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Die Grenzboten. Jg. 55, 1896, Zweites Vierteljahr.

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aus und hat sich durch diese That für alle Zeit eine Narrenkappe aufs Haupt
gesetzt." Und über Austin urteilt dasselbe Blatt: "Mr. Austin sind seine litte¬
rarischen Versuche so oft mißlungen, daß es schwer fällt, ihn setzt richtig zu
beurteilen, wo er das Glück gehabt hat, Lord Salisbury zum Beurteiler seiner
dichterischen Versuche zu erhalten. Ohne Zweifel werden nun Austins Mi߬
erfolge der Parteilichkeit seiner Kritiker zugeschrieben werden und uicht der Un¬
zulänglichkeit seiner Leistungen. Er ist gewiß ein fleißiger Schreiber, und es
würde ein geräumiges Bücherbrett notwendig sein, um die gedruckten Ergeb¬
nisse seiner Schreiberei in Versen und in Prosa aufzunehmen. Er hat seine
Feder auch an Dichtungen höherer Art versucht, aber der geschmacklose Kri¬
tiker und das Lesepublikum haben diese Erzeugnisse achselzuckend abgelehnt.
Die Abhänge des Helikon hinaufzuklettern ist sein ganzer Ehrgeiz gewesen; er
hat sich weidlich abgequält, obwohl ihm die Kräfte vollständig fehlten, die
Höhe des Musensitzes zu erreichen. Es ist nicht Austins Fehler, daß er nach
Tennyson kommt, aber es ist sein Unglück. Die Erinnerung an den großen
Dichter schwebt noch um die verlassene Stätte, daher gehört ein ganz schätzens¬
werter aber unbedeutender Dichterling so wenig auf jenen Platz, wie ein Be¬
wohner von Liliput auf den Thron von Brobdingnag." Ein Kritiker nennt
Austin den Vertreter des xinedboolc L/roni8in, man hat es ihm auch sehr ver¬
dacht, daß er in seiner Schrift Ids ?over^ ok tue?srioä auf so respektwidrige
und verständnislose Art gegen Tennyson zu Felde zieht, dessen Schwächen mit
den Glanzstellcu Byrons vergleicht und den Dichter von Lnooll ^räsir einer
zweifelhaften Moral bezichtigt. Kurz, so hell und strahlend der neue xoöw
lÄurou-of von der konservativen Partei dargestellt wird, so traurig ist das
Bild, das seine Gegner von ihm entwerfen.

Die landläufigen Litteraturgeschichten erwähnen Alfred Austin kaum, die
^Äuelilllli? Mltiou hat seiue Werke noch nicht aufgenommen und deutsche Zeit¬
schriften haben bis jetzt noch keinen Essay über ihn gebracht. Wir glauben
daher, unsern Lesern einen Dienst zu erweisen, wenn wir ihnen einige Angaben
über sein Leben und seine Thätigkeit machen.

Alfred Austin ist kein Jüngling mehr; er ist 1835 in Headingsley bei
Leeds von katholischen Eltern geboren. Schon mit neunzehn Jahren veröffent¬
lichte er seine Dichtung liiZ-ncloIM, worin er das Polentum verherrlicht,
dem er seiue Sympathie auch jetzt noch bewahrt hat, und zugleich gegen
Nußland einen oft knabenhaft klingenden Haß ausspricht. Er studirte dann
die Rechte, trat 1857 in den Justizdicnst, wandte sich aber bald der Jour¬
nalistik und litterarischer Thätigkeit zu. Seine Vorbilder sah er in Disraeli
und Bulwer; ihr Einfluß ist auch zu erkennen in seinem von der Kritik wenig
günstig aufgenommnen Roman ?ivo ^tZg-rs c>1 it. Auch feine Satire Lds
8öÄ80u (1861) fand wenig Beifall, was ihn bewog, in seiner Schrift Nz^ La-
tirs ana its Osusors einmal gründlich mit seinen Kritikern abzurechnen. Sein


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aus und hat sich durch diese That für alle Zeit eine Narrenkappe aufs Haupt
gesetzt." Und über Austin urteilt dasselbe Blatt: „Mr. Austin sind seine litte¬
rarischen Versuche so oft mißlungen, daß es schwer fällt, ihn setzt richtig zu
beurteilen, wo er das Glück gehabt hat, Lord Salisbury zum Beurteiler seiner
dichterischen Versuche zu erhalten. Ohne Zweifel werden nun Austins Mi߬
erfolge der Parteilichkeit seiner Kritiker zugeschrieben werden und uicht der Un¬
zulänglichkeit seiner Leistungen. Er ist gewiß ein fleißiger Schreiber, und es
würde ein geräumiges Bücherbrett notwendig sein, um die gedruckten Ergeb¬
nisse seiner Schreiberei in Versen und in Prosa aufzunehmen. Er hat seine
Feder auch an Dichtungen höherer Art versucht, aber der geschmacklose Kri¬
tiker und das Lesepublikum haben diese Erzeugnisse achselzuckend abgelehnt.
Die Abhänge des Helikon hinaufzuklettern ist sein ganzer Ehrgeiz gewesen; er
hat sich weidlich abgequält, obwohl ihm die Kräfte vollständig fehlten, die
Höhe des Musensitzes zu erreichen. Es ist nicht Austins Fehler, daß er nach
Tennyson kommt, aber es ist sein Unglück. Die Erinnerung an den großen
Dichter schwebt noch um die verlassene Stätte, daher gehört ein ganz schätzens¬
werter aber unbedeutender Dichterling so wenig auf jenen Platz, wie ein Be¬
wohner von Liliput auf den Thron von Brobdingnag." Ein Kritiker nennt
Austin den Vertreter des xinedboolc L/roni8in, man hat es ihm auch sehr ver¬
dacht, daß er in seiner Schrift Ids ?over^ ok tue?srioä auf so respektwidrige
und verständnislose Art gegen Tennyson zu Felde zieht, dessen Schwächen mit
den Glanzstellcu Byrons vergleicht und den Dichter von Lnooll ^räsir einer
zweifelhaften Moral bezichtigt. Kurz, so hell und strahlend der neue xoöw
lÄurou-of von der konservativen Partei dargestellt wird, so traurig ist das
Bild, das seine Gegner von ihm entwerfen.

Die landläufigen Litteraturgeschichten erwähnen Alfred Austin kaum, die
^Äuelilllli? Mltiou hat seiue Werke noch nicht aufgenommen und deutsche Zeit¬
schriften haben bis jetzt noch keinen Essay über ihn gebracht. Wir glauben
daher, unsern Lesern einen Dienst zu erweisen, wenn wir ihnen einige Angaben
über sein Leben und seine Thätigkeit machen.

Alfred Austin ist kein Jüngling mehr; er ist 1835 in Headingsley bei
Leeds von katholischen Eltern geboren. Schon mit neunzehn Jahren veröffent¬
lichte er seine Dichtung liiZ-ncloIM, worin er das Polentum verherrlicht,
dem er seiue Sympathie auch jetzt noch bewahrt hat, und zugleich gegen
Nußland einen oft knabenhaft klingenden Haß ausspricht. Er studirte dann
die Rechte, trat 1857 in den Justizdicnst, wandte sich aber bald der Jour¬
nalistik und litterarischer Thätigkeit zu. Seine Vorbilder sah er in Disraeli
und Bulwer; ihr Einfluß ist auch zu erkennen in seinem von der Kritik wenig
günstig aufgenommnen Roman ?ivo ^tZg-rs c>1 it. Auch feine Satire Lds
8öÄ80u (1861) fand wenig Beifall, was ihn bewog, in seiner Schrift Nz^ La-
tirs ana its Osusors einmal gründlich mit seinen Kritikern abzurechnen. Sein


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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 55, 1896, Zweites Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341863_222303/80>, abgerufen am 28.05.2024.