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Die Grenzboten. Jg. 54, 1895, Erstes Vierteljahr.

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wurde. Zwar hat der Staat oder die Provinz 7500 Mark zur Herstellung
von Wegen durch die Gemeindeflur bewilligt, aber das Dorf hat schon 8100
Mark dazu gezahlt, und einige Jahre sollen noch jährlich 1428 Mark von ihm
eingefordert werden. Gegen die Zweckmäßigkeit der Separation ist ja durchaus
nichts einzuwenden; wenn auch manche von den Bewohnern selbst mit den
ihnen zugeteilten Grundstücken noch lange nicht zufrieden sein werden, so
begreifen doch schon alle den Vorteil besserer Wege für Wagen und Zugvieh.

Doch nun zur Bilanz, aufgenommen am 24. August 1893.


[Beginn Spaltensatz]

Aktiva

Land: Hutweide und Wald,
2 Hektar 79 Ar 36Quadrat-
Meter....... 32SM Mark
Schulgebäude,Wohnhaus des
Lehrers, Spritzenhaus und
Backhaus.....8 320,- "
Ungedeckte Schuld. . . .
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Passiva

Darlehen der Provinz . . 11200,- Mark
Darlehen der Sparkasse in
Brilon...... 2000 -- ",

[Ende Spaltensatz]
13200,-- Mark
13200 -- Mark

Der Bankier, der diese Bilanz des Dorfes Düdinghausen mit mehr als
4300 Mark ungedeckter Gemeindeschuld prüft, wird sie sofort für viel zu rosig
abgefaßt erklären; er wird mit Recht bemerken, daß die Häuser für die Schule
und für den Lehrer unveräußerlich seien, und daß demnach die Gemeiudeschuld. für
die die Deckung ans dem Gemeindevermögen fehlt, mit mehr als 12000 Mark
anzusetzen sei.

Von leichtsinniger Wirtschaft darf man hier nicht reden, weil die Dar¬
lehen nur zur Herstellung dürftiger Kommunalwege benutzt worden sind. Daß
diese Wege, deren Herstellung die Gemcindeverschuldung auf Jahrzehnte hinaus
bewirkt haben, durchaus ungenügend sind, geht schon daraus hervor, daß auf
Strecken bis zu 200 Meter Länge Steigungen von 1:12 vorkommen, und daß
sogenannte Equipagenbesitzer ihr eignes Fuhrwerk auf diesen Wegen nicht be¬
nutzen, sondern es vorziehen, zu Fuß zu gehen, wenn sich ein Besuch des
Ortes nicht vermeiden läßt.

Nun, wenn die Deckung für die Gemeindeschuld beim Vermögen fehlt,
so wird sie wohl in der Steuerkraft zu finden sein. Ich will also auch diese
besprechen, wobei ich allerdings nicht verhehlen kann, daß durchaus zuverlässige
Zahlen nicht beizubringen sind.

Der Hänserwert der Ortschaft samt den Hofräumen und Gärten, die die
Häuser umgeben, kann, wenn man bedenkt, daß gegen 10 Häuser fast bis zur
Unbewohnbarkeit baufällig sind, wenigstens 30 Häuser keinen Garten habe",
2 (Schule und Lehrerwohnung) als Gemeindeeigentum, 2 (Pfarrhaus und ehe¬
maliges Pfarrhaus, jetzt Wirtschaftsgebäude) als fiskalische Gebäude unver¬
äußerlich sind, nicht höher als auf 75000 Mark veranschlagt werden. Der
Wert der Gärten und Felder, der Wiesen und des Waldes der ganzen Ge-


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wurde. Zwar hat der Staat oder die Provinz 7500 Mark zur Herstellung
von Wegen durch die Gemeindeflur bewilligt, aber das Dorf hat schon 8100
Mark dazu gezahlt, und einige Jahre sollen noch jährlich 1428 Mark von ihm
eingefordert werden. Gegen die Zweckmäßigkeit der Separation ist ja durchaus
nichts einzuwenden; wenn auch manche von den Bewohnern selbst mit den
ihnen zugeteilten Grundstücken noch lange nicht zufrieden sein werden, so
begreifen doch schon alle den Vorteil besserer Wege für Wagen und Zugvieh.

Doch nun zur Bilanz, aufgenommen am 24. August 1893.


[Beginn Spaltensatz]

Aktiva

Land: Hutweide und Wald,
2 Hektar 79 Ar 36Quadrat-
Meter....... 32SM Mark
Schulgebäude,Wohnhaus des
Lehrers, Spritzenhaus und
Backhaus.....8 320,- „
Ungedeckte Schuld. . . .
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Passiva

Darlehen der Provinz . . 11200,- Mark
Darlehen der Sparkasse in
Brilon...... 2000 — „,

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13200,— Mark
13200 — Mark

Der Bankier, der diese Bilanz des Dorfes Düdinghausen mit mehr als
4300 Mark ungedeckter Gemeindeschuld prüft, wird sie sofort für viel zu rosig
abgefaßt erklären; er wird mit Recht bemerken, daß die Häuser für die Schule
und für den Lehrer unveräußerlich seien, und daß demnach die Gemeiudeschuld. für
die die Deckung ans dem Gemeindevermögen fehlt, mit mehr als 12000 Mark
anzusetzen sei.

Von leichtsinniger Wirtschaft darf man hier nicht reden, weil die Dar¬
lehen nur zur Herstellung dürftiger Kommunalwege benutzt worden sind. Daß
diese Wege, deren Herstellung die Gemcindeverschuldung auf Jahrzehnte hinaus
bewirkt haben, durchaus ungenügend sind, geht schon daraus hervor, daß auf
Strecken bis zu 200 Meter Länge Steigungen von 1:12 vorkommen, und daß
sogenannte Equipagenbesitzer ihr eignes Fuhrwerk auf diesen Wegen nicht be¬
nutzen, sondern es vorziehen, zu Fuß zu gehen, wenn sich ein Besuch des
Ortes nicht vermeiden läßt.

Nun, wenn die Deckung für die Gemeindeschuld beim Vermögen fehlt,
so wird sie wohl in der Steuerkraft zu finden sein. Ich will also auch diese
besprechen, wobei ich allerdings nicht verhehlen kann, daß durchaus zuverlässige
Zahlen nicht beizubringen sind.

Der Hänserwert der Ortschaft samt den Hofräumen und Gärten, die die
Häuser umgeben, kann, wenn man bedenkt, daß gegen 10 Häuser fast bis zur
Unbewohnbarkeit baufällig sind, wenigstens 30 Häuser keinen Garten habe»,
2 (Schule und Lehrerwohnung) als Gemeindeeigentum, 2 (Pfarrhaus und ehe¬
maliges Pfarrhaus, jetzt Wirtschaftsgebäude) als fiskalische Gebäude unver¬
äußerlich sind, nicht höher als auf 75000 Mark veranschlagt werden. Der
Wert der Gärten und Felder, der Wiesen und des Waldes der ganzen Ge-


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[0366] Line Dorflnlanz wurde. Zwar hat der Staat oder die Provinz 7500 Mark zur Herstellung von Wegen durch die Gemeindeflur bewilligt, aber das Dorf hat schon 8100 Mark dazu gezahlt, und einige Jahre sollen noch jährlich 1428 Mark von ihm eingefordert werden. Gegen die Zweckmäßigkeit der Separation ist ja durchaus nichts einzuwenden; wenn auch manche von den Bewohnern selbst mit den ihnen zugeteilten Grundstücken noch lange nicht zufrieden sein werden, so begreifen doch schon alle den Vorteil besserer Wege für Wagen und Zugvieh. Doch nun zur Bilanz, aufgenommen am 24. August 1893. Aktiva Land: Hutweide und Wald, 2 Hektar 79 Ar 36Quadrat- Meter....... 32SM Mark Schulgebäude,Wohnhaus des Lehrers, Spritzenhaus und Backhaus.....8 320,- „ Ungedeckte Schuld. . . . Passiva Darlehen der Provinz . . 11200,- Mark Darlehen der Sparkasse in Brilon...... 2000 — „, 13200,— Mark 13200 — Mark Der Bankier, der diese Bilanz des Dorfes Düdinghausen mit mehr als 4300 Mark ungedeckter Gemeindeschuld prüft, wird sie sofort für viel zu rosig abgefaßt erklären; er wird mit Recht bemerken, daß die Häuser für die Schule und für den Lehrer unveräußerlich seien, und daß demnach die Gemeiudeschuld. für die die Deckung ans dem Gemeindevermögen fehlt, mit mehr als 12000 Mark anzusetzen sei. Von leichtsinniger Wirtschaft darf man hier nicht reden, weil die Dar¬ lehen nur zur Herstellung dürftiger Kommunalwege benutzt worden sind. Daß diese Wege, deren Herstellung die Gemcindeverschuldung auf Jahrzehnte hinaus bewirkt haben, durchaus ungenügend sind, geht schon daraus hervor, daß auf Strecken bis zu 200 Meter Länge Steigungen von 1:12 vorkommen, und daß sogenannte Equipagenbesitzer ihr eignes Fuhrwerk auf diesen Wegen nicht be¬ nutzen, sondern es vorziehen, zu Fuß zu gehen, wenn sich ein Besuch des Ortes nicht vermeiden läßt. Nun, wenn die Deckung für die Gemeindeschuld beim Vermögen fehlt, so wird sie wohl in der Steuerkraft zu finden sein. Ich will also auch diese besprechen, wobei ich allerdings nicht verhehlen kann, daß durchaus zuverlässige Zahlen nicht beizubringen sind. Der Hänserwert der Ortschaft samt den Hofräumen und Gärten, die die Häuser umgeben, kann, wenn man bedenkt, daß gegen 10 Häuser fast bis zur Unbewohnbarkeit baufällig sind, wenigstens 30 Häuser keinen Garten habe», 2 (Schule und Lehrerwohnung) als Gemeindeeigentum, 2 (Pfarrhaus und ehe¬ maliges Pfarrhaus, jetzt Wirtschaftsgebäude) als fiskalische Gebäude unver¬ äußerlich sind, nicht höher als auf 75000 Mark veranschlagt werden. Der Wert der Gärten und Felder, der Wiesen und des Waldes der ganzen Ge-

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 54, 1895, Erstes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341861_219001/366>, abgerufen am 17.06.2024.