisse gewisser jung- und jüngstdeutschen "Naturalisten" in Schutz
genommen werden sollen, die sich mit ihrer Einbildung, sie erst hätten die Kunst,
Gold der Erde in Dreck zu verwandeln, entdeckt, außerordentlich täuschen, denn
schon Goethe hat das Treiben solcher Wichte als Lazarethpoesie abgethan. Diese
Erzeugnisse sind verwerflich, weil sich ihr Häßliches eben nicht ins Schöne auflöst,
und zudem sind sie das, was Fulda für das allerverwerflichste erklärt, nämlich
Tendenzpoesie, im allerhöchsten Grade. Die Tendenz von Schauergemälden kann
eine gute oder eine schlechte sein. Dickens hat mit seinen Geschichten gemißhandelter
Kinder im großartigsten Stile Gutes gewirkt, er hat das Mitleid seiner Landsleute,
bei den allerdictfelligsteu wenigstens einige Scham vor dem Auslande erweckt und
dadurch teilweise die Abstellung der geschilderten Greuel bewirkt. Andre "Realisten"
verfolgen schlechte Tendenzen, n. a. die, dem Publikum einzureden, alle Stände
und Schichte" unsrer modernen Gesellschaft seien in Grund und Boden verdorben.
Das ist zum Glück uicht einmal in Frankreich wahr, wie auch, so viel ich mich
erinnere, bei der Besprechung von Zolcis 1"rro in den Grenzboten hervorgehoben
wurde. Soeben (am 5. März) protestirt Albert Wolff im K^-in-o wieder einmal
gegen das Bestreben jener Leute, den Schein, zu verbreiten, als ob es in ganz
Frankreich keinen einzigen anständigen und ehrenwerten Haushalt mehr gäbe.
Sollte aber irgend ein Elend-, Schmutz- und Lasterdichter keinerlei Tendenz ver¬
folgen -- um so schlimmer für ihn! Wer aus der unendlichen Fülle dieser schonen
Welt und dieses reichen Menschenlebens schlechterdings nichts herausfindet als
Häßliches und Böses, der beweist dadurch, daß er entweder unterleibskrank oder
ein Schmutzfink ist.

Und nun das allerschönste! Die Tendenzdichterei will Fulda bekämpfen, und
mit der Vereidigung der deutschen Dichter auf eine scharf ausgeprägte Tendenz
schließt er. "Ihre (der Gegner, die er bekämpft) Moral ist eine Scheinmoral. Es
ist die Moral, auf der sich so ziemlich unsre ganze heutige Gesellschaft aufbaut, die
Moral der Bertuschuug. Ihr sauberes Sittengesetz hat drei Gebote: 1. Lassen
wir die Dinge, wie sie sind. 2. Thun wir, so weit es möglich ist, was uns ge¬
fällt. 3. Sprechen nur nicht davon. (Da fehlt noch das vierte und wichtigste:
lassen wir uns uicht erwischen!) Und dieses dritte Gebot, welches dem angenehmen
Laster eine moralische Schutzwehr errichtet gegen den Skandal, dieses schändliche
Gebot schlendert man auch dem Künstler, dem Dichter entgegen. Sprich nicht
davon! So befiehlt man ihm, dem ein Gott den heiligen Beruf gegeben, zu sagen,
was er, und was seine Brüder leiden. Aber er wird und er soll davon sprechen!"
Also er soll sagen, was er und seine Brüder leiden, doch wohl ni" das Publikum
zu erweichen und Besserung herbeizuführen, und er soll die falsche, heuchlerische
Moral unsrer Tage vernichten. Wenn das nicht Tendenz ist!

Sollten wir Herrn Fulda mißverstanden haben, so wäre er selbst daran schuld;
warum sagt er uicht grade heraus, ans wen seine Philippika gemünzt ist, >>">.
welche Art leidender Brüder er meint.




Für die Reduktion verantwortlich: Johannes Grunow in Leipzig
Verlag von Fr. Wilh. Grunow in Leipzig -- Druck von Carl Marquart in Leipzig
Maßgebliches und Unmaßgebliches

er nicht deutlich sagt, welche dramatischen Erzeugnisse er eigentlich gegen gewisse,
seiner Meinung nach ungerechte Angriffe in Schutz nehmen will. So sagt er z. B.:
„Sie klatschen Beifall, wenn die Gemeinheit im eleganten Gesellschaftskostüm auf¬
tritt, und schreien Zeter, sobald die Leidenschaft in ihrer furchtbaren Nacktheit er¬
scheint. Sie ahnen nicht, daß das einzelne Häßliche sich doch zuletzt im Schönen
auflösen kann durch die befreiende Harmonie eines großgedachten Ganzen." Damit
könnten wir uns ja einverstanden erklären, wenn nur nicht der Verdacht nahe läge,
daß hier die Erzeugnisse gewisser jung- und jüngstdeutschen „Naturalisten" in Schutz
genommen werden sollen, die sich mit ihrer Einbildung, sie erst hätten die Kunst,
Gold der Erde in Dreck zu verwandeln, entdeckt, außerordentlich täuschen, denn
schon Goethe hat das Treiben solcher Wichte als Lazarethpoesie abgethan. Diese
Erzeugnisse sind verwerflich, weil sich ihr Häßliches eben nicht ins Schöne auflöst,
und zudem sind sie das, was Fulda für das allerverwerflichste erklärt, nämlich
Tendenzpoesie, im allerhöchsten Grade. Die Tendenz von Schauergemälden kann
eine gute oder eine schlechte sein. Dickens hat mit seinen Geschichten gemißhandelter
Kinder im großartigsten Stile Gutes gewirkt, er hat das Mitleid seiner Landsleute,
bei den allerdictfelligsteu wenigstens einige Scham vor dem Auslande erweckt und
dadurch teilweise die Abstellung der geschilderten Greuel bewirkt. Andre „Realisten"
verfolgen schlechte Tendenzen, n. a. die, dem Publikum einzureden, alle Stände
und Schichte» unsrer modernen Gesellschaft seien in Grund und Boden verdorben.
Das ist zum Glück uicht einmal in Frankreich wahr, wie auch, so viel ich mich
erinnere, bei der Besprechung von Zolcis 1«rro in den Grenzboten hervorgehoben
wurde. Soeben (am 5. März) protestirt Albert Wolff im K^-in-o wieder einmal
gegen das Bestreben jener Leute, den Schein, zu verbreiten, als ob es in ganz
Frankreich keinen einzigen anständigen und ehrenwerten Haushalt mehr gäbe.
Sollte aber irgend ein Elend-, Schmutz- und Lasterdichter keinerlei Tendenz ver¬
folgen — um so schlimmer für ihn! Wer aus der unendlichen Fülle dieser schonen
Welt und dieses reichen Menschenlebens schlechterdings nichts herausfindet als
Häßliches und Böses, der beweist dadurch, daß er entweder unterleibskrank oder
ein Schmutzfink ist.

Und nun das allerschönste! Die Tendenzdichterei will Fulda bekämpfen, und
mit der Vereidigung der deutschen Dichter auf eine scharf ausgeprägte Tendenz
schließt er. „Ihre (der Gegner, die er bekämpft) Moral ist eine Scheinmoral. Es
ist die Moral, auf der sich so ziemlich unsre ganze heutige Gesellschaft aufbaut, die
Moral der Bertuschuug. Ihr sauberes Sittengesetz hat drei Gebote: 1. Lassen
wir die Dinge, wie sie sind. 2. Thun wir, so weit es möglich ist, was uns ge¬
fällt. 3. Sprechen nur nicht davon. (Da fehlt noch das vierte und wichtigste:
lassen wir uns uicht erwischen!) Und dieses dritte Gebot, welches dem angenehmen
Laster eine moralische Schutzwehr errichtet gegen den Skandal, dieses schändliche
Gebot schlendert man auch dem Künstler, dem Dichter entgegen. Sprich nicht
davon! So befiehlt man ihm, dem ein Gott den heiligen Beruf gegeben, zu sagen,
was er, und was seine Brüder leiden. Aber er wird und er soll davon sprechen!"
Also er soll sagen, was er und seine Brüder leiden, doch wohl ni» das Publikum
zu erweichen und Besserung herbeizuführen, und er soll die falsche, heuchlerische
Moral unsrer Tage vernichten. Wenn das nicht Tendenz ist!

Sollten wir Herrn Fulda mißverstanden haben, so wäre er selbst daran schuld;
warum sagt er uicht grade heraus, ans wen seine Philippika gemünzt ist, >>»>.
welche Art leidender Brüder er meint.




Für die Reduktion verantwortlich: Johannes Grunow in Leipzig
Verlag von Fr. Wilh. Grunow in Leipzig — Druck von Carl Marquart in Leipzig
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[0544] Maßgebliches und Unmaßgebliches er nicht deutlich sagt, welche dramatischen Erzeugnisse er eigentlich gegen gewisse, seiner Meinung nach ungerechte Angriffe in Schutz nehmen will. So sagt er z. B.: „Sie klatschen Beifall, wenn die Gemeinheit im eleganten Gesellschaftskostüm auf¬ tritt, und schreien Zeter, sobald die Leidenschaft in ihrer furchtbaren Nacktheit er¬ scheint. Sie ahnen nicht, daß das einzelne Häßliche sich doch zuletzt im Schönen auflösen kann durch die befreiende Harmonie eines großgedachten Ganzen." Damit könnten wir uns ja einverstanden erklären, wenn nur nicht der Verdacht nahe läge, daß hier die Erzeugnisse gewisser jung- und jüngstdeutschen „Naturalisten" in Schutz genommen werden sollen, die sich mit ihrer Einbildung, sie erst hätten die Kunst, Gold der Erde in Dreck zu verwandeln, entdeckt, außerordentlich täuschen, denn schon Goethe hat das Treiben solcher Wichte als Lazarethpoesie abgethan. Diese Erzeugnisse sind verwerflich, weil sich ihr Häßliches eben nicht ins Schöne auflöst, und zudem sind sie das, was Fulda für das allerverwerflichste erklärt, nämlich Tendenzpoesie, im allerhöchsten Grade. Die Tendenz von Schauergemälden kann eine gute oder eine schlechte sein. Dickens hat mit seinen Geschichten gemißhandelter Kinder im großartigsten Stile Gutes gewirkt, er hat das Mitleid seiner Landsleute, bei den allerdictfelligsteu wenigstens einige Scham vor dem Auslande erweckt und dadurch teilweise die Abstellung der geschilderten Greuel bewirkt. Andre „Realisten" verfolgen schlechte Tendenzen, n. a. die, dem Publikum einzureden, alle Stände und Schichte» unsrer modernen Gesellschaft seien in Grund und Boden verdorben. Das ist zum Glück uicht einmal in Frankreich wahr, wie auch, so viel ich mich erinnere, bei der Besprechung von Zolcis 1«rro in den Grenzboten hervorgehoben wurde. Soeben (am 5. März) protestirt Albert Wolff im K^-in-o wieder einmal gegen das Bestreben jener Leute, den Schein, zu verbreiten, als ob es in ganz Frankreich keinen einzigen anständigen und ehrenwerten Haushalt mehr gäbe. Sollte aber irgend ein Elend-, Schmutz- und Lasterdichter keinerlei Tendenz ver¬ folgen — um so schlimmer für ihn! Wer aus der unendlichen Fülle dieser schonen Welt und dieses reichen Menschenlebens schlechterdings nichts herausfindet als Häßliches und Böses, der beweist dadurch, daß er entweder unterleibskrank oder ein Schmutzfink ist. Und nun das allerschönste! Die Tendenzdichterei will Fulda bekämpfen, und mit der Vereidigung der deutschen Dichter auf eine scharf ausgeprägte Tendenz schließt er. „Ihre (der Gegner, die er bekämpft) Moral ist eine Scheinmoral. Es ist die Moral, auf der sich so ziemlich unsre ganze heutige Gesellschaft aufbaut, die Moral der Bertuschuug. Ihr sauberes Sittengesetz hat drei Gebote: 1. Lassen wir die Dinge, wie sie sind. 2. Thun wir, so weit es möglich ist, was uns ge¬ fällt. 3. Sprechen nur nicht davon. (Da fehlt noch das vierte und wichtigste: lassen wir uns uicht erwischen!) Und dieses dritte Gebot, welches dem angenehmen Laster eine moralische Schutzwehr errichtet gegen den Skandal, dieses schändliche Gebot schlendert man auch dem Künstler, dem Dichter entgegen. Sprich nicht davon! So befiehlt man ihm, dem ein Gott den heiligen Beruf gegeben, zu sagen, was er, und was seine Brüder leiden. Aber er wird und er soll davon sprechen!" Also er soll sagen, was er und seine Brüder leiden, doch wohl ni» das Publikum zu erweichen und Besserung herbeizuführen, und er soll die falsche, heuchlerische Moral unsrer Tage vernichten. Wenn das nicht Tendenz ist! Sollten wir Herrn Fulda mißverstanden haben, so wäre er selbst daran schuld; warum sagt er uicht grade heraus, ans wen seine Philippika gemünzt ist, >>»>. welche Art leidender Brüder er meint. Für die Reduktion verantwortlich: Johannes Grunow in Leipzig Verlag von Fr. Wilh. Grunow in Leipzig — Druck von Carl Marquart in Leipzig

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 49, 1890, Erstes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341851_206644/544>, abgerufen am 10.06.2024.