Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Die Grenzboten. Jg. 52, 1893, Erstes Vierteljahr.

Bild:
<< vorherige Seite
Lin Lid-Trave-"amal

Kaffeeeinfuhr überwiegend in Lübeck und Hamburg zu decken pflegte. Es ist
wohl zu beachten, wenn der Verfasser gegenüber diesen mannichfachen Anstren¬
gungen des Auslandes, den Norden der Vermittlung des deutschen Handels
und der deutschen Schiffahrt zu entziehen, betont, das; eine Befestigung der
Grundlagen der Häfen, die die Hanptstützvnnkte unsers Verkehrs nach dem nor¬
dischen Auslande sind, nicht das Interesse dieser Städte allein, sondern ein
wichtiges allgemein deutsches Interesse bilden. Über den Unterschied der
Handelsstelluug Stettins und Lübeck heißt es in der Denkschrift: "Stettin hat
sich als Handels- und Wechselplatz im deutsch-skandinavischen Verkehr gewiß
bewährt; aber was die Leistungen dieses Platzes immerhin beschränkt, sind die
bei ihm vorherrschende Transitthätigkeit lind sein beschränkter Eigenhandel.
Stettin bekommt seine Arbeit über See vom Inlande sehr viel mehr fertig zu¬
gestellt, als sie das Ergebnis seiner persönlichen Kraft und seiner persönlichen
Leistungen ist. Anders, weil in den Bedingungen hiervon verschieden, ist die
Stellung und die Thätigkeit Lübecks. Wie dort das einfache Transportgewerbe,
die Spedition, so ist hier der selbstthätige Warenhcmdel, das Propregeschäft,
das eigentliche Rückgrat aller Handelsthütigkeit. Stettins Beziehungen zu den
skandinavischen Vorländern sind auch verlMtnismäßig neu und sehr viel weniger
getragen von den alten kapitalistischen Grundlagen, die dein Lübecker Handel
uach dem Norden wie dem keiner andern Stadt einen starken Halt geben.
Vermöge seiner Jahrhunderte alten Verbindungen, des persönlichen Zu¬
sammenhangs seiner Kaufmannschaft mit der nordischen Handelswelt, sowie
namentlich auch 'dank seinem ins einzelne gehenden Verständnis für die
weit auseinander liegenden Bedürfnisse der baltischen Handelsgebiete in Be-
zug auf Geschmack, Warengattung und Kvusumtiousart wird Lübeck auch
der Erhaltung und Festigung unsrer Handelsbeziehungen immer am wirksamsten
zu dienen vermögen. Wenn es sich um eine Stärkung der Grundlagen handelt,
die unserm Handel und Verkehr mit dem skandinavischen Markte dienen, so
wird Lübeck hierzu immer eine hervorragende Befähigung erweisen."

Mit Recht legt der Verfasser auch darauf besondern Wert, daß die Waren¬
lager Lübecks entsprechend der geringen Konzentration des nordischen Waren¬
verkehrs nicht sehr massenhaft, aber sehr mnnnichfaltig sind. Der Kaufmann in
Finnland und Skandinavien ist nicht Spezialist wie in andern Ländern, er
nimmt verschiedne Warenarten in Ankauf und bezahlt dafür den Lübecker Kauf¬
mann mit seinen Landesprodukten. In diesem Warenaustausch findet der Ver¬
fasser bei der Besprechung der Güter, die vom Norden nach Dentschland gehen,
einen wesentlichen Umstand, der der Binnenschiffahrt die unentbehrlichen Fracht¬
mengen für die Rückfracht liefert. Die im Kreise der Elbschiffer wiederholt
ausgesprochnc Befürchtung, daß diese Rückfrachten, die für die Verminderung
der Transportkosten von wesentlichem Einfluß sind, in Lübeck uicht in genü¬
gendem Umfange vorhanden sein würden, weist der Verfasser mit dem zahlen-


Lin Lid-Trave-«amal

Kaffeeeinfuhr überwiegend in Lübeck und Hamburg zu decken pflegte. Es ist
wohl zu beachten, wenn der Verfasser gegenüber diesen mannichfachen Anstren¬
gungen des Auslandes, den Norden der Vermittlung des deutschen Handels
und der deutschen Schiffahrt zu entziehen, betont, das; eine Befestigung der
Grundlagen der Häfen, die die Hanptstützvnnkte unsers Verkehrs nach dem nor¬
dischen Auslande sind, nicht das Interesse dieser Städte allein, sondern ein
wichtiges allgemein deutsches Interesse bilden. Über den Unterschied der
Handelsstelluug Stettins und Lübeck heißt es in der Denkschrift: „Stettin hat
sich als Handels- und Wechselplatz im deutsch-skandinavischen Verkehr gewiß
bewährt; aber was die Leistungen dieses Platzes immerhin beschränkt, sind die
bei ihm vorherrschende Transitthätigkeit lind sein beschränkter Eigenhandel.
Stettin bekommt seine Arbeit über See vom Inlande sehr viel mehr fertig zu¬
gestellt, als sie das Ergebnis seiner persönlichen Kraft und seiner persönlichen
Leistungen ist. Anders, weil in den Bedingungen hiervon verschieden, ist die
Stellung und die Thätigkeit Lübecks. Wie dort das einfache Transportgewerbe,
die Spedition, so ist hier der selbstthätige Warenhcmdel, das Propregeschäft,
das eigentliche Rückgrat aller Handelsthütigkeit. Stettins Beziehungen zu den
skandinavischen Vorländern sind auch verlMtnismäßig neu und sehr viel weniger
getragen von den alten kapitalistischen Grundlagen, die dein Lübecker Handel
uach dem Norden wie dem keiner andern Stadt einen starken Halt geben.
Vermöge seiner Jahrhunderte alten Verbindungen, des persönlichen Zu¬
sammenhangs seiner Kaufmannschaft mit der nordischen Handelswelt, sowie
namentlich auch 'dank seinem ins einzelne gehenden Verständnis für die
weit auseinander liegenden Bedürfnisse der baltischen Handelsgebiete in Be-
zug auf Geschmack, Warengattung und Kvusumtiousart wird Lübeck auch
der Erhaltung und Festigung unsrer Handelsbeziehungen immer am wirksamsten
zu dienen vermögen. Wenn es sich um eine Stärkung der Grundlagen handelt,
die unserm Handel und Verkehr mit dem skandinavischen Markte dienen, so
wird Lübeck hierzu immer eine hervorragende Befähigung erweisen."

Mit Recht legt der Verfasser auch darauf besondern Wert, daß die Waren¬
lager Lübecks entsprechend der geringen Konzentration des nordischen Waren¬
verkehrs nicht sehr massenhaft, aber sehr mnnnichfaltig sind. Der Kaufmann in
Finnland und Skandinavien ist nicht Spezialist wie in andern Ländern, er
nimmt verschiedne Warenarten in Ankauf und bezahlt dafür den Lübecker Kauf¬
mann mit seinen Landesprodukten. In diesem Warenaustausch findet der Ver¬
fasser bei der Besprechung der Güter, die vom Norden nach Dentschland gehen,
einen wesentlichen Umstand, der der Binnenschiffahrt die unentbehrlichen Fracht¬
mengen für die Rückfracht liefert. Die im Kreise der Elbschiffer wiederholt
ausgesprochnc Befürchtung, daß diese Rückfrachten, die für die Verminderung
der Transportkosten von wesentlichem Einfluß sind, in Lübeck uicht in genü¬
gendem Umfange vorhanden sein würden, weist der Verfasser mit dem zahlen-


<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <div n="1">
          <pb facs="#f0089" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/213881"/>
          <fw type="header" place="top"> Lin Lid-Trave-«amal</fw><lb/>
          <p xml:id="ID_279" prev="#ID_278"> Kaffeeeinfuhr überwiegend in Lübeck und Hamburg zu decken pflegte. Es ist<lb/>
wohl zu beachten, wenn der Verfasser gegenüber diesen mannichfachen Anstren¬<lb/>
gungen des Auslandes, den Norden der Vermittlung des deutschen Handels<lb/>
und der deutschen Schiffahrt zu entziehen, betont, das; eine Befestigung der<lb/>
Grundlagen der Häfen, die die Hanptstützvnnkte unsers Verkehrs nach dem nor¬<lb/>
dischen Auslande sind, nicht das Interesse dieser Städte allein, sondern ein<lb/>
wichtiges allgemein deutsches Interesse bilden. Über den Unterschied der<lb/>
Handelsstelluug Stettins und Lübeck heißt es in der Denkschrift: &#x201E;Stettin hat<lb/>
sich als Handels- und Wechselplatz im deutsch-skandinavischen Verkehr gewiß<lb/>
bewährt; aber was die Leistungen dieses Platzes immerhin beschränkt, sind die<lb/>
bei ihm vorherrschende Transitthätigkeit lind sein beschränkter Eigenhandel.<lb/>
Stettin bekommt seine Arbeit über See vom Inlande sehr viel mehr fertig zu¬<lb/>
gestellt, als sie das Ergebnis seiner persönlichen Kraft und seiner persönlichen<lb/>
Leistungen ist. Anders, weil in den Bedingungen hiervon verschieden, ist die<lb/>
Stellung und die Thätigkeit Lübecks. Wie dort das einfache Transportgewerbe,<lb/>
die Spedition, so ist hier der selbstthätige Warenhcmdel, das Propregeschäft,<lb/>
das eigentliche Rückgrat aller Handelsthütigkeit. Stettins Beziehungen zu den<lb/>
skandinavischen Vorländern sind auch verlMtnismäßig neu und sehr viel weniger<lb/>
getragen von den alten kapitalistischen Grundlagen, die dein Lübecker Handel<lb/>
uach dem Norden wie dem keiner andern Stadt einen starken Halt geben.<lb/>
Vermöge seiner Jahrhunderte alten Verbindungen, des persönlichen Zu¬<lb/>
sammenhangs seiner Kaufmannschaft mit der nordischen Handelswelt, sowie<lb/>
namentlich auch 'dank seinem ins einzelne gehenden Verständnis für die<lb/>
weit auseinander liegenden Bedürfnisse der baltischen Handelsgebiete in Be-<lb/>
zug auf Geschmack, Warengattung und Kvusumtiousart wird Lübeck auch<lb/>
der Erhaltung und Festigung unsrer Handelsbeziehungen immer am wirksamsten<lb/>
zu dienen vermögen. Wenn es sich um eine Stärkung der Grundlagen handelt,<lb/>
die unserm Handel und Verkehr mit dem skandinavischen Markte dienen, so<lb/>
wird Lübeck hierzu immer eine hervorragende Befähigung erweisen."</p><lb/>
          <p xml:id="ID_280" next="#ID_281"> Mit Recht legt der Verfasser auch darauf besondern Wert, daß die Waren¬<lb/>
lager Lübecks entsprechend der geringen Konzentration des nordischen Waren¬<lb/>
verkehrs nicht sehr massenhaft, aber sehr mnnnichfaltig sind. Der Kaufmann in<lb/>
Finnland und Skandinavien ist nicht Spezialist wie in andern Ländern, er<lb/>
nimmt verschiedne Warenarten in Ankauf und bezahlt dafür den Lübecker Kauf¬<lb/>
mann mit seinen Landesprodukten. In diesem Warenaustausch findet der Ver¬<lb/>
fasser bei der Besprechung der Güter, die vom Norden nach Dentschland gehen,<lb/>
einen wesentlichen Umstand, der der Binnenschiffahrt die unentbehrlichen Fracht¬<lb/>
mengen für die Rückfracht liefert. Die im Kreise der Elbschiffer wiederholt<lb/>
ausgesprochnc Befürchtung, daß diese Rückfrachten, die für die Verminderung<lb/>
der Transportkosten von wesentlichem Einfluß sind, in Lübeck uicht in genü¬<lb/>
gendem Umfange vorhanden sein würden, weist der Verfasser mit dem zahlen-</p><lb/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[0089] Lin Lid-Trave-«amal Kaffeeeinfuhr überwiegend in Lübeck und Hamburg zu decken pflegte. Es ist wohl zu beachten, wenn der Verfasser gegenüber diesen mannichfachen Anstren¬ gungen des Auslandes, den Norden der Vermittlung des deutschen Handels und der deutschen Schiffahrt zu entziehen, betont, das; eine Befestigung der Grundlagen der Häfen, die die Hanptstützvnnkte unsers Verkehrs nach dem nor¬ dischen Auslande sind, nicht das Interesse dieser Städte allein, sondern ein wichtiges allgemein deutsches Interesse bilden. Über den Unterschied der Handelsstelluug Stettins und Lübeck heißt es in der Denkschrift: „Stettin hat sich als Handels- und Wechselplatz im deutsch-skandinavischen Verkehr gewiß bewährt; aber was die Leistungen dieses Platzes immerhin beschränkt, sind die bei ihm vorherrschende Transitthätigkeit lind sein beschränkter Eigenhandel. Stettin bekommt seine Arbeit über See vom Inlande sehr viel mehr fertig zu¬ gestellt, als sie das Ergebnis seiner persönlichen Kraft und seiner persönlichen Leistungen ist. Anders, weil in den Bedingungen hiervon verschieden, ist die Stellung und die Thätigkeit Lübecks. Wie dort das einfache Transportgewerbe, die Spedition, so ist hier der selbstthätige Warenhcmdel, das Propregeschäft, das eigentliche Rückgrat aller Handelsthütigkeit. Stettins Beziehungen zu den skandinavischen Vorländern sind auch verlMtnismäßig neu und sehr viel weniger getragen von den alten kapitalistischen Grundlagen, die dein Lübecker Handel uach dem Norden wie dem keiner andern Stadt einen starken Halt geben. Vermöge seiner Jahrhunderte alten Verbindungen, des persönlichen Zu¬ sammenhangs seiner Kaufmannschaft mit der nordischen Handelswelt, sowie namentlich auch 'dank seinem ins einzelne gehenden Verständnis für die weit auseinander liegenden Bedürfnisse der baltischen Handelsgebiete in Be- zug auf Geschmack, Warengattung und Kvusumtiousart wird Lübeck auch der Erhaltung und Festigung unsrer Handelsbeziehungen immer am wirksamsten zu dienen vermögen. Wenn es sich um eine Stärkung der Grundlagen handelt, die unserm Handel und Verkehr mit dem skandinavischen Markte dienen, so wird Lübeck hierzu immer eine hervorragende Befähigung erweisen." Mit Recht legt der Verfasser auch darauf besondern Wert, daß die Waren¬ lager Lübecks entsprechend der geringen Konzentration des nordischen Waren¬ verkehrs nicht sehr massenhaft, aber sehr mnnnichfaltig sind. Der Kaufmann in Finnland und Skandinavien ist nicht Spezialist wie in andern Ländern, er nimmt verschiedne Warenarten in Ankauf und bezahlt dafür den Lübecker Kauf¬ mann mit seinen Landesprodukten. In diesem Warenaustausch findet der Ver¬ fasser bei der Besprechung der Güter, die vom Norden nach Dentschland gehen, einen wesentlichen Umstand, der der Binnenschiffahrt die unentbehrlichen Fracht¬ mengen für die Rückfracht liefert. Die im Kreise der Elbschiffer wiederholt ausgesprochnc Befürchtung, daß diese Rückfrachten, die für die Verminderung der Transportkosten von wesentlichem Einfluß sind, in Lübeck uicht in genü¬ gendem Umfange vorhanden sein würden, weist der Verfasser mit dem zahlen-

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Staats- und Universitätsbibliothek (SuUB) Bremen: Bereitstellung der Texttranskription.
Kay-Michael Würzner: Bearbeitung der digitalen Edition.

Weitere Informationen:

Verfahren der Texterfassung: OCR mit Nachkorrektur.

Bogensignaturen: gekennzeichnet;Druckfehler: ignoriert;fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet;Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage;Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet;i/j in Fraktur: wie Vorlage;I/J in Fraktur: wie Vorlage;Kolumnentitel: gekennzeichnet;Kustoden: gekennzeichnet;langes s (ſ): als s transkribiert;Normalisierungen: stillschweigend;rundes r (&#xa75b;): als r/et transkribiert;Seitenumbrüche markiert: ja;Silbentrennung: wie Vorlage;u/v bzw. U/V: wie Vorlage;Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert;Vollständigkeit: vollständig erfasst;Zeichensetzung: wie Vorlage;Zeilenumbrüche markiert: ja;

Nachkorrektur erfolgte automatisch.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341857_213791
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341857_213791/89
Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 52, 1893, Erstes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341857_213791/89>, abgerufen am 27.05.2024.