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Die Grenzboten. Jg. 56, 1897, Erstes Vierteljahr.

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Maßgebliches und Unmaßgebliches

Wenn sich mich seit fünfzehn Jahren die Zahl der Gewcrbeaufsichtsbeamten, wie
der Abgeordnete Hitze anerkannte, allein in Preußen verzehnfacht hat, so ist die
Zahl immer noch viel zu klein. Aber sie wird auch, wenn sie sich nochmals ver¬
doppelt und verdreifacht, doch immer noch zu klein bleiben, solange es nicht gelingt,
die örtlichen Organe der Staatsgewalt, die Ortspolizei, zur gewissenhaften Erfüllung
ihrer seit Jahren schon gesetzlich klar und bestimmt vorgeschriebnen Amtspflicht zu
erziehen. Wir haben uns darüber bei der Darlegung der Mißstände in der Kleider-
nnd Wäschekonfektion unzweideutig ausgesprochen. Daß in der "großen sozialpoli¬
tischen Debatte" die Ortspolizei als von Natur unfähig zur Erfüllung ihrer Pflicht,
dagegen Arbeiterorganisationen sür das Allheilmittel erklärt wurden, war nichts
neues und war kein Wunder, und daß die Leute von der Zeit und vom Vorwärts
selbst das Mittel ganz unanwendbar machen, das zu begreifen scheint selbst einem
so vernünftigen Kritiker der Fabrikinspektion wie dem Dr. Schneider noch immer
dank der eingerosteten Parteischablone unmöglich. Jedenfalls hat das alles mit
dem "neuesten" Kurse so wenig zu thu", wie das Klagelied über die Schwerhörig¬
keit Preußens, was die weiblichen Inspektoren anbetrifft, diese ansgesprochne Erb¬
schaft des "neuen" Kurses, des Herrn von Berlepsch. Bemerkenswert ist übrigens
anch das Interesse für das andre Stück ans dem Berlepschscheu Nachlasse, für die
Zwangsinnnngcn. Aber die Arbeiterfreundlichkeit dieses Erbstücks erscheint doch
nicht bloß uns vorläufig noch sehr problematisch. Vielleicht werden in dieser
Frage die National-Sozialen die Bäckermeister zu getreuen Bundesgenossen haben.

Die von dem Mitarbeiter der Zeit nur in seinem Schlußwort gestreifte
"Koalition der Arbeitgeber" und ,,Niederzwinguug der Arbeiterausstände" haben in
der "großen sozialpolitischen Debatte" eine etwas kräftigere Betonung erfahren.
Es war lehrreich, vom Abgeordneten Fischer zu hören: ,,Zur Zeit der Februarerlasse
war es ja ausdrücklich mit vielem Lärm und Pathos als Negierungsaufgabe hin¬
gestellt worden, den Bedürfnissen und Wünschen der Arbeiter entgegenzukommen,
die in den Aufständen der letzten Jahre und anderweit zu Tage getreten sind, und
heute bettelt man ja förmlich die Unternehmer um Unterdrückung der Arveiterausstände,"
Es hätte der unmittelbar vorhergehenden ausdrücklichen Erwähnung der "Tischrede
vom 17. Dezember" nicht bedurft, um erkennen zu lassen, wohin der Wind weht.
Das, was damals bei Tisch geredet worden ist, ist breit genug getreten worden,
daß es den Lesern der Grenzboten überlassen bleiben kann, diese Auslegung des
Abgeordneten Fischer als das zu bezeichnen, was sie ist. Aber, so fragen wir
außerdem, ist denn uach den Fcbruarerlassen, selbst bei ihrer einseitigsten Auslegung,
jeder Aufstand als gerechtfertigt zu erklären? Können nicht Wünsche und Bedürf¬
nisse der Arbeiter das Entgegenkommen des Staats verdienen, auch wenn ein zu
ihrer gewaltsamen Erzwingung herbeigeführter Aufstand unterdrückt werden muß?
Glauben die Herren Bebel, Naumann und Genossen, daß, wenn ihr Ideal erreicht,
und die Gesellschaft als solche der einzige Arbeitgeber, oder doch einzig verantwort¬
lich und bestimmend für die Arbeitsbedingungen sein wird, Aufstände, auch unge¬
rechtfertigte Aufstände, nicht mehr vorkommen werden und unterdrückt werden müssen,
und dann vielleicht recht oft mit Blut und Eisen? Und wenn weiter die Herren
Sozialdemokraten in der "großen sozialpolitischen Debatte" Zetermordio darüber
schreien, daß ein Fabrikiuspcttor in seinem Bericht von ,,Unruhestifter"," von
"Anstiftern zur Unzufriedenheit." von "Widersetzlichkeit der Arbeiter," von "ver¬
führten Arbeitern," ja sogar von "einem ungebührlichen Benehmen," einem "un¬
geziemenden Betragen" und endlich von "einem aufrührerischen Verhalten" und von
"unwahren Anschuldigungen" gesprochen hat -- Worte, die übrigens in die vom


Maßgebliches und Unmaßgebliches

Wenn sich mich seit fünfzehn Jahren die Zahl der Gewcrbeaufsichtsbeamten, wie
der Abgeordnete Hitze anerkannte, allein in Preußen verzehnfacht hat, so ist die
Zahl immer noch viel zu klein. Aber sie wird auch, wenn sie sich nochmals ver¬
doppelt und verdreifacht, doch immer noch zu klein bleiben, solange es nicht gelingt,
die örtlichen Organe der Staatsgewalt, die Ortspolizei, zur gewissenhaften Erfüllung
ihrer seit Jahren schon gesetzlich klar und bestimmt vorgeschriebnen Amtspflicht zu
erziehen. Wir haben uns darüber bei der Darlegung der Mißstände in der Kleider-
nnd Wäschekonfektion unzweideutig ausgesprochen. Daß in der „großen sozialpoli¬
tischen Debatte" die Ortspolizei als von Natur unfähig zur Erfüllung ihrer Pflicht,
dagegen Arbeiterorganisationen sür das Allheilmittel erklärt wurden, war nichts
neues und war kein Wunder, und daß die Leute von der Zeit und vom Vorwärts
selbst das Mittel ganz unanwendbar machen, das zu begreifen scheint selbst einem
so vernünftigen Kritiker der Fabrikinspektion wie dem Dr. Schneider noch immer
dank der eingerosteten Parteischablone unmöglich. Jedenfalls hat das alles mit
dem „neuesten" Kurse so wenig zu thu», wie das Klagelied über die Schwerhörig¬
keit Preußens, was die weiblichen Inspektoren anbetrifft, diese ansgesprochne Erb¬
schaft des „neuen" Kurses, des Herrn von Berlepsch. Bemerkenswert ist übrigens
anch das Interesse für das andre Stück ans dem Berlepschscheu Nachlasse, für die
Zwangsinnnngcn. Aber die Arbeiterfreundlichkeit dieses Erbstücks erscheint doch
nicht bloß uns vorläufig noch sehr problematisch. Vielleicht werden in dieser
Frage die National-Sozialen die Bäckermeister zu getreuen Bundesgenossen haben.

Die von dem Mitarbeiter der Zeit nur in seinem Schlußwort gestreifte
„Koalition der Arbeitgeber" und ,,Niederzwinguug der Arbeiterausstände" haben in
der „großen sozialpolitischen Debatte" eine etwas kräftigere Betonung erfahren.
Es war lehrreich, vom Abgeordneten Fischer zu hören: ,,Zur Zeit der Februarerlasse
war es ja ausdrücklich mit vielem Lärm und Pathos als Negierungsaufgabe hin¬
gestellt worden, den Bedürfnissen und Wünschen der Arbeiter entgegenzukommen,
die in den Aufständen der letzten Jahre und anderweit zu Tage getreten sind, und
heute bettelt man ja förmlich die Unternehmer um Unterdrückung der Arveiterausstände,"
Es hätte der unmittelbar vorhergehenden ausdrücklichen Erwähnung der „Tischrede
vom 17. Dezember" nicht bedurft, um erkennen zu lassen, wohin der Wind weht.
Das, was damals bei Tisch geredet worden ist, ist breit genug getreten worden,
daß es den Lesern der Grenzboten überlassen bleiben kann, diese Auslegung des
Abgeordneten Fischer als das zu bezeichnen, was sie ist. Aber, so fragen wir
außerdem, ist denn uach den Fcbruarerlassen, selbst bei ihrer einseitigsten Auslegung,
jeder Aufstand als gerechtfertigt zu erklären? Können nicht Wünsche und Bedürf¬
nisse der Arbeiter das Entgegenkommen des Staats verdienen, auch wenn ein zu
ihrer gewaltsamen Erzwingung herbeigeführter Aufstand unterdrückt werden muß?
Glauben die Herren Bebel, Naumann und Genossen, daß, wenn ihr Ideal erreicht,
und die Gesellschaft als solche der einzige Arbeitgeber, oder doch einzig verantwort¬
lich und bestimmend für die Arbeitsbedingungen sein wird, Aufstände, auch unge¬
rechtfertigte Aufstände, nicht mehr vorkommen werden und unterdrückt werden müssen,
und dann vielleicht recht oft mit Blut und Eisen? Und wenn weiter die Herren
Sozialdemokraten in der „großen sozialpolitischen Debatte" Zetermordio darüber
schreien, daß ein Fabrikiuspcttor in seinem Bericht von ,,Unruhestifter»," von
„Anstiftern zur Unzufriedenheit." von „Widersetzlichkeit der Arbeiter," von „ver¬
führten Arbeitern," ja sogar von „einem ungebührlichen Benehmen," einem „un¬
geziemenden Betragen" und endlich von „einem aufrührerischen Verhalten" und von
„unwahren Anschuldigungen" gesprochen hat — Worte, die übrigens in die vom


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[0208] Maßgebliches und Unmaßgebliches Wenn sich mich seit fünfzehn Jahren die Zahl der Gewcrbeaufsichtsbeamten, wie der Abgeordnete Hitze anerkannte, allein in Preußen verzehnfacht hat, so ist die Zahl immer noch viel zu klein. Aber sie wird auch, wenn sie sich nochmals ver¬ doppelt und verdreifacht, doch immer noch zu klein bleiben, solange es nicht gelingt, die örtlichen Organe der Staatsgewalt, die Ortspolizei, zur gewissenhaften Erfüllung ihrer seit Jahren schon gesetzlich klar und bestimmt vorgeschriebnen Amtspflicht zu erziehen. Wir haben uns darüber bei der Darlegung der Mißstände in der Kleider- nnd Wäschekonfektion unzweideutig ausgesprochen. Daß in der „großen sozialpoli¬ tischen Debatte" die Ortspolizei als von Natur unfähig zur Erfüllung ihrer Pflicht, dagegen Arbeiterorganisationen sür das Allheilmittel erklärt wurden, war nichts neues und war kein Wunder, und daß die Leute von der Zeit und vom Vorwärts selbst das Mittel ganz unanwendbar machen, das zu begreifen scheint selbst einem so vernünftigen Kritiker der Fabrikinspektion wie dem Dr. Schneider noch immer dank der eingerosteten Parteischablone unmöglich. Jedenfalls hat das alles mit dem „neuesten" Kurse so wenig zu thu», wie das Klagelied über die Schwerhörig¬ keit Preußens, was die weiblichen Inspektoren anbetrifft, diese ansgesprochne Erb¬ schaft des „neuen" Kurses, des Herrn von Berlepsch. Bemerkenswert ist übrigens anch das Interesse für das andre Stück ans dem Berlepschscheu Nachlasse, für die Zwangsinnnngcn. Aber die Arbeiterfreundlichkeit dieses Erbstücks erscheint doch nicht bloß uns vorläufig noch sehr problematisch. Vielleicht werden in dieser Frage die National-Sozialen die Bäckermeister zu getreuen Bundesgenossen haben. Die von dem Mitarbeiter der Zeit nur in seinem Schlußwort gestreifte „Koalition der Arbeitgeber" und ,,Niederzwinguug der Arbeiterausstände" haben in der „großen sozialpolitischen Debatte" eine etwas kräftigere Betonung erfahren. Es war lehrreich, vom Abgeordneten Fischer zu hören: ,,Zur Zeit der Februarerlasse war es ja ausdrücklich mit vielem Lärm und Pathos als Negierungsaufgabe hin¬ gestellt worden, den Bedürfnissen und Wünschen der Arbeiter entgegenzukommen, die in den Aufständen der letzten Jahre und anderweit zu Tage getreten sind, und heute bettelt man ja förmlich die Unternehmer um Unterdrückung der Arveiterausstände," Es hätte der unmittelbar vorhergehenden ausdrücklichen Erwähnung der „Tischrede vom 17. Dezember" nicht bedurft, um erkennen zu lassen, wohin der Wind weht. Das, was damals bei Tisch geredet worden ist, ist breit genug getreten worden, daß es den Lesern der Grenzboten überlassen bleiben kann, diese Auslegung des Abgeordneten Fischer als das zu bezeichnen, was sie ist. Aber, so fragen wir außerdem, ist denn uach den Fcbruarerlassen, selbst bei ihrer einseitigsten Auslegung, jeder Aufstand als gerechtfertigt zu erklären? Können nicht Wünsche und Bedürf¬ nisse der Arbeiter das Entgegenkommen des Staats verdienen, auch wenn ein zu ihrer gewaltsamen Erzwingung herbeigeführter Aufstand unterdrückt werden muß? Glauben die Herren Bebel, Naumann und Genossen, daß, wenn ihr Ideal erreicht, und die Gesellschaft als solche der einzige Arbeitgeber, oder doch einzig verantwort¬ lich und bestimmend für die Arbeitsbedingungen sein wird, Aufstände, auch unge¬ rechtfertigte Aufstände, nicht mehr vorkommen werden und unterdrückt werden müssen, und dann vielleicht recht oft mit Blut und Eisen? Und wenn weiter die Herren Sozialdemokraten in der „großen sozialpolitischen Debatte" Zetermordio darüber schreien, daß ein Fabrikiuspcttor in seinem Bericht von ,,Unruhestifter»," von „Anstiftern zur Unzufriedenheit." von „Widersetzlichkeit der Arbeiter," von „ver¬ führten Arbeitern," ja sogar von „einem ungebührlichen Benehmen," einem „un¬ geziemenden Betragen" und endlich von „einem aufrührerischen Verhalten" und von „unwahren Anschuldigungen" gesprochen hat — Worte, die übrigens in die vom

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 56, 1897, Erstes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341865_224245/208>, abgerufen am 15.06.2024.