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Die Grenzboten. Jg. 49, 1890, Drittes Vierteljahr.

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die niiglanblichsten Gerüchte. Einige behaupten, daß Sie den See untersuchen
wollten, ob sich sein Wasser zu einem oder dem andern mystischen Gebrauch
eigne. Andre schwören darauf, daß Sie nach einem verborgnen Schatz suchten,
den die Dänen während des schottischen Krieges hier versenkt hätten. Daran
glaube ich natürlich nicht, aber irgend etwas muß es doch sein, weshalb Sie
hierher gekommen sind.

Blau erzählte so kurz als möglich, aber doch deutlich, was er suche, und
als er zu Ende war, sagte der Pachter: Was zum Kukuk! Hätten Sie es
uicht selbst erzählt, so würde ich darauf schwören, es seien Lügen! Ich glaubte,
ehrlich gesprochen, daß Sie hier wären, um sich nach einem Gut umzusehen;
ist das der Fall, so ist es jn immer am besten, die Leute wissen nicht, wes¬
halb man unterwegs ist.

Nein, ich habe ein Gut, sagte Blau und erzählte von Kragebjerg.

So, das haben Sie? Dann sind Sie wohl auch verheiratet?

Nein, das bin ich nicht und werde es wohl auch nie sein!

Weshalb nicht?

O, ich weiß es selbst nicht, aber wenn ich mich mit einer jungen Dame
eine Zeit lang unterhalten habe, so kommt es mir immer so vor, als Hütte ich
all mein Pulver verschossen. Wie sollte es mir dann ein ganzes Leben hin¬
durch ergehen! fügte er lachend hinzu.

Aber man unterhält sich doch auch uicht mit seiner Frau wie mit einer
fremden Dame! wandte der Pachter ein.

O doch, entschuldigen Sie, so gewiß ich mich nur mit einer Dame ver¬
heiraten könnte, so gewiß würde ich nie vergessen, daß meine Frau eine
Dame sei!

Das brauchen Sie auch nicht! Finden Sie nur erst eine.

Aber ich bin sehr wühlerisch!

So? Auch wegen des Äußern?

Ja, namentlich darin, was die Meisten Kleinigkeiten nennen. Ich will
Ihnen gestehen, daß, selbst wenn ich eine Dame noch so hübsch funde, doch
ihre Schönheit allen Reiz für mich verlieren würde, wenn ich z. B. sähe, daß
sie große Hände und Füße Hütte. Nein, ich bin zu wählerisch, um mich je
verheiraten zu können!

Ja, es scheint sast so! Aber das ist mir eigentlich sehr angenehm, denn
dann hat es keine Gefahr, Sie im Hause zu haben!

Weshalb?

Wenn man eine Tochter hat, so --

Haben Sie eine Tochter?

Eigentlich eine Nichte. Das einzige Kind meiner verstorbenen Schwester.

Ah, Fräulein Edda Lange?

Kennen Sie sie?


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die niiglanblichsten Gerüchte. Einige behaupten, daß Sie den See untersuchen
wollten, ob sich sein Wasser zu einem oder dem andern mystischen Gebrauch
eigne. Andre schwören darauf, daß Sie nach einem verborgnen Schatz suchten,
den die Dänen während des schottischen Krieges hier versenkt hätten. Daran
glaube ich natürlich nicht, aber irgend etwas muß es doch sein, weshalb Sie
hierher gekommen sind.

Blau erzählte so kurz als möglich, aber doch deutlich, was er suche, und
als er zu Ende war, sagte der Pachter: Was zum Kukuk! Hätten Sie es
uicht selbst erzählt, so würde ich darauf schwören, es seien Lügen! Ich glaubte,
ehrlich gesprochen, daß Sie hier wären, um sich nach einem Gut umzusehen;
ist das der Fall, so ist es jn immer am besten, die Leute wissen nicht, wes¬
halb man unterwegs ist.

Nein, ich habe ein Gut, sagte Blau und erzählte von Kragebjerg.

So, das haben Sie? Dann sind Sie wohl auch verheiratet?

Nein, das bin ich nicht und werde es wohl auch nie sein!

Weshalb nicht?

O, ich weiß es selbst nicht, aber wenn ich mich mit einer jungen Dame
eine Zeit lang unterhalten habe, so kommt es mir immer so vor, als Hütte ich
all mein Pulver verschossen. Wie sollte es mir dann ein ganzes Leben hin¬
durch ergehen! fügte er lachend hinzu.

Aber man unterhält sich doch auch uicht mit seiner Frau wie mit einer
fremden Dame! wandte der Pachter ein.

O doch, entschuldigen Sie, so gewiß ich mich nur mit einer Dame ver¬
heiraten könnte, so gewiß würde ich nie vergessen, daß meine Frau eine
Dame sei!

Das brauchen Sie auch nicht! Finden Sie nur erst eine.

Aber ich bin sehr wühlerisch!

So? Auch wegen des Äußern?

Ja, namentlich darin, was die Meisten Kleinigkeiten nennen. Ich will
Ihnen gestehen, daß, selbst wenn ich eine Dame noch so hübsch funde, doch
ihre Schönheit allen Reiz für mich verlieren würde, wenn ich z. B. sähe, daß
sie große Hände und Füße Hütte. Nein, ich bin zu wählerisch, um mich je
verheiraten zu können!

Ja, es scheint sast so! Aber das ist mir eigentlich sehr angenehm, denn
dann hat es keine Gefahr, Sie im Hause zu haben!

Weshalb?

Wenn man eine Tochter hat, so —

Haben Sie eine Tochter?

Eigentlich eine Nichte. Das einzige Kind meiner verstorbenen Schwester.

Ah, Fräulein Edda Lange?

Kennen Sie sie?


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[0378] n^tluis die niiglanblichsten Gerüchte. Einige behaupten, daß Sie den See untersuchen wollten, ob sich sein Wasser zu einem oder dem andern mystischen Gebrauch eigne. Andre schwören darauf, daß Sie nach einem verborgnen Schatz suchten, den die Dänen während des schottischen Krieges hier versenkt hätten. Daran glaube ich natürlich nicht, aber irgend etwas muß es doch sein, weshalb Sie hierher gekommen sind. Blau erzählte so kurz als möglich, aber doch deutlich, was er suche, und als er zu Ende war, sagte der Pachter: Was zum Kukuk! Hätten Sie es uicht selbst erzählt, so würde ich darauf schwören, es seien Lügen! Ich glaubte, ehrlich gesprochen, daß Sie hier wären, um sich nach einem Gut umzusehen; ist das der Fall, so ist es jn immer am besten, die Leute wissen nicht, wes¬ halb man unterwegs ist. Nein, ich habe ein Gut, sagte Blau und erzählte von Kragebjerg. So, das haben Sie? Dann sind Sie wohl auch verheiratet? Nein, das bin ich nicht und werde es wohl auch nie sein! Weshalb nicht? O, ich weiß es selbst nicht, aber wenn ich mich mit einer jungen Dame eine Zeit lang unterhalten habe, so kommt es mir immer so vor, als Hütte ich all mein Pulver verschossen. Wie sollte es mir dann ein ganzes Leben hin¬ durch ergehen! fügte er lachend hinzu. Aber man unterhält sich doch auch uicht mit seiner Frau wie mit einer fremden Dame! wandte der Pachter ein. O doch, entschuldigen Sie, so gewiß ich mich nur mit einer Dame ver¬ heiraten könnte, so gewiß würde ich nie vergessen, daß meine Frau eine Dame sei! Das brauchen Sie auch nicht! Finden Sie nur erst eine. Aber ich bin sehr wühlerisch! So? Auch wegen des Äußern? Ja, namentlich darin, was die Meisten Kleinigkeiten nennen. Ich will Ihnen gestehen, daß, selbst wenn ich eine Dame noch so hübsch funde, doch ihre Schönheit allen Reiz für mich verlieren würde, wenn ich z. B. sähe, daß sie große Hände und Füße Hütte. Nein, ich bin zu wählerisch, um mich je verheiraten zu können! Ja, es scheint sast so! Aber das ist mir eigentlich sehr angenehm, denn dann hat es keine Gefahr, Sie im Hause zu haben! Weshalb? Wenn man eine Tochter hat, so — Haben Sie eine Tochter? Eigentlich eine Nichte. Das einzige Kind meiner verstorbenen Schwester. Ah, Fräulein Edda Lange? Kennen Sie sie?

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 49, 1890, Drittes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341851_207936/378>, abgerufen am 23.05.2024.